John Sinclair 1642 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783838744131 (ISBN)
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Er war da, und doch war er nicht sichtbar.
Er lauerte dort, wo kein Menschenauge hinblickt. In einem Raum zwischen den Welten. Aber er wusste, dass er gebraucht wurde. Und dann würde es fürchterlich werden, denn eine Gestalt wie Gothic kannte keine Gnade ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Ein Rächer aus dem Nichts
Er war da, doch er war nicht sichtbar!
Er lauerte dort, wo kein Menschenauge hinblickt. In einem Raum zwischen den Welten. Aber er wusste, dass er gebraucht wurde. Und dann würde es fürchterlich werden, denn eine Gestalt wie Gothic kannte keine Gnade …
Es war wieder eine dieser langen U-Bahn-Fahrten, die für die meisten Menschen nervig waren, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Sie waren auf dieses Verkehrsmittel angewiesen und nahmen die täglichen Fahrten gottergeben hin.
Es gab auch Ausnahmen. Dazu gehörte Skip Tandy, der Sechzehnjährige, der gern mit der Tube fuhr, denn darin konnte er trotz der Hektik, die ihn meistens umgab, abschalten. Er zog sich in sich selbst zurück und hatte so seine Ruhe.
Ihm stand eine lange Fahrt bevor. Bis eine Station vor der Endhaltestelle, die in Wimbledon lag. Dort musste er aussteigen und noch eine kurze Strecke mit dem Bike fahren, das er dort immer abstellte, bevor er sich auf die Hinfahrt in die City von London machte. Er besuchte dort eine Kunstschule, und trotz seiner noch jungen Jahre galt Skip bei seinen Lehrern als sehr begabt. Er galt zwar als ein wenig introvertiert, aber seine Gefühle blieben trotzdem nicht verborgen, die drückte er in seinen Comiczeichnungen aus, denn sie waren für ihn das Größte überhaupt. So zu zeichnen, wie er es sich vorstellte. Seine eigenen Helden und Superhelden schaffen und sich in sie verlieben – das machte ihn selig.
Skip träumte in der Nacht von den Figuren, die er geschaffen hatte. Dann erlebte er sie wahrhaftig. Dann waren sie existent und besuchten ihn. Sogar eine Kommunikation war mit ihnen möglich.
Besonders mit dem Helden, den er am meisten liebte. Er hatte ihn Gothic getauft. Auch der Name war ihm plötzlich eingefallen, als er tief und fest träumte. Ob das tatsächlich so gewesen war, das wusste er nicht so recht. Es konnte auch sein, dass ihm der Name eingegeben worden war, als ihn andere Mächte besuchten. Da hatte er ihn vor sich gesehen und am anderen Tag sofort aus der Erinnerung gezeichnet.
Von diesem Zeitpunkt an war Gothic sein Held. Sein Freund, sein Helfer, sein Schutzengel, denn einen besseren konnte er sich nicht vorstellen.
Ein Held seiner Träume, der ihm nicht aus dem Kopf wollte. Egal, ob in der Nacht oder am Tag. Gothic war immer bei ihm und nicht nur in seinem Kopf, denn er musste es einfach rauslassen. Der Druck war zu groß, und so hatte er sich hingesetzt und eine Geschichte um seinen Helden herum gefunden.
Er brachte sie zu Papier.
Er zeichnete einen Act nach dem anderen. Seine erste Comicgeschichte würde Furore machen, davon ging er aus, und er war fest davon überzeugt, dass alles klappte.
Es ging Skip Tandy nur um seine Geschichte. Sie war der Starter für seine Zukunft, in der er sich im großen Comiczenit sah und von den Lesern gefeiert wurde.
Auch in der Kunstschule war sein Talent erkannt worden. Die Lehrer hatten anerkennend genickt, als sie seine kleinen Werke sahen, aber er musste sich auch mit anderen Dingen beschäftigen, die zum Lehrplan gehörten, und so ging er seiner wahren Berufung mehr außerhalb der Stunden nach.
Wie in der Bahn!
Skip hatte einen Fensterplatz ergattert. Den Blick nach draußen konnte er sich sparen. Es war sowieso so gut wie nichts zu sehen, und den Anblick der zahlreichen Bahnhöfe kannte er bereits. Außerhalb von ihnen gab es nur die graue Dunkelheit der Tunnels, durch die hin und wieder ein heller Schein huschte.
Doch in der Bahn, auf seinem Platz, da sah er sich in seiner Welt und war glücklich.
Auch jetzt lag der Zeichenblock auf seinen Knien. Er hatte das Blatt in vier Quadrate geteilt, war sich aber noch nicht sicher, ob er bei der Vierteilung bleiben wollte. Es konnte auch sein, dass er die ganze Seite für seine Figur brauchte.
Das erschien ihm besser. Er wollte Gothic zunächst als Strichzeichnung entstehen lassen. Als so genanntes rough. Danach würde er weitersehen, ob ihm die Position gefiel oder ob es besser war, wenn er sie änderte. Für ihn war wichtig, dass Gothic stets in einer Siegerpose auftrat. Er mochte es nicht, wenn seine Helden verloren. Sie mussten immer gewinnen, sodass der Leser der Geschichte am Ende aufatmen konnte.
Als Manga-Künstler sah er sich nicht an. Er tendierte mehr in die Richtung der Superhelden, und den Strich dieser Geschichten hatte er perfekt darauf. Da war er ein Naturtalent.
Skip Tandy war so in seine Arbeit vertieft, dass er kaum mitbekam, wie der Platz neben ihm gewechselt wurde. Erst als er das leise Stöhnen hörte, schaute er hin.
Eine ältere Frau hatte sich neben ihn gesetzt. Ihr pausbäckiges Gesicht zeigte eine gesunde Rötung. Auf der nach oben gebogenen Nase saß eine Brille, hinter deren Gläsern die Augen lustig funkelten.
Sie lächelte ihn an. »Hallo, junger Mann.«
»Hi.«
Auch Skip lächelte. Er war froh, einen so angenehmen Fahrgast neben sich sitzen zu haben, auch wenn die Frau, deren graues Haar einen Kurzschnitt hatte, sicherlich mit ihm reden würde, aber das nahm er hin. Das war ihm letztlich egal. Besser als von irgendwelchen Typen angemacht zu werden, die nur auf Randale aus waren. Das gab es leider auch zu oft in den Bahnen.
Die Frau warf einen Blick auf seine Zeichnung. Sie nickte und fragte mit leiser Stimme: »Darf ich dir etwas sagen?«
»Bitte.«
»Die Zeichnung ist klasse. Ein richtiges kleines Meisterwerk. Das kann ich beurteilen.«
Skip wurde verlegen. Er bekam sogar einen roten Kopf. Lob hatte er schon oft genug bekommen, nur nicht von einem Menschen, dessen Comic-Lesezeiten schon lange zurücklagen. Er hob leicht unbehaglich die Schultern und hatte endlich eine Antwort gefunden.
»Nun ja, es geht.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Sei nicht so bescheiden, junger Mann. Ich kenne mich auf dem Gebiet aus. Als ich mal in den Staaten war, habe ich die Zeichner der Superhelden-Comics selbst erlebt und sogar mit Stan Lee gesprochen.«
»Nein …«
»Doch. Das kannst du mir glauben.«
»Stan Lee!«, flüsterte Skip. »Das ist – Mann, mir fehlen einfach die Worte. Der Erfinder der großen Marvel-Helden. Das ist ja ein Wahnsinn und ein Zufall, dass wir hier beisammen sitzen.« Er wurde unruhig und hatte etwas Bammel vor der nächsten Frage. Aber er stellte sie trotzdem.
»Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?«
»Waren, mein Junge, waren.« Für einen Moment nahm ihr Blick einen traurigen Ausdruck an. »Ich habe als Blasenzeichnerin gearbeitet, habe gelettert, aber das ist vorbei. Der Computer hat meinen Job übernommen, und so stand ich auf der Straße. Außerdem hat man mich als zu alt angesehen. Doch die Freude für meinen Beruf, die hat man mir nicht nehmen können.« Sie beugte sich zur Seite und flüsterte: »Ich lese sie noch immer gern, diese wunderbaren Geschichten, die einen Menschen so glücklich machen können. Angefangen von Tarzan, über die Funnys, bis hin zu den Superhelden. Sie waren stets meine Traummänner.« Die Frau bekam einen glänzenden Blick, als sie sich gedanklich in der Vergangenheit bewegte.
»Ja, das war bestimmt ein toller Job.«
Sie nickte. »Ich heiße übrigens Loreen Sander.«
»Und ich bin Skip Tandy.«
»Aha«, meinte sie.
»Wieso?«
Loreen hob den rechten Zeigefinger. »Du kannst einer alten Frau das glauben, was ich dir jetzt sage. Ich bin davon überzeugt, dass man von dir noch einiges hören wird. Und ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass ich es erleben werde. Den Comics bleibe ich verbunden, so lange ich lebe. Das ist gewiss.«
Skip Tandy wusste nicht, was er sagen sollte. Einer derartigen Frau war er noch nie begegnet. Klar kannte er Comic-Enthusiasten, aber nicht in diesem Alter.
Die Bahn stoppte, und diesmal stiegen mehr Menschen aus als ein. So wurden die Wagen allmählich leerer.
»Fahren Sie bis zur Endstation?«
»Nein, Skip. Ich muss an der übernächsten Haltestelle raus. Ich will eine Freundin besuchen. Sie ist umgezogen. Sie wohnt in East Putney.«
»Ich muss eine weiter. Bis nach Southfields.«
»Das ist fast in Wimbledon.«
»Genau.«
»Wohnen da auch deine Eltern?«
»Ja. Ich studiere aber in der City und besuche dort eine Kunstschule.«
»Das ist ein guter Weg. Hat man dort denn dein Talent auch richtig erkannt?«
»Das hat man. Ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen.«
Ein hässliches Lachen sorgte dafür, dass Loreen und Skip gestört wurden.
Zwei Typen gerieten in ihr Blickfeld. Sie waren an der letzten Station eingestiegen und sahen nicht gerade aus wie junge Betbrüder. Bekleidet waren sie mit engen Hosen aus Leder. Entsprechende Jacken gehörten auch dazu. Hohe Schnürschuhe sorgten für ein hartes und wuchtiges Auftreten. Die Jacken waren mit allerlei billigem Schmuck behängt und auch die Finger zeigten dicke Ringe, wobei einige von ihnen schon gefährlich aussahen.
Am meisten fielen die Köpfe auf. Kahlrasierte Schädel, auf denen kein Haar wuchs, die aber trotzdem nicht leer waren, denn auf ihnen waren schwarze Totenschädel gemalt.
Durch das Fehlen der Haare wirkten die Gesichter irgendwie gleich. Um Unterschiede festzustellen, musste man schon genauer hinschauen. Das ließ Skip lieber bleiben, denn bei diesen Typen konnte der kürzeste Blick schon eine Aggression auslösen.
Es sah so aus, als würden sie vorbeigehen. Sie blieben aber stehen, schauten Loreen und Skip an, grinsten dabei und spuckten dann zu Boden.
Loreen wollte etwas sagen, aber Skip hielt sie zurück. »Bitte nicht. Es ist besser, wenn wir den Mund...
| Erscheint lt. Verlag | 20.1.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | John Sinclair | John Sinclair |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | blutig • Clown • Gruselroman • Horror • Horror Bücher ab 18 • horror thriller • Jason Dark • Lovecraft • Paranomal • Sinclair • Slasher • Splatter • Stephen King • Steven King • Zombies |
| ISBN-13 | 9783838744131 / 9783838744131 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich