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Splitterndes Glas - Schrei aus der Ferne (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
974 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42936-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Splitterndes Glas - Schrei aus der Ferne -  John Harvey
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Nervenzerreißend spannend Splitterndes Glas: Stephen Bryan wird in seiner Wohnung brutal ermordet aufgefunden. Mord im Affekt, wie die Ermittler Will Grayson und Helen Walker zunächst vermuten? Oder musste der Filmhistoriker sterben, weil der Täter die Herausgabe seiner Biographie über den 50er-Jahre-Filmstar Stella Leonard vereiteln wollte, die auf mysteriöse Weise zu Tode kam? Die Schwester der Toten glaubt, dass er brisante Details über ihre Familie entdeckt hat. Hinter dem Rücken der Polizei beginnt sie nachzuforschen und gerät dabei in große Gefahr. Schrei aus der Ferne: Ihre Flötenstunde war kurz vor 18 Uhr zu Ende gewesen. Sie hatte die Wohnung des Musiklehrers verlassen, um draußen auf ihren Vater zu warten. Seither hat niemand mehr die 10-jährige Beatrice gesehen. Es ist der blanke Horror für die Eltern. Vor allem für Ruth, die Mutter, ist es ein schreckliches Déjà-vu: Während eines Campingurlaubs 15 Jahre zuvor war ihre Tochter aus erster Ehe ebenfalls spurlos verschwunden. Tage später fand man sie tot in einem alten Minenschacht ...

John Harvey 1938 in London geboren, wurde durch seine Drehbücher für britische Krimiserien bekannt. Für seine Krimis, Erzählungen und Lyrik erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Diamond Dagger für sein Lebensweg. Bei dtv sind seine berühmten Serien um Frank Elder, Charlie Resnick und das Ermittlerduo Will Grayson und Helen Walter erschienen. 

John Harvey 1938 in London geboren, wurde durch seine Drehbücher für britische Krimiserien bekannt. Für seine Krimis, Erzählungen und Lyrik erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Diamond Dagger für sein Lebensweg. Bei dtv sind seine berühmten Serien um Frank Elder, Charlie Resnick und das Ermittlerduo Will Grayson und Helen Walter erschienen. 

2


Stephen Bryans Eltern waren von Chesterfield weggezogen und wohnten jetzt in einem neu erbauten Bungalow am Stadtrand von Kirkby Stephen. Sein Vater, der einen Posten bei der Bezirksverwaltung von Derbyshire gehabt hatte und früh in den Ruhestand gegangen war, arbeitete jetzt hochzufrieden im Garten vor sich hin und brachte diesen langsam auf Vordermann; seine Mutter, eine ehemalige Hebamme, war ehrenamtlich drei Tage pro Woche in der Bürgerberatungsstelle tätig. Körperlich fit machten sie am Wochenende bei jedem Wetter eine Wanderung von zehn bis zwölf Meilen.

Das Gesuch war am Vormittag aus Cambridgeshire gekommen, und der örtliche Sergeant hatte gewartet, bis eine Polizistin frei war und ihn begleiten konnte. Schon im Normalfall war es keine angenehme Aufgabe, und das hier klang besonders schlimm.

Das Unausweichliche hinauszögernd parkte der Sergeant am Ende der Straße.

Ted Bryan grub gerade einen Graben; seine Frau Grace saß im Mantel in der schwachen Nachmittagssonne und las. Als die beiden Beamten durch die Seitenpforte traten, rutschte ihr unbemerkt das Buch vom Schoß und fiel auf den Boden.

»Ted, Ted …« Sie rief ihren Mann, und dieser stellte einen Fuß auf den Spaten und drehte sich um. »Oh, Ted …«

»Vielleicht sollten wir ins Haus gehen?«, schlug der Sergeant so behutsam wie möglich vor.

Grace Bryan streckte die Hand aus und ergriff den Ärmel seiner Uniform direkt über dem Handgelenk. »Es ist Lesley, habe ich recht? Ihr ist etwas passiert. Oder ist es Stephen? Nein, es ist Stephen. Unser Stephen. Er hat einen Unfall gehabt. Ted, ein Unfall!«

»Mrs Bryan«, sagte die Polizistin und machte einen Schritt nach vorn, »gehen wir doch ins Haus.«

»Sagen Sie mir nur, dass er lebt! Er lebt doch?«

Als sie die Antwort in den Augen der jungen Polizistin las, fiel das Gesicht der älteren Frau in sich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht. Ted Bryan sah dem Sergeant ins Gesicht, dann wandte er sich ab.

»Dreckskerl!«, sagte er. »Dreckskerl! Dreckskerl!« Er stieß den Spaten heftig in den Boden.

Helen Walker hatte am Abend zuvor damit begonnen, Stephen Bryans Notizbücher zu lesen, während sie ihr Abendessen verspeiste – eine Pizza mit Käse und Tomaten, die sie mit einem kräftigen Ruck aus dem Gefrierfach befreit und dann in die Mikrowelle gestellt hatte. In überschaubare Stücke geschnitten, spülte sie sie mit einem Glas Allerwelts-Chardonnay hinunter. Nachdem sie weder etwas Anzügliches noch etwas besonders Aufschlussreiches gefunden hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit einem Stapel von etwa dreißig Briefen zu, die mehrere Jahre zurückgingen und vom rein Praktischen – ein Eingeständnis der Gasgesellschaft, dass ihm für das erste Quartal in seinem neuen Haus zu viel berechnet worden war – über das Akademische zum Privaten und Persönlichen reichten – Familie, Liebhaber, Freunde. Helen hatte diese bis zuletzt aufgespart; sie goss sich ein zweites Glas Wein ein.

Es gab lange unterhaltsame und redselige Briefe von einer Frau aus Neuseeland, die Helen zuerst für eine frühere Freundin hielt, aber dann als Stephens Schwester Lesley identifizierte; ein Brief seiner Mutter, in dem sie ihm zu seiner Berufung an die Universität gratulierte, wobei ihre Freude von Sorge überlagert war, die jedoch nicht deutlich ausgesprochen wurde; und schließlich ein halbes Dutzend Liebesbriefe, deren erotischer Inhalt an manchen Stellen so genau zur Sache kam, dass Helen das Gefühl hatte, mehr Einzelheiten über das Liebesspiel von Mann zu Mann zu erfahren, als sie je hatte wissen wollen.

Helen rauchte die letzte Zigarette des Abends, trank Instantkaffee und ging noch einmal durch, was sie gelesen hatte. Sie notierte die Namen und Daten, die zu diesem frühen Zeitpunkt der Ermittlung wichtig zu sein schienen. Zwischen Mitternacht und Viertel nach zwölf merkte sie, dass ihr die Augen zufielen. Sie schob ihr Notizbuch beiseite, drehte den Schlüssel in der Haustür um, machte das Licht aus und ging zu Bett.

Am Morgen war Will laufen gegangen, nachdem er sich ein altes Simple-Minds-T-Shirt und ein Paar Shorts übergezogen und dann seine Laufschuhe unten in der dunklen Diele zugeschnürt hatte; als er durch die Haustür trat, schlüpfte er in eine reflektierende Weste mit Neonstreifen an der Schulter: Er hatte keine Lust, von einem noch halb schlafenden Autofahrer angefahren zu werden, der ihn im schwachen Licht des frühen Morgens nicht sah.

Die Luft war noch knackig kalt. Über dem schwärzlichen Wasser des Fenn hing Nebel und trieb gespenstisch über die durchfurchten Felder. Es würde noch etwa eine Viertelmeile dauern, bis die Knoten aus seinen Beinen verschwanden und er sich dem Rhythmus übergeben konnte, bis er nicht mehr daran denken würde, was er tat – die Notwendigkeit, einen Fuß nach dem anderen auf den Boden zu setzen –, bis er den leichten Schmerz in seiner Seite vergessen und seinen Gedanken erlauben würde, Purzelbäume zu schlagen. Die ersten Schläge, waren sie in der Dusche erteilt worden oder früher? Will sah einen Mann vor sich, der sich unter dem vollen Strahl des Wassers umdrehte, die Augen zusammengepresst, das Haar an den Kopf geklatscht. Er musste die Wucht des ersten Schlags gespürt haben, bevor er überhaupt verstand, was da passierte. Und dann noch einer, noch einer. Mehr als eine Faust. Etwas Hartes, aus Metall möglicherweise. Ein Hammer?

Wie ein Leviathan erhob sich die Kathedrale von Ely aus dem Nebel.

Mark McKusick war guter Laune. An diesem Morgen war die Bestellung eines amerikanischen Ehepaares eingegangen, das sein Haus in der Chester Street für siebzehntausend Pfund ausstatten wollte. Beide waren Akademiker und hatten das Haus langfristig gemietet, jetzt wollten sie die beste Audio- und DVD-Technologie, die sie sich von ihren nicht unbeträchtlichen Gehältern leisten konnten. McKusick hatte sie zunächst davon überzeugt, dass es günstig wäre, in ein voll integriertes System zu investieren, unterstützt von einem Subwoofer und kompatiblen Lautsprechern in den Haupträumen. Alles mit einer einfachen Philips-Pronto-Universalfernbedienung mit Touchscreen zu bedienen. Sah großartig aus und klang großartig, und in neun Monaten würde er sich wieder bei ihnen melden und ihnen ein Upgrade mit einem besseren Surroundsound-Verstärker vorschlagen.

Er war noch dabei, die voraussichtliche Provision für das hübsche kleine Paket zu berechnen, als der Summer über dem Haupteingang ertönte und ein paar Augenblicke später einer der anderen Verkäufer seinen Kopf in die Tür zur Abteilung Multi-Room-Systeme streckte, die McKusicks Domäne war.

»Dein Typ wird verlangt.«

McKusick schlenderte in den Verkaufsraum und versuchte, das Paar in der Mitte des Raumes einzuschätzen. Ein Mann Mitte bis Ende dreißig, groß; er trug einen dunklen Anzug, der bessere Tage gesehen hatte; locker gebundener Schlips, blaues Hemd, das braune Haar musste dringend mal geschnitten werden; die Frau in seiner Begleitung war fünf oder sechs Jahre jünger, trug schwarze Hosen und ein schwarzes T-Shirt unter einer kurzen Lederjacke; wenig Make-up, volles, dunkles, kurz geschnittenes Haar, nicht ohne einen gewissen Stil: Auf gar keinen Fall würden die beiden mehr als tausend ausgeben, zweitausend höchstens, und das nur, wenn es dem Mann gelang, die genaue Summe im Unklaren zu lassen.

»Morgen. Mark McKusick. Womit kann ich dienen?«

Beide hatten einen festen Handschlag, geschäftsmäßig, sie griff sogar noch fester zu als er; beide sahen ihn direkt an.

»Detective Inspector Grayson«, sagte Will und zeigte seinen Polizeiausweis. »Das ist Detective Sergeant Walker. Können wir irgendwo reden?«

Also kein Verkauf, dachte McKusick. Erst als sie in dem kleineren der beiden Vorführräume saßen, machten die beiden ihm klar, dass es sich um etwas anderes handelte als eine gestohlene Hi-Fi-Anlage.

»Stephen Bryan«, sagte Will, »ist das ein Freund von Ihnen?«

»Ja.«

»Kennen Sie ihn gut?«

»Ja, ja. Warum? Warum wollen Sie das wissen?«

»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Helen Walker.

»Stephen?«

»Ja, Stephen.«

In McKusicks Eingeweiden begann sich etwas zu verkrampfen. »Schon … schon eine ganze Weile nicht mehr. Etliche Wochen, denke ich, einen Monat oder so. Ich bin mir nicht sicher.«

»Aber wenn Sie so gut befreundet sind …«

»Wir … also, wir haben beschlossen, uns nicht mehr zu sehen, jedenfalls nicht mehr so oft.« McKusicks Hals war trocken und er konnte deutlicher als sonst das Geräusch seines eigenen Atems hören.

»Sie hatten Krach.«

»Nein.«

»Einen Streit.«

»Nein.«

Will hielt die Hände ganz ruhig, seine Finger waren leicht verschränkt. Helens Ellenbogen lagen locker auf den Armlehnen ihres Stuhls; sie hatte Schwierigkeiten, den Schreiber der unverhüllten Briefe mit dem Mann in Verbindung zu bringen, den sie vor sich hatten. Aber wenn es um Sex ging, gab es immer Überraschungen.

»Was ist passiert?«, fragte McKusick. »Es ist doch etwas passiert.«

Sie sahen ihn ausdruckslos an.

»Sie wissen es nicht?«, sagte Will.

»Was weiß ich nicht?«

»Stephen Bryan wurde gestern Morgen ermordet aufgefunden.«

McKusick schreckte zurück, als hätte man ihm einen Schlag auf die Brust versetzt; die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er drehte den Kopf zur Seite, beugte sich...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2016
Übersetzer Christiane Trabant-Rommel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 2in1-Bundle • Cambridge • englische Kriminalromane • Ermittlerduo • Helen Walker • Kriminalroman • Nottingham • Polizeiarbeit • Polizeikrimi • Will Grayson
ISBN-10 3-423-42936-4 / 3423429364
ISBN-13 978-3-423-42936-8 / 9783423429368
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