Michelle Madow wurde von einem Besuch in ihrem Lieblingshotel in Las Vegas zu den 'Diamond Sisters' inspiriert. Sie ging in Florida aufs College und lebt noch heute dort. Von dort aus promotet sie ihre Bücher über Social Media und mit Buchtouren durch ganz Amerika. Und wann immer sie es einrichten kann, reist sie mit Vorliebe nach Vegas.
1
Savannah
»Du kommst doch definitiv heute Abend mit uns ins Kino, oder?«, fragte Savannahs beste Freundin Evie, als Savannah aus dem Auto stieg. »Und bleibst wieder über Nacht?«
»Aber sicher.« Savannah und Evie tauschten ein verschwörerisches Grinsen aus, denn »Kino« war ein Codewort. Solange Evies Mutter noch zusah, würden sie so tun, als verschwänden sie im Kino, während sie in Wirklichkeit darauf warteten, dass Evies aktueller Typ sie abholte und zu der fünf Minuten entfernten Party fuhr, wo es keinen Aufpasser gab. Sie konnten zwar nur drei Stunden dort bleiben, aber es war immer noch besser, als gar nicht hinzugehen.
»Danke, dass Sie mich vom Volleyball abgeholt haben, Mrs Brown«, sagte Savannah und winkte Evies Mutter zu. Sie war froh, dass Mrs Brown nichts dagegen hatte, sie daheim abzusetzen, denn Evie war ihre einzige Freundin, die ihr Zuhause kannte. Wenn die anderen Mädchen aus dem Volleyballteam das heruntergekommene Mietshaus sahen, in dem sie mit ihrer Mutter und ihren beiden älteren Schwestern wohnte, dann würden sie sich wahrscheinlich hinter ihrem Rücken die Mäuler zerreißen.
»Kein Problem, Savannah«, sagte Mrs Brown vom Fahrersitz. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare wie ihre Tochter, und die beiden konnten fast als Schwestern durchgehen. »Und heute Abend soll ich dich wirklich nicht abholen?«
»Ich lass mich von einer meiner Schwestern hinbringen.« Sie wollte nicht, dass Mrs Brown den Umweg gleich zwei Mal an einem Tag fahren musste. Es war schon mehr als genug, dass Evies Mutter sie in der Volleyballsaison tagtäglich nach dem Training nach Hause fuhr und auch nichts dagegen hatte, dass Savannah im Sommer manchmal zwei oder drei Tage hintereinander bei den Browns übernachtete.
Außerdem hatte sie sowieso was gut bei ihren Schwestern, schließlich kam sie jetzt nur wegen ihnen nach Hause. Eigentlich hatte sie ausgemacht, bei Evie zu bleiben, bis sie abends gemeinsam ausgingen. Das Leben würde so viel einfacher werden, wenn sie nur endlich den Führerschein hatte. Klar, sie müsste sich natürlich was ausdenken, um Peyton das Auto abzuluchsen. Was sie einige Überredungskünste kosten würde, denn Peyton hatte jahrelang gespart für die Schrottkiste, deren Motor so klang, als würde er jederzeit den Geist aufgeben. Aber die Aussicht darauf war besser als gar nichts.
»Bis später, S!«, rief Evie, als ihre Mutter losfuhr.
»Ciao, E«, erwiderte Savannah und formte mit den Fingern ein C. Savannah und Evie nannten sich S. E. C., was »Savannah-Evie-Club« bedeutete, und das C war ihr Geheimzeichen. »Wir sehen uns heute Abend!«
Sie überquerte den Gehweg, trat vor die Tür mit der rissigen blauen Farbe und überlegte, was wohl los sein mochte. Bis jetzt hatten ihre Schwestern ihr noch nie vorgeschrieben, dass sie nach Hause kommen solle, obwohl sie was anderes vorhatte, aber Courtneys Stimme hatte am Telefon ziemlich angespannt geklungen. Irgendwas war da im Busch, da war sich Savannah sicher.
Als sie eintrat, sah sie Peyton und Courtney an dem fleckigen Esstisch stehen. Ihre Großmutter und ein Mann, den Savannah nicht kannte, saßen auf den beiden Stühlen. Der Mann trug einen schicken braunen Anzug, der wahrscheinlich mehr kostete als alles, was Savannah im Schrank hatte. Sein Ausdruck war so ernst wie auf einer Beerdigung. Ihre Großmutter und ihre Schwestern sahen ebenfalls mitgenommen aus.
»Was ist denn los?« Savannah ließ ihre Tasche mit den Übernachtungssachen auf den abgetretenen Linoleumboden fallen – seit gestern Morgen war sie nicht mehr zu Hause gewesen – und hatte das ungute Gefühl, dass das alles hier etwas mit der einzigen Person zu tun hatte, die nicht anwesend war. Mit ihrer Mutter.
»Hi, Süße.« Grandma sah eigentlich jünger aus als siebzig plus, aber in diesem Moment wirkten ihre Augen so traurig, dass ihr Alter durchschimmerte. »Tut mir leid, dass wir dich nach Hause beordert haben. Aber es geht um was Ernstes.«
»Wo ist Mom?« Savannah schluckte und lehnte sich, aufs Schlimmste gefasst, an das Sofa. Ihre Mutter hatte schon immer viel getrunken, aber seit sie letztes Jahr ihre Arbeit als Sekretärin verloren hatte, war sie völlig außer Kontrolle geraten. Ihre Schwestern versuchten zu verhindern, dass Savannah mitbekam, was los war, aber sie war ja nicht blöd. Sie wusste, dass ihre Mutter den ganzen Tag trank, und zwar so, dass es ihr nachts und morgens richtig schlecht ging und sie ihre Jobs als Kellnerin keine zwei Monate behielt. Es war kaum jemals genug zum Essen im Haus, weil Mom das ganze Haushaltsgeld vertrank.
»Genau darüber wollen wir mit dir reden«, mischte sich der Mann ein. Er sah viel mehr nach stylishem Büro aus – in ihrer schäbigen Wohnung in Fairfield, Kalifornien, wirkte er total fehl am Platz.
»Wer ist das?«, wollte Savannah von Grandma wissen.
»Das ist Mr Webster«, erwiderte Grandma. »Er ist Anwalt und arbeitet für euren Vater.«
»Was?« Savannahs Herz begann heftig zu pochen. Das konnte doch nicht wahr sein! Savannah hatte immer nur gehört, dass ihr Vater gefährlich sei und dass er mit ihr und ihren Schwestern nichts zu tun haben wolle. Dafür hatte sie ihn gehasst, aber so war es nun mal gewesen, und sie hatte es akzeptiert und einfach damit gelebt. »Hab ich da irgendwas nicht mitgekriegt?«
»Genau wie wir alle.« Peytons Augen funkelten wütend. »Man hat uns unser ganzes Leben lang angelogen.«
Und dann klärte Courtney sie auf, was geschehen war, während sie bei Evie übernachtet hatte.
»Gestern Abend wurde Mom auf dem Weg zur Arbeit wegen Trunkenheit am Steuer angehalten«, begann Courtney und schaffte es irgendwie, bei ihrem Bericht gefasst zu bleiben. »Sie haben sie mit zur Wache genommen und sie hat ihren Führerschein und ihren Job verloren.« War das der fünfte oder der sechste Job in diesem Jahr? Savannah hatte den Überblick verloren. »Ich hab Grandma angerufen, damit sie Mom von der Wache abhole, und dann …« Courtney zuckte die Schultern und sah Grandma auffordernd an.
»Ich hatte immer gehofft, dass eure Mutter mal bei einem Job durchhalten und ihr Leben wieder in den Griff bekommen würde, aber jetzt reicht’s«, sagte Grandma auf ihre nüchterne Art. »Ich weiß, es war nie leicht mit ihr, aber was ihr drei in diesem Jahr durchgemacht habt, ist einfach zu viel. Ich sehe das nicht länger mit an. Ich würde euch ja zu mir holen, wenn ich nicht mit Tante Sophies Chemotherapie alle Hände voll zu tun hätte.« Ihr Kinn bebte, als sie ihre Zwillingsschwester erwähnte, die mit ihr in Grandmas Zweizimmerwohnung lebte, seit man vor einigen Monaten bei ihr Krebs diagnostiziert hatte. »Also hab ich das Einzige gemacht, was mir in dem Moment noch einfiel – ich habe euren Vater um Hilfe gebeten.«
Savannah traute ihren Ohren nicht. »Aber unser Vater will doch nichts mit uns zu tun haben!« Sie sah sich Hilfe suchend nach ihren Schwestern um, doch Peyton war so wütend, dass sie nur feurige Blicke abschoss, während Courtney so ausdruckslos aussah, als kämpfte sie um den letzten Rest ihrer Fassung.
»Mr Diamond ist sich über eure Lebensumstände im Klaren und war schon kurz davor, selbst einzugreifen, als eure Großmutter ihn anrief«, sagte Mr Webster. »Er hat gestern Abend noch einige Anrufe getätigt und veranlasst, dass eure Mutter stationär in einer Entzugsklinik in Arizona aufgenommen wird. Sie wurde heute Morgen per Flieger hingebracht, aber die Klinik hat strengstens angeordnet, dass eure Mutter keinerlei Kontakt nach außen aufnehmen darf, bis die Ärzte sie für stabil genug halten. Vielleicht muss sie in ein paar Wochen bereits nur noch ambulant behandelt werden, aber sie haben auch angedeutet, dass es länger dauern könnte.«
Savannahs Kopf fuhr herum. Und das alles war passiert, während sie bei Evie übernachtet hatte? Während sie die neuesten Make-ups ausprobierten und darüber tratschten, mit welchen Mädchen sie im nächsten Schuljahr gern befreundet wären und welche Jungs sie süß fanden?
»Und ich durfte mich nicht mal von ihr verabschieden?« Sie sah ihre Schwestern und ihre Großmutter fassungslos an.
»Keine von uns konnte sich verabschieden.« Courtney kam auf Savannah zu und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Mom wollte nicht, dass wir sie in diesem Zustand sehen. Sie sagte, so sei es einfacher, und du weißt ja, dass sie Abschiede hasst. Wir müssen dankbar dafür sein, dass sie endlich die Hilfe bekommt, die sie braucht.«
»Wahrscheinlich hat sie sich geschämt und Angst gehabt, wir könnten ihr unangenehme Fragen stellen«, sagte Peyton. »Womit sie recht gehabt hätte.«
»Aber wenn Mom nicht mehr hier ist, wo sollen wir dann hin?« Savannah wischte sich eine Träne fort, die ihr über die Wange rollte. Natürlich war sie dankbar, dass man sich nun um ihre Mutter kümmerte, aber sie brauchten sie doch. Okay, sie sorgte nicht gerade gut für ihre Töchter, aber jemand anderen hatten sie ja nicht.
»Du weißt, wie sehr ich dich und deine Schwestern liebe und wie glücklich ich wäre, euch gerade jetzt bei mir aufzunehmen«, sagte Grandma. »Aber ihr habt was Besseres verdient, als auf Sofas und Luftmatratzen im Wohnzimmer zu schlafen, und außerdem mache ich mir Sorgen, ob eine solche Veränderung nicht zu viel Stress für Tante Sophie mit sich bringen würde. Deshalb bin ich sehr froh über das Angebot eures Vaters, dass ihr zu ihm könnt.«
»Im Ernst?« Sie und ihre Schwestern hatten ihren Vater ja noch nicht mal kennengelernt. Und jetzt bot er ihnen an, bei ihm einzuziehen? »Warum auf einmal? Ich...
| Erscheint lt. Verlag | 11.1.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Diamond Sisters - Serie | Diamond Sisters - Serie |
| Übersetzer | Eva Riekert |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | The Secret Diamond Sisters |
| Themenwelt | Literatur |
| Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
| Schlagworte | ab 12 • ab 13 • Die Schönen und Reichen • eBooks • Gossip Girl • Hotelerbin • Jugendbuch • Jugendbücher • Kreditkarten ohne Limit • Las Vegas • Liebe und Intrigen • Nachtclubs • Privatschule • Royal Wedding • Schwestern • Serien • Shoppingfieber • Young Adult |
| ISBN-10 | 3-641-11434-9 / 3641114349 |
| ISBN-13 | 978-3-641-11434-3 / 9783641114343 |
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