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Die schwarzen Perlen - Folge 37 (eBook)

Die Frau mit dem blauen Schleier
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732524020 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die schwarzen Perlen - Folge 37 - O. S. Winterfield
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Lady Laura hat bereits als Kind erfahren, wie wichtig Geld ist. Liebe dagegen war auch schon in ihrem Elternhaus ein leerer Begriff. So scheint Laura das einzig Erstrebenswerte im Leben zu sein, Reichtum und Macht zu haben. Sie ist besessen von diesem Gedanken und kennt keine Skrupel, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen.
Für die Bewohner von Ferrymoore ist Laura Haggart nur die Teufelsanbeterin und die Frau in Schwarz. Niemand weiß mehr über sie - bis sie Stella die schreckliche Wahrheit über ihre Vergangenheit erzählt. Damals war Laura noch die Frau mit dem blauen Schleier.

Als Laura und Mike Hylander noch Kinder waren, bekamen sie die Misere, in der ihre Familie lebte, immer sehr deutlich zu spüren. Ihre Mutter Elizabeth stammte zwar aus dem niederen Adel Englands und hatte sich Lady nennen dürfen, doch diesen Titel hatte sie mit ihrer Heirat verloren.

Sie erzählte immer wieder, dass sie ihren Mann James Hylander aus Liebe geheiratet habe. Aber davon merkten Laura und ihr um acht Jahre jüngerer Bruder Mike nichts mehr. Sie erlebten nur Streit zwischen ihren Eltern. Meistens ging es um Geld und Schulden, die nicht bezahlt werden konnten.

Die Familie Hylander lebte von Anfang an über ihre Verhältnisse. Man wohnte in Chelsea, einem der vornehmsten Stadtteile Londons. Eine um vieles billigere Wohnung hätte man sich nach außen hin kaum leisten können.

Was James Hylander als Immobilienmakler verdiente, verbrauchte er zum größten Teil für sich selbst. Er war ein großer, dunkelhaariger und gut aussehender Mann, der seine Chancen bei Frauen zu nutzen wusste.

Die Enge seiner familiären Verhältnisse trieb ihn immer wieder in teure Bars, auf die Rennbahnen und in Spielkasinos, ein Milieu, das ihm angemessen schien. Seine Arbeit vernachlässigte er. Aber Arbeit war in den Kreisen, zu denen sich seine Familie zählen wollte, ohnehin verpönt. Man hatte von Haus aus vermögend zu sein und es im Lebensstil zu zeigen.

Die Hylanders täuschten diesen Lebensstil vor. Dafür machten sie Schulden, und die Gespräche um Geld nahmen kein Ende. So bekam die kleine Laura frühzeitig mit, wie wichtig Reichtum zu sein schien. Es musste das Erstrebenswerteste im Leben sein.

Sobald sich Laura mit ihrem jüngeren Bruder über diese Dinge unterhalten konnte, erzählte sie ihm, dass sie einmal einen ganz reichen Mann heiraten würde.

Der Junge ließ sich von ihren Träumen mitreißen, er bewunderte seine große Schwester. Sie war ohnehin die Einzige, die sich um ihn kümmerte. Oft saßen sie allein miteinander in der Küche und aßen, was sie gerade noch gefunden hatten. Zur selben Zeit waren die Eltern irgendwo auf dem Tennisplatz, beim Golf spielen oder auf einer Gesellschaft.

Personal gab es selten im Hause Hylander. Die meisten Dienstboten gingen, ohne ihren Lohn bekommen zu haben. Zu Partys holte man sich Lohndiener. Auch das war sehr vornehm.

Als Laura vierzehn Jahre alt war, erhielt sie öfter Taschengeld. Sie ging damit sehr großzügig um. Vor allem ihrem Bruder Mike gegenüber. Er hing an Laura. Was er von seinen Eltern erwartete und nicht bekam, gab ihm seine Schwester: Eis, Schokolade, Spielsachen – und Liebe.

Mike ging zu dieser Zeit schon zur Schule, natürlich in eine vornehme Privateinrichtung. Auch wenn die Eltern mit der Zahlung des hohen Schulgelds bald wieder in Rückstand gerieten, sie mussten sich den Luxus leisten, ihre Kinder in Internate zu schicken, die der obersten Gesellschaftsschicht vorbehalten waren.

Laura hatte dort schon seit Jahren gelernt, zu heucheln und mehr zu scheinen als zu sein. Ihre Eltern machten sich keine Gedanken darüber, dass sich das auf Lauras Charakter auswirken musste.

Mike war ehrlicher als sie. Er verhehlte seinen Schulkameraden nicht, dass seine Eltern nie Geld hatten.

Als Laura davon erfuhr, wurde sie zornig. Das passierte sehr oft. Selbst die Eltern fürchteten dann ihre Ausbrüche. Mehr aber noch Mike. Er wollte ja seine Schwester nicht erzürnen. Mit seinen sechs Jahren war er bereit, sie immer wieder um Verzeihung zu bitten, wenn er ihrer Ansicht nach etwas falsch gemacht hatte.

Aber als sie ihm jetzt vorhielt, dass er nie jemandem sagen durfte, wie arm sie in Wirklichkeit waren, sah er sie nur verwundert an.

»Aber ich habe doch nie Geld, Laura, wenn du es mir nicht gibst. Die Kinder sehen ja, dass ich mir nichts kaufen kann. Sie haben alle viel Taschengeld.«

»Dann werde ich dir eben noch mehr Geld geben«, sagte Laura.

»Von wem bekommst du es?«, fragte Mike nun zum ersten Mal.

Laura sah ihn mit einem hintergründigen Lächeln an. »Das kann ich dir nicht sagen. Dazu bist du noch zu klein.«

***

Tage später erlebte Mike, woher seine Schwester ihr Geld hatte. Er kam am Nachmittag aus der Schule nach Hause und meinte, allein in der Wohnung zu sein. Da hörte er aus einem am Ende des Korridors gelegenen Raum leise Stimmen.

Er ging bis zur Tür. Als er sie öffnen wollte, kam Laura aus dem Nebenzimmer gelaufen. Sie war sehr aufgeregt und legte einen Finger auf die Lippen. Sie zog ihren Bruder in den Raum, aus dem sie eben gekommen war, und befahl ihm, keinen Mucks von sich zu geben.

Mike war es gewohnt, Laura zu gehorchen, und schwieg, obwohl ihm die Zeit sehr lang wurde. Er konnte sich nicht erklären, wer im Zimmer nebenan war und warum Laura so oft auf den Flur hinauslugte.

Als draußen Schritte zu hören waren, ging sie hinaus. Mike folgte ihr, obwohl sie ihm bedeutet hatte, im Zimmer zu bleiben.

Auf dem Flur stand sein Vater und half einer jungen, schönen Frau in den Mantel. Sie lehnte sich an ihn und sagte: »Das nächste Mal bei mir, Darling.«

Dann ging sie schnell an die Ausgangstür.

Der Vater hatte ein erhitztes Gesicht. Ärgerlich sah er zu Laura und Mike, dann griff er in die Tasche, reichte Laura eine Pfundnote und wollte in einem Zimmer verschwinden.

Laura lief ihm nach und hielt ihn an der Hand fest. Sie sah ihn herausfordernd an.

»Heute musst du Mike auch Geld geben, Daddy. Sonst verrät er Mami, dass du Besuch hattest.«

Das Gesicht des Vaters wurde krebsrot.

»Erpresserin«, sagte er verächtlich, griff aber in die Tasche und drückte auch dem kleinen Mike eine Pfundnote in die Hand.

Lauras grünliche Augen strahlten triumphierend.

Mike stand ratlos im Flur. Er sah immer wieder auf die Pfundnote und dann auf die Tür, hinter der sein Vater verschwunden war.

»Steck das Geld endlich ein«, sagte Laura, griff nach Mikes Hand und zog ihn mit in ihr Zimmer. »Mein Gott, stellst du dich dumm an, Mike. Begreifst du nicht, warum uns Daddy die Pfundnoten gegeben hat?«

»Nein.« Mike sah seine Schwester treuherzig an.

»Du bist ein Dummkopf, Mike. Denkst du dir gar nichts dabei, wenn Daddy mit einer anderen Frau aus einem Zimmer kommt? Und ausgerechnet dann, wenn Mami nicht hier ist?« Laura neigte sich zu ihrem kleinen Bruder und flüsterte ihm ins Ohr: »Die Frau ist eine bekannte Tänzerin. Und sie ist Daddys Geliebte.« Laura richtete sich auf. »Manchmal bringt er auch eine andere Frau mit.«

»Aber er hat doch Mami.« Mike riss seine blauen Augen weit auf.

»Mit Mami streitet er doch nur. Sie lieben einander nicht mehr. Liebe ist überhaupt ein Quatsch. Was hat Mami nun davon, dass sie Daddy aus Liebe geheiratet hat? Er betrügt sie.« Laura tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »So dumm werde ich einmal nicht sein. Ich heirate einen reichen Mann, ob ich ihn liebe oder nicht. Wenn der mich betrügt, brauche ich mich nicht so zu ärgern, dann bleibt noch immer sein Geld.«

Doch davon begriff Mike noch nicht viel. Er beschäftigte sich noch immer damit, dass sein Vater eine Geliebte hatte.

»Und Mami darf das nicht wissen?«, fragte er jetzt.

»Nein«, sagte Laura ungeduldig. »Wann wirst du das endlich begreifen?«

»Dann will ich auch das Geld nicht.« Mike holte die Pfundnote aus seiner Hosentasche.

»Bist du verrückt?« Laura sah ihren Bruder an, als zweifle sie wirklich an seinem Verstand. »Sei froh, dass du endlich Geld hast. In Zukunft kannst du immer mit mir lauschen, wenn Daddy eine Frau mitbringt. Dann bekommst du auch jedes Mal Geld. Stell dich jetzt nicht so an. Wenn ich dir Geld gegeben habe, hatte ich das auch immer von Daddy.« Laura lachte listig. »Schweigegeld ist das. Ich glaube, Daddy bezahlt es gern, wenn er dafür keinen Streit mit Mami bekommt«

»Aber ich will nicht, dass wir so gemein zu Mami sind.«

Mike machte ein trotziges und unglückliches Gesicht. Mit solchen Problemen wurde er nicht fertig. Er war nicht so wendig wie Laura.

»Ach was, wir brauchen auf Mami auch nicht so viel Rücksicht zu nehmen, ich schon gar nicht. Sie sagt immer, ich werde bestimmt keinen reichen Mann bekommen, weil ich nicht schön genug bin.«

Mike wurde durch diese Worte abgelenkt.

»Du bist doch schön, Laura«, sagte er.

Davon war er überzeugt, aber er hätte ihr dieses Kompliment auch gemacht, wenn er gegenteiliger Meinung gewesen wäre. Er wollte Laura immer bei guter Stimmung halten. Es befasste sich ja außer ihr niemand mit ihm.

Laura trat jetzt vor einen Spiegel. Sie wiegte sich kokett in den Hüften und fuhr sich dann durch das braune Haar. Es hatte keinen besonderen Glanz und sah immer etwas struppig aus. Aber dem würde abzuhelfen sein, wenn sie erst einmal Geld genug hatte. Ihr Gesicht war schmal, der Mund etwas zu groß, und ihr Teint hatte einen fahlen Ton, aber ihre grünlichen Augen belebten das Gesicht.

»Findest du mich wirklich schön, Mike?«, fragte sie jetzt und warf ihrem Spiegelbild einen letzten Blick zu.

»Ja«, sagte Mike todernst. »Und Mami sagt auch nicht, dass du hässlich bist. Du bekommst bestimmt einen reichen Mann, Laura.«

Laura umarmte ihren Bruder stürmisch. »Dann wird es dir auch gut gehen, Mike, sehr gut. Ich werde ganz jung heiraten. Dann musst du immer noch zur Schule gehen. Aber ich werde für dich das teuerste Internat bezahlen. Da brauchst du nicht mehr allein zu sein. Alles werde ich dir kaufen, was du dir nur...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2016
Reihe/Serie Die Schwarzen Perlen
Die Schwarzen Perlen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • adels-romane • Anna-basener • Bastei • Bianca • Charmed • Cora • Courths-Mahler • e Book • E-Book • e books • Ehe • Erbe • exotisch-Ort • Familiengeheimnis • Familiensaga • feelgood • Flucht • Fortsetzungsroman • Frauengrusel • Fürst • Gefühle • Geschichte • ghost • Glück • Graf • Gräfin • Groschenroman • Großdruck • große-schrift • Grusel • Gruselserie • Happy End • Hedwig Courths Mahler • Heft • Heftchen • Heft-Roman • Herzschmerz • Hochzeit • Hoffnung • Hollywood • Julia • Kindle • Klassiker • Kurzgeschichte • leni-behrendt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebeskummer • Liebesroman • Liebesromane • Macht • martin-Kelter • Mira • Nicholas Sparks • Prinz • Prinzessin • PS ich liebe dich • Reichtum • Reise • Romance • Romanheft • Roman-Heft • Romantic Suspense • Romantic Thriller • Romantic-Thriller • romantisch • Romantische Komödie • Romanze • Schicksalsroman • Serie • spannend • tatsächlich liebe • Vergangenheit • Wahrheit • Witwe • wohlfühlen • Wunsch
ISBN-13 9783732524020 / 9783732524020
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