Ein Grab auf Sylt (eBook)
352 Seiten
Edition CW Niemeyer (Verlag)
978-3-8271-9693-4 (ISBN)
1950 auf Nordstrand bei Husum geboren; nach der Schule Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten; insgesamt über 25 Jahre an Schreibtischen öffentlicher Arbeitgeber; von 1978 bis 1988 Familiengründung und Kindererziehung (4); 2001 Lebensmittelpunkt nach Minden verlegt; 2009 Abschied aus dem Berufsleben und mit dem Schreiben begonnen; größte Herausforderung als Autorin der 2014 fertiggestellte Kriminalroman 'Der Tote hinter dem Knick'; mehr über Renate Folkers und ihre Aktivitäten erfahren Sie auf Facebook
1950 auf Nordstrand bei Husum geboren; nach der Schule Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten; insgesamt über 25 Jahre an Schreibtischen öffentlicher Arbeitgeber; von 1978 bis 1988 Familiengründung und Kindererziehung (4); 2001 Lebensmittelpunkt nach Minden verlegt; 2009 Abschied aus dem Berufsleben und mit dem Schreiben begonnen; größte Herausforderung als Autorin der 2014 fertiggestellte Kriminalroman „Der Tote hinter dem Knick“; mehr über Renate Folkers und ihre Aktivitäten erfahren Sie auf Facebook
Abschied von alten Gewohnheiten
‚HIN UND WIEDER AUSSERGEWÖHNLICHEN SEX IN ERSTKLASSIGEM AMBIENTE ERHÖHT DIE GENUSSFÄHIGKEIT‘, stand in großen Lettern auf dem Titelblatt einer Zeitschrift. Genau das hat er sich gegönnt, außergewöhnlichen Sex in erstklassigem Ambiente, intensivsten Genuss.
Hannes schließt den Reißverschluss seiner Hose und zupft das Hemd zurecht. Er schaut in den Spiegel, der die Sicht auf das luxuriöse Doppelbett im Nebenzimmer freigibt. Wie tot liegt der junge Frauenkörper inmitten der mit seidener Bettwäsche bezogenen Kissen und Decken. Das dichte, leuchtend rote Haar, das anfangs zu einem Zopf geflochten gewesen war, schlängelt sich wie züngelndes Feuer auf dem champagnerfarbenen Kissen.
„Nimm das Band aus dem Haar“, hatte er gesagt, es ihr aus der Hand gezogen und um den Hals gelegt. Seine Finger hatten das Geflecht der Haare gelöst. Die wilde Mähne, die nun ungebändigt ihre Schultern berührte, verdeckte teilweise ihr Gesicht. Der schlanke, nackte Körper wand sich wie der einer Schlange. Ihre Augen mit Riesenpupillen, die sich in seinem Blick versenkten, hatten ihn in Ekstase versetzt und seine Hände die Enden des weinroten samtenen Haarbandes zusammenziehen lassen. Luftnot ließ sie auf das Bett sinken. In diesem Augenblick glaubte er, sie sei in anderen Sphären. Bewegungslos der Körper, nur der regelmäßige Rhythmus des Atems, der die Nasenflügel hob und senkte, ließ ihn wissen, dass sie nicht tot war. Das war das Spiel, das er liebte, das ihn reiten ließ auf einer Welle, die ihn erregte und berauschte, ihm eine an Wahnsinn grenzende Entspannung bescherte.
Karenina war keine professionelle Prostituierte, dafür war sie zu jung. Auf etwa fünfzehn Jahre schätzte er sie. Die meisten Mädels hier waren unwesentlich älter und auf Drogen, damit sie das Geschäft nicht ruinierten. Der Stoff machte sie auf unproblematische Art gefügig. Eine lohnende Investition für die Betreiber des Bordells. Die Zuhälter waren wenig zimperlich. Wer nicht parierte, wurde bedroht, geschlagen, gegebenenfalls rigoros aus dem Verkehr gezogen. Ein Scheißgeschäft irgendwie, und er machte mit. Er zahlte nicht schlecht, und wenn er nicht käme, gäbe es genügend andere. Immerhin behandelte er sie gut.
Karenina war high, das hatte ihm ihr Blick bereits beim Betreten des Etablissements verraten. Zwangsweise enthemmt, damit der Kunde zufrieden war, so konnte man es wohl ausdrücken. Genau das war es, was die Sache für ihn so reizvoll machte, dieses Enthemmtsein. Er liebte die jungen Mädels. Sie waren unverdorben, gefügig und sie konnten einen, wie gesagt, zum Wahnsinn treiben.
Seit seinem Umzug nach Husum war er nicht mehr hier gewesen. Das Etablissement, in dem er regelmäßig verkehrt hatte, war aufgeflogen. Er hatte davon in der Zeitung gelesen. In einer Nacht- und Nebelaktion hatten Polizei, Gewerbeamt, Zoll und Finanzbehörden erfolgreich zugeschlagen. Menschenhandel, Zuhälterei und Schutzgelderpressung wurden den Betreibern des illegalen Bordells vorgeworfen. Wegen Zwangsprostitution und sexueller Ausbeutung waren seine Kontaktperson und mit ihr einige Mitglieder des Schleuser- und Drogenrings in Haft genommen worden. Einige Tage später hatte man ihn angerufen und informiert, dass das Etablissement aus gegebener Veranlassung habe verlegt werden müssen. Leider sei Irina, das von ihm bevorzugte Püppchen, wie der Anrufer sich ausdrückte, wegen Vertrauensmissbrauch nicht mehr im Geschäft. Später hatte er erfahren, dass sie in Abschiebehaft gekommen war. Die Organisation hatte mit anderen Hintermännern die Stammkunden weiter bedient und ihm, wegen seiner Vorliebe für ganz junge Mädchen, ein perfektes Äquivalent zu Irina angeboten. Die Sache war ihm zu heiß gewesen, deshalb hatte er vorerst keinen Gebrauch davon gemacht.
Nun schien Gras über die Angelegenheit gewachsen zu sein. Er gönnte sich ein Wohlfühlwochenende in Düsseldorf, seiner alten Heimat, und dazu gehörte zweifelsfrei auch dieser Besuch.
In seine Gedanken versunken nimmt er Platz in dem pompösen schwarz-rot-goldenen Plüschsessel. Er rückt ihn so zurecht, dass er über den Blick in den Spiegel die Frau auf dem Bett im Auge behält.
Damals war er guter Kunde gewesen, vertrauenswürdig, und hatte, was die Auswahl der Mädels betraf, immer eine bevorzugte Behandlung genossen. Auch heute war er nicht enttäuscht worden.
Seit jenem Tag, an dem er Tanja begegnete, war er süchtig nach dem Kick, den Mädchenkörper in ihm auslösten. Tanja war dreizehn und die Tochter seines Nachbarn in der Düsseldorfer Straße in Oberkassel. Paul Gerhard hatte ihn zu einer Gartenparty eingeladen. Sie hatten nie großartig Kontakt gehabt, aber eines Tages gab Paul in der Nachbarschaft bekannt, dass er am Wochenende eine Fete veranstalten würde. Es könne an diesem Abend etwas lauter zugehen, und wer Lust habe, möge vorbeikommen. Hannes selbst hatte keinen Garten, er wohnte in der Einliegerwohnung seines Vermieters, die lag im ersten Stock gegenüber vom Haus der Gerhards. Von seiner Wohnung aus konnte er in ihren Garten sehen.
„Macht mir nichts aus“, hatte er zu Paul gesagt. „Ich werde mir das Spektakel von oben anschauen. Aber danke fürs Bescheidgeben.“
„Komm doch einfach vorbei, wenn du nichts Besseres vorhast“, war es Paul spontan über die Lippen gekommen. „Essen, trinken und Spaß garantiert. Das Tanzbein kann übrigens auch geschwungen werden, das solltest du dir nicht entgehen lassen.“
Tatsächlich hatte er fürs Wochenende nichts geplant und sich am Samstag kurzerhand entschlossen, zu den Gerhards zu gehen. Pauls Frau Lene kannte er flüchtig. Manchmal hatten sie einander zugewunken, wenn er auf dem Balkon, sie zufällig im Garten gewesen war.
Lene freute sich sichtlich, ihren Nachbarn persönlich kennenzulernen. Spontan zeigte sie ihm das Haus. Hannes gefiel ihre offene Art. Sie war eine Frau zum Schockverlieben, wie er fand. Sie trug ein schwarzes, schulterfreies Kleid. Ihre braunen Locken, die bei jedem Schritt wie kleine Spiralfedern wippten und auf den nackten Schultern tanzten, faszinierten ihn. Und sie verströmte einen betörenden Duft.
„Hier ist das Reich von Tanja“, sagte Lene. Nachdem sie angeklopft hatte, öffnete sie die Kinderzimmertür. Hannes war verblüfft über die Ähnlichkeit von Mutter und Tochter.
„Kannst nicht leugnen, dass sie deine Tochter ist. Hübsch wie die Mama. Hallo, Tanja.“
„Das ist unser Nachbar Hannes Baum, er wohnt drüben bei den Schünemanns. Tanja ist dreizehn. Wie alle Mädchen in ihrem Alter ist sie von Zeit zu Zeit nicht ganz unkompliziert“, hatte Lene gesagt und Hannes dabei zugezwinkert. Hübsche braune Augen hatte Lene. Eine Art ewiges Lächeln lag in ihnen und eine unergründliche Tiefe.
Dem Gesichtsausdruck des Mädchens entnahm er, dass die Beschreibung „nicht ganz unkompliziert“ deutlich untertrieben war.
„Was macht ein Mädchen in deinem Alter denn so in seiner Freizeit?“, hatte Hannes sie zu einem Gespräch zu ermuntern versucht.
„Da mach ich was, wovon ältere Männer ganz bestimmt keine Ahnung haben.“
„Tanja!“
„Lass nur, Lene, ist schon in Ordnung. Ich spiele die neuesten Nintendo-Spiele, schon mal was davon gehört? Ich rede hier nicht von Papieralarm im Pilzkönigreich. Bin leider ein richtiger Stubenzocker, wenn man so will.“
„Echt? Krass! Können wir zusammen mal was machen?“
Er hatte Tanja aus dem Schneckenhaus gelockt, darauf konnte er sich, nachdem sie ihn als älteren Mann betitelt hatte, etwas einbilden.
„Klar, sag Bescheid, wenn du mal Lust und Zeit hast, mit einem älteren Mann ein Spiel zu machen.“ Die Spitze konnte er sich nicht verkneifen.
Später war Tanja sogar auf der Party erschienen, hatte seine Nähe gesucht. Das fand er interessant, wo sie am frühen Abend noch mit Nullbockstimmung kokettiert hatte.
Das Fest war in vollem Gang, es wurde getanzt.
„Darf ich um einen Tanz bitten, Prinzessin?“, fragte er sie.
„Oh mein Gott, was ist das denn für eine Ansage? Willkommen bei Anna und Elsa im Eisprinzessinnenland. Aber nein, ich kann nicht tanzen“, maulte sie und verdrehte die Augen.
„Kann ich nicht, gibt’s nicht. Sicher hast du schon mal so richtig abgetanzt, oder? Komm, ich zeig’s dir.“
Widerwillig hatte sie sich mit ihm ins Getümmel begeben.
„Klappt doch super. Du bist die geborene Partymaus!“
Bei der schnulzigen Schmusemusik zog er sie dicht zu sich heran.
„Mach am besten die Augen zu, die Füße tanzen automatisch die richtigen Schritte, lass dich einfach fallen.“
Während er sie in seinen Armen hielt, dachte er an Lene und ihre wippenden Locken. In einem Anflug von, er wusste selbst nicht wie, passierte es. Er beugte sich zu ihr herab, küsste sie und schob gierig seine Zunge in ihren Hals.
„Lass das, das ist eklig!“, hatte Tanja geschrien, woraufhin er sie noch enger an sich gezogen und seinen erigierten Penis gegen ihren Bauch gedrückt hatte.
„Stell dich nicht so an, das gehört zum Erwachsenwerden dazu“, hatte er gekeucht. „Da können wir doch schon mal ein bisschen üben.“
Sie hatte sich von ihm losgerissen und ihn angeschrien: „Igitt, das ist so eklig, du bist pervers!“
Vor allen Gästen hatte er dagestanden, schrecklich blamiert. Er ging davon aus, dass aufgrund der lauteren Musik nur er mitbekommen hatte, was genau Tanja gekreischt hatte. Doch die Leute hatten abwechselnd ihn angesehen und Tanja hinterher geschaut, die daraufhin ins Haus gerannt war.
„Was ist passiert?“, hörte er Pauls Stimme.
„Lass nur, sicherlich hat Tanja wieder einen von ihren abscheulichen Trotzanfällen. Das ist das Alter, sie kommt schon...
| Erscheint lt. Verlag | 9.3.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Mord und Meer Krimi |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Borderline • Husum • Krankheit • Kriminalpolizei • Leiche • Mord • Nane Lüders • Rantum • Schicksal • Stalking • Sylt • Unschuldig |
| ISBN-10 | 3-8271-9693-0 / 3827196930 |
| ISBN-13 | 978-3-8271-9693-4 / 9783827196934 |
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