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G. F. Unger Sonder-Edition 78 (eBook)

Die Revolvermannschaft

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732525058 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 78 - G. F. Unger
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Ein Heer von Feinden bedrohte die Ranch des alten Rinderkönigs, und eine gnadenlose Rustlerbande hatte seine Herden bereits mächtig dezimiert. Um sein Reich vor dem Untergang zu schützen, warb Luke Ballard Revolvermänner an, musste jedoch bald erkennen, dass er nur vom Regen in die Traufe gekommen war. Ballard war drauf und dran aufzugeben, als sich das Schicksal auf seine Seite schlug: in der Gestalt eines Mannes, der dem Anführer der Rinderdiebe noch eine Rechnung zu präsentieren hatte...

1

Am Rand der tiefen, talartigen Bodensenke verhält Luke Ballard sein Pferd und sitzt eine lange Zeit bewegungslos im Sattel.

Seine alten, aber immer noch sehr scharfen und manchmal eiskalt wirkenden Falkenaugen starren auf das Camp unter ihm nieder. Es ist ein primitives Camp. Etwa ein Dutzend Männer sind dort unten an der Arbeit. Die meisten dieser Männer sitzen auf dunklen Pferden, und sie sind auch selbst dunkel gekleidet.

Einige der Reiter bewachen seine Rinderherden. Die eine Herde ist größer, etwa zweihundert Tiere stark. Die andere Herde ist klein. Sie besteht vorläufig nur aus knapp drei Dutzend Tieren. Und neben dem primitiven Camp brennen zwei Feuer.

Dort fliegen Lassos, werden die einzeln herbeigetriebenen Rinder umgeworfen und von geschickten Burschen am Boden festgehalten. Und andere Männer laufen vom Feuer mit den Brenneisen herbei und drücken den Rindern das Brandzeichen auf.

Und das gebrannte Tier springt dann brüllend auf und rast wie verrückt davon – bis es von Reitern wieder unter Kontrolle gebracht und zu der kleineren Herde getrieben wird.

Luke Ballard ist ein schon ziemlich alter Mann. Aber obwohl sein Haar grau ist und er einen Bart trägt, der ihm wie ein Eiszapfen am Kinn hängt, sieht man ihm im Sattel sein Alter nicht an. Auf seinem großen Pferd wirkt er noch wie ein grimmiger Winterriese.

Aber seine beste Zeit ist längst vorbei. Sein hartes Leben auf rauen Wegen, sein Lebenskampf und alles, was damit zusammenhängt, haben an ihm genagt wie raue Winde an einem starken Baum.

Wenn Luke Ballard zu Fuß geht, sieht man ihm an, dass er ein alter Mann ist, der in wenigen Jahren ein Greis sein wird.

Er betrachtet sich also das Bild dort unten.

Dann sieht er sich um und zögert.

Aber er zögert nicht lange.

Dann treibt er sein Pferd den Hang hinunter und reitet langsam auf das Camp zu.

Wie ein alter, grimmiger und furchtloser König kommt er dahergeritten. Und er ist ja eigentlich auch so etwas wie ein ungekrönter König in diesem Land.

Es ist nämlich sein Land.

Und auch die Rinder auf fünfzig Meilen in der Runde gehören ihm.

Die Männer dort unten im Camp sind längst auf ihn aufmerksam geworden. Zwei der Reiter lösen sich von der großen Herde und reiten nach zwei Richtungen aus der Senke heraus, um bessere Sicht über das Weideland zu bekommen.

Wenige Reiter bleiben bei den Rindern.

Und die Gruppe bei den beiden Brennfeuern und im Camp versammelt sich im Halbkreis hinter einem großen Mann, der gelassen darauf wartet, bis Luke Ballard nahe genug heran ist.

Etwa zehn Schritte vor diesem Manne verhält Luke Ballard sein großes Pferd, setzt sich besser im Sattel zurecht und senkt die Rechte nieder, bis sie leicht geöffnet hinter dem Coltkolben hängt.

Er ist ein großer Mann auf einem großen Rappen. Und er starrt unter buschigen Augenbrauen auf die Männer nieder.

Er kann sie gut betrachten.

Sie sind ein hartes Rudel. Das sind scharfäugige und hartgesichtige Nachtfalken. Das sind Viehdiebe und Banditen.

Und der alte Mann weiß nun, dass er menschliches Raubwild auf seine Weide bekommen hat.

Er richtet seinen festen Blick auf den Anführer, einen noch jungen Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren. Aber er ist sicherlich so hart und erfahren wie ein Wüstenwolf.

Es ist ein großer, dunkelhaariger Mann, mit grauen Augen und einem verwegenen Gesicht.

Luke Ballard nickt bitter. Dann sagt er ruhig: »Es sind meine Rinder, die ihr da brändet. Ich bin Luke Ballard. Ihr seid auf meiner Weide. Und es sind meine Rinder. Aber das wisst ihr sicherlich sehr genau, nicht wahr?«

Der Halbkreis der scharfgesichtigen und hartblickenden Nachtfalken beginnt zu grinsen.

Auch der große Anführer grinst.

»Es sind Rinder ohne Brandzeichen«, sagt er. »Sie laufen frei herum. Wir fangen sie ein und drücken ihnen unseren Brand auf. Nur ein Rind mit Brandzeichen hat einen Besitzer. Das ist doch klar! Großvater, wie wollen Sie beweisen, dass es Ihre Rinder sind, die wir bränden? Es sind herrenlose Rinder.«

Der Mann lächelt ein Piratenlächeln. Und in seinen grauen Augen glitzert es wachsam und gefährlich.

Luke Ballard seufzt bitter.

Nun beginnt also jene Zeit, vor der er sich gefürchtet hat. Während der letzten Monate hat er viele Nachrichten gehört. Es waren schlechte Nachrichten für einen Rindermann, denn sie alle berichteten von dem Entstehen großer Rustlerbanden.

Vielleicht ist das kein Wunder, denn der Westen besitzt Millionen von Rindern. Hier in Texas, New Mexico und in Arizona bedecken sie die Weide.

Bis vor kurzer Zeit gab es keine Absatzmärkte für Rinder. Sie vermehrten sich wie die Kaninchen während des Bürgerkrieges und wurden nicht einmal mehr gebrändet.

Für Banditen und Viehdiebe waren sie nichts wert, weil sie kaum den Wert ihrer Häute einbrachten. Die Geächteten des Wilden Westens arbeiteten lieber als Straßenräuber, Pferdediebe, Bankräuber und in ähnlichen »Banditenberufen«.

Aber jetzt ist vieles anders geworden.

Jetzt gibt es Absatzmärkte für die Rinder. Es sind an den Eisenbahnlinien, vornehmlich in Kansas, Treibherdenstädte entstanden, zum Beispiel Dodge City, Abilene, Hays City. Dort bringt ein Stier jetzt schon zehn bis zwölf Dollar ein.

Die Regierung hat große Indianerreservate geschaffen, und um die dort zurzeit befriedeten Stämme ruhig zu halten, versorgt sie die Indianer ständig mit Rinderherden.

Ja, es gibt Absatzmärkte.

Und deshalb bilden sich überall Rustlerbanden. Der Viehdiebstahl ist jetzt das einträglichste Banditengeschäft.

Denn was kann ein Rancher wie Luke Ballard mit seiner Mannschaft, die zwar aus guten Cowboys, aber nicht aus Banditen und Revolverhelden besteht, schon gegen solch eine üble Bande Hartgesottener ausrichten? Es wäre etwa so, als würde er eine Hundemeute auf ein Wolfsrudel hetzen.

Seine Cowboys sind nun einmal keine schnell und genau schießenden Revolvermänner. Viele von ihnen würden getötet werden. Und selbst ein treuer und zuverlässiger Cowboy nimmt nicht gerne den Kampf mit rücksichtslosen Revolvermännern auf.

So lauteten die Nachrichten. So ist es jetzt überall auf der Weide. Und Luke Ballard weiß jetzt, dass es auch nun hier so ist.

Da steht das grinsende und sich seiner Überlegenheit bewusste Rudel der Hartgesottenen. Und hier sitzt der Rancher auf einem Pferd, sehr furchtlos zwar – aber ohne jede Chance.

Er hätte fortreiten und seine Mannschaft zusammenholen können.

Aber es wären viele seiner braven Burschen getötet oder zumindest schwer verwundet worden.

Deshalb kam er allein.

Er antwortet nach einem bitteren Seufzer dem Anführer ruhig: »Es sind keine herrenlosen Rinder. Sie sind auch ohne Brandzeichen nicht herrenlos. In diesem Land gibt es nur meine Ranch. Meine Grenzen wurden von der Natur abgesteckt. Seht die Berge in der Runde. Es gibt keine andere Ranch auf dieser Weide. Und ich war der einzige Rinderzüchter, der vor vielen Jahren die erste Longhornherde ins Land brachte. Alle Rinder in diesem Lande sind Nachkommen der ersten Herde. Mein Besitzanspruch ist ganz eindeutig.«

Der Halbkreis der Rustler grinst weiter.

Es ist ein mitleidloses Grinsen.

Der Anführer aber sagt: »Wir nehmen uns die Rinder, Großvater. Sie haben genug davon und können zehntausend davon entbehren. Das ist alles, Mister! Und wenn Sie auf die Idee kommen sollten, Ihre Reiter herzuholen – nun, wir werden dann einigen Jungens die Köpfe abschießen. Das ist alles! Stören Sie uns also nicht wieder. Und machen Sie keine Dummheiten mit dem Colt.«

Luke Ballard nickt.

Niemand sieht ihm an, wie der Zorn in ihm frisst. Er fühlt sich gedemütigt und verhöhnt. Und er weiß, wie hilflos er ist. Wenn er jetzt die Waffe ziehen würde, fiele er als toter Mann aus dem Sattel. Und es gibt kein Gesetz im Land, das ihm Schutz und Hilfe geben könnte.

Er ist allein.

Er hat nur die, Wahl, sich berauben zu lassen oder zu kämpfen. Und diese Bande ist daran gewöhnt, um einen Raub und eine Beute kämpfen zu müssen. Das hat sie überall getan, bevor sie sich auf Viehdiebstahl verlegte.

Luke Ballard nickt also nur. Er schluckt mühsam, denn die Bitterkeit würgt in seinem Hals. Bis jetzt war er hier eine Art ungekrönter König. Seine Reiter hielten bisher auch einzelne Banditen von seiner Weide fern. Vielleicht könnte er mit ihnen, wenn er es geschickt anstellte und einige Tote auf sein Gewissen nähme, diese Bande noch einmal vertreiben. Aber andere Banden würden kommen, und er stünde wieder vor dem gleichen Problem.

Bevor Luke Ballard sein großes Pferd wendet, um fortzureiten, da fragt er: »Wie ist denn Ihr Name, Freund?«

Der Anführer lächelt wieder. Sein Gebiss blitzt unter einem schmalen Bärtchen.

Und er sagt trocken: »Ich bin Ringo Lamm – und hoffentlich sagt Ihnen dieser Name etwas, Großvater.«

»Viel«, erwidert Luke Ballard und reitet davon.

Er reitet langsam und verbittert.

Und er denkt darüber nach, was er tun muss, um sich nicht im Laufe der nächsten Monate bis auf das Hemd ausplündern zu lassen.

***

Etwa vier Stunden später reiten Luke Ballard in Pecos Bow ein. Diese kleine Siedlung besteht noch nicht so lange wie Luke Ballards Ranch. Es ist eine kleine Siedlung mit einem Store, einem Hotel, einem Saloon und einem Mietstall, zu dem der Frachtwagenhof und die Postagentur gehören. Es gibt noch einige andere...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2016
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bud Spencer • Clint Eastwood • Cowboy • High noon • Indianer • Italowestern • Lucky Luke • Spiel mir das Lied vom Tod • TerrenceHill • Western • Westernromane • Western Romane • Wilder Westen • Winnetou
ISBN-13 9783732525058 / 9783732525058
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