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Die Nähe des Himmels (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-06013-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Nähe des Himmels - Nicholas Sparks
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Der Wissenschaftsjournalist Jeremy Marsh glaubt nur an Fakten und Beweisbares. Bis er sich hoffnungslos in Lexie verliebt, die Enkelin einer Hellseherin. Um Lexie zu gewinnen, muss er zum ersten Mal in seinem Leben blind seinem Herzen folgen.
Eine ergreifende Geschichte über die Macht der Liebe.

Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.

KAPITEL 1


Jeremy Marsh hatte das Gefühl, dass alle im Fernsehstudio ihn anstarrten. Er saß mitten im Publikum der Liveshow, und an diesem Nachmittag im Dezember waren außer ihm noch höchstens fünf, sechs Männer unter den Zuschauern. Sonst nur Frauen. Wie gewöhnlich trug er Schwarz und sah überhaupt aus wie ein typischer New Yorker – was er ja auch war: dunkle, wellige Haare, hellblaue Augen, lässiger Dreitagebart. Während er den Showgast auf dem Podium beobachtete, warf er hin und wieder verstohlene Blicke auf die attraktive blonde Frau drei Reihen hinter ihm. Sein Beruf hatte ihn gelehrt, ständig auf mehrere Dinge gleichzeitig zu achten. Er arbeitete als investigativer Journalist und war wie immer auf der Jagd nach einer guten Story. Die Blondine schien zwar ohne besonderen Anlass hierher gekommen zu sein, doch der professionelle Beobachter in ihm registrierte sofort, dass sie in ihrem ärmellosen Top und den Jeans extrem anziehend wirkte. Rein journalistisch betrachtet, versteht sich.

Aber er durfte sich nicht ablenken lassen, im Gegenteil, er musste sich ganz auf den Studiogast konzentrieren. Der Typ war im Grund eine Lachnummer! Im Scheinwerferlicht sah dieser Geisterführer aus, als litte er an fürchterlichen Blähungen. Dabei behauptete er, Stimmen aus dem Jenseits zu vernehmen. Geschickt verbreitete er eine Aura der Intimität, indem er seinen Zuhörern vorgaukelte, er wolle sich mit ihnen verbrüdern. Dem Publikum gefiel das offenbar; voller Andacht bestaunten ihn alle wie ein Geschenk das Himmels – die Blondine bildete da keine Ausnahme. Erst recht nicht die Frau, auf die der Herr gerade einredete. Irgendwie konnte man die Leute auch verstehen, fand Jeremy, denn schließlich schien er den Ort zu kennen, an dem sich die geliebten Menschen aufhielten, von denen sie hatten Abschied nehmen müssen. Die Seelen im Jenseits waren nach den Worten dieser Geisterführer immer von strahlendem Himmelslicht umflutet und verströmten Frieden und Ruhe. Noch nie hatte Jeremy von einem gehört, der zu jenem anderen Ort, wo das Feuer loderte, Kontakt aufnahm. Kein einziger der Verstorbenen berichtete je, er werde an einem Pfahl geröstet oder müsse in einem Bottich mit siedendem Motoröl schmoren. Das könnte doch auch sein, oder? Jeremy wusste, dass er ein hoffnungsloser Zyniker war. Eins musste er allerdings zugeben: Die Show war nicht übel. Timothy Clausen machte seine Sache ausgezeichnet – wesentlich besser als die meisten anderen Scharlatane, über die Jeremy im Laufe der Jahre geschrieben hatte.

»Ich weiß, es ist nicht leicht«, flötete Clausen ins Mikrofon, »aber Frank teilt Ihnen mit, dass Sie ihn jetzt gehen lassen müssen.«

Die Frau, die er mit so viel Einfühlungsvermögen behandelte, sah aus, als wollte sie gleich in Ohnmacht fallen. Sie war um die fünfzig, trug eine grün gestreifte Bluse, und ihre rote Dauerwelle stand in alle Richtungen ab. Die Hände hielt sie so verkrampft über der Brust gefaltet, dass die Knöchel schon ganz weiß wurden.

Clausen schwieg und legte die Hand an die Stirn, um noch einmal mit dem »Jenseits«, wie er es formulierte, zu kommunizieren. In stummer Erwartung beugten sich die Zuschauer vor. Alle wussten, was als Nächstes kommen würde. Die Frau war schon die dritte Zuschauerin, die Clausen in dieser Sendung ausgewählt hatte. Da er heute als einziger Gast auftrat, konnte er über die Zeit frei verfügen.

»Erinnern Sie sich an den Brief, den er Ihnen geschrieben hat?«, fragte Clausen. »Kurz vor seinem Tod?«

Die Frau schnappte nach Luft. Der Mann vom Technikteam hielt ihr das Mikro noch dichter vor die Nase, damit die ganze Fernsehwelt sie japsen hören konnte.

»Ja, natürlich, aber woher …«, stammelte sie.

Clausen unterbrach sie. »Wissen Sie noch, was in dem Brief stand?«

»Ja«, krächzte sie.

Clausen nickte wissend, als hätte er den Brief gelesen. »Es ging um Vergebung, nicht wahr?«

Die Gastgeberin der Talkshow, der beliebtesten Nachmittagssendung in den ganzen Vereinigten Staaten, saß auf einem Sofa und ließ ihren Blick von Clausen zu der Frau wandern und wieder zurück. Ihre Miene drückte leises Staunen und große Zufriedenheit aus. Geisterführer waren Balsam für die Quote.

Die Frau auf dem Podium nickte. Schon begann ihre Wimperntusche zu laufen. Die Kamera zoomte auf ihr Gesicht. So etwas brauchte man in Großaufnahme! Tagesfernsehen vom Feinsten.

»Aber woher …?«, wiederholte die Frau.

»Er hat auch von Ihrer Schwester gesprochen«, murmelte Clausen feierlich. »Nicht nur von sich selbst.«

Sie starrte Clausen fassungslos an.

»Von Ihrer Schwester Ellen«, fügte er hinzu.

Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Inzwischen kullerten ihr die Tränen nur so über die Wangen, als hätte jemand eine automatische Sprinkleranlage angestellt. Clausen – braun gebrannt und schlank, schwarzer Anzug und eine makellose Frisur, bei der kein Härchen aus der Reihe tanzte – nickte immer noch, wie einer dieser Wackelhunde, die man sich aufs Armaturenbrett stellt. Im Publikum war es totenstill. Alle starrten wie gebannt auf die arme Frau.

»Frank hat noch etwas für Sie hinterlassen, stimmt’s? Etwas aus Ihrer gemeinsamen Vergangenheit.«

Trotz der heißen Studioscheinwerfer erblasste das Opfer. In einer Ecke der Kulissen, in die nicht alle Zuschauer Einblick hatten, sah Jeremy den Produzenten, der mit erhobenem Zeigefinger eine Hubschrauberdrehung vollführte. Gleich würde die Werbepause beginnen. Clausen spähte unauffällig in seine Richtung. Niemand außer Jeremy schien diesen Austausch zu bemerken. Er staunte oft darüber, dass sich die Zuschauer nie fragten, weshalb diese Geisterkontakte so exakt zwischen die Werbeblöcke passten.

Unbeirrt fuhr Clausen fort: »Einen Gegenstand, von dem niemand etwas wissen konnte, außer Ihnen beiden. Eine Art Schlüssel. Stimmt das?«

Schluchzend nickte die Frau.

»Sie hätten nicht gedacht, dass er ihn aufbewahrt hat, oder?«

Okay, jetzt sind wir am entscheidenden Punkt, dachte Jeremy. Gleich hat er eine neue gläubige Anhängerin gewonnen.

»Der Schlüssel stammte aus dem Hotel, in dem Sie während der Hochzeitsreise gewohnt haben. Frank hat ihn hingelegt, damit Sie sich, wenn Sie ihn finden, an das Glück an seiner Seite erinnern. Er will nicht, dass Sie nur an sein Leiden denken und sich quälen, denn er liebt Sie.«

»Oooohhhh …« Die Frau konnte sich nicht mehr beherrschen und schluchzte hemmungslos.

Oder stöhnte sie nur? Von seinem Platz aus konnte Jeremy das nicht richtig beurteilen, weil ihr Gejammer plötzlich von enthusiastischem Beifall unterbrochen wurde. Das Mikro verschwand, die Kamera zoomte weg. Ihre fünfzehn Minuten im Scheinwerferlicht waren zu Ende. Sie ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen. Wie auf Kommando erhob sich die Showmasterin von ihrem Sofa und sprach in die Kamera.

»Vergessen Sie nicht – alles, was Sie hier sehen, ist authentisch. Von den Besuchern hier hat kein einziger Timothy Clausen je vorher gesehen.« Sie lächelte. »Wir machen jetzt eine kurze Pause, danach erleben Sie eine weitere Begegnung.«

Wieder brandete Beifall auf, und die Sendung wurde unterbrochen. Jeremy lehnte sich entspannt zurück.

Sein Spezialgebiet waren die Naturwissenschaften. Dafür war er bekannt – er hatte sich als investigativer Journalist einen Namen gemacht, nicht zuletzt durch Artikel über Leute wie Clausen. Meistens machte ihm die Arbeit Spaß, und er war stolz, weil er darin einen wichtigen Dienst an der Öffentlichkeit sah. Der Beruf des Journalisten war immerhin so wichtig, dass seine Ausübung indirekt im First Amendment der amerikanischen Verfassung verbrieft war: Die Freiheit der Meinungsäußerung war ein hohes Gut. Für seine regelmäßig erscheinende Kolumne im Scientific American hatte er schon Nobelpreisträger interviewt, er hatte die Theorien von Stephen Hawking und Einstein für Laien erklärt und den Anstoß dafür gegeben, dass ein gefährliches Antidepressivum vom Markt genommen wurde. Er hatte ausführlich über das Cassini-Projekt, die Mission zum Saturn, geschrieben, über den fehlerhaften Hauptspiegel im Hubble-Weltraumteleskop und den Einbau des Linsenkorrektors, und er war der Erste gewesen, der öffentlich das Experiment einer kalten Fusion in Utah als Betrug entlarvte.

Bedauerlicherweise verdiente er mit dieser Kolumne nicht besonders viel Geld, trotz des Renommees. Für die laufenden Lebenshaltungskosten arbeitete er hauptsächlich als freier Journalist, und wie alle Freischaffenden hielt er stets Ausschau nach Themen, die den Redakteuren bei den großen Zeitschriften und Zeitungen gefallen könnten. Er hatte seine Spezialnische ausgebaut und alles integriert, was in die Kategorie »irgendwie ungewöhnlich« fiel. Während der vergangenen fünfzehn Jahre hatte er sich vorrangig mit Hellsehern, Geisterführern, Glaubensheilern und spirituellen Medien beschäftigt. Er hatte Betrügereien, Tricks und Fälschungen aufgedeckt. Er hatte Spukhäuser besucht, nach mystischen Wesen gefahndet und war den Ursprüngen urbaner Legenden nachgegangen. Von Natur aus war er eher skeptisch veranlagt und besaß außerdem die seltene Gabe, komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge so einfach und verständlich zu erklären, dass auch durchschnittliche Leser sie nachvollziehen konnten. Deshalb waren seine Artikel in hunderten von Zeitungen und Zeitschriften überall auf der Welt abgedruckt worden. Wissenschaftliche Aufklärung war seiner Meinung nach extrem wichtig, selbst wenn die Allgemeinheit sie nicht immer entsprechend zu würdigen wusste. Oft waren die Briefe, die er als Reaktionen auf seine Veröffentlichungen erhielt, mit absurden Beschimpfungen gespickt, er war schon...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2014
Übersetzer Adelheid Zöfel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel True Believer
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Frauenromane • Gefühlstumult • Hellseherin • Journalist • kleine geschenke für frauen • Leidenschaft • Liebe • Liebesromane • Romane für Frauen • Romantik • Schicksal • Übersinnliche Kräfte • Wissenschaft • Wunder
ISBN-10 3-641-06013-3 / 3641060133
ISBN-13 978-3-641-06013-8 / 9783641060138
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