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Michael und Bernhard Grzimek -  Ina Claus

Michael und Bernhard Grzimek (eBook)

Zwei Leben für die Wildnis Afrikas

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
174 Seiten
Verlag Neue Literatur
978-3-945408-26-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
8,49 inkl. MwSt
(CHF 8,25)
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Als Bernhard Grzimek im Januar 1959 seinen Sohn Michael am Rande des Ngorongorokraters begrub, hat er sich sicher die Frage gestellt, ob der Einsatz für Tiere und Natur es wert ist, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen. Michael hätte ihm diese Frage mit Ja beantwortet. Das Erbe von Michael und Bernhard Grzimek, die mit der Zählung der Wildtiere in der afrikanischen Serengeti zu den Vorreitern des Tier- und Naturschutzes wurden, wirkt bis heute fort. Ina Claus erzählt, wie es war, damals in Afrika, welche Hindernisse es zu überwinden galt, welch langer Atem und welche Einsatzbereitschaft vonnöten waren, um dieses große Projekt zu Ende zu bringen. Bernhard Grzimek hat das von Vater und Sohn begonnene Werk bis zu seinem Tod 1987 unermüdlich fortgeführt und das nicht nur, weil er es seinem Sohn schuldig war. Hätte es 2006 einen wie Grzimek gegeben, wäre, das ist fast sicher, Problembär »Bruno« nicht abgeschossen worden. Denn Grzimek hat sich immer eingemischt, wenn es um die Sache der Tiere - um ihre arg beschnittenen Rechte - ging, ein unbequemer Zeitgenosse, der die Herzen der Deutschen von Anfang an erobert hatte, der es als seine Aufgabe sah, die Menschen aus ihrer Unwissenheit zu befreien, klarzustellen, dass ein Tier keine »Sache« ist und dass Tierschutz mehr ist, als nur darüber zu reden. Michael Grzimeks bedingungsloser Einsatz hat ihm den Tod gebracht und tausenden Tieren das Leben geschenkt.

Ina Claus, geb. 1960 in Frankfurt/Main. Sie arbeitet als Schulpfarrerin in Wiesbaden und ist seit einigen Jahren im Naturschutz aktiv. Bernhard Grzimek und der Frankfurter Zoo sind ihr von Kindheit an vertraut. Mit »Zwei Leben für die Wildnis Afrikas« möchte sie in erster Linie Jugendliche erreichen - die Naturschützer von morgen!

Ina Claus, geb. 1960 in Frankfurt/Main. Sie arbeitet als Schulpfarrerin in Wiesbaden und ist seit einigen Jahren im Naturschutz aktiv. Bernhard Grzimek und der Frankfurter Zoo sind ihr von Kindheit an vertraut. Mit »Zwei Leben für die Wildnis Afrikas« möchte sie in erster Linie Jugendliche erreichen - die Naturschützer von morgen!

Teil I: Im Kongo
Anlass der Reisen nach Afrika
Über den Kongo
Großwildjäger
Im Ituriwald
Über Elefanten, ihre Bedrohung und wie man sie zähmt
Der Stamm der Asandeh
Verbreitete Krankheiten für Mensch und Tier
Aberglaube und Märchen
Abenteuer »Auto«
Die Gorillas im Kongo
Eine fabelhafte Erzählung aus
Ostafrika
Zwei Goldene Bären

Teil II: Serengeti darf nicht sterben
Wunderwelt Serengeti
Die Tiere der Serengeti
Tierzählung mit dem »fliegenden Zebra«
Fußabdrücke in der Olduvai-Schlucht
Schirmakazie, Baobab und Leberwurstbaum
Leben am Rande des Ngorongorokraters
Die Wanderrouten der großen Herden
Der Absturz
Oscar 1960
50 Jahre danach - 20 Jeeps um einen Löwen

Teil III: »Einer von uns muss weitermachen«
Das Vermächtnis von Michael
»Ein Platz für Tiere« 1956-1987
Anwalt der Tiere und Begründer weltweiten Naturschutzes
Der Zoo als Ort der Nachzucht und Arterhaltung
Ein unerfüllter Traum - Serengeti in Deutschland
Verhaltensforscher, Autor, Filmemacher, Kämpfer und Visionär

Teil IV: Erfolg und Wirkung von Michael und Bernhard Grzimek heute
1. Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland
2. Die Kurzbesuche der Elche
3. Die Auswilderung von Luchs und Wisent
4. Trauerfall Bruno

Biografisches
Quellenangaben
Bildnachweise

Im Ituriwald


Der Ituriwald hat über Jahrhunderte zwei Arten von Lebewesen versteckt: Pygmäen und Okapi. Pygmäen sind kleinwüchsige Menschen und Okapi eine Mischung aus Giraffe und Zebra.

Der erste Europäer, der Pygmäen gesehen hat, hieß Georg Schweinfurth. Er bereiste 1869 die Gegend am oberen Uele. Dabei machte er die Bekanntschaft von König Munsa. Dieser war so begeistert von Schweinfurths Hunden, dass er ihm im Tausch für einen der Hunde ein Pygmäenmädchen anbot. Lange Zeit hatte Schweinfurth nicht an die Existenz dieser Zwergmenschen geglaubt und hielt sie für missgebildete Gestalten, wie den Glöckner von Notre-Dame. Solche Figuren sah man nur auf der Kirmes oder im Zirkus. Von dem so genannten Elefantenmenschen, einem armen Teufel, der durch seinen missgebildeten Körper zur selben Zeit in London die Massen faszinierte und seinem Halter viel Geld einbrachte, bis ihn ein Arzt endlich freikaufte, wusste Schweinfurth noch nichts. Aber so ähnlich hatte er sich wohl den Urwaldgnom vorgestellt. Obwohl der griechische Philosoph Aristoteles schon knapp 2.500 Jahre zuvor behauptet hat, dass diese Urwaldgnome am oberen Lauf des Nil in Ägypten leben, hatte das niemand so recht geglaubt. Die alten Griechen kannten ja sehr viele wundersame Wesen – Zentaure, Zyklopen, Harpyien und Satyre. In diese Welt von menschlichen, tierischen und göttlichen Zwischenwesen hatte man die Pygmäen eingeordnet.

Die beiden Grzimeks trafen auf ihrer Kongoexpedition Pygmäen im Ituriwald. Sie beschreiben sie als kleine, bräunliche, manchmal auch gelbliche Menschen, die gar nicht so sehr den Schwarzen, sondern vielmehr den Indios ähnlich sehen. Ihre Köpfe sind für unser Empfinden zu groß, ihre Oberkörper zu lang und ihre Beine zu kurz. Zudem sind ihre Körper stark behaart, die älteren Männer tragen Backen- oder Vollbärte. Das Aussehen großer Kinder verleihen ihnen die vorge­wölbte Stirn, die eingedrückte Nasenwurzel und die großen, braunen Mandelaugen. Wegen ihrer Fröhlichkeit und ihrer Freude an lustigen Tricks hatten die Grzimeks Schwierigkeiten, sie als voll ausgebildete Erwachsene und nicht als bunte Kinderschar anzusehen. Als echte Überlebenskünstler in der Wildnis bauten die Pygmäen mit den beiden Deutschen einen intelligenten Chamäleonhandel auf, bei dem sie den Forschern die aus dem Steppenhochland mitgebrachten Chamäleons als Urwaldchamäleons wieder zurückverkauften. Das kam so:

Damit die Steppenchamäleons nicht verhungerten, wurden sie jeden Morgen auf einen großen Zweig gesetzt. So konnten sie Fliegen fangen, um die Anstrengungen der Afrikareise bis in den Frankfurter Zoo gut zu überstehen. Da Chamäleons aber Individualisten sind und wenig Lust haben, ständig mit ihresgleichen zusammenzuhocken, kletterten sie vom Zweig herunter und machten sich davon. Deshalb beauftragten die Grzimeks einen Pygmäen als Wachmann, sodass kein Chamäleon mehr fliehen konnte. Zusätzlich setzten sie ein Kopfgeld für jedes wieder ins Lager zurückgebrachte Chamäleon und für jedes frisch gefangene aus dem Urwald aus. Das Kopfgeld bestand aus leckeren, bunten Bonbons. Nach kurzer Zeit brachten die Pygmäen die entwischten Chamäleons zurück und hatten auch ganz viele neue eingefangen. Irgendwann bemerkte dann Bernhard Grzimek, dass die Neuankömmlinge aus dem Urwald genauso aussahen wie seine aus der Steppe mitgebrachten, deren Anzahl sich ständig verringerte. Den cleveren Pygmäen konnte natürlich keiner böse sein, war das Ganze doch mit sprachlichen Missverständnissen zu erklären. Als die Grzimeks einem Suchtrupp einmal mit Händen, Füßen, Handbewegungen und einigen Suaheli-Begriffen Chamäleons beschrieben hatten, schleppte dieser eines Tages ein an einen Baumstamm gebundenes Panzerkokodil ins Lager. Abgesehen von der Größe hatte ihre in die Luft gemalte Zeichnung auch auf ein Krokodil gepasst.

Die Pygmäen nennen sich selbst Bambuti. Etwa 20.000 von ihnen lebten vor 50 Jahren in den Ituriwäldern. Die Männer werden 1,40 Meter groß, die Frauen erreichen höchstens 1,20 Meter. Sie sind reine Jäger und leben von Schnecken, Raupen, Termiten und der Jagd auf Elefanten. Da sie weder als Bauern noch als Handwerker tätig sind, müssen sie mit den in den umliegenden Dörfern lebenden Schwarzen Tauschgeschäfte betreiben. Sie liefern diesen Fleisch und erhalten dafür Feldfrüchte, Bananen und eiserne Pfeilspitzen. Ihre aus Gerten errichteten eiförmigen Rundhütten bauen sie alle paar Wochen wieder ab, sodass sie – wie Nomaden – in einem bestimmten Gebiet immerfort umherziehen.

Die Schwarzen beschützen den in ihrer Nähe lebenden Pygmäenstamm, schauen aber gleichzeitig von oben auf die Kleinwüchsigen herab. So wie sich viele weiße Menschen den so genannten »Negern« haushoch überlegen fühlen, sehen die Schwarzen die Pygmäen eher als Schimpansen oder Tiermenschen denn als vollwertige Erwachsene an. Im Laufe der Evolution drängen die Stärkeren die Schwachen immer weiter an den Rand und das gilt im Tierreich ebenso wie für die Menschen. So erging es auch den Pygmäen, die unter dem Blätterdach des kongolesischen Urwalds Schutz und Zuflucht fanden. Hier lebten sie über Jahrhunderte unentdeckt. Als Schwarze, die ihrerseits von stärkeren Stämmen verjagt worden waren und im Urwald Unterschlupf suchten, die Pygmäen entdeckten, machten sie diese von sich abhängig. So erschienen sie beispielsweise eines Tages im Lager der Grzimeks und verlangten Geld dafür, dass die Bambuti das Ge­­­päck der beiden Forscher getragen hatten. Es wären schließ­lich ihre Arbeitskräfte.

Die Bambuti denken, dass sich ihr Dasein im Wald einer Wildschweinjagd verdankt. Sie glauben an ein höheres Wesen, das sie wie einen Gott verehren. Dieser Gott verlangte eines Tages einen Schweinebraten und sandte deshalb Schwarze aus, um ein Wildschwein zu erlegen. Da die Jagd jedoch erfolglos blieb, sollten einen Tag später die Bambuti den göttlichen Auftrag erfüllen. Sie hatten Glück und erbeuteten einen großen Keiler. Die Jagd hatte sie hungrig gemacht und so wurde das Wildschwein vor Ort gebraten und verspeist. Das erzürnte den Gott, der sie seit diesem Tag nicht mehr aus dem Wald herausgelassen hat. Die Bambuti glauben, wie viele der großen, griechischen Philosophen, an ein Weiterleben der Seele nach dem Tod. Wie die meisten Menschen auf dieser Erde leben auch die Bambuti in Familienverbänden. Die nächsten Verwandten bauen ihre Hütten nebeneinander. Das Sagen haben die Eltern und der Sippenhäuptling verfügt über nicht mehr als die Macht eines Karnevalsprinzen. Die Belgier wollten, als sie im Kongo herrschten, dass auch die Pygmäen, so wie die schwarzen Stämme, einen Häuptling wählen. Das hätte ihnen das Regieren erleichtert, da sie auf diese Weise besser Steuern hätten einziehen und die Menschen zum Arbeitsdienst heranziehen können. Diese Methoden, die bei den Europäern immer gut funktioniert haben, sind an den Bambuti vollkommen abgeprallt. Wenn es ihnen zu bunt wurde, sind sie einfach im Wald verschwunden. In der eigenen Familie wird alles gerecht geteilt, was man gemeinsam erjagt hat. Privatbesitz kennen sie nicht. Völlig begeistert waren die Bambuti vom Autoöl. Sie benutzten es als Haargel und Körperlotion. Sie fertigten Schalen aus großen Blättern, um das Öl für später aufzubewahren.

Da die Bambuti ihren schwarzen Schutzpatronen in fast allem nacheiferten, ist es möglich, dass sie auch einmal Menschenfresser gewesen sind. Die Mangbetu waren noch zu der Zeit, als Schweinfurth den ersten Pygmäen seines Lebens sah, Kannibalen. Wir kennen die menschliche Neigung, anders Aus­sehenden oder Personen, die man nicht kennt, mit Vorurteilen zu begegnen. So wurden auch die Bambuti von manchen Afrikaforschern als wenig intelligent und sittenlos eingestuft. Als man in Europa noch bis zum Hals in verschiedenen Kleidern feststeckte, sind die Pygmäen, wie auch die meisten anderen Afrikaner, schon lange halbnackt herumgelaufen. Viele Naturvölker machen das so. Das führte zu wilden Fantasien über das Intimleben dieser kleinen Menschen. Die Grzimeks fanden heraus, dass die Bambuti weder dumm noch hemmungslos sind. Die Grzimeks bewiesen, was andere Forscher bestritten: dass die Bambuti sich auf Fotos wiedererkennen.

Ein Pygmäenpaar bleibt ein Leben lang zusammen. Schwierigkeiten gibt es nur bei der Einhaltung der Kopf-um-Kopf-Regel. Die Mädchen sind für ihre Familie sehr wertvoll, da sie die Arbeit tun und die Kinder bekommen. Will also ein junger Mann ein Bambuti-Mädchen heiraten, muss er aus seiner Familie Nachschub besorgen, also ein Mädchen finden, das in die Familie seiner zukünftigen Frau einheiratet. Will sich eine Frau von ihrem Mann trennen, so muss dies auch die Austauschfrau machen, ob sie will oder nicht. Aus diesem Grund achten die Familien darauf, dass die geschlossenen Ehen halten.

Viele Bambuti-Stämme sind Elefantenjäger. Dabei haben sie eine recht brutale Methode entwickelt; sie schleichen mit kurzen, dicken Spießen hinter den Elefanten her und zerschlagen ihnen die Beugesehnen ihrer Hinterfüße. Die Elefanten können nicht mehr weglaufen. Dann zerschmettern sie ihnen den Rüssel und warten, bis sie verblutet sind. Anders als die Großwildjäger sind die Pygmäen auf die Jagd angewiesen.

Auch wenn die Bambuti sonst nichts besitzen, so hat doch jede Familie einen Termitenhaufen. Wenn die Termiten in Scharen zu ihrem Hochzeitsflug ausschwärmen, stoßen sie gegen ein Blätterdach. Die Pygmäen haben den Stock im Vorfeld nämlich genau beobachtet und dann rechtzeitig eine Hütte darübergezogen. Wenn die Insekten gegen das Dach stoßen, brechen sie sich die Flügel und stürzen zu Boden. Sie werden zusammengekehrt und entweder roh, lebendig, geröstet, gemahlen, aufgebrüht oder gekocht gegessen.

...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2015
Verlagsort Jena
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Afrika • Bernhard Grzimek • Einsatz • Elefanten • Filmemacher • Gorillas • Großwildjäger • Grzimek • Kämpfer • Kongo • Michael Grzimek • Naturschutz • Schutz • Serengeti • Tiere • Tierschutz • Unfall • Verhaltensforscher • Vermächtnis • Visionär • Wildnis • Wildtiere
ISBN-10 3-945408-26-1 / 3945408261
ISBN-13 978-3-945408-26-1 / 9783945408261
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