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John Sinclair 1968 (eBook)

Schloss der tausend Blitze

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732527700 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 1968 - Jason Dark
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Es war kein Schloss, sondern ein Haus. Dennoch bezeichneten die Menschen es als Schloss. Und sie wussten, dass es nicht geheuer war. Manchmal wurde es von Blitzen umzuckt, und Besitzer war ein seltsamer Mann mit dem Namen Dr. Herb Quintus.

Harmlos? Nein, harmlos war das Haus nicht. Und auch nicht die Blitze, denn sie waren darauf programmiert, sich Menschen zu holen ...

Penny stöhnte leise auf und verdrehte die Augen. »Dann lass uns jetzt gehen, damit wir es hinter uns haben.«

»Gern.« Zwei Autotüren wurden aufgestoßen, dann kletterten die jungen Leute aus dem Mini.

Penny Prentiss war eine schlanke Person mit dunkelblonden Haaren, die im Nacken einen Zopf bildeten. Manche sagten, sie hätte ein lustiges Gesicht. Jedenfalls machte sie oft einen fröhlichen Eindruck und sah die Menschen mit ihren blitzenden blauen Augen an.

Jerry hatte dunkle Haare. An den Seiten hatte er sie wegrasiert und auf dem Kopf nach hinten gekämmt. So sahen sie aus wie ein Kohlestrang, der zudem durch das Gel feucht glänzte. Jerry war ein Mann, der immer für Überraschungen gut war. Nur nicht immer in den eingefahrenen Bahnen leben. Da war es besser, wenn man dem Leben ab und zu einen kleinen Kick gab, so wie an diesem Abend, in der die Dunkelheit eine gewaltige Decke bildete.

Penny konnte ein ungutes Gefühl nicht länger unterdrücken. Sie fasste nach der Hand ihres Freundes und spürte die Wärme der Haut. Da ging es ihr besser.

Trotzdem hatte sie kein gutes Gefühl. Nicht dass ihr der Anblick des Hauses eine direkte Angst eingejagt hätte, aber so etwas Ähnliches durchströmte sie schon. Da war eine Furcht vorhanden, von der sie nicht wusste, woher sie kam.

Das Haus rückte näher. Beim Gehen legte Penny den Kopf in den Nacken und schaute in den dunklen Nachthimmel. Und sie glaubte, dort eine Veränderung zu sehen. Da hatten sich dicke Wolken gebildet, die auch durch einen Wind bewegt wurden, der allerdings nicht bis zu ihnen auf die Erde kam.

Sie ging nicht mehr weiter. Das wunderte ihren Freund, der auch stehen blieb und fragte: »Was ist denn los?«

Es fiel Penny schwer, eine Antwort zu geben. »Da stimmt was nicht«, sagte sie.

»Aha. Und was?«

Sie bewegte den Kopf. »Kann ich dir auch nicht sagen, Jerry. Ich habe plötzlich ein so blödes Gefühl.«

»Wieso?«

»Dass etwas passiert.«

Jerry Paine lachte. »Hör auf, es ist alles okay. Ich zeige dir das Haus, dann fahren wir wieder.«

Die junge Frau trat mit dem Fuß auf. »Und warum sollen wir überhaupt das Haus betreten?«

»Weil es spannend ist.«

Penny musste lachen. »Das glaube ich nicht. Ein leeres Haus ist nicht spannend.«

»Wer hat denn gesagt, dass das Haus leer ist?«

»Du doch.«

»Nein, daran kann ich mich nicht erinnern.«

Penny schüttelte den Kopf. Sie mochte die Ungereimtheiten nicht. Wer konnte schon sagen, was ihr Freund vorhatte. Geschlafen hatten die beiden noch nicht miteinander, und Penny konnte es sich gut vorstellen, dass es ihr Freund im Haus versuchen würde. Aber so einfach wollte sie es ihm nicht machen.

»Also gut«, sagte sie. »Lass uns ins Haus gehen. Aber ich sage dir gleich, dass ich nicht lange bleiben werde. So schön kann der Bau gar nicht sein.«

»Alles klar. Du musst keine Sorgen haben, dass etwas Unrechtes geschieht, ich will dir das Haus nur mal zeigen. Von innen, meine ich.«

Sie kamen genau vier Schritte weit.

Da passierte es.

Zuerst war ein Pfeifen zu hören, das die Luft durchschnitt. Beide duckten sich, dann sahen sie das Phänomen vor sich. Es war ein Blitz, der aus den Wolken gerast war und sich jetzt auf dem Weg nach unten befand.

Wie ein helles Schwert raste der Blitz in die Tiefe, und Penny schrie auf, wobei auch ihr Freund nicht ruhig blieb und einen Fluch ausstieß.

Dann jagte der zweite Blitz heran. Der war nicht mal weit von ihnen entfernt, als er einschlug. Aber sie spürten etwas von der Kraft, die sich jetzt im Boden ausbreitete.

Keiner von ihnen glaubte daran, dass sie auch weiterhin Glück haben würden. Deshalb mussten sie so schnell wie möglich verschwinden und abtauchen.

Jerry fasste nach Pennys Hand. »Los, wir müssen weg! Schnell, bitte!« Er rannte schon. Er zog sie mit und er hatte auch ein Ziel. Es war das Haus …

***

Penny und Jerry waren froh, als die schwere Tür hinter ihnen zufiel und sie sich in Sicherheit befanden. Auf dem kurzen Stück Weg hatte es noch mal geblitzt und sie beinahe erwischt. Sie waren nur geblendet worden, so nah waren sie dem Schwert aus purer Energie gewesen.

Jetzt atmeten sie auf. Jerry Paine sah seiner Freundin an, dass es ihr nicht gut ging. Deshalb nickte er ihr zu, lächelte dabei und nahm sie in die Arme.

»Keine Sorge, das haben wir überstanden.«

»Meinst du?«

»Klar. Hier sind wir in Sicherheit. Lass sich das Gewitter mal draußen austoben und …«

»Das war kein Gewitter«, unterbrach Penny ihren Freund. »Hast du einen Donner gehört?«

»Nein.«

»Eben. Das ist nicht normal gewesen. Ich bin schon jetzt sauer, dass wir gefahren sind. Das hier ist kein Spiel mehr. Glaub mir.«

Er winkte ab. »Hör doch auf. Was ist denn so schlimm daran?«

»Das ist auch kein Gewitter. Das sind nur Blitze. Wer weiß schon, woher sie kommen.«

»Aus den Wolken.«

»Klar.« Penny schüttelte den Kopf. »Du kannst sagen, was du willst, das ist alles nicht normal, wirklich kein normales Gewitter. Und davor habe ich Angst.«

Er verdrehte leicht die Augen. »Aber wir sind in Sicherheit, Penny.«

»Ja?«, höhnte sie.

»Das kannst du mir glauben.«

Penny schüttelte den Kopf. »Das tue ich aber nicht. Ich verlasse mich lieber auf mein Gefühl.«

»Und was sagt dir das?«

»Ganz einfach. Dass wir uns in Gefahr befinden.«

Jerry Paine schaute sich um. »Tut mir leid, so sehe ich das nicht. Ich kann keine Gefahr erkennen. Okay, wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich die Blitze. Aber das ist auch alles.«

»Es reicht.«

»Okay, das mag sein. Aber jetzt wollen wir erst mal abwarten, was noch geschieht. Ich glaube nicht, dass dieses donnerlose Gewitter etwas mit einer Gefahr zu tun hat. Obwohl ich zugebe, dass ich jetzt nicht gern draußen herumlaufen möchte.«

Penny Prentiss nickte. »Okay, du hast deine Meinung, ich bleibe bei meiner.«

»Wie sieht die denn noch mal aus?«

»Das ist ganz einfach. Wir warten, bis das komische Gewitter vorbei ist, und gehen dann zu unserem Wagen.«

»Aber zuvor könnte ich dich noch durch das Haus führen.«

»Nein, mein Lieber, darauf kann ich verzichten. Was ich hier sehe, das reicht mir.«

»Aber du siehst doch nichts. Wir befinden uns im Erdgeschoss in einem großen Raum, in dem keine Möbel stehen, aber alte, staubige Vorhänge den Schall schlucken und eine Treppe in die Höhe führt. Dort ist auch mehr los.«

»Was meinst du damit?«

»Da gibt es Zimmer, die noch mit alten Möbeln eingerichtet sind.«

»Und das habe ich mir ansehen sollen?«

»Ja, das ist wie in einem Museum. Nur dass wir hier keinen Eintritt bezahlen müssen.«

»Und du weißt nicht, wem das komische Schloss hier gehört? Oder wer hier drin gewohnt hat?«

»Das weiß ich. Man spricht von einem Wissenschaftler, der sich hierher zurückgezogen hat.«

»Und weiter?«

»Er hat sich mit dem Wetter und dem Klima beschäftigt. Irgendwann hat er aufgehört.«

»Ist er tot?«

Jerry zuckte mit den Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen.«

»Ja, schon gut.« Penny schaute wieder zu einem der langen Fenster hin, die recht schmal waren und fast bis zum Boden reichten. In der Nacht gaben die Scheiben keinen Blick frei. Das sah tagsüber anders aus, aber jetzt sah sie nur die Dunkelheit, die immer wieder von blassgelben und grellen Blitzen unterbrochen wurde. Dann sah es aus, als wäre ein Schwert dabei, einen riesigen Vorhang zu teilen. Für einen Moment war der Blick dahinter frei, dann fiel der Vorhang erneut zusammen, sodass die Finsternis wieder die Oberhand gewann.

Penny konnte nicht behaupten, dass sie sich über das Wetter freute. Es machte ihr Angst. Die Blitze waren einfach zu mächtig und entstanden zudem noch fast über dem Gebäude. Manche Blitze tanzten regelrecht durch die Nacht.

Penny glaubte auch gesehen zu haben, dass sie sogar Kreise bildeten, aber das konnte auch eine Täuschung sein.

Erneut schaute sie aus dem Fenster und sah einem Blitz zu. Es war ein breiter Strahl, der aber nicht von oben nach unten fuhr, sondern waagerecht von links nach rechts. Und das tiefer als das Dach des Hauses.

Er raste an der Wand entlang und hinterließ einen Schimmer auf dem Fenster.

Auch Jerry Paine hatte sich geduckt. Ein solcher Blitz war ihm noch nicht begegnet, und er hoffte, dass es bald vorbei war und sie gehen konnten.

So weit war es längst nicht. Die Welt draußen glich einem Inferno. Der Wind heulte, als wollte er all die kleinen Hindernisse, die es noch gab, aus dem Weg räumen.

Penny ging auf ihren Freund zu. »Das wird ja immer schlimmer. Nichts zieht sich zurück.«

»Glaube ich auch.«

»Und was machen wir?«

»Abwarten. Hier ist es okay.«

Penny legte ihren Kopf schief. »Bist du dir da sicher?«

Jerry musste lachen, was nicht eben echt klang. »Warum sollte ich mir nicht sicher sein?«

»Das kann ich dir sagen. Weil ich so etwas noch nicht erlebt habe. Das ist grauenhaft. Das ist kein Unwetter mehr. Das ist schon ein Monster, in dem Leben steckt. Grausames Leben, das einem Angst macht. Ich höre kein Donnern. Was da draußen lauert, das ist der lautlose Tod.«

»He, seit wann bist du so empfindlich?«

»Ich habe für das Unwetter keine Erklärung, und das ist auch nicht...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2016
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte blutig • Clown • Gruselroman • Horror • Horror Bücher ab 18 • horror thriller • Jason Dark • Lovecraft • Paranomal • Sinclair • Slasher • Splatter • Stephen King • Steven King • Zombies
ISBN-13 9783732527700 / 9783732527700
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