Die Ehre der Orks (eBook)
448 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97356-4 (ISBN)
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift »Moviestar«. Mit seiner Serie um die »Orks« avancierte er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Seine Romane um »Die Zauberer« wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um »Die Könige«. Mit »Die Legenden von Astray« führt Michael Peinkofer alle Fantasy-Fans in eine neue Welt.
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift "Moviestar". Mit seiner Serie um die "Orks" avancierte er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Seine Romane um "Die Zauberer" wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um "Die Könige".
PROLOG
Sie waren lebende Legenden – und das war weit besser, als wenn sie tote Legenden gewesen wären.
Die Kunde von ihren Taten, von ihren Kämpfen und den Gefahren, die sie im Reich der Menschen überstanden hatten, hatte sich unter den Bewohnern der Insel verbreitet. Jener Insel, die einst als die Fernen Gestade die Heimat und Zukunft der Elfen gewesen war und über die nun die Orks herrschten.
Unruhige Zeiten lagen hinter ihnen.
Sie hatten den Fluch von Tirgas Lan bezwungen, hatten gegen Gnomen, Schlangenkreaturen, Dunkelelfen, Zwerge und anderes Gesocks gekämpft, hatten Throne ins Wanken gebracht und einige davon umgestoßen, hatten Kriege beendet und Zauberkristalle von unschätzbarem Wert zerbrochen, hatten Chaos gestiftet, wohin sie auch gekommen waren, so wie man es von einem Ork aus echtem Tod und Horn erwarten konnte.
Vor allem aber waren sie allen Gefahren zum Trotz am Leben geblieben. Unzählige Male kurz davor, in Kuruls dunkler Grube zu enden, war es ihnen doch immer wieder gelungen zu entkommen – und unterm Strich noch einen guten Schnitt zu machen. So waren Balbok und Rammar, die ungleichen Ork-Brüder, zu Königen geworden, über deren Taten ihre Untertanen voller Bewunderung staunten. Nicht zuletzt deshalb, weil König Rammar die Berichte über seine Taten stets üppig auszuschmücken pflegte. Und weil König Balbok gelernt hatte, dass es weder Sinn hatte noch seinem Wohlbefinden zuträglich war, wenn er seinem Bruder widersprach und bei der Wahrheit zu bleiben versuchte.
So waren sie also zu lebenden Legenden geworden – und das war, wie Rammar nicht müde wurde zu betonen, sehr viel besser, als eine tote Legende zu sein.
Wie viel Zeit verstrichen war, seit die beiden von ihrer letzten Reise zurückgekehrt waren, die sie zurück auf den Kontinent geführt hatte, mitten hinein in einen verheerenden Krieg zwischen Menschen und Zwergen 1, wusste niemand genau zu sagen, am allerwenigsten die Könige selbst. Und eigentlich war es auch gar nicht von Belang, denn zum einen führten Orks keinen Kalender, sondern zogen es vor, im Hier und Jetzt zu leben und einem alten Sprichwort gemäß »den Tag zu massakrieren« 2; zum anderen gehorchte die Zeit, wie sich herausgestellt hatte, an den Fernen Gestaden anderen Gesetzen als auf dem Festland. Uralter Elfenzauber hatte dafür gesorgt, dass Wochen, Monate und Jahre auf der Insel sehr viel langsamer verstrichen als im Rest der Welt, was vor allem König Rammar dazu bewogen hatte, sich noch kräfteschonender zu bewegen, als es in Anbetracht seiner üppigen Leibesfülle ohnehin schon immer der Fall gewesen war. Entsprechend hatte sein Thron bereits mehrmals verbreitert werden müssen, wogegen der von König Balbok, seinem großgewachsenen und hageren Bruder, stets derselbe geblieben war. Und das, obwohl beide dem Blutbier und dem bru-mill in hohem Maße zusprachen.
Die Jahre des Kampfes waren vorbei.
Selbst Balbok, der früher stets von Tatendrang erfüllt gewesen war und seinen Bruder damit manches Mal fast in den Wahnsinn getrieben hatte, hatte gelernt, die Sonnenseiten seines Daseins als König zu genießen. Denn auch wenn die Tage der großen Schlachten und blutigen Kämpfe gezählt sein mochten – wenn es darum ging, Nachschlag beim Rachenputzer zu ergattern oder sich ein extra großes Filetstück aus dem Rattenbraten zu schneiden, wurden im Thronsaal der Orkfestung nach wie vor heftige Gefechte ausgetragen, wilde Schlägereien, bei denen Balbok den einen oder anderen Zahn eingebüßt und Rammar den einen oder anderen Schädel eingeschlagen hatte.
Kurz, es war ein gutes, abwechslungsreiches Leben, das die beiden Brüder führten … bis auf die Pflichten, die es hin und wieder zu erfüllen galt.
»Schon wieder?«, raunzte Rammar unwirsch, während er sich auf dem Thron von einer Hälfte seines asar auf die andere bettete. Seine grüne Miene hatte sich verdrießlich verzerrt. »Was ist es denn diesmal?«
»Ein Streit«, erwiderte Oisal, ein kräftiger Krieger, der ihnen als Kastellan diente. An den Königshöfen der Menschen hatten Balbok und Rammar gesehen, dass es dort immer jemanden gab, der Besucher an- und abkündigte. Und was den Milchgesichtern recht war, konnte den Königen der Orks nur billig sein.
»Was für ein Streit?«, verlangte Balbok zu wissen. Wissbegierig schob er seinen großen Unterkiefer vor und kratzte sich gleichzeitig am Hinterkopf.
»Es geht um ein Fass Blutbier«, erklärte Oisal, der sich untertänig vor den Königen verbeugte. »Jeder der beiden behauptet, dass es ihm gehört.«
»So«, knurrte Rammar. »Und warum regeln die beiden das nicht einfach unter sich wie zwei echte Orks?«
»Weil du es ihnen bei Strafe verboten hast, schrecklich rasender Rammar«, erwiderte der Hofdiener achselzuckend.
»Habe ich das?« Rammar drehte den dicken Hals und sah zu seinem Bruder.
»Korr«, versicherte Balbok. »Weil wir auf einer Insel leben, wollten wir vermeiden, dass unsere Untertanen sich alle gegenseitig umbringen. Deshalb …«
Rammars breite Stirn zerknitterte sich, er erinnerte sich dunkel. Wenn man über eine Insel herrschte, deren Einwohnerzahl begrenzt war, dann sorgte man besser dafür, dass man auch Untertanen hatte, oder es würde eines Tages vorbei sein mit dem Königtum. Auch das hatten sie von den Menschen gelernt.
»Wenn ich das so gesagt habe, hat es natürlich seine Richtigkeit«, polterte Rammar – wenngleich er speziell in diesem Moment nichts dagegen gehabt hätte, ein paar Untertanen weniger zu haben. Balbok und er waren gerade dabei gewesen, die Bestellung für das nächste Gelage aufzugeben … »Schick die beiden umbal’hai herein. Wenn sie sich nicht einig werden, machen wir kurzen Prozess mit ihnen und reißen ihnen die Zungen raus, dann ist wenigstens Ruhe. Und wenn das noch immer nichts hilft, werfen wir einen der beiden ins Meer zu den Haien.«
»Und welchen?«, fragte Balbok herüber.
Rammar seufzte tief. Schon als er am Morgen aufgewacht war und man ihn zu seinem Thron getragen hatte, hatte er geahnt, dass dies ein anstrengender Tag werden würde …
»Korr«, stimmte Oisal zu und verschwand aus dem Gewölbe – um schon kurz darauf wieder zurückzukehren. Bei ihm waren die beiden Streithähne – zwei Orks, die Rammar noch nie zuvor gesehen hatte, vermutlich stammten sie aus einem der kleinen Käffer auf der anderen Seite der Insel.
Trotzdem kamen sie ihm unerklärlicherweise bekannt vor.
Der eine war klein und so fett, dass seine Körpergröße mit der Breite im Wettstreit zu liegen schien; dazu war er hässlich wie die Nacht und sah dämlich aus wie Borsh der Stinkfisch. Der andere war ein Lulatsch, groß und hager, und wirkte nicht weniger bescheuert. Rammar hätte beim besten Willen nicht zu sagen vermocht, was es war, aber etwas an den beiden war ihm auf seltsame Weise vertraut …
»Nennt den Königen eure Namen«, verlangte Oisal.
»Pachg aus dem bolboug Bratash«, erwiderte der Dürre.
»Ochg«, fügte der Feiste hinzu.
Rammar grunzte und nickte, so als wüsste er genau, wo sich das Dorf der beiden befand. Dabei war es ihm so egal, wie wenn im Moderwald ein Trolldarm platzte. »Und was wollt ihr?«, fragte er unwirsch.
»Es geht um ein Fass Blutbier«, erklärte Pochg.
»Altgelagert?«, wollte Balbok wissen.
»Was hat denn das damit zu tun?«, plärrte Rammar dazwischen.
»Ich mein’ ja nur …«
»Überlass das Meinen mir, genau wie das Denken«, wies Rammar seinen Bruder zurecht und wandte sich wieder seinen Untertanen zu. »Also, wem von euch beiden umbal’hai gehört das Fass?«
»Mir«, antworteten beide gleichzeitig.
»Der alte Mathum hat es mir versprochen«, behauptete Ochg ergänzend.
»Nein, mir«, hielt sein hagerer Kontrahent dagegen.
Rammar seufzte abermals. Wie, bei Kuruls Flamme, sollte er diesen Streit schlichten? Indem er die königliche Vorratskammer öffnete und den beiden ein zweites Blutbierfass schenkte, damit wieder Ruhe einkehrte? Ganz sicher nicht!
Sein Blick fiel auf die faihok’hai, die entlang der Gewölbewände Wache hielten – hünenhafte, bis an die Zähne bewaffnete Orkkrieger, die bereit waren, für ihre Könige bis zum Äußersten zu gehen. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihnen zu befehlen, die beiden Idioten in Stücke zu hacken und ihren Streit damit gütlich beizulegen.
Aber aus irgendeinem Grund wollte König Rammar das nicht – und plötzlich stieg aus den dunkelsten Tiefen seines winzig kleinen Gehirns eine vage Ahnung auf, weshalb ihm die beiden so vertraut erschienen. Erinnerungen kamen hoch, unvermeidlich und süß wie Honigkotze, und ein wölfisches Grinsen spielte um die Züge des Orkkönigs, dessen Augen sich zu Schlitzen verengten …
»Wisst ihr«, begann er und beugte sich in seinem Thron so weit vor, dass sein kobiger Schädel über den beiden Streithähnen schwebte, »normalerweise pflege ich Maden wie euch noch vor dem Frühstück zu zerquetschen. Aber ihr habt Glück.«
»Glück?« Pachg und Ochg wechselten verstohlene Blicke.
»Genau das«, bestätigte Rammar grinsend. »Wenn jemand, der euch in kleine Stücke hauen lassen und an die Haie verfüttern könnte, euch stattdessen eine Geschichte erzählt, solltet ihr besser gut zuhören. Also sperrt die Lauscher auf, ihr umbal’hai, und passt auf, was König Rammar der schrecklich Rasende euch...
| Erscheint lt. Verlag | 17.3.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Orks | Orks |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
| Schlagworte | Balbok • Buch • Bücher • deutsche Fantasy • Dunkle König • Dunkler König • eBook • Erdwelt • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Reihe • Humor • Könige • Orks • Rammar • Zauberer • Zwerg |
| ISBN-10 | 3-492-97356-6 / 3492973566 |
| ISBN-13 | 978-3-492-97356-4 / 9783492973564 |
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