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Leben ist Glück genug (eBook)

Vom Schwarzwald zur Seefahrt bei der Marine
eBook Download: EPUB
2014 | 6. Auflage
352 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7357-4861-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leben ist Glück genug -  Walter W. Braun
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Die Biografie über ein spannendes Leben ist nicht nur zeitgeschichtlich interessant. Es führt auch in eine Epoche, die noch nicht allzu fern zurückliegt, sich aber noch in einer völlig anderen Welt zutrug. Beide Großeltern waren alteingesessene Schwarzwälder. Der Autor, Ende 1944 im damals deutsch verwalteten Elsass geboren, war als Kleinkind ein Türöffner für Mutter und Verwandtschaft, die nur dank ihm in die neutrale Schweiz einreisen durften, um nach der Internierung von dort in die ursprüngliche Heimat der Großeltern ins Kleine Wiesental und damit in Sicherheit zu kommen. Dass wegen des Geburtsortes im Elsass später Probleme bei der Staatsbürgerschaft entstehen würde, war weder abzusehen noch erwartet. Die bewegte Kindheit wurde von der Notwendigkeit geprägt, schon als Kind beizutragen, etwas zu verdienen, um Kleidung oder den Schulbedarf kaufen und sich kleine Freuden leisten zu können, ohne die Eltern damit zu belasten. Kaum als Jugendlicher selbständig, rief die Bundeswehr zum Wehrdienst bei der Marine. Nach einem unglaublich brutalen militärischen Drill folgte die Ausbildung zum Sanitäter. Nach den bestandenen Prüfungen wurde das Trossschiff Dithmarschen das Tätigkeitsgebiet. Nun kam die spannendste Zeit auf See. Der Schwarzwälder war Seemann und durfte Gebiete und Häfen im Ausland sehen, die für den Normalbürger damals noch unerreichbare Ziele waren.

Der Autor Walter W. Braun Jahrgang 1944, ist Kaufmann mit abgeschlossenem betriebswirtschaftlichem Studium. Bis zum Ruhestand war er beruflich selbständig. Um dem Tag danach Sinn und Struktur zu geben, begann er Bücher zur eigenen Biografie oder Fiktionen zu unterschiedlichen Themen - teils mit realem Hintergrund - zu schreiben. Es ist ein Zeitvertreib und spannend, wie sich von einer Idee, der Bogen zwischen gedachter Geschichte hin zur schlüssigen Story entwickelt. Wichtig ist es dem Autor, dem Leser ohne Schnörkel, langatmige Umschreibungen und literatursprachlichen Raffinessen, spannende Unterhaltung zu bieten, oft unterlegt mit seiner subjektiven Meinung. Er will durch seine Erzählungen Hintergrundwissen vermitteln, Hinweise auf landschaftliche, historische und geschichtlich bedeutsame Besonderheiten geben und mit informativ bildhafter Darstellung an reale Plätze führen, an denen sich die dargestellte Handlung zutrug. Wenn es den Leser anregt sich selbst vom Handlungsort, den Schauplätzen, ein Bild zu machen, ist das von ihm gewünschte Ziel erreicht.

1


Im Elsass


Es war sehr verlockend, was das Hitlerregime um das Jahr 1939 den Bauernsöhnen im süddeutschen Raum offerierte. Viele von ihnen hatten keine Aussicht auf das Erbe des elterlichen Hofs, stattdessen sollten sie, wie nach guter alter Sitte und Brauch, als Arbeiter oder Knecht ihr Brot verdienen. Nach überlieferter Schwarzwälder Tradition durfte das Erbe nicht geteilt werden, damit der Hof als lebensfähige Einheit erhalten blieb. Demzufolge bekam in der Regel der jüngste Sohn das Erbe. So blieben Hof und Grund in einer Hand, und mit dem jüngsten Sohn war dem Altbauern die Altersversorgung länger gesichert. Die älteren Geschwister mussten sich dagegen als Knechte und Mägde verdingen. Viele suchten im südlichen Schwarzwald in der aufkommenden Textilindustrie des Wiesen- und Elztals eine Arbeitsstelle oder in der Uhrenindustrie rund um Villingen und Furtwangen. Manche zogen hausierend durchs Land und Wagemutige wagten den Sprung nach Amerika, sie wanderten aus.

Nun bekamen Bauernsöhne im Elsass einen verlassenen Hof angeboten, den sie selbständig bewirtschaften durften. Das Elsass war wieder in deutscher Hand. Viele der Hofbesitzer hatten dort, im Blick auf die politischen Verhältnisse, das Elsass verlassen, waren in den Süden oder ins Hinterland von Frankreich ausgewichen und die Höfe lagen nun verwaist. Auf das Angebot ging auch mein Großvater Rudolf Binoth ein. Er löste in der alten Heimat alles auf und zog mit der Familie, das waren seine Frau Amalie – meine Großmutter mütterlicherseits – und 5 Kinder, vom Wiesental über den Rhein in den Sundgau nach Häsingen, (französisch: Hésingue). Das kleine idyllische Dorf findet sich einen Steinwurf von der Schweizer Grenze, in einer leicht hügeligen fruchtbaren Landschaft. Bisherige Heimat der Binoths war ein 200-Seelen-Dorf im hinteren „Kleinen Wiesental“, etwa 20 Kilometer von Schopfheim entfernt, am Fuße des mächtigen „Belchen“, dem schönsten Berg im Schwarzwald, wie die Werbung behauptet. Sehr weit entfernt war die neue Heimat also gar nicht. Man blieb außerdem durch verwandtschaftliche Bande der Heimat weiter verbunden. Zudem bewegte man sich am neuen Wohnort im gleichen Sprachraum, es wurde alemannisch gesprochen.

Für Opa Binoth sah die Sache wie ein Lottogewinn aus. Deshalb zog er ohne Bedenken eines Risikos mit der kompletten Familie, mit Sack und Pack, ins Elsass hinüber. Der Sundgau, im südlichen Bereich des Départements Haut-Rhin, ist klimatisch begünstigt. Das liegt einerseits an der warmen Luft, die vom Mittelmeer durch das Rhonetal und durch die Burgundische Pforte ins Rheintal strömt, und andererseits geschützt durch die Vogesen, mit dem Ballon d'Alsace im Vordergrund und dem Grand Ballon im Hintergrund. Nicht weit entfernt fließt der Rhein, erhebt sich der Kaiserstuhl, sind die Metropolen Freiburg und Basel. Demzufolge darf man wirklich von einer gesegneten Gegend sprechen.

Doch zuerst war eine Menge Arbeit nötig. Die brachliegenden Felder und Wiesen musste man auf Vordermann bringen. Sie galt es für einen auskömmlichen Ertrag zu bestellen. Schnell hatten sich die „Binoths“ in die dörfliche Gemeinschaft eingelebt und waren gut integriert. Dies wunderte nicht, denn die Bevölkerung sprach und verstand Deutsch, oder eigentlich mehr Schwyzerdütsch. Die Bewohner im Dreiländer-Dreieck sind Alemannen, und vorwiegend im Vorarlberg, der nördlichen Schweiz, im Südwesten Deutschlands und Elsass angesiedelt.

Häsingen – heute Hésingue – im Sundgau, südliches Elsass

Dieses Anwesen bewirtschafteten die Binoths rund 5 Jahre

Wie es in einem überschaubaren Dorf guter Brauch ist, half sich die Bevölkerung gegenseitig so gut es ging. Viele männliche Bewohner waren als Elsässer während dem Krieg zum Militärdienst in der deutschen Wehrmacht verpflichtet und eingezogen worden. Im Ort blieben nur wenige arbeitsfähige Männer zurück. Dem Opa blieb der Militärdienst erspart, da er Zeit seines restlichen Lebens an den Folgen einer Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg litt und nicht mehr wehrtauglich war. Bereitwillig half Opa Binoth den Bäuerinnen im Ort bei der Feldarbeit, und oft bestellte er deren Felder vor seine eigenen. Das rettete ihm später möglicherweise das Leben, wie wir noch lesen werden.

Hanni, ein junges Mädchen


Eines der Kinder der Binoths ist die junge Johanna, „Hanni“ genannt, ein bescheidenes, fleißiges und hochbegabtes Mädchen. Allerdings hatte man im Elternhaus dafür wenig Sinn, als man ihr wiederholt eine Hochbegabtenförderung anbot und sogar ein Stipendium möglich gewesen wäre. Sie wurde auf dem Hof und bei der Arbeit auf den Feldern gebraucht. Da blieb dem jungen Mädchen nicht viel mehr, wie neben der harten Arbeit in Haus und Hof sowie auf den Feldern, ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, das war Bücher lesen.

Hochverehrt war ihr der Heimatschriftsteller Johann Peter Hebel. Der berühmte Dichter und Schriftsteller ist in Basel geboren, lebte viele Jahre in Hausen im Wiesental, das heißt ganz in der Nähe des einstigen Wohnorts. Sie liebte seine in alemannischer Mundart verfassten Gedichte und Geschichten. „Der Mann im Mond“ gehörte dazu, und noch im hohen Alter konnte sie dieses Gedicht und andere vollständig und in alemannischer Mundart rezitieren.

Hanni als junges Mädchen

Dann gab es auch noch den BDM (Bund Deutscher Mädel), der junge Frauen hauswirtschaftlich ausbildete und das Rüstzeug für Haus und Herd vermittelte. So eine Ausbildung war, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, wichtig und ein Muss für die deutsche Frau. Eine perfekte Hausfrau in Küche und am Herd entsprach dem Idealbild und der Ideologie des Nazi-Regimes. Unter diesem Vorzeichen bekam Hanni eine hervorragende solide hauswirtschaftliche Ausbildung in einer Schule im Odenwald. Hier lernte sie nicht nur kochen, sondern auch die Verwendung von Kräutern aller Art, was die heimischen Wiesen und Gärten boten, sowie traditionelle Kochrezepte der einfachen Bevölkerung umsetzen. Die eingebrannte Mehlsuppe gehörte dazu, die später bei uns öfters auf den Tisch kam. Kartoffeln in allen Variationen waren ein unverzichtbarer variabler Bestandteil der Küche. Die Bratkartoffeln, nach Art von Schweizer Rösti – wir nannten sie „Brägili“ –, schmeckten wie vom Sternekoch. Alles was täglich auf den Tisch kam, musste kostengünstig sein, schmackhaft und sättigend. Die Ausbildung half ihr später sehr, Spinat aus jungen Brennnesseln zu machen, oder mit Sauerampfer und jungem Löwenzahn Salate, womit sie den Speisezettel der eigenen Familie bereicherte.

Ab Anfang der 40er-Jahre war die deutsche Wehrmacht geradezu in Siegeslaune. Die Soldaten ließen es sich in der Etappe gut gehen und lebten sprichwörtlich wie „Gott in Frankreich“. Einer von ihnen war Wilhelm, ein junger Mann, 28 Jahren alt, aus dem Schwarzwald – oder genauer gesagt – aus Nordrach. Das 2000-Seelen-Dorf liegt eingebettet in einem langgezogenen Seitental der Kinzig im Mittleren Schwarzwald.

Schon reifer und erfahren hatte er es beim Militär ein Stück weit gebracht. Draufgängerisch war es ihm unter anderem in einer Funker-Einheit gelungen, einen kleinen Teil für die Vernichtung des Feindes beizutragen, wofür er mehrfach geehrt wurde. Auszeichnungen wie das „Eiserne Kreuz“ 2. Klasse mit Band und 1. Klasse sowie weitere militärische Orden schmückten seine Brust. Solche Ehrungen waren in der Bevölkerung hoch angesehen. Die Heimatzeitung berichtete von den Heldentaten und über die Verleihung eines solchen Stück Blechs, der Sohn der Heimat wurde gebührend geehrt.

Natürlich kamen die Reife und Erfahrung auch bei den Frauen und speziell bei jungen Mädchen gut an. Er lernte Hanni kennen und eroberte ihr Herz im Sturm. „Ich war, was Männer anging, völlig unerfahren, ich kannte nur meine Brüder, und gefallen hat mir der Wilhelm schon“, verriet sie uns Kinder später den Grund der Eile. In diesen Tagen hielt man sich allgemein nicht lange bei Nebensächlichkeiten auf. Wer wusste schon, was morgen sein würde und ob man dann noch lebt. So kam es zwischen Wilhelm und dem 19-jährigen Bauernmädchen zu intimen Beziehungen. „Das erste Zusammensein hatte schon Folgen“, verriet die Mutter später. Sie war schwanger geworden, es meldete sich Nachwuchs an.

Wilhelm wird schwer verletzt


Wir Kinder haben nie genau erfahren, was im Sommer 1944 wirklich passiert ist. Der Vater wusste es vermutlich selber nicht oder nicht mehr. Offiziell hat man verlauten lassen: „Ein Panzerspähwagen hat ihn angefahren.“ Danach lag er mit schwersten Verletzungen 6 Wochen im Koma. Die Folge der erlittenen Kopfverletzungen ließen ihn für den Rest seines Lebens leiden.

Nicht ausgeschlossen ist – so vernahmen wir es später unter der Hand und bei Recherchen –, dass er sich auf dem Nachhauseweg zu seiner Einheit befand und ihn ein Auto erfasste. Weil man den...

Erscheint lt. Verlag 8.8.2014
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Elsass • Erschwerte Kindheit in der Nachkriegszeit • Flucht aus dem Elsass • Jugendträume • Leben im Schwarzwald der 1950er und 1960er Jahre • Lebenslinien im Auf und Ab • Marine • Nordrach • Nordrach im Mittleren Schwarzwald • Schwere Kinderzeit • Vorbestimmte Schicksalswege • Zweiter Weltkrieg und seine Folgen
ISBN-10 3-7357-4861-9 / 3735748619
ISBN-13 978-3-7357-4861-4 / 9783735748614
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