Nachdem die Menschen die Drasin von der Erde vertrieben haben, werden Captain Morgan Passer und seine Crew im All auf Patrouille geschickt, um die interstellaren Verteidigungsanlagen der Erde zu befestigen und so einen weiteren Angriff der Aliens zu verhindern. Doch kaum im All angekommen, stößt Passer auf ein schreckliches Geheimnis, das die Menschen erneut bedroht. Schnell wird dem Captain klar, dass der Krieg gegen die Drasin vielleicht vorbei sein mag, der Kampf ums Überleben jedoch gerade erst begonnen hat ...
Evan Currie hat sich bereits in zahlreichen Beschäftigungen versucht, unter anderem als Hummerfischer und in der IT-Branche, doch das Schreiben war schon immer seine größte Leidenschaft. Sein Science-Fiction-Epos 'In die Dunkelheit', der Auftakt einer mehrbändigen Saga, wurde als Neuentdeckung des Jahres gefeiert.
2
Captain Passer schnallte sich an der Kommandostation an und lauschte mit halbem Ohr der hektischen Betriebsamkeit, die auf der Brücke um ihn herum herrschte. Hinter den Crewmitgliedern und der Ausrüstung war die Krümmung der Erde jenseits von Unity Station und dem Funkenflug des Wetterkontroll-Netzwerks zu sehen, das gerade eingerichtet wurde.
Ein ungünstiger Nebeneffekt der Invasion war die gravierende Änderung der globalen Wettermuster durch Staub, Schadstoffe und eine Reihe weiterer Einflüsse. Das neue Netzwerk aus Spiegelsatelliten sollte – zumindest theoretisch – bewirken, dass die Sonnenenergie ausschließlich auf die Bereiche konzentriert wurde, wo man sie auch brauchte.
Er war sich aber nicht sicher, ob das Netzwerk eine so gute Idee war. Jedoch litten die nördlichen Breiten unter einer Mini-Eiszeit, während die Nachwirkungen der Hitzewelle des vergangenen Jahrhunderts in Verbindung mit hochwirksamen Schadstoffen Superstürme verursachten, welche die noch bestehenden bevölkerungsreichsten Gebiete auf dem Planeten heimsuchten. Insofern sagte er sich, dass etwas getan werden musste. Er hoffte nur, dass eventuelle Fehler im neuen System so klein waren, dass man sie korrigieren konnte.
Andererseits war das nicht sein Problem. Er hatte im Moment selbst genug zu tun.
Er überprüfte sorgfältig die Statusberichte seiner Stationsleiter und stellte fest, dass alles deutlich im grünen Bereich war. Das bedeutete keine böse Überraschungen, was schon einmal sehr gut war. Falls jetzt noch eine größere Verzögerung bei der Auto auftrat, würde ihr Auftrag vielleicht doch noch an ein anderes Schiff gehen. Morgan streckte die Hand aus und nahm den Hörer des Bordtelefons von der Decke.
Anders als die Odyssey und die Odyssey sowie andere Schiffe mit künstlicher oder echter Schwerkraft genoss die Auto nicht den Luxus drahtloser Kommunikationsgeräte und anderer Dinge, die man leicht vergaß und die dann in der Gegend umhertrieben und jemanden am Kopf treffen konnten. Das Bordtelefon der Auto hatte ein altmodisches Spiralkabel, aber natürlich ohne Kupferlitze. Das optische Audiokabel diente als Telefonaufhängung und wurde – als positiver Nebeneffekt – nicht durch Streustrahlung gestört.
»Achtung, an alle, hier spricht der Kapitän«, sagte Morgan ins Mikrofon. Die Ansage wurde im ganzen Schiff übertragen.
»Ich bin sicher, dass die meisten von Ihnen schon das eine oder andere Gerücht über den Inhalt unserer Befehle gehört haben. Damit Sie diesen Gerüchten aber nicht auf den Leim gehen, kommt jetzt die authentische Version«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. »Der Kapitän und die Besatzung der Autolycus wurden angewiesen, Zielsterne anzufliegen, welche von Astronomen ausgewählt wurden, die mit dem James-Webb-Weltraumteleskop arbeiten. Wir sollen diese Ziele untersuchen, um uns zu vergewissern, dass die Drasin besagte Systeme nicht besetzt haben.«
Er legte eine kurze Pause ein, um das bei den Adressaten sacken zu lassen. »Es gibt noch mehr Einzelheiten, aber das ist zunächst einmal der grobe Überblick. Nach dem, was die Odyssey gefunden hat und angesichts der Ergebnisse ihrer Begegnung werden wir nicht zulassen, dass diese Bastarde sich wieder in unserer Nachbarschaft einnisten. Wir sollen uns nicht auf Kampfhandlungen einlassen. Das ist nicht unser Auftrag. Wir werden sie aber aufspüren und festnageln, bevor wir die Kavallerie rufen.«
Die Besatzungsmitglieder auf der Brücke sahen ihn schweigend an, und Morgan spürte förmlich, dass das auch für alle anderen Besatzungsmitglieder galt, obwohl er sie nicht sehen konnte.
»Wir sind nicht auf Krieg aus. Zum Teufel, ich bin nicht einmal sicher, dass diese Dinger überhaupt wissen, was Krieg ist … Wenn sie es aber darauf anlegen«, sagte er grimmig, »werden wir ihnen dieses Konzept gottverdammt veranschaulichen. Das wäre dann alles. Passer Ende.«
Er unterbrach die Verbindung, hängte das Telefon wieder ein und verriegelte es.
»Nette Ansprache.«
»Zu dick aufgetragen?«, fragte Morgan mit dem Anflug eines Grinsens, während Daiyu sich an ihrer Station zu schaffen machte.
Sie zuckte die Achseln. »Ich frage mich nur, ob Sie auch schon mal eine solche Rede über uns gehalten haben.«
»Schon mehr als einmal«, sagte er wahrheitsgemäß.
Sie nickte. »Gut.«
Morgan blickte belustigt in ihre Richtung. »Gut?«
»Das bedeutet, dass Sie uns ernst genommen haben.«
Morgan grinste. »Beginnen wir mit der Vorstellung.«
»Ja, Captain«, antwortete sie und wandte sich an den Steuerstand. »Steuermann. Ein Drittel Leistung auf die Triebwerke, Kurs neun neun acht eins null, drei Grad negativ.«
»Aye, Ma’am.« Der junge Lieutenant am Steuerstand nickte und gab die Zahlen ein. »Triebwerke laufen warm, neuer Kurs ist programmiert. Wir sind startbereit.«
»Starten«, befahl Morgan. »Bringen Sie uns raus, aber nur mit einem Drittel Schub. Nicht gravitieren.«
»Aye, aye, Captain. Voraus, ein Drittel Schub. Keine Gravitation.«
Die Autolycus gab nur ein Summen von sich, als die Triebwerke zündeten und das Schiff langsam von Unity Station ablegte. So nah an der Raumstation konnten sie es unmöglich riskieren, das Alcubierre-Triebwerk einzusetzen. Denn dann hätte die Gefahr bestanden, die Station aus der Umlaufbahn zu werfen. Und für einen Stützpunkt von der Größe von Unity wäre eine leichte Orbitalkorrektur schon ein teures Unterfangen.
Also zogen sie sich wie die sprichwörtliche Schnecke aus der Erdumlaufbahn zurück und nahmen Kurs auf die Senke in einem freien Bereich des Raums jenseits der Mondumlaufbahn. Nach zwanzig Minuten hatten sie schließlich alle Hindernisse hinter sich gelassen; es hätte aber noch einmal eine Stunde gedauert, wenn das alte Satellitennetzwerk noch existiert hätte. Allerdings war es schon in den ersten Stunden der Invasion zum größten Teil zerstört worden.
»Nachricht von Unity, Captain. Wir haben die Freigabe zum Einsatz des Sternenantriebs.«
»Verstanden. Richten Sie ihnen meinen Dank aus, Commander«, sagte Morgan. »Kurs beibehalten, Sternenantrieb auf ein Viertel Beschleunigung bringen und halten.«
»Aye, Captain. Ein Viertel und halten in fünf … vier …«
Er blendete den Countdown aus und lauschte mit Ohren und anderen Sinnen dem entfernten Wimmern des Reaktors, der gerade hochgefahren wurde. Der Materie-Antimaterie-Reaktor war eine der faszinierendsten technischen Gerätschaften, die er jemals gesehen hatte, und Morgan hatte während seiner Ausbildung schon ein paar Transitionssprünge durchgeführt. Das war die einzige Möglichkeit, signifikante Energiemengen zu erzeugen, ohne die außerirdische Technologie nutzen zu müssen, deren Funktion die Menschen noch immer zu ergründen versuchten.
Die Autolycus verfügte über die zehnfache Energiekapazität der alten Odyssey, aber nur über einen Bruchteil dessen, was den neuen Heroics zur Verfügung stand. Allerdings hatte diese Leistung auch ihre Nachteile, wie Captain Weston in den letzten Tagen der Invasion sehr schnell festgestellt hatte.
Der Gravitationskern der Heroic-Klasse war zugegebenermaßen extrem leistungsfähig, aber seine Masse bemaß sich nach dem Vielfachen von Planeten. Jeder halb blinde Trottel mit einem primitiven Gravitationsdetektor konnte einen Heroic schon auf eine Distanz von hundert AE ausmachen.
Die Autolycus hingegen hatte nur die Masse eines kleinen Asteroiden. Selbst wenn man gezielt nach ihr suchte, wäre es fast unmöglich, die Auto aufzuspüren; es sei denn, man stand direkt über ihr. So hatte Morgan sein Schiff auch am liebsten. Wenn er sich manchmal auch die Schwerkraft und den Luxus eines Heroic wünschte, so war doch der Rogue der Ort, an den er gehörte.
»Luna erscheint an Steuerbord, Captain.«
Morgan schaute auf und blickte durch die großen Panzerglasfenster, die die Brücke einfassten, nach rechts. Der Mond wurde schnell größer und schien auch näher, als er vermutet hätte. Er überprüfte den Kurs, den der Commander eingegeben hatte, und nahm interessiert zur Kenntnis, dass sie sich für einen dichten Vorbeiflug an der Mondoberfläche entschieden hatte.
Er hatte zwar kein Problem damit, aber er war trotzdem etwas verwundert.
»Warum so nah?«, fragte er sie und warf ihr mit leicht geneigtem Kopf einen Blick zu.
Daiyu zuckte die Achseln. »Ich wollte schon seit meiner Kindheit den Mond einmal so sehen, wie die frühen Astronauten ihn gesehen hatten. Nun bot sich mir die Gelegenheit, zumal wir auf diesem Kurs im Vergleich zu einer wesentlich längeren Strecke noch fünfzehn Prozent Energie einsparen.«
Morgan kontrollierte noch einmal die Zahlen und stellte mit einem Schmunzeln fest, dass sie auf dem von ihr festgelegten Kurs die Schwerkraft des Mondes quasi als Schleuder nutzten, wodurch sie beim Aufstieg aus der Gravitationssenke der Sonne unterstützt wurden. Das war eine fliegerische Glanzleistung, auch wenn sie mit dem neuen Sternenantrieb vielleicht nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Bei einer älteren Sternenschiff-Klasse hätten sie dadurch aber wirklich mindestens ein paar Hundert Tonnen Brennstoff eingespart.
»Es kann nie schaden, die Handhabung des Schiffs zu üben«, räumte Morgan ein und nickte ihr zu. »Dann können Sie beim Vorbeiflug auch gleich die Ansicht genießen.«
»Vielen Dank, Captain.« Daiyu löste die...
| Erscheint lt. Verlag | 8.3.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Odyssey | Odyssey |
| Übersetzer | Martin Gilbert |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | King of Thieves |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | eBooks • Evan Currie • Military SF • odyssey • Odyssey-One-Zyklus • Serien |
| ISBN-10 | 3-641-17691-3 / 3641176913 |
| ISBN-13 | 978-3-641-17691-4 / 9783641176914 |
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