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Jane Eyre (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
656 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42560-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jane Eyre -  Charlotte Brontë
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Neuübersetzung des Meisterwerks  Einer der berühmtesten Frauenromane der Welt! Als vor rund 150 Jahren >Jane Eyre< in London erschien, war ein Bestseller der Weltliteratur geboren. Der ergreifende Roman über eine Waise, die allen Widrigkeiten zum Trotz zur selbstbewussten Persönlichkeit heranreift und am Ende das Glück in der Liebe findet, ist seither millionenfach gedruckt, in fast alle Sprachen übersetzt, kürzlich neu verfilmt und von Lesergenerationen »verschlungen« worden. Ein prominenter Fan war Queen Victoria.   Dieser unbestrittene Klassiker der englischen Frauen-Literatur wird hier in einer Neuübersetzung vorgelegt.    

Charlotte Bront? wurde am 21. April 1816 als älteste der drei berühmten Schwestern in Thornton, Yorkshire, geboren. Schon als Kind begann sie zu schreiben, arbeitete jedoch zunächst einige Jahre als Lehrerin und Gouvernante, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Wie ihre Schwestern veröffentlichte sie ihre Werke unter einem männlichen Pseudonym; die wahre Identität der Autorinnen gab sie 1850 in einem Vorwort zu Emily Bront?s >Wuthering Heights< preis. Neben >Jane Eyre< hinterließ Charlotte Bront? drei weitere Romane sowie einen gemeinsam mit ihren Schwestern publizierten Gedichtband. Sie starb 1855 in Haworth, Yorkshire. 

Charlotte Brontё wurde am 21. April 1816 als älteste der drei berühmten Schwestern in Thornton, Yorkshire, geboren. Schon als Kind begann sie zu schreiben, arbeitete jedoch zunächst einige Jahre als Lehrerin und Gouvernante, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Wie ihre Schwestern veröffentlichte sie ihre Werke unter einem männlichen Pseudonym; die wahre Identität der Autorinnen gab sie 1850 in einem Vorwort zu Emily Brontёs ›Wuthering Heights‹ preis. Neben ›Jane Eyre‹ hinterließ Charlotte Brontё drei weitere Romane sowie einen gemeinsam mit ihren Schwestern publizierten Gedichtband. Sie starb 1855 in Haworth, Yorkshire. 

ERSTES KAPITEL


Ein richtiger Spaziergang war an jenem Tag ausgeschlossen. Zwar waren wir am Morgen eine Stunde lang durch das blätterlose Strauchwerk gestreift, doch nach dem Dinner (Mrs. Reed speiste frühzeitig, wenn sie ohne Gesellschaft war) hatte der kalte Winterwind so düstere Wolken mit sich gebracht und einen so alles durchdringenden Regen, daß nun nicht daran zu denken war, sich noch einmal an der frischen Luft etwas Bewegung zu verschaffen.

Sehr zu meiner Freude. Ich habe lange Spaziergänge noch nie gemocht, schon gar nicht an schauerlich kalten Nachmittagen. Das Schlimme war für mich immer das Heimkommen in der naßkalten Dämmerung, Finger und Zehen ganz klamm, geknickt wegen der Schelte von Bessie, dem Kindermädchen, und gedemütigt durch das Bewußtsein meiner körperlichen Unterlegenheit gegenüber Eliza, John und Georgiana Reed.

Besagte Kinder Eliza, John und Georgiana waren gerade im Wohnzimmer um ihre Mama versammelt. Sie ruhte auf einem Sofa beim Kamin und sah, ihre Lieblinge um sich geschart (die im Augenblick weder stritten noch heulten), vollständig glücklich aus. Mich hatte sie von der Teilnahme an der kleinen Runde befreit; Begründung: Sie bedauere die Notwendigkeit, mich fernhalten zu müssen, aber solange sie nicht von Bessie höre und durch eigenen Augenschein wahrnehme, daß ich mich ernsthaft um eine geselligere und einem Kinde angemessenere Verhaltensweise bemühe, um ein gefälligeres und lustigeres Wesen – um ein heitereres, offeneres, natürlicheres sozusagen –, so lange müsse sie mich in der Tat von jenen Privilegien ausschließen, die nur den zufriedenen, glücklichen kleinen Kindern zugedacht seien.

»Was habe ich nach Bessies Meinung denn getan?« fragte ich.

»Jane, Wortklauber und Fragensteller sind mir zuwider. Außerdem ist es ja weiß Gott widerwärtig, wenn ein Kind Erwachsenen gegenüber einen solchen Ton anschlägt. Setz dich irgendwohin, und solang du nichts Liebenswürdiges zu sagen hast, verhältst du dich still.«

Ein kleines Frühstückszimmer schloß sich ans Wohnzimmer an; dort schlüpfte ich hinein. Es enthielt einen Bücherschrank; schnell bemächtigte ich mich eines Bandes, wobei ich darauf achtete, daß er auch mit Bildern ausgestattet war. Ich kletterte auf die Fensterbank, zog die Füße an den Körper und setzte mich, nach Türkenart, mit gekreuzten Beinen hin; und nachdem ich den schweren, roten Baumwollvorhang ganz dicht an mich herangezogen hatte, saß ich in zweifacher Zurückgezogenheit dahinter wie in einem Schrein.

Zur Rechten begrenzte der scharlachfarbene Faltenwurf mein Gesichtsfeld, zur Linken waren es die klaren Fensterscheiben, die mich vor dem trüben Novembertag beschützten, ohne mich völlig von der Außenwelt abzusondern. Während ich die Seiten meines Buches umblätterte, vertiefte ich mich zwischendurch immer wieder in den Anblick dieses Winternachmittags. In der Ferne bot er sich als ein fahles Nichts aus Dunst und Nebel dar, aus der Nähe als Landschaftsbild mit durchweichtem Rasen und sturmgepeitschtem Gesträuch, mit endlosen Regenschauern, die ungestüm vor den langen und klagenden Böen dahinfegten.

Ich kehrte wieder zu meinem Buch zurück, Bewicks ›Darstellung der Britischen Vogelwelt‹. Eigentlich interessierte mich der Text dabei meist weniger, andererseits gab es da gewisse Seiten in der Einleitung, bei denen ich – selbst als Kind – nicht einfach so tun konnte, als seien sie leer. Es waren jene, auf denen die Schlupfwinkel von Seevögeln beschrieben wurden – die ausschließlich von ihnen besiedelten »einsam gelegenen Klippen und Felsvorsprünge«, die Küste Norwegens, übersät mit vorgelagerten Inseln von ihrem südlichsten Punkt Lindesnes (d. h.: Landspitze) bis hinauf zum Nordkap –

Wo das Nordmeer in wilden Wirbeln

Brodelt rings um die nackten, düstren Inseln

Des fernen Thule und die Sturzseen des Atlantik

Hereinbrechen über die stürmischen Hebriden.

Genausowenig konnte ich die Beschwörung der öden Gestade von Lappland, Sibirien, Spitzbergen, Nowaja Semlja, Island und Grönland einfach übergehen mit »der riesigen Weite der Regionen nördlich des Polarkreises und jene gottverlassenen, öden Gebiete – diesen Vorratskammern an Frost und Schnee, wo erstarrte Eisfelder als jahrhundertealte Aufhäufung von Wintern gläsern in alpine Höhen hinaufragen und als geballte Verkörperung der vielfachen Unbilden extremer Kälte den Pol umgeben«. Aus diesen leichenstarren Sphären erschuf ich mir mein eigenes Reich: schemenhaft und verschwommen wie alle halbverstandenen Vorstellungen, die in einem Kinderhirn umherschwirren, aber eigenartig eindrucksvoll. Die Wörter auf den einleitenden Seiten verbanden sich mit den nachfolgenden Vignetten. Sie verliehen der Klippe, die einsam aus dem wogenden und tosenden Meer ragte, erst ihre Bedeutung, desgleichen dem gestrandeten Boot, das an einer trostlosen Küste zerschellt lag, und dem kalten und gespenstischen Mond, der zwischen Wolkenbänken hindurch auf ein Wrack sah, das gerade versank.

Ich könnte die Stimmung nicht wiedergeben, die geisterhaft über dem völlig verlassenen Friedhof lag mit seinen beschrifteten Grabsteinen, seinem Tor, den zwei Bäumen, der von einer verfallenen Mauer gesäumten, niedrigen Horizontlinie und der gerade aufgegangenen Mondsichel, welche die Abendstunde anzeigte.

Die beiden in Windstille und träger See dümpelnden Schiffe waren für mich meergeborene Traumgebilde.

Den Dämon, der sich dem Dieb auf den Rücken hockt und seine Krallen in den Sack mit dem Raubgut schlägt, überblätterte ich rasch; es war ein Bild des Grauens.

Dies galt auch für das Bild mit dem schwarzen, gehörnten Unhold, der abseits auf einem Felsen saß und aus der Entfernung eine Menschenmenge beobachtete, die einen Galgen umstand.

Jedes einzelne Bild erzählte eine Geschichte; oftmals rätselhaft für meinen unentwickelten Verstand und meine unfertigen Gefühle, doch immer zutiefst fesselnd, so fesselnd wie die Geschichten, die Bessie manchmal an den Winterabenden zum besten gab, wenn sie gerade guter Laune war und uns, nachdem sie ihren Bügeltisch zum Ofen im Kinderzimmer gestellt hatte, erlaubte, daß wir uns um ihn herumsetzten. Und während sie Mrs. Reeds Spitzenrüschen bügelte und die Bordüren ihrer Nachthauben kräuselte, fütterte sie unsere gespannte Aufmerksamkeit mit Geschichten von Liebe und Abenteuer aus alten Märchen und noch älteren Balladen oder (wie ich zu einem späteren Zeitpunkt herausfand) aus ›Pamela‹ und ›Henry, Graf von Moreland‹.

Mit Bewicks Buch auf meinen Knien war ich glücklich, zumindest auf meine Weise. Ich fürchtete nichts so sehr, wie gestört zu werden, und das geschah nur allzu bald. Die Tür zum Frühstückszimmer ging auf.

»Huuh! Madame Muffel!« rief die Stimme von John Reed und verstummte dann; er fand den Raum augenscheinlich leer.

»Wo zum Geier steckt sie bloß?« fuhr er fort. »Lizzy! Georgy!« (an seine Schwestern gewandt), »Joan ist nicht da; sagt Mama, sie ist in den Regen hinausgerannt – das Miststück!«

›Bloß gut, daß ich den Vorhang vorgezogen habe‹, dachte ich mir und wünschte inbrünstig, er möge mein Versteck nicht entdecken. Von selbst hätte John Reed es nämlich nie gefunden; weder hatte er scharfe Augen noch einen scharfen Verstand. Doch Eliza brauchte nur kurz den Kopf durch die Tür zu stecken, und schon sagte sie:

»Die sitzt bestimmt am Fenster, Jack, ganz sicher.«

Und auf der Stelle kam ich zum Vorschein, denn ich zitterte bei der Vorstellung, von besagtem Jack herausgezerrt zu werden.

»Was willst du?« fragte ich unbeholfen und schüchtern.

»Das heißt: ›Was wünschen Sie, Master Reed‹«, lautete die Antwort. »Ich wünsche, daß du herkommst«, womit er sich in einen Sessel setzte und mir mit einer Geste bedeutete, ich solle zu ihm hingehen und mich vor ihm aufstellen.

John Reed war ein Schuljunge von vierzehn Jahren, vier Jahre älter als ich, denn ich war erst zehn. Er war groß und kräftig für sein Alter, mit einer fettigen, ungesunden Haut, groben Zügen in einem breiten Gesicht, schweren Gliedmaßen und großen Händen und Füßen. Beim Essen stopfte er alles so gierig in sich hinein, daß es ihm schon auf die Galle geschlagen war und er außerdem trübe und triefäugig dreinguckte, mit seinen schwabbeligen Backen. Er hätte jetzt eigentlich in der Schule sein müssen, aber seine Mama behielt ihn gerade ein oder zwei Monate zu Hause, »wegen seiner zarten Gesundheit«. Mr. Miles, der Lehrer, versicherte, daß es dem Knaben bedeutend besser ginge, würde man ihm von daheim weniger Kuchen und Näschereien schicken; doch das mütterliche Herz wollte von einer solch rohen Auffassung nichts wissen und neigte eher der gebildeteren Theorie zu, wonach Johns Bläßlichkeit zurückzuführen war auf übergroße Strebsamkeit und, eventuell, auf Sehnsucht nach Zuhause.

Johns Zuneigung zu Mutter und Schwestern war begrenzt, und mir gegenüber hatte er eine Antipathie. Er schikanierte und schlug mich; nicht zwei- oder dreimal in der Woche, auch nicht zwei- oder dreimal täglich, sondern fortwährend. Jede Faser in mir hatte Angst vor ihm, jedes bißchen Fleisch an meinen Knochen zog sich zusammen, sobald er näher kam. Es gab Augenblicke, da war ich ganz fassungslos wegen des Schreckens, den er verbreitete, denn ich hatte nicht die geringste Möglichkeit, mich bei irgend jemandem über seine Drohungen oder Quälereien zu beschweren. Die Diener wollten ihren jungen Herrn nicht dadurch gegen sich aufbringen, daß sie für mich Partei ergriffen, und Mrs. Reed war blind und taub, was dieses Thema betraf. Nie sah sie, wie er mich schlug, oder hörte sie, wie er mich beschimpfte, obwohl er...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2014
Übersetzer Gottfried Röckelein
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Charlotte Gainsburg • eBook • England • Englische Literatur • Franco Zeffirelli • Frauenliteratur • Geschenkbuch • Gouvernante • Klassik • Klassiker • Liebesroman • Liebesromane • Michael Fassbender • Mr. Rochester • Selbstbestimmung • verfilmte Romane • viktorianische Romane • William Hurt
ISBN-10 3-423-42560-1 / 3423425601
ISBN-13 978-3-423-42560-5 / 9783423425605
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