fleurs (eBook)
152 Seiten
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-74483-3 (ISBN)
<p>Friederike Mayröcker wurde am 20. Dezember 1924 in Wien geboren und starb am 4. Juni 2021 ebendort. Sie besuchte zunächst die Private Volksschule, ging dann auf die Hauptschule und besuchte schließlich die kaufmännische Wirtschaftsschule. Die Sommermonate verbrachte sie bis zu ihrem 11. Lebensjahr stets in Deinzendorf, welche einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterließen. Nach der Matura legte sie die Staatsprüfung auf Englisch ab und arbeitete zwischen 1946 bis 1969 als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen. Bereits 1939 begann sie mit ersten literarischen Arbeiten, sieben Jahre später folgten kleinere Veröffentlichungen von Gedichten.<br /> <br /> Im Jahre 1954 lernte sie Ernst Jandl kennen, mit dem sie zunächst eine enge Freundschaft verbindet, später wird sie zu seiner Lebensgefährtin. Nach ersten Gedichtveröffentlichungen in der Wiener Avantgarde-Zeitschrift "Plan" erfolgte 1956 ihre erste Buchveröffentlichung. Seitdem folgten Lyrik und Prosa, Erzählungen und Hörspiele, Kinderbücher und Bühnentexte.</p>
»pierre ist der Stein, und »was ich geschrieben habe habe ich geschrieben«, eines Regentropfen’s Zöpfchen ja du liest richtig : »Zöpfchen«, von Firmament in deine offenen Arme liebster Freund, dieses Ästchen nämlich des Frühling’s, biszchen Tau an den Tannen, Forst’ens Flüstern, bin aus allen Äthiopien-Wolken gefallen, Hauch des Morgens, indes, Ästchen am Firmament kratzend Veilchen Erinnerung, fruchtbaren Halbmond, Schmerz der nicht endet, ach Transparenz deiner Poren aber mit Händen voller Blumen. Nämlich die exzerpierten Absätze um 1 weniges ändern dasz man ihre Abkunft = ihr Original nicht mehr erkennen kann und Jean sagte, ich hatte den Drang abzumähen die Sträusze der Wiese, oder mich selbst zu verschlingen, weiszt du, in einer Ahnung von Zärtlichkeit ……..«
24.3.14
»auf Kirschenboden / zu LECHZEN : Max Ernst’s »la fête du mimosa« (mit Wurzeln im Mund) usw., jg.Katze in Goldlack-Garten, was da alles umherwimmelt : zerdrücke Ungeziefer an der Wand dasz 1 Blutstropfen, alles eher aufgebauscht …….. exzellentes Abendrot / exaltierter Frühling diese 1 wenig Vorliebe für Diminutive (Ästchen Stimmchen Blättchen Väterchen) ist vielleicht Verlangen nach Welt-Zärtlichkeit, Anspruch auf Ähnlichkeit einer PUPPE mit einer wirklichen männlichen Person etc., der rosige Morgen nämlich, die ernsthaften Tiere, die Anatomie des Zimmers, etwa habe ich heute morgen deine mir so vertraute Stimme über die Wunderkammern gehört und sogleich die Tränen …….. kollerten ach das Atmen der Worte : dein Stimmchen dein Geistlein sehr aus deinen Augen flieszend tropfend (zerrissenes Näglein Schneelocken-wärts) also werden wir einander bald wiedersehen im Café, habe gewildert im Internet = vergessene Gefühle etc., rufe dich am Morgen nicht an weil du da sinnest sinnierst ebenfalls ich selbst am Küchentisch sinnend sinnierend : und werde es nicht vergessen am Attersee damals als die AUFGESPANNTEN (Pflanzen) während Kind mit Ball und wir den Rosensteig abwärts zum spiegelnden Wasser oder wir uns immens verknallten, dem Stil der Sprache uns ergebend eine Verwunderung etwa. Ich war baff ich war ganz baff als du sagtest »wenn du dich mit ihm einläszt muszt du dich versichern dasz er nicht krank ist« = zerrann die Liebschaft hinter der weiszen Rose deines Ohr’s (bin Kindchen von Jesus habe Federkleid) usw.«
26.3.14
»eben da ich. Meinen Finger auf den Knopf des CD-Players also Gupf der Bläue des Zenits wirst du zwischen Himmel und Erde (wer weisz), tippe ich – oh Veilchen der Seele (sag an!) : Halskettchen an deinem sausenden Nacken, Vielliebchen, du, ist Leben’s Zeit meszbar sind Mond’es Fittiche untergetaucht. Mond’es Fittiche = Tränen im Azur, schreibe ich an dich, Holztreppe zur Balustrade wo die Wolke sich ans Fenster preszt usw., ach garçon : du Meeresspiegel (Z. verträgt Blumenduft sehr schlecht : eines Tages findet sie ihr Verlobter halb ohnmächtig und umgeben von stark riechenden Blumen während die Dornen also des Leib’es Schmerzen …….. diese Blumen hat W. morgens auf dem Blumenmarkt gekauft und an seine Brust gedrückt ehe er sie Z. zu Füszen nicht wahr) : nach Hugo v.Hofmannsthal’s »Andreas«. 1 garçon 1 Morgenstrahl du hast mich nicht eingelassen, doch in der Dämmerung glitzerten deine Augen, bin 1 Schreiender, weiszt du, schreie in 1 Bouquet, leergefegte Amsel in NY usw., in unserem Garten in D. küszte ich die weiszen Lilien welche so hoch wie ich oder höher, reinen Herzen’s dieser Katarakt v.weiszen Blüten in beseelter Ecke spürten wir alle = im Bauch des Berges = den Todeshauch. Während der abnehmende Mond über die Hügel glitt, damals in Bad Ischl. Du kennst mich besser als ich mich selbst kenne, die Verbrüsselungen z.B. die in Scharlach gekleideten Völker, dasz ich die Wörter neu erfinden könne. »Hören und Sehen auf Schneelosigkeit«, sage ich, »Figur und Schildkröte« von Andreas Grunert, »Wenn ich alt bin« Tusche auf Papier, deine Verheiszungen, sage ich, las dann dein Angesicht dieses im Wald zu lechzendes,«
29.3.14
»dieser Abend diese Blumen-Brosche des Lenz diese zerrissenen Näglein = Nelken mit den zerrissenen Blütenrändern dieses gelbe Licht beim Erwachen – und beim Erwachen die Erinnerung an jene Fotografie wo du aus halboffener Zimmertür GUCKST 1 wenig gebückt oder fraglich während der Wind bläst durch das nur angelehnte Fenster ach diese ahnende Erscheinung, da diese ahnende Erfahrung auflodert in mir, weiszt du nämlich Durst am Morgen zu stillen wollend. Abermals jenes Schneeglöckchen-Gefild in dessen Morgenlicht …….. hatte ich die Chiffonhose übergezogen hatte ich die Heizung eingeschaltet ich hatte keinerlei Erinnerung, die Physiotherapeutin schien gebettet in Moos schön gebettet Erich Fromm Tablette in Herzform = Concor 5 mg, vor 14 Jahren hängt der April ich meine seit 14 Jahren hängt der April des Kalenders 2000 an der Zimmerwand : es war 1 fluoreszierender April mit Oleanderblüten und Mohn, Zwillingskirschen wie Notenköpfe = »Musik« von Andreas Grunert, Tusche und Acryl auf Papier 66 × 46 cm, an einem blanken Tisch 2008 umschwirrt von Notenköpfchen, kollerten orangefarbene Tränen. Nun ja im Dämmerschlaf geliebte Groszmutter mit wildem Kropf usw., 1 Sausen 1 Samariter mit Haschisch = Halstuch im kl.Café während die holzgeschnitzte Wiege im Schlafzimmer der Eltern immer bereit für neuen DÄUMELING …….. wie bangt mir oft nach dir mein liebster Freund (da war doch etwas mit einem Regenschirm zu Füszen des Morzinplatzes?), Religionen v.Schwalben auf Goldpapier, usw. Ich meine man musz warten können bis es einschnappt, Schwäne v.Frühling,«
30.3.14
»forte am Morgen, saus’ ich in dein Geblüt, stürzen die Beine. Da, auf diesem Foto war ich 2 Jahre jünger als jetzt indem ich Alexandra umarmte sah es aus als sei ihre schwarze Locke meine moustache, 1 Tag ohne dich bereitet mir Qual ich meine fleur oder Unverblümtheit Gürtel des Orion, diese vernichtenden Nächte so exaltiert dieser Frühling das Abendland …….. schwanen-tüchtig o du mein Osterlamm, Goethe’s Brosamen, blühender Kirschenzweig, Phantom oder Zeitungsfoto : wenn man es verkehrt herum betrachtet sieht man bengalischen Kopf oder Akelei usw., bist ja auch englisch, sage ich, »requiem for a pink moon« – mühte mich mit dem Büchlein bis ans Lebensende den kahlen verschwitzten Kopf umschlungen haltend (1 Bündel Spitzwegerich 1 Hund, kratzt an der Tür usw.), mein Fichtenbäumchen hat genadelt, sie stand mit einem blühenden Kirschenzweig vor der Tür (ich meine es tollte der Text usw.), gottbefohlen küszte er meine Füsze, im Galerien-Wäldchen, weiszt du, jetzt möchte ich lieber den ganzen Tag lesen statt schreiben, herbeigehuscht. »Inbrünstig Mützchen ade und dergleichen ……..« (natürlich haben die Interpunktionen in Saus und Braus ihre Majestät, sage ich, es war so dasz ich im gröszten effort gewesen = mit Franz Liszt aus dem GRAMMO dasz mich jemand mit blühendem Kirschenzweig in der Hand sehr polyphon, ach und 1 wenig Veilchen,«
1.4.14
»bist Bäumchen weisz blühendes Bäumchen bist Kirschblütenzweig bist Fink bist 1.Schwalbe bei verhangenem Himmel bist Gedicht : Fusz und Hand des Gedichts bist Leib des Gedichts und Mund des Gedichts und was spricht der Mund des Gedichts und was enthüllt der Leib des Gedichts und wohin flieht der Fusz des Gedichts …….. ach Schwäne des Himmels«
2.4.14
»grasgrüne Luft es ist 1 Aufregung und jede Nachtstunde lese ich die Uhr ab, der Morgenhimmel ein lichtblaues Wasser, da fällt 1 Sperling vom Dach, bist 1 Fink(lein) bist 1.Schwalbe. Ach der Kirschblütenzweig den du mir geschenkt hast ist längst verblüht, hochtrabt der Berg und grüne Wipfel, um 15 Uhr duzen wir uns …….. nur wenn du auf Trip bist scheinen dir meine Augen Vergiszmeinnicht-blau, erwanderten die Berge um den Gosausee, sagst du. Dein Doktorvater, sage ich, zur Firmungszeit ganz weisz die Stadt, rauchte er eine Pfeife und ich fragte ihn ob er glaube dasz wir einander noch 1 × sehen würden? Er glaube es und es sei vor 20 Jahren gewesen, aber tatsächlich hatte ich ihn nie wieder gesehen, ganz weisz die Firmungszeit ganz weisz war die Stadt ganz grün die Pfötchen der Stadt usw. Wenn ich schläferte, heillos durchs Quartier, die SWATCH tickt noch immer an seinem Handgelenk in seinem Grab, wird nie enden : 1 schwermütiger Gedanke. Du liebes Lamm du verlassene Welt, bis zum Wahnsinn liebe ich dich …….. dieser unsägliche Ort das zarte Wallen des Fliederwäldchens (pustend von Frühsommer). Andreas Grunert’s »Arbeiten auf Goldpapier« : »Hören und Sehen« 2007 Acryl auf Papier 70 × 100 cm : nicht spucken nicht sputen nur Herzeleid!, habe LÖFFEL anstatt OHREN verwendet, Goethe, hat in seinen Schriften oftmals die Abkürzungen abgeküszt usw. verwelkt im cahier und fummelnd, in Waldluft nämlich an der Tür zur Tapisserie hingen abwechselnd die Holztäfelchen »ouvert« und »fermé«. Ach die...
| Erscheint lt. Verlag | 8.2.2016 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Andreas Grunert • Blumen • Bremer Literaturpreis 2011 • Diskontinuität • Entgrenzung • Erinnerung • Georg-Büchner-Preis 2001 • Günter-Eich-Preis 2017 • Hörbuch des Jahres 2017 • Jacques Derrida • Johann-Beer-Literaturpreis 2014 • Kunst • Literatur • Musik • Natur • Österreichischer Buchpreis 2016 • Schreiben • Wahrnehmung |
| ISBN-10 | 3-518-74483-6 / 3518744836 |
| ISBN-13 | 978-3-518-74483-3 / 9783518744833 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich