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Watch Me - Ich werde es wieder tun (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
386 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42701-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Watch Me - Ich werde es wieder tun -  James Carol
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Der zweite Fall für Jefferson Winter Eine Kleinstadt in Louisiana: Ein Anwalt wird bei lebendigem Leib verbrannt. Ein Video der Tat wird ins Netz gestellt, mit einem automatisierten Countdown. Eins ist klar: Es wird weitere Opfer geben. Und Jefferson Winter bleiben gerade mal 13 Stunden Zeit bis zur tödlichen Deadline.

James Carol, geboren 1969 in Schottland, hat bereits als Gitarrist, Toningenieur, Journalist und Pferdetrainer gearbeitet. Jetzt widmet er sich ganz dem Schreiben von Spannungsliteratur. Er lebt mit seiner Familie in Hertfordshire/England.

James Carol, geboren 1969 in Schottland, hat bereits als Gitarrist, Toningenieur, Journalist und Pferdetrainer gearbeitet. Jetzt widmet er sich ganz dem Schreiben von Spannungsliteratur. Er lebt mit seiner Familie in Hertfordshire/England.

2


»Jefferson Winter?«

Die Frage hallte durch den Hangar. Ich drehte mich nach der Stimme um. An der Treppe einer Gulfstream G550 stand ein schwarzer Hüne mit kahl rasiertem Schädel. Der Privatjet wirkte in der großen Halle wie ein Spielzeug, doch der Typ sah im Vergleich zu dem Flugzeug riesig aus, als stimmten die Proportionen irgendwie nicht.

Ich ging auf den Jet zu und das hohle Geräusch meiner Schritte verklang unter den Deckenträgern. Auch von nahem war der Schwarze ein Riese. Knappe zwei Meter und bestimmt hundertzwanzig Kilo Muskelmasse. Ich bin nur eins sechsundsiebzig groß, er überragte mich also um gute zwanzig Zentimeter. Die von den Deckenlampen geworfenen Schatten breiteten sich von seinen Füßen in alle Richtungen aus und verschmolzen zu einem grauen See, in dessen Mitte er stand. An der Brust seiner schwarzen Uniform prangte ein golden glänzender Stern, die Abzeichen an seinen Ärmeln zeigten an, dass er zur Dienststelle des Sheriffs von Dayton gehörte. Sie sahen brandneu aus.

Er war noch jünger, als ich beim ersten Anblick gedacht hatte. Anfang zwanzig, höchstens. Und er hatte ein unschuldiges Babygesicht mit einem offenen, ehrlichen Blick. Ich fragte mich, wie lange das noch so sein würde. Dieser Job machte alle fertig, manche früher, manche später. Irgendwann kamen die dunklen Gedanken.

Ich fragte mich auch, was es mit dem Privatjet auf sich hatte. Das FBI konnte sich eine Gulfstream leisten – sogar zwei –, aber es hatte auch ein Jahresbudget von über acht Milliarden Dollar. Aus dem wenigen, das ich im Internet gelesen hatte, ging jedoch hervor, dass das Sheriff’s Department von Dayton wohl kaum über einen zehnstelligen Etat verfügte. Sechsstellig kam der Wahrheit vermutlich näher und nach Abzug der tagtäglichen Ausgaben konnte nicht mehr viel für die kleinen Luxusdinge des Lebens übrig sein.

Wie eine Gulfstream.

Das Flugzeug selbst verriet nichts. Glänzender weißer Lack, am Heck eine Nummer, mehr nicht. Kein Logo, was ungewöhnlich war. Besitzer von Privatjets wollen in der Regel zeigen, wer sie sind und was sie haben, auch in höchsten Höhen. Ein Privatjet war nicht einfach ein Transportmittel, sondern ein Statussymbol, mit dem man der Welt zeigte, wie wichtig man war. Der Präsident hat nicht ohne Grund eine eigene 747, statt Economy Class zu fliegen. Und der Grund ist nicht, dass es praktischer so ist, auch wenn die PR-Abteilung des Weißen Hauses einen das glauben machen will.

Der Hüne vor mir war nervös, aber bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Seine Bewegungen wirkten etwas ruckartig und er suchte immer wieder entlegene Ecken nach Scharfschützen ab. Außerdem wusste er nicht, wohin mit seinen Händen. Sollte er mir die Hand geben? Mir den Koffer abnehmen? Schließlich traf ich die Entscheidung für ihn. Ich stellte den Koffer hin und streckte die Hand aus. Er zögerte kurz und ergriff sie. Meine Hand verschwand in seiner Pranke, der Händedruck war zu meiner Überraschung aber ganz sanft.

»Netten Flieger haben Sie da«, sagte ich mit einem Nicken zur Gulfstream.

»Schön wär’s.«

Wieder das sonore, tiefe Rumpeln wie von einem Bären, das tief unten im Zwerchfell begann. Die Stimme war noch jung und es fehlte ihr an Autorität, aber es war zu spüren, dass das noch kommen würde. Er trug keine Rangabzeichen an seiner Uniform, stand in der Hackordnung also noch ganz unten. Dem wachen, intelligenten Funkeln seiner Augen nach handelte es sich dabei jedoch um einen vorübergehenden Zustand.

Ein Hüne, ja. Aber alles andere als dumm.

»Wie heißen Sie?«, fragte ich.

»Taylor.«

»Das ist alles? Nur Taylor?«

Ein Nicken. »Nur Taylor.«

»Offenbar haben Sie einen wirklich peinlichen Vornamen.« Ich grinste. »Sie können ihn mir ruhig jetzt gleich sagen. Ich finde ihn sowieso heraus.«

»Das werden Sie nicht«, sagte er und erwiderte mein Grinsen.

Ein Flughafenangestellter tauchte aus dem Nichts auf und ließ meinen Koffer im Frachtraum verschwinden. Er enthielt alles, was ich brauchte. Seit der Hinrichtung meines Vaters reiste ich ständig durch die Welt, immer auf der Jagd nach Serienverbrechern. Mein Zuhause war die jeweilige Hotelsuite, die mein Auftraggeber für mich gebucht hatte. Die Suiten waren unterschiedlich gut ausgestattet, aber das machte nichts. Selbst die einfachste Suite war noch besser als die miesen Motelzimmer, von denen ich in meiner FBI-Zeit mehr als genug gesehen hatte.

Ich besaß sogar ein Haus, oben in Virginia. Man kommt von dort rasch nach Quantico. Ich war seit Jahren nicht mehr dort gewesen und hatte das in naher Zukunft auch nicht vor, trotzdem brachte ich es nicht über mich, es zu verkaufen. Ein Psychiater könnte dafür ein Dutzend Gründe finden, darunter bestimmt auch einige wahre. Wahrscheinlich braucht jeder einen Ort, den er Zuhause nennen kann, auch wenn sich nichts dahinter verbirgt.

Bevor ich beim FBI aufhörte, war ich dort Chef-Profiler, der jüngste in der Geschichte der Abteilung für Verhaltensanalyse. Ich habe wie alle FBI-Agenten Anzug und blank geputzte Schuhe getragen und von frühmorgens bis spätabends für gesichtslose Autoritäten gearbeitet, die ich von Tag zu Tag weniger respektierte. Die Hinrichtung war mein persönliches Damaskuserlebnis. Zwei Tage nachdem der Staat Kalifornien meinem Vater einen tödlichen Giftcocktail verabreicht hatte, kündigte ich.

Wenn ich an meinen Vater denke, sehe ich ihn in der Hinrichtungszelle. Er brauchte zum Sterben sechs Minuten und dreiundzwanzig Sekunden und die meiste Zeit davon war er bewusstlos. Anders als Sam Galloway kam er viel zu leicht davon.

Ich habe die Fallakten gesehen, die Fotos. Mein Vater hat bis zu seiner Festnahme fünfzehn Frauen ermordet. Er hat sie entführt, in die hügeligen Wälder von Oregon gebracht, dort ausgesetzt und sie schließlich mit einem Hochleistungsgewehr mit Nachtzielfernrohr niedergestreckt.

Anschließend hat er sie an Ort und Stelle liegen lassen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, ein flaches Grab zu schaufeln. Die Einwirkung des Wetters beschleunigte die Verwesung, Insekten und Tiere taten ein Übriges. Es ist schon erstaunlich, wie schnell Mutter Natur Schönheit zerstört, wie erbarmungslos sie sein kann.

Meiner Meinung nach hätte man das Pentobarbital weglassen können. Mein Vater hätte diese Welt um Atem ringend und bei vollem Bewusstsein verlassen sollen. Das wäre zwar immer noch bei weitem keine Wiedergutmachung gewesen, aber wenigstens ein Anfang.

»Marion«, sagte ich. »Ihre Eltern waren glühende John-Wayne-Fans.«

»Weit daneben.«

»Chuck?«

Taylor lachte nur und ließ mir mit einer Handbewegung den Vortritt. Wir stiegen die Stufen hinauf. Die Flugbegleiterin, die uns an der Tür zur Kabine begrüßte, war Anfang fünfzig. Haare dunkel gefärbt, praktische flache Schuhe. Man hatte sie eingestellt, weil sie ihren Job gut machte, nicht wegen ihres Aussehens, was einiges über den Besitzer des Flugzeugs sagte. Beides hat seine Vorzüge, Aussehen und Tüchtigkeit. Bei Flugbegleitern ist mir Tüchtigkeit allemal lieber. Fliegen ist auch ohne inkompetentes Personal schon nervtötend genug.

Die Einrichtung der Gulfstream war schlicht und unaufdringlich und erinnerte mich an die FBI-Jets. Von dem Pomp und Glitter, den man mit Rockstars oder der Hollywood-Schickeria verbindet, war nichts zu sehen.

Im hinteren Teil waren vier schwarze Ledersessel um einen Tisch mit einer Platte aus Walnussholz gruppiert. Ich machte es mir auf dem Fensterplatz mit Blick nach vorn bequem und legte meinen Laptop auf den Tisch. Taylor zwängte sich mir gegenüber auf den Sitz am Gang und streckte die Beine aus, so gut es ging. Der Jet rollte los und Taylor griff nach dem Sicherheitsgurt.

»Wissen Sie«, sagte ich, »ein Vorteil von Privatjets ist, dass man sich nicht anschnallen muss.«

»Und wenn wir abstürzen?«

»Sterben wir. Dann hilft Ihnen der Sicherheitsgurt auch nichts mehr. Glauben Sie wirklich, dass dieser kleine Gurt Sie rettet, wenn fünfundzwanzig Tonnen Metall mit achthundert Stundenkilometern auf den Boden knallen?«

Taylor sah mich entgeistert an, als hätte ich plötzlich zwei Köpfe. Er hatte die Augen zusammengekniffen und die Stirn gerunzelt. Dieser Blick war mir nicht neu.

»Die Luftfahrtbehörde hat das Anschnallen bei Start und Landung hauptsächlich vorgeschrieben, um die Disziplin aufrechtzuerhalten«, fuhr ich fort. »In einem Notfall möchte man auf keinen Fall, dass dreihundert hysterische Passagiere durch die Gänge rennen. Genauso ist es mit den Sauerstoffmasken. Auch die sollen dazu dienen, die Leute im Griff zu behalten. Aus den Masken kommt reiner Sauerstoff. Wenn Sie das einatmen, werden Sie euphorisch. Wer will schon seine letzten Momente in Angst und Schrecken verbringen, wenn er stattdessen die frohe Erwartung einatmen kann, dass er Gott gleich persönlich gegenübertreten wird?«

Taylor starrte mich nur stumm an.

Gleich darauf bogen wir auf die Startbahn ein und blieben kurz stehen. Dann heulten die Motoren auf und wir wurden nach vorne katapultiert wie der Kiesel von der Schleuder. Die Gulfstream hob viel schneller ab als ein Passagierflugzeug. Draußen vor dem kleinen Bullauge schrumpfte Charleston zu Spielzeuggröße und Carl Tindle verblasste zu einer Erinnerung.

Carl war nicht der schlimmste Fall, mit dem ich zu tun gehabt hatte, aber das machte ihn auch nicht zu einem Heiligen. Mitnichten. Er hatte eine Schwäche für Studentinnen, und wenn er mit einer fertig war, erstickte er sie mit einer Plastiktüte und einem Ledergürtel. Als ich...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2015
Reihe/Serie Die Jefferson Winter-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2. Fall • Bestseller • eBook • englischsprachige Thriller • Jefferson Winter • Krimi • Krimis und Thriller Amerika • Louisiana • Profiler • Serienkiller • Unterhaltung • zweiter Fall
ISBN-10 3-423-42701-9 / 3423427019
ISBN-13 978-3-423-42701-2 / 9783423427012
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