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Leo Berlin - Tod in Blau (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
592 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42933-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leo Berlin - Tod in Blau -  Susanne Goga
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Zwei spannende Kriminalfälle im eBundle Leo Berlin: 1922. Kriminalkommissar Leo Wechsler bekommt es in seinem ersten Fall mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler wurde mit einer Buddhafigur aus Jade erschlagen. Wie sich herausstellt, war der Heiler kein unbeschriebenes Blatt - er hat seine wohlhabende Klientel mit Kokain versorgt. Als wenig später eine Prostituierte ermordet wird, vermutet Leo einen unmittelbaren Zusammenhang. Tod in Blau: Leo Wechslers zweiter Fall: Es ist das Jahr 1922. Arnold Wegner malt seine Zeit in starken Kontrasten - Armut und Luxus, Krieg und Vergnügungssucht, Krankheit und Irrsinn. Seine radikalen Bilder, in denen er sich provokant mit der Gesellschaft und der jüngsten Vergangenheit, dem Ersten Weltkrieg, auseinandersetzt, erregen sowohl Bewunderung als auch Abscheu. Als der Maler tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft, in der viele ehemalige Offiziere verkehren.

Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für >Mord in Babelsberg< und dem Silbernen HOMER für >Nachts am Askanischen Platz<.

Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.

1


»Herr Kommissar, wollen Sie nicht allmählich nach Hause gehen?«, fragte Ursula Meinelt, die Stenotypistin, und legte Leo Wechsler einige Blätter auf den Schreibtisch. »Ihre Kinder warten sicher schon.«

Leo blickte kurz von seinen Akten hoch, ein wenig misstrauisch, als wollte er prüfen, ob Fräulein Meinelt nicht einfach Lust auf Feierabend hatte.

»Schauen Sie mich nicht an wie ein Polizist«, sagte sie forsch.

»Ich bin Polizist«, entgegnete Leo trocken. »Sie erinnern mich jeden Tag daran. Und wenn man einen Mitarbeiter wie von Malchow hat, kann man die Arbeit gleich allein machen.«

Sie hob beschwichtigend die Hand. »Ich weiß, aber … wenn Sie ehrlich sind, ist es auch nicht leicht, mit Ihnen auszukommen.«

Er sah sie überrascht an. »Wieso? Sie kommen doch auch mit mir aus.«

»Darüber wundere ich mich jeden Tag.«

»So frech heute?«, fragte er grinsend. »Wissen Sie, warum ich mit Ihnen auskomme?«

»Weil ich nicht der Sohn eines pommerschen Gutsbesitzers bin, der nur aus Spaß zur Polizei gegangen ist und eigentlich sein Leben mit Forellenfischen auf dem elterlichen Anwesen zubringen könnte«, lautete die schlagfertige Antwort.

»Genau«, sagte Leo Wechsler. »Mit Ihrer Beobachtungsgabe sollten Sie Detektivin werden.«

»Um in Warenhäusern Frauen aufzulauern, die drei Schichten Unterwäsche tragen? Nein danke, da sitze ich lieber vor meiner Schreibmaschine und tippe Ihre Berichte«, sagte sie lächelnd und griff in ihre Rocktasche. »Nehmen Sie die mit, wenn Sie nach Hause gehen.« Sie hielt ihm zwei Zuckerstangen hin.

Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und steckte die Süßigkeiten ein. Beinahe hätte er gesagt, die kann ich selber kaufen. Verdammt, warum glaubte er ständig, dass alle ihn mitleidig anschauten und sich nur für die Tatsache interessierten, dass Kommissar Wechsler verwitweter Vater von zwei Kindern war?

Energisch schlug er den Aktenordner zu und schob ihn zur äußersten Ecke des Schreibtischs. »Sie haben Recht, ich mache Schluss für heute. Und danke für die Zuckerstangen. Wer weiß, wie viel die demnächst kosten.« Er zog sein Portemonnaie heraus. »Sehen Sie sich das mal an. Geht kaum noch zu bei den vielen Scheinen. Letztens habe ich gesehen, wie bei Wertheim jemand mit einem Zehntausendmarkschein bezahlt hat.«

Ursula Meinelt betrachtete die Geldscheine in Leos Hand und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wohin das noch führen soll. Wie kommt es, dass unser Geld immer weniger wert ist?«

»Weil man im Krieg so viel davon gedruckt hat, als wäre es Spielgeld«, antwortete Leo und hängte sich den leichten Sommermantel über den Arm. »Und jetzt sitzen wir in der Achterbahn und wissen nicht, wohin sie fährt. Schönen Abend noch.«

Mit diesen Worten verließ er das Büro.

Als er draußen auf dem Alexanderplatz vor dem Präsidium stand, das im Polizeijargon gern »Fabrik« genannt wurde, atmete er erst einmal auf. Es war halb sieben und taghell, der längste Tag des Jahres nicht mehr fern. Er beschloss, ein Stück Unter den Linden entlangzugehen, bevor er die Elektrische nach Moabit nahm.

Menschen in sommerlicher Kleidung schlenderten über den Boulevard. Von einem Zeitungskiosk sprang ihn das Wort »Blausäure« an. Leo blieb kurz stehen und las die ersten Zeilen.

»Am gestrigen Pfingstsonntag verübten bisher Unbekannte ein Blausäure-Attentat auf den Politiker Philipp Scheidemann (SPD). Er soll dem Vernehmen nach schwere Verletzungen erlitten haben.«

Leo Wechsler schüttelte den Kopf. Manchmal kam es ihm vor, als wäre die Welt verrückt geworden. Als hätte sie acht Jahre zuvor den Verstand verloren und ihn nie wiedergefunden. Zuerst der lange Krieg, dann Revolution und Straßenkämpfe, Hunger, Unsicherheit und … Er zuckte zusammen, als ihn die Erinnerung an Dorotheas Tod überfiel. Sie war im Januar 1919 gestorben, die Spanische Grippe war schon beinahe abgeflaut. Als hätte die tückische Krankheit gewartet, bis Marie geboren war, und Dorothea dann umso heftiger gepackt.

Zuweilen ertappte er sich dabei, dass er etwas zu ihr sagen oder sie berühren wollte und erst dann merkte, dass sie nicht mehr da war. Vielleicht hatte er sich zu wenig Zeit gelassen nach ihrem Tod, alles möglichst schnell vergessen wollen. Andererseits erinnerten ihn seine Kinder jeden Tag an Dorothea, und er genoss immer wieder die mit Schmerz vermischte Freude, die sie ihm bereiteten. Wenn Marie eine kluge Frage stellte oder Georg eine gute Note mit nach Hause brachte, dachte Leo, dass er Dorotheas letzte Bitte, gut für die Kinder zu sorgen, wohl doch erfüllt hatte.

Er klopfte auf die Zuckerstangen in seiner Manteltasche, blieb einen Augenblick stehen und schaute nach oben in die grünen Baumwipfel der Mittelpromenade. Eigentlich war es kein Abend zum Nachhausegehen. Solche Abende sollte man lieber in einem Schankgarten verbringen, natürlich nicht allein, ein bisschen tanzen, sich den Kopf verdrehen lassen. Einfach drauflosleben. Das hatte er schon lange nicht mehr getan.

Leo schüttelte den Kopf, wie um sich aus seinen Träumereien zu reißen, und ging zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.

Gabriel Sartorius beugte sich über den Tisch. Er starrte die glattgeschliffenen Halbedelsteine an, die in einem nur ihm bekannten Muster auf der unbearbeiteten Holzplatte angeordnet waren. Er spürte, wie die Kraft der Steine in seine Finger strömte, seinen ganzen Körper durchdrang. Sie verlieh ihm übermenschliche Energien, mit denen er die Frau auf dem Diwan von ihrem Leiden heilen würde.

Ellen Cramer lag ganz still auf dem Diwan, die Augen geschlossen, die Arme neben sich ausgestreckt. Sie vertraute Gabriel Sartorius blind. Er behandelte sie seit einigen Wochen wegen ihrer schweren Migräneanfälle, und sie meinte schon eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Nachdem sie von einem angesehenen Berliner Arzt zum anderen gelaufen war, ohne die quälenden, von Sehstörungen und Übelkeit begleiteten Schmerzen loszuwerden, hatte sie sich zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschlossen.

Eine Freundin hatte sie auf den Wunderheiler aufmerksam gemacht. Zunächst war Ellen skeptisch gewesen, und ihr Mann wusste bis heute nichts von diesen Besuchen, da er alles ablehnte, dem nicht mit Rechenschieber und Kontenbüchern beizukommen war. Doch er musste auch nie davon erfahren. Sie besaß selbst genügend Geld, um die Honorare des Heilers zu bezahlen.

In Berlin waren Hellseher und Hypnotiseure zurzeit groß in Mode. Man munkelte, dass sogar die Polizei gelegentlich ihre Dienste in Anspruch nahm, um schwierige Fälle aufzuklären.

Sartorius schien sich allerdings nicht als Modedoktor, sondern als Berufener zu empfinden, der auserwählt war, die Leiden der Menschheit zu lindern. Sein wallendes, schulterlanges Haar und die orientalischen Gewänder, in die er sich zu hüllen pflegte, erinnerten an Christus-Gemälde der Renaissance. Er sprach mit sanfter Stimme und verströmte eine Gelassenheit, die Ellen gleich beim ersten Besuch die Angst genommen hatte.

Jetzt spürte sie seine Hände, die beruhigend über ihre Schläfen strichen, über die Stirn fuhren, sich sacht auf ihre Augen legten und wieder zu den Schläfen wanderten.

»Ich übertrage jetzt die Kraft der Steine auf Sie«, hörte sie ihn sagen. »Amethyst gegen die Schmerzen. Karneol für besseres Blut. Diamant für klare Erkenntnis. Hämatit für mehr Lebendigkeit. Opal für mehr Lebensfreude. Brauner Chalcedon für Herzenskraft.«

Sie überließ sich ganz seinen Händen. Seine heilende Kraft umfloss wohltuend ihren Kopf. Beinahe wäre sie eingeschlafen, doch dann klopfte er sanft gegen ihre Wange. »Sie können die Augen öffnen. Die heutige Sitzung ist beendet. Hören Sie auf meinen Rat: Viel Ruhe, genießen Sie Ihr Leben. Überlassen Sie sich Ihrem inneren Fluss, er wird Sie leiten.«

Ellen setzte sich auf und schaute sich im Zimmer um, als hätte die Sitzung auch ihre Umgebung verwandelt. Gedämpftes Licht, schwere Samtvorhänge, an den Wänden eine Mischung aus christlichen, hinduistischen und buddhistischen Motiven, die sie beim ersten Anblick ein wenig irritiert hatte, inzwischen aber vertraut schien. Auf einem kleinen Intarsientisch befanden sich mehrere Gegenstände, die zusammengewürfelt wirkten, dem Heiler aber viel zu bedeuten schienen: ein Dolch mit wunderschön ziselierter Klinge, ein Bild der heiligen Hildegard von Bingen, ein Buddha aus grüner Jade.

Sie legte das Honorar dezent neben den Dolch und verabschiedete sich von Sartorius. »Nächste Woche um die gleiche Zeit?«, fragte er, als er sie zur Tür begleitete.

»Gern. Vielen Dank.«

Er schloss die Tür hinter ihr, nahm das Geld vom Tischchen und steckte es in die Tasche der leichten Hose, die er unter seinem weiten Gewand trug. Dann ließ er sich auf dem Diwan nieder und nahm eine Hand voll Weintrauben aus einer Obstschale. Nach einer Sitzung brauchte er immer Nahrung, um neue Kraft zu gewinnen. Es war anstrengend, den Edelsteinen als Medium zu dienen und ihre heilende Wirkung auf seine Patienten zu übertragen, aber seine wirksamste Therapie. Manchmal ließ er sie auch Szenarien aus den Steinen legen, mit denen er ihren Gemütszustand deutete und ihnen neue Wege aufzeigte.

Da klingelte es an der Tür. Sartorius warf einen Blick auf seinen Terminkalender, doch Ellen Cramer war an diesem Nachmittag als letzte Patientin eingetragen. Seltsam. Er legte die Trauben neben die Schale und ging zur Tür.

...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20er Jahre • 2in1-Bundle • Berlin • Berlin-Krimi • Deutschland • Deutschsprachige Krimis • Gereon Rath • historischer Krimi • historischer krimi berlin • Historischer Kriminalroman • Leo Wechsler • Regiokrimi Berlin • Volker Kutscher • Weimarer Republik • Zwanziger Jahre
ISBN-10 3-423-42933-X / 342342933X
ISBN-13 978-3-423-42933-7 / 9783423429337
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