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Du und ich? Ohne mich! (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
269 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-16223-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Du und ich? Ohne mich! - Kristi Cook
Systemvoraussetzungen
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(CHF 5,85)
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Romeo und Julia hatten ein schweres Los mit ihren aufs Blut verfeindeten Familien. Aber andersherum ist es auch nicht einfach: Die Eltern von Ryder und Jemma verstehen sich großartig, seit Generationen sind die Familien befreundet. Und ihre Sprösslinge scheinen wie füreinander geschaffen. Finden ihre Eltern. Ryder und Jemma sind allerdings ganz anderer Meinung. Die beiden können sich nicht ausstehen und versuchen verzweifelt, den Kuppelversuchen der Eltern zu entgehen. Insofern ist es eine doppelte Katastrophe, als ein Hurrikan die beiden von der Außenwelt abtrennt …

Schon als Kind war Kristi Cook eine begeisterte Leserin und nur bereit, ihr Buch zur Seite zu legen, um ein paarmal die Woche Ballettstunden zu nehmen. Seitdem hat sich nicht viel geändert, außer dass sie inzwischen Mutter ist und genauso gern ihre eigenen Bücher schreibt, wie sie liest. Die Autorin ist in den Südstaaten aufgewachsen und lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in New York.

AKT I

Szene 1

Ich schaue aus meinem Fenster und sehe unten auf dem Rasen Ryder Marsden stehen. Mit Daumen und Zeigefinger forme ich einen Rahmen um ihn, kneife ein Auge zu, um die Illusion perfekt zu machen, und tue dann so, als würde ich ihn zerquetschen.

Nimm das!

Anschließend lasse ich den Vorhang wieder vors Fenster fallen, um mir den Anblick meines Erzfeindes dort draußen im blinkenden Licht der Partybeleuchtung zu ersparen, der in seinem dunkelgrauen Anzug viel zu scharf aussieht. Es wäre um einiges leichter, ihn zu hassen, wenn er nicht so gut aussehen würde. Und ich will ihn hassen, wirklich.

Ihr kennt doch diese tragischen Geschichten, in denen sich zwei Kinder verfeindeter Familien ineinander verlieben, oder? Okay, jetzt stellt euch das Ganze genau umgekehrt vor, und dann habt ihr unsere Geschichte, die von Ryder und mir.

Sie begann so: Am sechsten April 1862 bekam Captain Jeremiah D. Marsden – Ryders Urahn – in der Schlacht von Shiloh eine Bleikugel ins linke Knie. Corporal Lewiston G. Cafferty – mein Urahn – hob Captain Marsden auf, trug ihn vom Schlachtfeld und brachte ihn in Sicherheit.

Auf seinem Rücken. Zwei Kilometer weit. Barfuß.

So heißt es jedenfalls. Offen gestanden bin ich ein wenig skeptisch, aber egal. Der Punkt ist, dass die Marsdens und die Caffertys seitdem so miteinander sind.

Und wenn ich sage »so«, dann meine ich wie eine Familie. Unsere Leben sind so ineinander verflochten, dass man manchmal gar nicht mehr genau weiß, wer zu wem gehört. Wir machen alles gemeinsam – Gottesdienstbesuche, Grillabende, sogar Ferien. Eine meiner Lieblingsanekdoten handelt davon, dass mein Onkel Don nach einem Urlaub am Meer bei den Marsdens vergessen wurde und es zwei Wochen lang niemandem auffiel. Ehrlich.

Schauplatz der Geschichte um die Familien Marsden und Cafferty ist Magnolia Branch, Mississippi. Dieses kleine Stückchen vom Paradies mit 2190 Einwohnern kann eine Verkehrsampel, sechs Kirchen, eine Bücherei und einen malerischen Marktplatz vorweisen. Das einzige Zugeständnis an die moderne Zivilisation ist das Ward’s, ein Burger-Restaurant gleich neben dem Highway, und ihr glaubt gar nicht, wie sehr sich einige der Einheimischen damals, noch vor meiner Geburt, gegen diese Idee gestemmt haben.

Wenn ihr euch fragt, wie es sich anfühlt, hier aufzuwachsen, überlegt euch mal Folgendes: Geht es ums Beten, kann man zwischen sechs (!) Kirchen wählen, geht es jedoch um Fastfood, hat man nur eine Wahl (das eben erwähnte Ward’s). Muss ich noch mehr sagen? Übrigens, falls ihr mal eine richtige Fehde von Shakespeare’schen Dimensionen erleben wollt, geht zu den Methodisten und den Baptisten – die bekriegen sich schon seit Jahren.

Ganz ehrlich, hier in Magnolia Branch hat sich seit dem Krieg nicht viel verändert – und mit »Krieg« meint man in dieser Gegend den amerikanischen Bürgerkrieg. O ja, und das nach hundertfünfzig Jahren und diversen anderen Kriegen auf der Welt.

Die Marsdens leben immer noch »auf« Magnolia Landing, einem alten Herrenhaus aus den goldenen Zeiten der Südstaaten mit gut hundert Hektar Grund am Flint Creek. Es sieht genauso aus, wie man sich eine Südstaatenvilla vorstellt: leuchtend weiß und perfekt symmetrisch, mit mächtigen Säulen und einer langen Auffahrt, überragt von uralten Eichen, von deren Ästen spanisches Moos herabhängt.

Und wir Caffertys leben immer noch die Straße runter im Wohnhaus des ehemaligen Sklavenaufsehers von Magnolia Landing. Im Laufe der Jahre wurden mehrmals Anbauten errichtet, sodass es ein wenig planlos in die Gegend gewuchert ist. Trotzdem, für mich ist es perfekt – weiß getünchter Backstein, Schindeldach, Dielenböden und Schlafveranden. Im Gegensatz zu Magnolia Landing wirkt unser Haus gemütlich und wohnlich. Bei den Marsdens fühlt man sich wie in einem Museum – und mal ehrlich, wer will schon in einem Museum wohnen?

Wie dem auch sei, unsere Familien fiebern seit Ewigkeiten darauf hin, ihre enge Verbindung durch eine Eheschließung zu besiegeln. Aber wie es das Schicksal wollte, waren die Generationen nie synchron. Oder aber perfekt asynchron, wenn man das so sehen will. Jedenfalls gab es in all den Jahren nie ein geeignetes Pärchen dafür.

Bis Ryder und ich auf die Welt kamen.

Unsere Geburtstage liegen genau sechs Wochen auseinander. Vom Alter her sind wir also das ideale Paar. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie es uns erging, seit uns unsere Mütter zum ersten Mal zusammen in ein Bettchen legten. Voller Vorfreude rieben sie sich die Hände und planten bereits unsere Hochzeit. Bei den Verabredungen zum Spielen, die darauf folgten, sahen uns die Erwachsenen beifällig lächelnd zu, wie wir im Sandkasten buddelten. Zog mich Ryder an den Zöpfen, war das garantiert ein Zeichen seiner Bewunderung, warf ich ihm Sand ins Gesicht, wollte ich nur meine Zuneigung ausdrücken.

Tragische Liebe? Ha, weit gefehlt. Meistens versuche ich Ryder auszuweichen. Allerdings weiß ich nicht, wie ich das heute Abend bewerkstelligen soll.

Denn heute ist die jährliche Gala des Historischen Vereins von Magnolia Branch. Eine hochoffizielle Party, auf der sich die gehobene Gesellschaft von Magnolia Branch versammelt, um bei Champagner und kulinarischen Köstlichkeiten die neuesten Klatschgeschichten auszutauschen. In diesem Jahr ist meine Mom Vorsitzende und damit Gastgeberin, was bedeutet, dass ich lächeln, nett und lieb sein und mich unter die Gäste mischen muss. Und richtig, unter den Gästen befindet sich auch Ryder Marsden.

Ich stöhne innerlich auf, während ich durch das Fenster auf die wachsende Gästeschar blicke. Draußen auf dem Rasen ist die Party in vollem Gang, und sicher fragt sich Mom schon, wo ich bleibe. Widerstrebend verlasse ich den Schutz meines heimeligen Zimmers, renne die Treppe hinunter und durchquere die Diele. Mit feuchten Händen streiche ich mein hellblaues Kleid glatt, betrete die Veranda und wappne mich mit einem tiefen Atemzug.

Brütende Hitze schlägt mir entgegen. Es müssen an die dreißig Grad sein, die Luft ist warm und schwül, obwohl die Sonne schon vor einer halben Stunde untergegangen ist. Der Vollmond steht hoch am Himmel und überzieht alles mit einem silbernen Schimmer. Es hat etwas Magisches und trotz der Hitze überläuft mich ein Schauder.

Der Garten sieht vollkommen verändert aus. Um jeden Baum winden sich Lichterketten und zwischen den Bäumen hängen bunte Laternen aus Papier. In der Mitte des Rasens hat man einen Tanzboden aus Holz errichtet, dahinter sitzt das Orchester. Die Streicher spielen ein hübsches, langsames Stück, während die restlichen Musiker ihre Instrumente zur Hand nehmen.

Meine Mom hat das Buffet unter dem größten und ausladendsten Magnolienbaum aufgebaut, lange Tische mit silbernen Warmhaltebehältern, an denen Kellner in blütenweißen Schürzen servieren. Für diesen Abend hat sie Porzellangeschirr gemietet – ich habe ihr beim Aussuchen des Dekors geholfen, elfenbeinfarben mit einem stilisierten Bambusmuster am Rand.

Um die Tanzfläche gruppieren sich runde, in Cremeweiß gedeckte Tische. Auf jedem steht ein Windlicht mit einer elfenbeinfarbenen Kerze darin, dessen Fuß mit farbenprächtigen Hortensien geschmückt ist. Alles sieht wunderschön aus.

Ich mache mich auf die Suche nach meiner Mom. Sie steht zusammen mit Laura Grace Marsden, Ryders Mutter, am Buffet. Natürlich sind sie beste Freundinnen – sie waren in derselben Studentinnenverbindung an der Ole Miss und jeweils Brautjungfer der anderen. Mom hat mich entdeckt und bedeutet mir, zu ihnen zu kommen.

»Jemma!«, ruft Laura Grace aus, während ich auf sie zugehe. Meine silbernen Ballerinas machen auf dem dicken Grasteppich kein Geräusch. »Liebes, du siehst aus wie eine Prinzessin. Komm, gib mir einen Kuss!«

Ich eile auf sie zu und lasse mich in eine nach Shalimar duftende Umarmung schließen. »Wie gefällt dir mein Kleid?«, frage ich sie.

Sie fasst mich an den Schultern und hält mich auf Armeslänge von sich weg. »Es ist fantastisch! Original Vintage?«

Lächelnd nicke ich. »Aus den Sechzigerjahren. Lucy hat mir geholfen, es zu ändern.«

Wir mussten einiges von dem unansehnlich gewordenen blauen Tüll abschneiden und den Rock und den Reißverschluss ersetzen. Aber das ursprüngliche Mieder aus Satin war gut erhalten und das Kleid ist absolut umwerfend.

Laura Grace berührt eine der blassrosa Rosetten an meiner Hüfte. »Lucy und du solltet damit ein Geschäft aufziehen. Für ein solches Kleid würden die Leute ein Vermögen zahlen.«

Mom lächelt schelmisch. »Ich hab’s dir doch gesagt.«

»Hast du Morgan und Lucy gesehen?«, frage ich, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.

Sie deutet nach links. »Unten am Fluss, bei den Jungs. Falls du Daddy siehst, schickst du ihn bitte zu uns? Ich habe den Eindruck, die Lichterkette da oben hat sich gelockert.« Ihr Blick wandert zu dem blinkenden Ast über uns.

»Mach ich«, antworte ich, obwohl die betreffende Lichterkette für mich ganz in Ordnung aussieht. Zum Glück, denn mein Dad ist Doktor und kein Elektriker, wie er gerne sagt. Sein Lieblingszitat aus Raumschiff Enterprise.

Und mit »Doktor« meint er nicht »Arzt« – er ist Professor für Physik an der Uni.

»Ach, und Jemma?« Laura Grace schenkt mir ein strahlendes Lächeln. »Du musst unbedingt einen Tanz für meinen Sohn reservieren.«

Ich kann nicht anders, ich verdrehe die Augen. Träum weiter, Laura Grace.

Nachdem ich mich abgewendet habe und auf den Weg zu meinen Freundinnen...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2016
Übersetzer Christa Prummer-Lehmair, Heide Horn, Sonja Schuhmacher
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Magnolia
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • eBooks • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Liebesgeschichte • Mississippi • Romeo und Julia • Sommer • Südstaaten • Young Adult
ISBN-10 3-641-16223-8 / 3641162238
ISBN-13 978-3-641-16223-8 / 9783641162238
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