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Dunkler Donnerstag (eBook)

Thriller - Der neue Fall für Frieda Klein Bd.4

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
464 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-12916-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dunkler Donnerstag -  Nicci French
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Vor der Vergangenheit gibt es kein Entkommen
Als Psychologin Frieda Klein unerwarteten Besuch von einer alten Freundin erhält, die sie um Hilfe für ihre Tochter bittet, ahnt sie nicht, worauf sie sich einlässt. Denn die Fünfzehnjährige wirkt vollkommen verstört. Frieda findet heraus, dass ihr Schreckliches widerfahren ist - und die Geschichte des Mörders reißt alte Wunden in ihr auf. Sie beschließt, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch in der Heimatstadt Braxton begegnet man ihr mit Misstrauen, und bald schwebt Frieda in größter Gefahr ...

Hinter dem Namen Nicci French verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Sie leben im Süden Englands.

1

Es begann und endete mit einem Wiedersehen. Frieda Klein hasste es, Leute von früher zu treffen. Sie saß gerade vor ihrem Kamin und lauschte dem anheimelnden Knistern der Scheite. Neben ihr starrte Sasha ins Feuer, und neben Sasha stand ein Babykorb mit deren zehn Monate altem Sohn Ethan, von dem nur ein dunkler Haarschopf zu sehen und leises Schnarchen zu hören war. Draußen pfiff der Wind. Es war ein nebliger Tag gewesen. Windböen hatten das Herbstlaub durch die Straßen gefegt. Inzwischen war es dunkel, und Frieda saß mit ihrem Besuch drinnen am Feuer und versteckte sich vor dem nahenden Winter.

»Ich muss zugeben«, sagte Sasha, »dass ich schon gespannt darauf bin, eine alte Schulfreundin von dir kennenzulernen.«

»Sie war keine Freundin. Nur eine Klassenkameradin.«

»Was will sie?«

»Keine Ahnung. Sie hat mich angerufen und gesagt, sie müsse mich unbedingt sehen. Angeblich ist es sehr dringend. Sie hat sich für sieben angekündigt.«

»Wie spät ist es jetzt?«

Frieda warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Kurz vor sieben.«

»Mir ist jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Seit Ethan auf der Welt ist, habe ich völlig vergessen, wie es sich anfühlt, eine Nacht durchzuschlafen. Mein Gehirn hat sich in Matsch verwandelt. Ich weiß nicht mal mehr, was für ein Tag ist. Mittwoch?«

»Donnerstag.«

»Gut. Fast schon Wochenende.«

Frieda starrte wieder ins Feuer. »Für mich ist der Donnerstag ein schlimmer Tag, vielleicht sogar der schlimmste der Woche. Wobei der Tag an sich nichts dafür kann. Er erinnert einen nur daran, dass die Woche sich schon zu lange hinzieht.«

Sasha schnitt eine Grimasse. »Interpretierst du da nicht ein bisschen viel hinein?« Sie spähte in den Korb und streichelte ihrem Sohn übers Haar. »Ich liebe ihn über alles, aber manchmal bin ich richtig erleichtert und froh, wenn er schläft. Ist es furchtbar, so etwas zu sagen?«

Frieda sah ihre Freundin an. »Geht Frank dir zur Hand?«

»Er tut, was er kann, aber seine Arbeit nimmt ihn ziemlich in Anspruch. Wie er selbst immer sagt: Einer muss ja dafür sorgen, dass die Schuldigen auf freiem Fuß bleiben.«

»Das gehört nun mal zu seinem Beruf«, meinte Frieda. »Schließlich ist er Strafverteidiger, und …«

Die Türklingel ließ sie abrupt innehalten. Frieda warf Sasha einen bedauernden Blick zu.

»Du hast aber schon vor aufzumachen, oder?«, fragte Sasha.

»Am liebsten würde ich mich verstecken.«

Als sie schließlich doch die Tür öffnete, hörte Frieda eine Stimme, die irgendwo aus der Dunkelheit zu kommen schien, und ehe sie es sich versah, wurde sie umarmt.

»Frieda Klein«, sagte die Frau, »dich würde ich überall wiedererkennen. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«

»Mir war gar nicht klar, dass du meine Mutter je kennengelernt hast.« Frieda führte ihre Besucherin ins Wohnzimmer und deutete zum Kamin hinüber. »Das ist meine Freundin Sasha. Und das ist Madeleine Bucknall«, fügte sie an Sasha gewandt hinzu.

»Maddie«, korrigierte die Frau, »Maddie Capel. Ich habe geheiratet.«

Maddie Capel stellte ihre große Tasche aus geprägtem Leder ab und befreite ihren Hals von einem karierten Schal. Dann schlüpfte sie aus ihrem schweren braunen Mantel, den sie wortlos Frieda reichte. Darunter kam ein bordeauxrotes Kleid mit Crossover-Ausschnitt zum Vorschein, zu dem sie Lederstiefel mit Keilabsatz trug. Ihr Schmuck bestand aus einer massiven goldenen Halskette und kleinen goldenen Ohrringen, und sie duftete nach einem teuren Parfüm. Zielstrebig steuerte sie auf den Kamin zu, wo sie einen Blick in den Korb warf.

»Was für ein niedliches kleines Schätzchen«, sagte sie. »Deines, Frieda?«

Frieda deutete auf Sasha.

»Wenn ich das sehe, möchte ich sofort auch noch eines«, erklärte Maddie. »In dem Alter finde ich sie einfach entzückend. Es gibt nichts Schöneres als so ein winziges warmes Bündel. Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«

»Ein Junge.«

»So ein Süßer. Läuft er schon?«

»Er ist erst zehn Monate alt.«

»Man braucht nur ein bisschen Geduld.«

Frieda zog einen weiteren Stuhl ans Feuer, und Maddie ließ sich darauf nieder. Sie hatte langes braunes Haar, das kunstvoll zerzaust wirkte und von blonden Strähnen durchzogen war. Ihr Gesicht war sorgfältig geschminkt, was aber nur betonte, dass die Haut über ihren Wangenknochen spannte und sich rund um die Augen und an den Mundwinkeln bereits kleine Fältchen gebildet hatten. Frieda hatte sie aus ihrer Schulzeit lachend und laut in Erinnerung, aber unter der fröhlichen Fassade war immer eine Angst zu spüren gewesen: zur Gruppe zu gehören oder nicht, einen Freund zu haben oder nicht.

»Soll ich euch beide ein bisschen allein lassen?«, fragte Sasha.

»Nein, nein, ich finde es schön, eine Freundin von Frieda kennenzulernen. Wohnen Sie auch hier im Haus?«

Ein Lächeln huschte über Sashas Gesicht. »Nein, ich lebe mit meinem Partner zusammen. In einem anderen Stadtteil.«

»Ja, natürlich. Danke, vielen Dank«, fügte sie an Frieda gewandt hinzu, als diese ihr eine Tasse Tee reichte. Sie trank einen Schluck und blickte sich dann neugierig um. »Was für ein nettes kleines Nest du hier hast. Wirklich gemütlich.« Sie nahm einen weiteren Schluck. »Ich habe in der Zeitung über dich gelesen, Frieda. Darüber, wie du bei diesem schrecklichen Fall mit all den jungen Frauen mitgeholfen hast. Eine hast du sogar gerettet.«

»Aber nur eine«, entgegnete Frieda, »und das auch nicht allein.«

»Wie können Menschen nur so etwas tun?«

Einen Moment lang herrschte Schweigen.

»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«

Maddie trank erneut von ihrem Tee.

»Es ist mir unbegreiflich, wieso wir uns derart aus den Augen verloren haben«, meinte sie schließlich. »Du weißt ja, dass ich nach wie vor in Braxton lebe. Verschlägt es dich manchmal in deine frühere Heimat?«

»Nein.«

»Ein paar von der alten Truppe sind noch da.« Sie setzte ein verschmitztes Lächeln auf. »Ich erinnere mich an dich und Jeremy. Um den habe ich dich damals ganz schön beneidet, er war wirklich ein Knaller. Natürlich ist er später weggegangen. Bist du mit ihm in Kontakt geblieben?«

»Nein.«

»Ich habe Stephen geheiratet, Stephen Capel. Kanntest du ihn? Wir hatten ein paar gute Jahre, bevor es bergab ging. Inzwischen hat er wieder geheiratet, wohnt aber noch in der Nähe.«

»Am Telefon hast du gesagt, du müsstest mit mir reden.«

Maddie nahm einen weiteren Schluck Tee und blickte sich dann suchend um.

»Kann ich die Tasse irgendwo abstellen?«

Frieda nahm sie ihr ab.

»Ich habe in der Zeitung von dir gelesen.«

»Ja, das sagtest du bereits.«

»Nicht nur einmal«, fügte Maddie hinzu. »Du hast ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt.«

»Darauf hätte ich gerne verzichtet.«

»Ja, das muss manchmal schwierig sein. Aber sie haben geschrieben, dass du nicht nur Verbrechen aufklärst …«

»Das ist nicht wirklich …«, begann Frieda, während erneut ein Lächeln über Sashas Gesicht huschte.

»Nein«, fuhr Maddie fort, »aber in den Zeitungsartikeln hieß es, du seist Psychologin.«

»Ich bin Psychotherapeutin.«

»Mit dem ganzen Fachjargon kenne ich mich nicht besonders gut aus«, erklärte Maddie. »Bestimmt besteht da ein Unterschied. So genau weiß ich das nicht, aber wenn ich es richtig verstanden habe, klagen die Leute dir ihr Leid, und du hilfst ihnen. Stimmt das?«

Frieda beugte sich vor.

»Was willst du?«

»Es geht nicht um mich, falls du das meinst.« Maddie stieß ein nervöses kleines Lachen aus. »Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch ein bisschen Hilfe gebrauchen könnte. Als Stephen ging, musste ich tagelang weinen, nein, eigentlich waren es eher Wochen. Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte.«

Wieder herrschte einen Moment Schweigen.

»Mir ist klar, dass so eine Trennung etwas Schreckliches ist«, erwiderte Frieda. »Aber bitte sag mir doch endlich, warum du mich unbedingt sehen wolltest.«

»Du findest das Ganze bestimmt albern. Wahrscheinlich war es reine Zeitverschwendung, die weite Strecke vom Land hereinzufahren.«

»Soll ich euch nicht doch allein lassen?«, fragte Sasha erneut.

»Nein«, antwortete Maddie. »Es handelt sich bloß um ein Gespräch zwischen alten Freundinnen.«

»Sag mir, was du von mir willst.«

Maddie zögerte. Frieda hatte diesen Moment schon Dutzende Male mit ihren Patienten und Patientinnen erlebt. Einer der schwierigsten Augenblicke jeder Therapie bestand darin, die Angst des Patienten zum ersten Mal zu benennen. Das war wie ein Sprung vom Rand einer Klippe, hinein in die Dunkelheit.

»Es geht um meine Tochter, Becky«, erklärte Maddie. »Eigentlich heißt sie Rebecca, aber alle nennen sie Becky. Sie ist fünfzehn, fast schon sechzehn.«

»Hat es einen Vorfall gegeben?«

»Nein, nein, nichts dergleichen. Es ist schwer in Worte zu fassen. Becky war so ein süßes kleines Mädchen. Beim Anblick dieses kleinen Jungen da im Korb musste ich an die Zeit denken, als alles noch ganz einfach war. Ich brauchte mich bloß um sie zu kümmern. Weißt du, als Becky in dem Alter war, dachte ich, ich würde eine ganze Schar Kinder kriegen, die beste Mutter der Welt werden...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2014
Reihe/Serie Psychologin Frieda Klein als Ermittlerin
Psychotherapeutin Frida Klein ermittelt
Übersetzer Birgit Moosmüller
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Thursday's Children
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Blauer Montag • Böser Samstag • eBooks • Eisiger Dienstag • Frieda Klein • Frieda Klein, Londonkrimi, Spiegel Bestseller • Krimi • Kriminalromane • Krimis • London • Londonkrimi • Mörderischer Freitag • Psychothriller • Schwarzer Mittwoch • spiegel bestseller • SPIEGEL-Bestseller • Thriller • thursday's children
ISBN-10 3-641-12916-8 / 3641129168
ISBN-13 978-3-641-12916-3 / 9783641129163
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