Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Jagdrevier (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
256 Seiten
btb (Verlag)
978-3-641-15712-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jagdrevier -  Helene Tursten
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die neue Serie der schwedischen Bestsellerautorin!
In einem abgeschiedenen Wald in der Nähe von Göteborg versammelt sich alljährlich im Spätsommer eine Gruppe von Freunden zur Elchjagd. Darunter die 28-jährige Polizistin Embla Nyström, die durch ihren Onkel Nisse zur Jagd gekommen ist. Am Vorabend der Jagd lernt Embla Peter, den charismatischen Neuling der Gruppe, kennen und verliebt sich sofort in ihn. Doch dem Hochgefühl folgt die Angst, denn in den Wäldern ereignen sich seltsame Dinge. Als ein Teilnehmer tot aufgefunden wird und ein anderer spurlos verschwindet, ist Emblas Ehrgeiz geweckt. Mit Hilfe der überregionalen Einheit der Kriminalpolizei, der sie angehört, beginnt sie zu ermitteln. Wer spielt falsch? Wem kann sie noch trauen?

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.

Karin und Björn Bergström besaßen die größte Küche der Region und waren daher einhellig zu Gastgebern des diesjährigen Jagdessens auserkoren worden, zu dem die Gäste allerdings samt und sonders etwas beisteuerten.

Um den Tisch hatten sich die acht Teilnehmer der Jagd sowie die drei Kinder der Bergströms und Einar und Tobias Lindbergs Frauen versammelt. Embla kannte sie alle – mit einer Ausnahme: Peter Hansson. Gerade erst zugezogen oder, genauer gesagt, zurückgekehrt und neuestes Mitglied der Jagdgesellschaft.

Embla beobachtete ihn unauffällig. Sie wusste, dass er achtunddreißig Jahre alt war, aber er sah jünger aus. Er war groß und athletisch. Es war ihm anzusehen, dass er regelmäßig trainierte. Außerdem wirkte er mit seinen blauen Augen und seinem kräftigen blonden, verhältnismäßig langen Haar erstaunlich attraktiv. Er trug ein dem Anlass angemessenes legeres, dünnes Leinenhemd, dessen oberster Knopf geöffnet war. Ein kleines goldenes Kreuz blitzte unter dem Kragen hervor. Er stellte sich ihr vor und lächelte sie dabei mit strahlend weißen Zähnen an. Bleicht er die?, fragte sie sich unwillkürlich. Ihr entging nicht, dass auch sie ihm zu gefallen schien, und sie war froh, den hübschen Pulli angezogen zu haben. Der Pullover war kobaltblau und so weit ausgeschnitten, dass er nur eine Schulter bedeckte. Die Farbe passe gut zu ihren Augen, hörte sie oft. Darunter trug sie ein dünnes schwarzes Spaghettiträgertop, das ihre neue Tätowierung auf der rechten Schulter offenbarte – einen angriffslustigen, auf den Hinterbeinen stehenden Grizzlybären. Das kleine, kunstvolle Tattoo hatte sie sich während eines Trainingsaufenthalts in Florida stechen lassen.

Sixten Svensson wies gerade darauf hin, dass die Runde aus dreizehn Personen bestehen würde. »Kein gutes Omen«, brummte er und schielte zu Peter Hansson hinüber.

Von Nisse wusste Embla, dass Vater und Sohn Lindberg den Neuling nicht sonderlich sympathisch fanden. Offenbar hatte Einar Lindberg den Hansgården, der Peter Hansson gehörte, für seinen Sohn Tobias erwerben wollen. Dass Peter ihn nach dem Tod seines Vaters nicht verkauft hatte, sondern selbst dort eingezogen war, hatte ihm einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. In den Augen der Lindbergs war Peter offenbar genauso dickköpfig wie sein Vater, und Sixten Svensson schien ihre Ansicht zu teilen. Er war der Jagdleiter und hatte seit jeher das Revier von Peters Vater gepachtet. Sein eigener Grundbesitz fiel recht bescheiden aus. Dass er das Land gerne gekauft hätte, war in der Runde kein Geheimnis. Inzwischen aber hatte auch Peter selbst die Jägerprüfung abgelegt und beschlossen, von seinem Jagdrecht Gebrauch zu machen, wodurch Sixtens Radius beträchtlich geschmälert worden war.

Wie immer war das Buffet reichhaltig und köstlich: Karins Quiche mit Pfifferlingen, verschiedene Käsesorten, frisch gebackenes Brot, Räucherlachs, Dalslandwurst, kaltes, kräutermariniertes Schweinefilet, Tomatensalat, ein nach Knoblauch duftendes Kartoffelgratin und als Nachtisch karamellisierter Apfelkuchen mit Vanillesoße. Emblas Beitrag waren zwei Bag-in-Boxes eines Weins, der vor Kurzem im Aftonbladet empfohlen worden war. Peter Hansson hatte zwei Kästen Bier und eine Flasche O.-P.-Anderson-Aquavit mitgebracht, was ihn doch gleich etwas beliebter machte.

Embla nahm auf dem freien Stuhl neben Peter Platz. Wie alle anderen Anwesenden überlegte auch sie, was ihn wohl zu der Rückkehr nach Dalsland bewogen hatte, und nach einer Weile erkundigte sie sich danach.

»Ich habe eine IT-Firma in Göteborg. Unsere Spezialität ist die Sicherheit von Datentransfers übers Internet – ein Thema, das jedes Unternehmen angeht«, erklärte er.

»Musst du dann nicht in Göteborg wohnen? Ich meine, wegen der Kunden und deiner Mitarbeiter?«

»Ich fahre ein-, zweimal pro Woche in die Stadt, aber das meiste kann ich von zu Hause aus erledigen.«

Dank des guten Essens und der Getränke stieg die Stimmung zusehends. Es wurde viel geredet und gelacht. Niemanden schien zu interessieren, worüber Embla und Peter sich unterhielten.

»Warum bist du hierher zurückgekehrt?«

Womöglich hielt er sie jetzt für neugierig, aber als Polizistin durfte sie das sein, rechtfertigte sie sich.

Es dauerte eine Weile, bis er antwortete, und sie hörte ihm an, dass er seine Worte sorgfältig wählte.

»Meine Mutter ist an Krebs gestorben … und meine Lebensgefährtin und ich haben uns getrennt. Dann starben auch noch meine Großeltern kurz hintereinander und schließlich auch noch mein Vater. Das war einfach zu viel … eine schwierige Zeit. Ich hatte das Gefühl, ich müsste mein Leben verändern«, sagte er leise.

Ausnahmsweise wusste Embla nicht recht, was sie erwidern sollte. Nisse hatte ihr erzählt, dass Peters Schwester in jungen Jahren von zu Hause ausgerissen war. Was aus ihr geworden war, wusste angeblich kein Mensch. Und ohne dass sie darüber nachgedacht hätte, platzte es aus Embla heraus: »Und deine Schwester?«

Peter zuckte sichtlich zusammen, und eine Sekunde lang blitzte etwas in seinem Blick auf. Obwohl er sich sofort wieder gefangen hatte, war es ihr nicht entgangen. Vielleicht war ihre Frage wirklich ein wenig indiskret gewesen.

»Wir haben seit Langem keinen Kontakt mehr.«

Es war ihm deutlich anzumerken, dass er das Thema nicht vertiefen wollte. Embla fiel dazu nichts Passendes mehr ein, also schwieg sie.

»Aber ganz einsam bin ich auf dem Hof ja trotzdem nicht. Ich hab vier Rinder, die bald geschlachtet werden, ein paar Hühner und zwei Katzen«, fuhr er fort.

»Du magst also Tiere.«

»Ja. Nächstes Jahr will ich mir einen anständigen Jagdhund zulegen. Und vier neue Rinder.«

Die Schnapsgläser wurden aufgefüllt, sie hoben zu einem Trinklied an, holten sich am Buffet eine weitere Portion und setzten ihr Gespräch miteinander und mit den anderen am Tisch fort. Peter stellte ihr ein paar Fragen, die ihr Privatleben betrafen, und nach einer Weile kam unweigerlich das Thema auf, das alle Leute früher oder später interessierte.

»Wie kommt es, dass du Embla heißt? Das ist nicht gerade ein sehr weit verbreiteter Name.«

»Was, wenn ich dir jetzt sagte, dass meine älteren Brüder Atle, Frej und Kolbjörn heißen?«

Das war die Standardantwort, die sie immer gab.

»Deine Eltern haben also an die alten germanischen Götter geglaubt?«

Ein ironisches Lächeln umspielte seinen Mund, aber Embla hörte, dass auch ein wenig Ernst in dieser Frage lag.

»Nein, sie waren eher Hippies, die ihren Kindern besondere und unter keinen Umständen biblische Namen geben wollten. Embla ist die altnordische Entsprechung von Eva.«

Über diese Antwort brauchte sie nicht einmal nachzudenken. Sie hatte sie im Lauf der Jahre schon viel zu oft gegeben. Was sie indes nie erzählte, war, wie sehr sie ihren Namen in jüngeren Jahren gehasst und dass sie daher vorzugsweise ihren zweiten Namen – Åsa – verwendet hatte. Das hatte auch funktioniert – bis sie Polizistin geworden war. Ein aufgeweckter Kollege hatte im Handumdrehen herausgefunden, dass sie in Wirklichkeit Embla hieß, und nach einer Weile hatte sie niemand mehr Åsa genannt. Inzwischen fand sie ihren Vornamen halbwegs in Ordnung. Außerdem war er in den letzten Jahren regelrecht in Mode gekommen.

»Hippies? Und was waren sie von Beruf?«, wollte Peter wissen.

»Mein Vater war Journalist – Feuilleton – und meine Mutter Schauspielerin. So haben sie sich auch kennengelernt. Er hat sie interviewt. Mein Bruder Atle ist Arzt geworden, Frej ist ebenfalls Schauspieler und Kolbjörn Bildhauer. Er kreiert irre hässliche Sachen aus Beton und verkauft sie zu astronomischen Preisen.«

»Hast du Kolbjörn gesagt? Kolbjörn Nyström hat sich hierzulande ja wirklich einen Namen gemacht. Und dein Bruder Frej ebenfalls – ist der nicht am Theater in Stockholm?«

Aha, ein Kulturmensch, dachte Embla, verzog aber keine Miene und erwiderte: »Ja. Er wohnt zusammen mit seinem Mann Viktor in Stockholm.«

Peter nickte. Der Schauspieler und der TV4-Moderator waren des Öfteren im Fernsehen zu sehen. Peter fragte weiter, und sein Interesse nahm spürbar zu, als sie von ihrer Arbeit bei der Mobilen Einheit erzählte.

»Niemand sagt ›Mobile Einheit der Bezirkskriminalpolizei Västra Götaland‹. Meist ist nur von ›der Einheit‹ oder von der ›MEB‹ die Rede«, erklärte Embla.

»Du bist also mit zwei Kollegen im Bezirk Västra Götaland unterwegs, um, wenn nötig, der örtlichen Polizei beizustehen? Ihr seid so eine Art Supercops?«

Das klang zwar fast schon lächerlich, entsprach aber im Großen und Ganzen der Wahrheit. Embla nickte und nahm einen Schluck Wein. Normalerweise trank sie nur zurückhaltend, aber beim jährlichen Jagdessen gönnte sie sich sowohl Schnaps als auch ein paar Gläser Wein.

»Woher kommt dein Interesse für die Jagd?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.

»Na ja, mir gehört ja nun der Wald, und ich hab das Jagdrecht, also warum nicht? Allerdings hatte ich bis letztes Jahr noch keinen Jagdschein.«

»Du hast also noch nie etwas geschossen?«

»Doch. Rotwild und Hasen – aber nicht viele. Ich war hauptsächlich am Schießstand.«

»Aber du glaubst, dass dir die Jagd Spaß machen wird?«

»Bestimmt. Ich mag die Spannung. Erst genießt man die Ruhe, und im nächsten Augenblick kommt der Adrenalinstoß.«

Sie hoben ihre Gläser und stießen auf die Jagd an.

Sixten Svensson fixierte sie mit blutunterlaufenen...

Erscheint lt. Verlag 11.1.2016
Reihe/Serie Die Embla-Nyström-Krimis
Übersetzer Lotta Rüegger, Holger Wolandt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Jaktmark
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Abenteuerroman • Bestseller • deutsche Erstausgabe • "Die Tätowierung" • eBooks • Embla Nyström • Göteborg • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Paperback • Schweden
ISBN-10 3-641-15712-9 / 3641157129
ISBN-13 978-3-641-15712-8 / 9783641157128
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
CHF 14,65
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
CHF 9,75
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 9,25