Alien - Der verlorene Planet (eBook)
324 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16511-6 (ISBN)
Als Ripley nach Jahrhunderten im All endlich zur Erde zurückkehrt, erfährt sie, dass die Menschen den Planeten Acheron kolonisiert haben. Acheron – besser bekannt als LV 426 – ist ein Planet, den Ripley nur allzu gut kennt, denn hier begegnete sie zusammen mit der Crew der Nostromo dem Xenomorphen, der tödlichen Kreatur, die als Alien in die Geschichte einging. Und der Kampf der Menschen gegen das Monster beginnt von Neuem ...
Christopher Golden ist in den USA bereits ein preisgekrönter New-York-Times-Bestsellerautor. Geboren und aufgewachsen ist er in Massachusetts, wo er auch heute noch mit seiner Familie lebt.
1
UNSER GAST
4. Juni 2122
Ripley hatte um die Krankenstation der NOSTROMO lange Zeit einen großen Bogen gemacht. Die weißen Wände und die grelle Beleuchtung verjagten selbst den kleinsten Schatten, und die Luft war ständig vom elektrischen Summen diverser medizinischer Apparate erfüllt.
Als dritte Offizierin der NOSTROMO verbrachte sie den Großteil ihrer Zeit im grauen Zwielicht der Raumschiffkorridore und Schotts, wo nur flackernde Neonlichter die Dunkelheit in Schach hielten. Schon seltsam – sie war auf so vielen Schiffen gereist, dass ihr die Schatten vertrauter gewesen waren als das Licht.
Doch all das hatte sich geändert.
Die NOSTROMO war mit zwanzig Millionen Tonnen Roherz durch das Zeta2-Reticuli-System in Richtung Erde geflogen, als der Bordcomputer – auch »Mutter« genannt – ein Notrufsignal von einem Planetoiden namens LV-426 aufgefangen hatte. Kurz darauf hatte er die Crew aus dem Hyperschlaf geweckt und ihr befohlen, dem Ursprung des Signals auf den Grund zu gehen.
Ripley war diese Anweisung von Anfang an suspekt gewesen. Sie waren weder Planetenforscher noch Kolonisten; so etwas gehörte nicht zu ihrem Aufgabenbereich.
Aber Befehl war Befehl. Kapitän Dallas hatte sie daran erinnert, dass allein der Konzern darüber entschied, was zu ihrem »Aufgabenbereich« gehörte und was nicht. Also hatten sie nachgeforscht.
Nach der Landung hatte Dallas mit seinem Ersten Offizier Kane und der Navigationsoffizierin Lambert die Planetenoberfläche betreten und sich auf die Suche nach der Quelle des Signals gemacht. Sie fanden ein verlassenes Raumschiff, das definitiv nicht menschlichen Ursprungs sein konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten bei Ripley alle Alarmglocken geklingelt. Zum einen hatten sie keine Ahnung, welche Gefahren in dem Schiff auf sie lauerten, zum anderen waren der Kapitän, der Erste Offizier und die Pilotin die falsche Besetzung für eine solche Expedition.
Sie liefen direkt in einen Albtraum.
Danach fühlte Ripley sich in den Schatten der NOSTROMO nicht mehr so wohl wie zuvor. Jetzt hielt sie sich so oft wie möglich in der Krankenstation auf – nicht etwa, weil sie ärztliche Hilfe gebraucht hätte, sondern wegen der guten Beleuchtung. Die Krankenstation war Ashs Reich – der wissenschaftliche Offizier des Schiffs, der sie mit seiner Überheblichkeit regelmäßig auf die Palme brachte. Manchmal hatte man den Eindruck, dass er keinen großen Unterschied zwischen seinen Mannschaftskameraden und den Proben sah, die er durch sein Mikroskop betrachtete.
Das machte ihr Angst.
Dennoch konnte er als wissenschaftlicher Offizier wohl noch am ehesten herausfinden, was zum Teufel in den tosenden Atmosphärenstürmen geschehen war, die auf der Oberfläche von LV-426 tobten – und was mit Kane passiert war.
Ripley weigerte sich, jedem Befehl blind zu gehorchen. Die Forderungen des Konzerns beunruhigten sie ebenso wie Mutters Fixierung auf die außerirdischen Lebensformen, auf die sie auf diesem trostlosen Mond gestoßen waren. Aber als sie ihre Bedenken zur Sprache brachte, war sie auf taube Ohren gestoßen.
Na ja, scheiß drauf. Sie würde ihnen keine Wahl lassen. Schließlich hatte sie eine Tochter auf der Erde. Und sie hatte Amanda versprochen, heil wieder zu ihr zurückzukommen. Ein Versprechen, das sie unter keinen Umständen brechen wollte.
Daher war sie ihrem Instinkt gefolgt, hatte Fragen gestellt und Antworten verlangt, ohne sich darum zu kümmern, wem sie dabei auf die Füße trat.
Ripley schlüpfte geräuschlos in die Krankenstation. Es war, als würde sie ohne die Erlaubnis des Königs fremdes Gebiet betreten. Sie sah sich um: Bildschirme, weiße Wände, gelbe Knöpfe an den verschiedenen Apparaten. Die Beleuchtung war gedämpft.
Dann betrat sie einen Laborbereich. Ash saß zu ihrer Rechten und starrte aufmerksam auf einen Bildschirm. Obwohl er nicht besonders groß war, hatte seine Präsenz etwas Ehrfurcht gebietendes. Sein braunes Haar ergraute bereits; seine blauen Augen waren kalt wie Stahl.
Dann beugte Ash sich über ein Mikroskop. Er war so konzentriert, dass sie sich ihm unbemerkt bis auf einen Meter nähern konnte. Als sie das Bild auf dem Monitor erblickte, schüttelte sie sich vor Abscheu.
Es war ein Scan der spinnenartigen Kreatur, die sich auf dem Gesicht des Ersten Offiziers festgesetzt hatte. Details waren nicht zu erkennen. Das Ding besaß eine Art Schwanz, den es um Kanes Hals gelegt hatte und jedes Mal zusammenzog, wenn sie versucht hatten, es zu entfernen. Als sie der widerwärtigen Kreatur einen Schnitt beigebracht hatten, war Säure aus der Wunde gespritzt und hatte sich durch drei Decks gefressen. Ein, zwei Etagen weiter, und sie hätte die Schiffshülle durchlöchert und sie alle ins Jenseits befördert.
Ash fand die Kreatur überaus faszinierend.
Ripley wollte ihr einfach nur den Garaus machen.
»Irgendwie komisch«, sagte sie leise und deutete mit dem Kinn auf den Bildschirm. »Was ist das?«
Ash blickte ruckartig auf.
»Ich würde sagen, es ist …«, begann er. »Noch weiß ich’s nicht.« Er schaltete den Bildschirm aus und setzte sich gerade hin. »Kann ich was für Sie tun?«, fragte er untypisch zuvorkommend.
So höflich, dachte sie. Wir sind beide so verdammt höflich.
»Ja, ich, ähm … ich wollte mich etwas mit Ihnen unterhalten«, murmelte sie. Offen gestanden wusste sie nicht so recht, weshalb sie hier war. »Wie geht’s Kane?«
Zwischen ihnen herrschte ständig eine gewisse Spannung. Sie hatte Ash von dem Augenblick an, als er sich der Besatzung angeschlossen hatte – oder ihr vom Konzern aufgezwungen wurde, bevor sie mit ihrer Ladung von Thedus ablegten – unsympathisch gefunden. Mit manchen Leuten kam sie einfach nicht klar. Sie mussten nur den Raum betreten, und schon fühlte sie sich unsicher. Wäre sie eine Katze gewesen – wie Jones, das Schiffsmaskottchen –, hätte sie bei jeder Begegnung mit Ash gefaucht und die Ohren angelegt.
Er vermied direkten Augenkontakt. Ganz offensichtlich konnte er es kaum erwarten, dass sie wieder verschwand.
»Bisher unverändert.«
Ripley deutete mit dem Kinn auf den schwarzen Bildschirm.
»Und … unser Gast?« Jetzt warf er ihr doch einen Blick zu.
»Hm … Ich bin noch nicht ganz fertig«, antwortete Ash, nahm ein MicroscAnnier-Tablet in die Hand und studierte das Display. »Ein paar Untersuchungen sind noch offen, aber ich habe festgestellt, dass seine Außenhaut aus einer Protein-Polysaccharidschicht besteht. Es hat die Angewohnheit, ständig Zellen abzustoßen und sie durch polarisiertes Silizium zu ersetzen, was seine Widerstandsfähigkeit gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen beträchtlich … erhöht.« Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln. »Genügt Ihnen das?«
Ob mir das genügt?, dachte sie. Ob mir das genügt? Er hätte ihr genauso gut befehlen können, sich zu verpissen.
»Ist ’ne ganze Menge«, sagte sie, ohne sich einschüchtern zu lassen. »Und was bedeutet das alles?«, fragte sie und beugte sich über das Mikroskop.
Ash verlor die Geduld. »Bitte unterlassen Sie das. Vielen Dank.«
Ripley legte den Kopf schief und zog unwillkürlich eine Grimasse. Sie wusste ja, dass er eigen war, was sein Labor betraf, aber was war so falsch daran, in ein Mikroskop zu sehen? Sie hatte es noch nicht einmal angefasst.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie in einem Tonfall, der das genaue Gegenteil zum Ausdruck brachte.
Ash beruhigte sich wieder. »Es handelt sich um eine wirklich interessante Kombination von Elementen, die es äußerst widerstandsfähig macht«, sagte er.
Ripley erschauerte. »Und Sie haben es reingelassen«, sagte sie.
Ash hob beleidigt das Kinn. »Ich habe nur einen Befehl befolgt, haben Sie das vergessen?«, erwiderte er gereizt.
Ripley musterte ihn genau, und dabei fiel ihr wieder ein, weshalb sie in die Krankenstation gekommen war.
»Ash, wenn Dallas und Kane nicht an Bord des Schiffes sind, habe ich die Befehlsgewalt.«
Seine Gesichtszüge erstarrten. »Richtig, das hatte ich vergessen.«
Hatte er natürlich nicht. Das wusste sie so gut wie er. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einigermaßen überzeugend zu klingen. Was ihr jedoch die größten Sorgen bereitete, war das Weshalb. Einfach nur, weil Ash sich wie ein Idiot aufführen musste? Oder weil er ihren Platz in der Befehlskette nicht respektierte? Hatte es womöglich gar nichts mit ihr zu tun? War er einfach nur der Ansicht, tun und lassen zu können, was er wollte, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?
Damit ist jetzt Schluss, entschied sie.
»Sie haben auch die Quarantänevorschriften unserer wissenschaftlichen Abteilung vergessen«, sagte sie.
»Die habe ich nicht vergessen«, entgegnete er ruhig.
»Verstehe«, sagte sie. »Sie haben sich einfach nur nicht daran gehalten.«
Ash drehte sich wütend zu ihr um und stemmte die rechte Hand in die Hüfte. »Was hätte ich denn mit Kane tun sollen? Seine einzige Chance bestand darin, ihn hier reinzubringen.«
Seine Wut erfüllte sie mit diebischer Freude. Schön, dass sie ihn aus der Fassung bringen konnte.
»Sie haben, indem Sie die Quarantänevorschriften missachtet haben, unser aller Leben aufs Spiel...
| Erscheint lt. Verlag | 8.3.2016 |
|---|---|
| Übersetzer | Kristof Kurz |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Alien - River of Pain |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | Alien • diezukunft.de • eBooks • Ellen Ripley • Horror • Ridley Scott • Science-fiction |
| ISBN-10 | 3-641-16511-3 / 3641165113 |
| ISBN-13 | 978-3-641-16511-6 / 9783641165116 |
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