Das pikante Geheimnis der Zofe (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
9783733765217 (ISBN)
England, 1361. Mit dem hochgewachsenen Sir Nicholas Lovayne an ihrer Seite reitet Anne of Stamford nach Canterbury. In der heiligen Kathedrale will Nicholas etwas über Annes Herrin herausfinden. Das muss die treue Zofe um jeden Preis verhindern! Aber die Reise bringt Annes Herz in größte Gefahr. Denn der stürmische Kuss des verwegenen Ritters weckt in ihr die Sehnsucht nach Leidenschaft in Nicholas' Armen. Niemals darf ihre Herrin ihr pikantes Geheimnis herausfinden! Man würde sie für immer hinter die gewaltigen Mauern eines Klosters verbannen, und die Liebe ihres Lebens wäre verloren ...
2. KAPITEL
Für gewöhnlich betrat Lady Joan leise einen Raum, fast schwebte sie hinein, und ließ sich so leicht auf ihrem Platz nieder wie ein Vogel, der auf einen Ast hinabsank.
Heute war es anders. Waren die Neuigkeiten nicht nach ihrem Geschmack ausgefallen?
„Was ist mit Euch, Mylady?“ Anne biss sich auf die Zunge. Sie hätte nicht so frei heraus sprechen sollen.
Die Countess war selten erzürnt. Wenn es dennoch vorkam, so wusste Anne sie beruhigen, indem sie ihr warmes, parfümiertes Wasser auf Hände und Schläfen tupfte. Zur Winterzeit machte sie es ihr vor dem Kaminfeuer bequem oder versuchte sie abzulenken, indem sie eines der neuesten Schmuckstücke ihrer Herrin holte, an dem sich diese erfreuen konnte. Wenn das nicht half, ließ sie normalerweise Robert den Narren rufen, der für sie jonglierte oder Purzelbäume durch das ganze Gemach schlug. Manchmal bekam sie auch wieder gute Laune, wenn sie ihre Kinder sah, jedoch nur, wenn diese sich ruhig verhielten und nicht weinten.
Im Allgemeinen verbarg ihre Herrin alles hinter einem Lächeln und dem bewundernden Blick, den sie dem Mann schenkte, der vor ihr stand. Doch heute …
Anne legte ihre Stickerei beiseite, während ihre Herrin unaufhörlich durch das Gemach schritt und sie dabei an ein ängstliches Pferd erinnerte. Plötzlich fiel Anne die ernste Miene des Gesandten wieder ein. Die Nachricht war offenbar nicht so erfreulich gewesen, wie Lady Joan es sich gewünscht hatte. „Die Entscheidung des Papstes? Wird Euch und dem Prinzen gestattet zu …?“
„Ja, ja. Aber zunächst gedenken sie, Untersuchungen über meine heimliche Eheschließung anzustellen.“
Erleichtert nahm Anne ihre Nadel wieder auf. Nun, deswegen war sie mitten in der Nacht geweckt worden. „Ich bezeugte sie natürlich und werde es ihnen entsprechend bestätigen.“
Die großen blauen Augen richteten sich auf sie. „Nicht diese.“
Anne hörte auf zu nähen und schluckte. „Zu welchem Zweck? Ihr habt keine Feinde.“
Lady Joan lachte ihr reizendes Lachen, das so viele Menschen in seinen Bann zog. „Sogar unsere Freunde finden es schwierig, die Ehe des Thronerben mit einer verwitweten englischen Mutter gutzuheißen, die schon bald zu alt sein wird, um Kinder in die Welt zu setzen. Sie halten uns beide für wahnsinnig.“
Das waren sie. Doch Anne kannte es nicht anders. Ständig war ihre Herrin wahnsinnig vor Liebe oder wahnsinnig verliebt gewesen. Ein Privileg, das sich die meisten Frauen ihres Standes nicht leisten konnten. Trotzdem. Joan schöpfte es mit vollen Händen aus. Als Enkelin eines Königs standen ihr zahlreiche Privilegien zu. Warum sollte ihr dieses verwehrt werden?
Anne schob den Gedanken beiseite und setzte die Stickerei mit gleichmäßigen Stichen fort, so wie ihre Herrin sie mochte.
„Aber wir konnten nicht warten“, sagte Joan sowohl zu sich selbst als auch zu Anne. „Ihr wisst, wir konnten nicht warten.“
„Nein, natürlich nicht“, pflichtete Anne ihr gewohnheitsmäßig bei. Sie war nicht sicher, auf welche der Ehen Lady Joan anspielte. Und sie wusste, dass die Erfüllung der Wünsche ihrer Herrin niemals einen Aufschub duldete.
„Wir sind alle von der Pest bedroht. Sie kann uns jederzeit treffen. Wir wollten …“
Sie sprach demnach von Edward.
Die Seuche hatte erwachsene Männer und kleine Kinder diesmal am härtesten getroffen. Sogar der älteste Freund des Königs war dahingeschieden. Der Prinz und sie alle mochten morgen vielleicht schon tot sein.
Bei diesem Gedanken hielt Anne inne und hörte auf zu nähen. Seit ihrer Geburt hatte sie sich mit aller Kraft ans Überleben geklammert.
„Denkt Ihr, dass wir verrückt sind, Anne?“, fragte Joan. Der Befehlston war verschwunden. Stattdessen klang ihre Stimme wehmütig, als hoffe sie, ihre Hofdame würde dies verneinen.
Wieder einmal hatte Lady Joan sich so angehört wie zuvor bereits bei anderen Gelegenheiten. Für ganz kurze Zeit war sie nicht mehr eine Frau von königlichem Blut, die geboren wurde, um Befehle zu erteilen, sondern eine Frau, die liebte und verzweifelt darin bestärkt werden wollte, dass Wunder geschahen.
Jedes Mal hatte Lady Joan mit ihren großen blauen Augen, den blonden Locken und dem flehenden Gesichtsausdruck dabei ausgesehen, als ob Himmel und Erde von einem einzigen Menschen abhingen.
Was sollte sie nun antworten. In gewisser Weise war Lady Joan verrückt. Selbstherrlich spielte sie mit den Gesetzen Gottes und der Menschen. Urplötzlich wünschte Anne, sie könnte das Gleiche tun.
Doch jemand ohne königliche Verbindungen und dazu noch ein Krüppel hatte keine solche Entscheidungsfreiheit.
„Dies zu sagen, steht mir nicht zu, Mylady.“
Joan erhob sich und nahm ihr die Nadel aus den Fingern und spielte mit ihnen, wie sie es getan hatte, als sie jung waren. „Aber ich möchte, dass Ihr mit mir – mit uns – feiert.“
Genau dies war die Joan, die sie kannte. Nach wie vor gelang es ihr, alle Menschen in ihrer Umgebung um den Finger zu wickeln und dann mit ihnen zu verfahren, wie es ihr beliebte. Anne seufzte. Wie alle anderen erlag auch sie Lady Joans Charme. Sie umarmte ihre Herrin und beteuerte, dass sie sich für sie freue und sich alles zum Guten wenden würde. Joan of Kent hatte die besondere Gabe, Liebe anzuziehen, ebenso wie das Meer einen Fluss anzog.
„Damit ist es entschieden“, sagte Joan strahlend. „Alles kommt, wie es kommen muss.“
„Selbstverständlich, Mylady.“ Ihre Antwort hatte so teilnahmslos geklungen wie die Plattitüden ihrer Herrin, denn die Worte kannte sie auswendig.
Doch ihre Herrin war noch nicht fertig. „Habt Ihr ihn gesehen? Sir Nicholas, den Gesandten des Königs?“
Als Anne jetzt an ihn dachte, schlug ihr Herz schneller. „Von Weitem.“
„Er hat Euch also nicht gesehen“, stellte Joan fest.
Sie schüttelte den Kopf, dankbar dafür, dass er nicht gesehen hatte, wie sie stolperte, als sie ihm nachschaute.
„Gut. Ihr werdet also Folgendes für mich tun.“
Anne legte ihre Näharbeit weg und hörte zu.
Eigentlich sollte sie froh und dankbar sein für das Leben, das sie führte. Viele würden sie um die Stellung bei Hof beneiden, wo sie von Luxus umgeben war. Und doch fühlte sie sich an manchen Tagen eher wie in einem Kerker. Nie würde es ihr erlaubt sein, ihre Herrin zu verlassen.
Dafür wusste sie zu viel.
Nicholas stand in einer Nische am Rand des großen Saals in dem größten der vier Jagdhäuser des Königs im New Forest. Von dort aus beobachtete er, wie Edward und Joan feierten, als seien sie bereits vor Gott und seinen Priestern verheiratet.
Während des ganzen Abends waren Männer auf ihn zugetreten und hatten ihm anerkennend auf die Schulter geklopft, als hätte er eine wichtige Schlacht gewonnen.
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
Selbst ein kräftiger Schluck Rotwein half ihm nicht, diese Tatsache zu verdrängen. Edward und Joan jedoch schienen keine Probleme mit der Botschaft des Papstes zu haben. Und obwohl sie privater Natur war, hatten sie anscheinend mit anderen über den Inhalt gesprochen. Letzten Endes war alles nur eine Formalität. Jetzt galt es, ein paar weitere unangenehme Wochen zu überstehen, dann würde er endlich frei sein.
Er warf einen Blick durch den Saal, denn er hatte es eilig, von hier fortzukommen. Das Abkommen mit Frankreich war seit einem Jahr gültig, doch Nicholas hatte davon nur kurze Zeit in England verweilt. Seit einiger Zeit hielt König Edward die Söhne des französischen Königs gefangen, und Nicholas gehörte zu denen, die damit beauftragt worden waren, den ständigen Austausch von Männern und Gold zu überwachen.
Im Augenblick kämpfte König Edward nicht mit den Franzosen. Ganz auf die ritterliche Art behandelte er die französischen Prinzen wie Ehrengäste und nicht wie Kriegsgefangene. Er bot ihnen sogar Zuflucht in seinem Jagdsitz, um sie vor der Pest zu schützen.
Ein toter Gefangener war nutzlos, eine lebende Geisel hingegen Gold, das wusste Nicholas. Und seine eigene französische Geisel, die er sicher in einem Kerker in London gefangen hielt, würde ihm eines Tages eine Menge einbringen.
Der König hatte zum Tanz aufgerufen, an dem sich einige der französischen Geiseln beteiligten. Sie lachten und flirteten mit Prinzessin Isabella, Edwards Schwester, die nur zwei Jahre jünger war als der Prinz und ebenfalls unverheiratet. Es war ungewöhnlich für einen so weisen Herrscher wie König Edward, dass er seine ältesten Kinder noch nicht politisch klug verheiratet hatte, um günstige Allianzen zu schmieden. Viel zu lange durften sie schon tun und lassen, was sie wollten. Beide hatten eine eigenwillige Persönlichkeit und zogen Unannehmlichkeiten an.
Plötzlich wurde er hart angerempelt, sodass der Wein aus seinem Becher schwappte und über seine beste Tunika spritzte. Verärgert drehte Nicholas sich um und hatte den Tadel für den ungeschickten Schurken bereits auf den Lippen.
Stattdessen fand er sich einer Frau gegenüber.
Vielmehr war ihr Haar das erste, was er von ihr sah oder besser gesagt, was er fühlte, als es über seine Hand strich. Weich und wellig verströmte es einen sanft würzigen Duft.
Überrascht spürte er plötzliches Verlangen in sich aufsteigen. Es war lange her, dass er einer Frau beigelegen oder auch nur an eine gedacht hatte.
Sie war gestürzt. Sofort unterdrückte er die scharfe Zurechtweisung, die ihm auf den Lippen gelegen hatte, und bot ihr die Hand zum...
| Erscheint lt. Verlag | 29.3.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Historical | Historical |
| Übersetzer | Birgitt Grollier |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-13 | 9783733765217 / 9783733765217 |
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