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Plötzlich Glückspilz (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
272 Seiten
Thienemann Verlag GmbH
978-3-522-61053-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Plötzlich Glückspilz -  Bobbie Pyron
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Ein Blitz aus heiterem Himmel und warum Nate zum ersten Mal in seinem Leben einen Baseball fängt ... Nate, der größte Pechvogel in Paradise Beach, wird an seinem elften Geburtstag vom strahlend blauen Himmel herab von einem Blitz getroffen - und stellt fest, dass er plötzlich ein ewiger Glückspilz ist. Dies bringt eine ganze Schiffsladung von unerwarteten Problemen mit sich, weil Glück auch falsche Freunde sowie Neid und Missgunst anlockt. Dadurch wird die Freundschaft zu Gen, dem schlauesten Mädchen in Paradise Beach und eigentlich seine beste Freundin, auf die Probe gestellt.

Bobbie Pyron studierte Psychologie und Anthropologie und ist Diplom-Bibliothekarin. Sie engagiert sich als Bibliothekarin in verschiedenen Verbänden und mochte schon immer alle Arten von Kinderbüchern. Sie lebt mit ihrem Mann in Park City, Utah.

Jeder in Paradise Beach würde dir sagen, wenn einer der 313 Einwohner jemals vom Blitz getroffen würde – von einem klaren blauen Himmel herab an seinem Geburtstag –, dann wäre diese Person Nathaniel Harlow.

Denn war es nicht Nate passiert, dass sein Jagdhund samt Hundehütte und allem von einem Tornado mitgerissen und nie wieder gesehen wurde? Und war es nicht Nate, der in seinem ganzen elfjährigen Leben auf Gottes grüner Erde noch nie beim Münzenwerfen und Raten von Kopf oder Zahl gewonnen oder in einer Popcorn-Schachtel eine Überraschung gefunden hatte?

Pech schien Nate Harlow an den Fersen zu kleben wie früher sein Hund, der verloren gegangen war. Magerer als die meisten Jungen und mit hochgezogenen Schultern gegen das Pech, das auf ihn niederprasselte, hatte dieser Junge einfach kein Glück.

Nate erwachte an dem Frühlingsmorgen seines elften Geburtstags mit einem unerklärlich leichten und kribbeligen Gefühl in der Brust. Er lag unter seiner Decke und lauschte. Er hörte seinen Großvater auf dem Sofa ihres Wohnwagens schnarchen. Er hörte, wie sich die Spottdrossel in der Magnolie vor seinem Schlafzimmerfenster die Seele aus dem Leib sang. Er hörte das Summen des Kühlschranks und das gleichmäßige Pochpochpoch in seiner Brust. Er hörte jedoch nichts, was ein Grund für den winzigen Hoffnungsfunken gewesen wäre, der wie eine Motte in seinem Herzen herumschwirrte.

»Aber es ist doch mein elfter Geburtstag!«, erklärte er der Drossel. »Es ist mein elfter Geburtstag am elften April. Das hat doch was zu bedeuten!«

Nate tat jeden Morgen, nachdem er der Spottdrossel gelauscht hatte, drei Dinge.

Als Erstes zog er seinen Glücksbringer, die Kaninchenpfote, unter dem Kopfkissen hervor. Sein Großvater hatte sie ihm an seinem fünften Geburtstag geschenkt. Nate war kurz davor zu ihm gezogen. Die Pfote, die einmal blau wie der Himmel und ganz mit Fell überzogen war, hatte sich inzwischen braun verfärbt und war vom vielen Rubbeln fast kahl geworden.

Als Nächstes berührte er das Foto seiner Eltern auf dem Nachttisch und sagte: »Guten Morgen. Ich vermisse euch immer noch.« Als Nate vier war, wurden seine Mutter und sein Vater, die in ihrem ganzen Leben keinen Tropfen Alkohol angerührt hatten, bei einem Frontalzusammenstoß von einem betrunkenen Fahrer getötet. Da war Nathaniel Harlow zum ersten Mal bewusst geworden, dass sich das Leben blitzschnell verändern kann.

Und als Letztes steckte Nate die Kamera, die ihm sein Großvater zum neunten Geburtstag geschenkt hatte, in seine Tasche.

War der größte Pechvogel von Paradise Beach ein zukünftiger Fotograf, der einmal berühmt und erfolgreich sein würde? Nicht ganz. Nate machte Fotos – viele, viele Fotos –, aber nur von einzelnen Schuhen, die sich auf geheimnisvolle Weise von ihren Partnern getrennt hatten. Ein Flipflop mitten auf der Landstraße 102, ein Arbeitsstiefel, der einsam und verloren am Rand des Highway 98 lag, ein Tennisschuh, der unter dem Henderson-Pier angespült worden war. Früher hatte er diese verwaisten Schuhe aufgehoben und mit nach Hause genommen, weil er hoffte, dass irgendwann der glückliche Tag käme, an dem er auf wundersame Weise den anderen Schuh finden und das Paar wiedervereinen könnte. Das ging so lange, bis der kleine Wohnwagen von Schuhen überschwemmt war.

Nate zog seine Shorts an und stapfte ins Wohnzimmer. Sein Großvater seufzte und prustete im Schlaf.

Nate setzte Wasser auf für den Kaffee des Großvaters, machte Toast und schenkte sich ein Glas Milch ein. Das leichte, kribbelige Gefühl blieb in seiner Brust, obwohl die Milch sauer geworden war und der Toaster die Brotscheibe verbrannt hatte. Wieder einmal.

War es nicht im Grunde Glück, dass sein Geburtstag – sein elfter Geburtstag – zum allerersten Mal auf einen Samstag fiel? Und war es nicht ein Glück, dass niemand mit dem Großvater und seinem Boot, der Süßen Jodie, zum Hochseefischen hinausfahren wollte? Dass er stattdessen versprochen hatte, Nate und seine beste (und einzige) Freundin Genesis Beam zum Minigolfplatz zu bringen?

»Vielleicht habe ich plötzlich Glück«, hatte Nate abends zu Gen gesagt. »Mein Geburtstag war noch nie an einem Samstag und es ist mein elfter Geburtstag am elften Tag des Monats.«

»Das hat mit den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun«, hatte Gen geantwortet, als das erste Glühwürmchen des Abends blinkte und wieder verschwand. Genesis Beam glaubte nicht an Glück oder Pech. Sie glaubte an die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung und verließ sich auf die höhere Macht der Logik.

»Ja, aber bei Opa hat niemand eine Angelfahrt gebucht«, sagte Nate.

»Niemand bucht samstags eine Angelfahrt. Schon seit ewigen Zeiten nicht mehr. Das weißt du.«

Es stimmte: Eine Pechsträhne ließ die Charterboote und ihre Mannschaften auf dem Trockenen sitzen.

»Wenn wir mit einem Durchschnitt von zweiundfünfzig Samstagen im Jahr rechnen und sie mit den elf Jahren, die du am Leben bist, multiplizieren, kommen wir auf 572 Samstage. Die Chancen, dass einer deiner Geburtstage auf einen Samstag fällt, stehen also ziemlich gut.«

»Aber –«

»Auf die Chancen kommt es an, Nathaniel, nicht auf das Glück. Bei allem. Hier«, sagte Gen, »ich beweis es dir.« Sie warf eine Münze in die Luft und klatschte sie dann auf ihren Handrücken. Und wie schon tausendmal zuvor, fragte sie: »Kopf oder Zahl?«

Nate seufzte. »Kopf.«

Sie zog die Hand zurück. »Zahl«, verkündete sie und warf die Münze wieder hoch. »Kopf oder Zahl?«

»Muss ich?«, fragte er. Gen funkelte ihn durch ihre dicken Brillengläser an. »Zahl«, sagte er.

»Es ist Kopf. Hat aber nichts zu bedeuten.«

Nate schlug nach einer Mücke.

Eine ganze Stunde lang warf Gen die Münze in die Höhe und fragte: »Kopf oder Zahl?« Und Nate gab Antwort.

Er lag ununterbrochen daneben. Dreiundfünfzigmal.

Und wie immer sagte sie: »Mit der Münze kann irgendwas nicht stimmen. Wenn man eine Münze hundertmal in die Luft wirft, besteht die Chance, dass man so zwischen vierzig- und sechzigmal Kopf kriegt. Wenn man eine Münze zweimal hochwirft, ist die Chance, beide Male Kopf zu bekommen, gleich ein halbes Mal mal ein halbes Mal gleich ein Viertel. Und die Chance, dreimal hintereinander Kopf zu kriegen, ist gleich –«

»Aber ich hab dreiundfünfzigmal falsch geraten!«

»Das ist praktisch unmöglich«, sagte Gen und wühlte in ihrer Tasche. »Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung –«

Er seufzte. Manchmal war es schwer, das klügste Mädchen in ganz Franklin County zur besten Freundin zu haben.

»Lauf schon mal runter zu Gen!«, sagte der Großvater, nachdem er die zweite Tasse Kaffee ausgetrunken hatte. »Ich packe inzwischen die Kühltasche mit Limonade und anderen Dingen voll.«

Nate ließ die Fliegengittertür zuschlagen. »Oh, und sag Mrs Beam, dass ich eine Menge Fische für sie habe«, rief der Großvater ihm hinterher.

Nate ging die Straße der Wohnwagensiedlung Magnolie entlang. Der liebliche Duft der Bäume folgte ihm. Die Scherben der Austernschalen auf der Straße schimmerten weiß in der Morgensonne und knirschten unter seinen roten Basketballschuhen.

»Guten Morgen, Nate!«, rief Miss Trundle von der Holztreppe ihres Wohnwagens aus. Sie winkte. Auch das Fleisch unter ihrem Arm winkte.

Nate blieb stehen, um eine ihrer fünfzig Millionen Katzen zu streicheln. »Hi, Miss Trundle. Ich hab heute Geburtstag!«

»Ich weiß.« Sie strahlte. »Du bist elf geworden. So ein großer Junge! Es kommt mir vor wie gestern, als du hergezogen bist, um bei deinem Großvater zu leben, nachdem deine Eltern gestorben waren. Gott hab sie selig!«

»Ja, Miss Trundle«, sagte Nate. Und bevor sie aufzählen konnte, was ihr sonst noch alles wie gestern vorkam, rannte er weiter.

Am Ende der Siedlung rief Mr Wood von seiner Veranda aus: »Alles Gute zum Geburtstag, Nate!«

Er kam auf den Austernschalen schlitternd zum Stehen. »Danke. Wie geht es Ihnen heute?« Mr Woods uralte Chihuahuas Toots und Monk bellten hinter der Fliegengittertür.

Der alte Mann rieb sich das Bein. »Mein eines Knie macht mir wieder mal Kummer. Wahrscheinlich ändert sich das Wetter.«

Eine salzige, nach Fisch riechende Bö aus dem Golf von Mexiko ließ das Windspiel im Baum von Mr Wood klirren. Mr Wood hatte Windspiele aus vielen verschiedenen Dingen – aus Flaschen, Muscheln, Blechtassen, alten Gabeln und Messern. Und alles hing an Treibholz.

Nate schaute in den Himmel. Er war so blau und wolkenlos, wie er nur sein konnte. »Ich weiß nicht. Das Wetter sieht doch ziemlich gut aus.«

Mr Wood winkte ab. »Dann lauf jetzt weiter und feiere deinen Geburtstag schön!«

Und Nate lief los. Er verließ den Austernschalenweg und rannte durch das Kiefernwäldchen, bis er die rote Lehmstraße erreichte, die zur Kirche des Einen Wahren Erlösers und Ewigen Lichts führte. Die Doppeltür der weißen Holzkirche stand offen und Kinderstimmen sprudelten aus dem Innern. Er nahm zwei Stufen auf einmal. »Hey, Gen!«, rief er in das Gewusel hinein.

»Nate!« Zwei genau gleich aussehende kleine Mädchen in genau gleich aussehenden Sommerkleidern quietschten im Duett. Sie rannten um die Wette, den langen Gang von der Kanzel bis zum Eingang entlang. Sie warfen sich auf ihn, die dunkelbraunen Hände zupften an seinen Haaren und drückten seinen Hals. »Alles Gute zum Geburtstag, Nate!«

Er legte einen Arm um jede Schulter und grinste. »Danke, Ruth. Danke,...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2015
Mitarbeit Designer: Kerstin Schürmann Formlabor
Übersetzer Gerda Bean
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Alltagsgeschichte • Freundschaft • Glückspilz • Pechvogel • realistische Geschichte • Verloren in der Wildnis
ISBN-10 3-522-61053-9 / 3522610539
ISBN-13 978-3-522-61053-7 / 9783522610537
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