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Nun ruhet sanft (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
432 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1083-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nun ruhet sanft -  Inge Löhnig
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Der neue Fall für Kommissar Dühnfort Ein Mann tötet seine Frau und seine Kinder. Kommissar Konstantin Dühnfort ist erschüttert. Wie kann ein Vater zu einer solch grausamen Tat fähig sein? Der Fall trifft Dühnfort persönlich, gerade hat Gina ihm offenbart, dass sie schwanger ist. Es fällt ihm daher schwer, mit kühlem Kopf an diesen Fall heranzugehen. Kurz nach dem Mord taucht der Familienvater plötzlich am Tatort auf. Mit einem Strauß roter Rosen für seine Frau. Steht er tatsächlich unter Schock, oder ist er ein guter Schauspieler? Ist der Vater wirklich der Schuldige?

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Inge Löhnig studierte an der renommierten Münchner Akademie U5 Grafik-Design. Nach einer Karriere als Art-Directorin in verschiedenen Werbeagenturen machte sie sich mit einem Designstudio selbstständig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie und einem betagten Kater in der Nähe von München. "Deiner Seele Grab", der letzte Band der Kommissar-Dühnfort-Serie, schaffte auf Anhieb den Sprung auf die Bestsellerliste.

2


»Guten Morgen, München!« Die Stimme des Radiomoderators vibrierte vor Fröhlichkeit. »Es ist Sonntag, der siebzehnte August, sechs Uhr fünfzehn. Vor vier Minuten ist die Sonne aufgegangen, und der Wetterfrosch sitzt bereits auf der obersten Sprosse seiner Leiter. Ein wahrhaft traumhafter Sommertag mit Temperaturen um die dreißig Grad erwartet uns. Mit dem nächsten Song wünsche ich allen Frühaufstehern einen wundervollen Morgen.« Die ersten Takte erklangen und mit ihnen das spröde Timbre Billie Holidays. Summertime and the livin’ is easy.

Dühnfort drehte das Autoradio lauter und sang mit. »Fish are jumpin’ and the cotton is high.« Er wollte das Hochgefühl, das ihn seit Freitag begleitete, nicht loslassen. Ein paar Minuten noch, bis ihn der Alltag seines Berufs einholte. »So hush, little baby, baby, don’t you cry.«

Die Sonne stieg als orangeroter Ball hinter den Wipfeln des Waldes auf, der die Rodungssiedlung umgab. Rotes Morgenlicht fiel auf Getreidefelder und Häuser mit weißem Rauputz, auf dunkle Holzbalkone voller Geranien und mit Solarpaneelen besetzte Ziegeldächer, auf die Kirche St. Georg, die auf einem Hügel im Zentrum des Ortes thronte, und auf das Ortsschild: Schäftlarn, Landkreis München. Er folgte der Route durchs Dorf, die das Navigationsgerät vorgab, und entdeckte die Löschfahrzeuge und Streifenwagen am Ortsrand vor der rauchenden Ruine eines alten Bauernhauses, das als Wohnhaus für gehobene Ansprüche umgebaut worden war.

Das Gefühl von Leichtigkeit und Freude, das ihn begleitete, seit Gina ihm am Freitag den Teststab gezeigt hatte und er wusste, dass er Vater wurde, verflüchtigte sich, gab dem Raum, was ihn erwartete. Er schaltete das Radio aus und stoppte neben einem Löschfahrzeug.

Der Morgen war noch kühl. Er nahm das Sakko vom Beifahrersitz und zog es an. Auf dem Gehweg entlang des Zauns hatten sich trotz der frühen Stunde Schaulustige versammelt. Jemand fotografierte. Zwei Kollegen von der Schutzpolizei bewachten den Zugang. Er wies sich aus und konnte passieren. In der Luft lag der beißende Geruch von Rauch und Qualm. Das Feuer war beinahe gelöscht, die Männer der Feuerwehr verhinderten ein erneutes Aufflackern des Brandes. Dühnfort betrachtete das Haus mit der angebauten Doppelgarage. Verrußte Scheiben, verkohltes Holz. Rabatten und Beete im Vorgarten waren zertrampelt. Löschwasserpfützen überall. An Spurensicherung hatte hier niemand gedacht. Neben dem Mülltonnenhäuschen ein Kinderfahrrad. Himmel! Was kam da auf ihn zu?

Er ging ums Haus. Die angesengten Reste einer Markise bewegten sich träge im Morgenwind. Am Wintergarten und den Terrassentüren waren zahlreiche der Sprossenfenster geborsten, der Rauputz war verrußt. Pia Cypris mit ihrem graumelierten Lockenkopf entdeckte er zwischen den Männern der Feuerwehr. Sie war eine Kollegin vom Kriminaldauerdienst und hatte ihn und seine Leute angefordert, weil es zwei Tote gab und das Ganze nicht nach Unfall aussah.

»Guten Morgen, Tino.« Sie nickte ihm zur Begrüßung zu und wies auf ihren Gesprächspartner. »Darf ich vorstellen? Johann Geiß. Er leitet den Einsatz der Feuerwehr. Kriminalhauptkommissar Dühnfort. Er wird den Fall übernehmen.«

Geiß war das, was man in Bayern ein Brackl Mannsbild nannte. Ein Schrank. Um die vierzig. Rotblonder Vollbart, blaugraue Augen. Einer, der auf den ersten Blick Autorität ausstrahlte. Dühnfort reichte ihm die Hand und wandte sich dann an Pia. »Zwei Tote, sagst du. Müssen wir mit weiteren rechnen? Das ist das Haus einer Familie.«

»Geiß und seine Leute waren in jedem Raum. So wie es aussieht, sind der Eigentümer Thomas Sassen und sein Sohn Leon nicht zu Hause. Sassens Auto steht jedenfalls nicht in der Garage. Bei den Toten handelt es sich – unter Vorbehalt – um die Ehefrau Nina Sassen und die sechsjährige Tochter Sophie. Noch sind die Leichen nicht identifiziert.«

Dühnfort schluckte. Seit er das Kinderrad gesehen hatte, hatte er es geahnt. »Wer hat das Feuer entdeckt?«

»Ein Nachbar. Harald Schäfer.« Sie wies auf einen hageren Mann mit Stirnglatze, der zu den Schaulustigen gehörte. Seine Hand lag auf der Schulter eines Jungen mit blonder Igelfrisur, der dem Geschehen mit hängenden Mundwinkeln folgte. Er sollte sich das nicht ansehen, dachte Dühnfort. Was waren das für Leute, die sich anhand des Unglücks ihrer Nachbarn vergewisserten, dass es ihnen gutging, dass das Schicksal sie verschont oder wenigstens vorläufig aus dem Blickfeld verloren und anderswo zugeschlagen hatte? Und dazu schleppten sie auch noch ihre Kinder mit.

»Sein Notruf ging um zwei Uhr siebenunddreißig ein«, fuhr Pia fort. »Die Kollegen der Streife waren ein paar Minuten vor Feuerwehr und Notarzt hier. Da stand das Erdgeschoss bereits in Flammen.«

Geiß übernahm. »Verschiedene Brandherde. Das war sofort klar. Das Feuer wurde gelegt. Ich tippe auf Benzin als Brandbeschleuniger.«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Etliche Fenster sind geborsten. Das passiert bei Verpuffungen.« Mit der Hand strich Geiß sich über den Bart. »Mir hat gleich nichts Gutes geschwant. Keine Personen zu sehen. Weder vorm Haus noch an den Fenstern oder auf dem Balkon. Niemand hat sich irgendwo bemerkbar gemacht. Die Garage war offen. Es stand nur das Auto der Frau darin. Das des Mannes ist weg. Meine Leute und ich haben gehofft, dass niemand zu Hause ist, dass sie weggefahren sind. Wir haben uns an mehreren Stellen Zugang verschafft und sind mit vier Trupps rein. Im Wohnzimmer lag der Hund. Lucky heißt er. Er war tot. In der Diele haben wir Frau Sassen gefunden und oben im Flur die Kleine. Das Obergeschoss war voller Rauch. Man sieht nicht weit. Im Licht der Stablampe lag sie plötzlich vor mir.«

Geiß verlor die Kontrolle über seine Gefühle. Seine Kiefer mahlten, die Augen wurden feucht. »Die Sophie … Sie geht …« Verärgert räusperte er sich. »Die Sophie ging mit meinem Sohn in dieselbe Klasse. Ich kenne die Familie. Alle kennen die Sassens hier.«

Damit erübrigte sich Dühnforts Frage, woher Geiß wusste, wer welches Auto fuhr. »Vier Personen also.«

»Nina und Thomas Sassen. Er ist Arzt. Hat eine Praxis in der Stadt. Sophie und Leon, ihr Bruder. Acht Jahre alt.«

»Vater und Sohn sind sicher nicht im Haus?«

»Wir waren in jedem Zimmer. Auch im Keller. Keine weiteren Personen im Gebäude.«

Pia klappte den Notizblock zu. »Im Garten haben sich die Kollegen von der Streife umgesehen. Da ist niemand, und das Auto ist ja weg.«

»Hast du eine Handynummer von Thomas Sassen?«

»Ein Nachbar hat sie mir gegeben. Er hat mir auch erzählt, dass es am Abend lautstarken Streit bei den Sassens gab. Kam wohl häufiger vor, dass bei denen die Fetzen flogen.« Sie reichte Dühnfort einen Zettel. »Ich habe noch nicht versucht, ihm das beizubringen.« Mit dem Kopf wies sie Richtung Haus.

Dühnfort zog sein Smartphone hervor und wählte die Nummer. Nach dem ersten Läuten sprang die Mailbox an. Er legte auf. Eine solche Nachricht sprach man besser nicht auf Band.

»Wo sind sie?«

»Dort drüben.« Pia deutete auf zwei signalrote Tragen der Feuerwehr, die unter einem Haselnussbusch standen. Fernab von den Blicken der Schaulustigen. Jemand hatte die Leichen mit einer schwarzen Plane abgedeckt. »Der Notarzt konnte nicht warten. Er musste zum nächsten Einsatz. Er hat den Tod festgestellt und die Totenscheine ausgestellt. Ursache unklar. Bei dem Mädchen könnte es ein offener Schädelbruch sein, meinte er, und bei Nina Sassen vermutet er eine Rauchgasvergiftung. Ich habe den Leichenwagen bereits angefordert. Er müsste längst da sein.«

Dühnfort sammelte sich, bevor er in die Hocke ging und die Plane zurückschlug. Es war nicht die erste Brandleiche, die er sah. Er wusste, was ihn erwartete.

Nina Sassens Leiche wies großflächige Verbrennungen vierten Grades auf. Verkohlungen, die weit vorgedrungen waren. An Kopf, Oberkörper und Bauch war das Gewebe trocken und brüchig, an einigen Stellen weißgrau, an den meisten schwarz. Die bei Brandopfern typische Fechterstellung fehlte. Aus der Sakkotasche nahm Dühnfort Latexhandschuhe, streifte sie über und zog die Haut neben dem linken Auge der Toten mit Daumen und Zeigefinger behutsam auseinander. Die feinen Fältchen waren berußt. Nina Sassen hatte die Augen nicht zusammengekniffen, wie man das reflexhaft tat, wenn man Feuer und Rauch ausgesetzt war. Das sah in der Tat nicht nach einem Unfall aus.

Er wandte sich an Geiß, der neben ihn getreten war. »Haben Sie die Leiche geborgen?«

»Zusammen mit einem Kollegen.«

»Wo haben Sie sie gefunden?«

»Unten im Flur, am Fuß der Treppe. Wir haben den Löschangriff sofort unterbrochen und sie herausgebracht. Doch der Notarzt konnte nichts mehr tun.«

»Erinnern Sie sich, wie der Boden unter der Toten aussah? War er verrußt?«

Geiß’ Schultern stiegen in die Höhe, blieben allerdings auf halber Strecke stecken. Er ließ sie wieder fallen. »Jetzt, wo Sie es sagen … Das ist ein heller Steinboden. Ihre Silhouette hat sich darauf abgezeichnet, fast wie ein Scherenschnitt. Sie war also …«

Dühnfort nickte. »Als das Feuer ausbrach, war sie bereits tot.« Eine dunkle Ahnung streifte ihn, legte sich kühl in seinen Magen. »Und von dem Jungen gibt es wirklich keine Spur?«

»Er ist nicht im Haus. Ganz sicher. Er muss mit seinem Vater unterwegs sein.«

Wo trieb man sich nach einem Streit mit der Frau die ganze Nacht mit einem Achtjährigen herum? Das fragte Dühnfort sich und versuchte die Ahnung abzuschütteln. Noch wussten sie nichts....

Erscheint lt. Verlag 8.5.2015
Reihe/Serie Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bayern • Elisabeth Herrmann • Ellen Sandberg • Krimi • München • Nele Neuhaus • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-8437-1083-X / 384371083X
ISBN-13 978-3-8437-1083-1 / 9783843710831
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