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Die Ordensburg des Wüstenplaneten (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
656 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-13956-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Ordensburg des Wüstenplaneten -  Frank Herbert
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Stelle dich deinen Ängsten, sonst machen sie mit dir, was sie wollen.
Seit Tausenden von Jahren herrst die Schwesternschaft der Bene Gesserit hinter den Kulissen des Imperiums, kontrolliert die genetischen Verflechtungen der Herrscherhäuser und widmet sich der Zucht besonderer Talente. Doch dem Orden ist in der Zeit der großen Diaspora ein Feind erwachsen: die Geehrten Matres. Von Arrakis, dem Wüstenplaneten, vertrieben, bieten die Bene Gesserit den Geehrten Matres Verhandlungen an - und sinnen gleichzeitig auf ihre Vernichtung. Aber sie treffen auf einen gleichwertigen Gegner. Und schließlich stellt sich heraus, dass dieser Konflikt von langer Hand vorbereitet wurde, um den Grundstein für die Zukunft der menschlichen Zivilisation zu legen.

Frank Herbert (1920-1986) wurde in Tacoma, Washington, geboren. Nach einem Journalismus-Studium arbeitete er unter anderem als Kameramann, Radiomoderator, Dozent und Austerntaucher, bevor 1955 sein Debütroman »The Dragon in the Sea« zur Fortsetzung in einem Science-Fiction-Magazin veröffentlicht wurde. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schließlich Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Roman »Der Wüstenplanet«, der sowohl mit dem Hugo Award als auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Bis heute gilt »Der Wüstenplanet« zusammen mit den Nachfolgeromanen als einzigartige literarische Weltenschöpfung, die jede Generation von Leserinnen und Lesern neu für sich entdeckt.

1


 

Wer die Vergangenheit wiederholen wollte, müsste die Geschichtswissenschaft steuern.

 

Bene Gesserit-Folgerung

 

 

Als der Ghola-Säugling den ersten Axolotl-Tank der Bene Gesserit verließ, ordnete die Ehrwürdige Mutter Darwi Odrade in ihrem privaten Speisezimmer im obersten Stock des Zentrums eine stille Feier an. Es war kurz vor Morgengrauen, und die beiden anderen Mitglieder ihres Rates – Tamalane und Bellonda – zeigten Ungeduld angesichts der Einladung, obwohl Odrade ein opulentes Frühstück bestellt hatte, das von ihrem Leibkoch aufgetragen wurde.

»Schließlich ist es nicht jeder Frau vergönnt, die Geburt ihres eigenen Vaters in die Wege zu leiten«, witzelte Odrade, als die anderen darauf hinwiesen, dass sie von zu vielen anderen Aufgaben beansprucht würden, um es sich leisten zu können, ihre Zeit mit einem ›derartigen Unsinn‹ zu vergeuden.

Lediglich die alternde Tamalane zeigte heimliche Erheiterung.

Bellondas feiste Gesichtszüge blieben ausdruckslos, was oft ihre Version des Stirnrunzelns darstellte.

War es möglich, fragte sich Odrade, dass Bell ihre Vorurteile bezüglich des relativen Überflusses in der Umgebung der Ehrwürdigen Mutter noch nicht überwunden hatte? Odrades Unterkunft war ein deutliches Zeichen ihrer Stellung, aber diese Vornehmheit repräsentierte ihre Pflichten mehr als jede Erhabenheit über ihre Schwestern. Das kleine Speisezimmer gestattete es ihr, während der Mahlzeiten ihre Berater zu konsultieren.

Bellonda schaute hierhin und dahin, wartete offensichtlich darauf, gehen zu können. Odrade hatte – erfolglos – große Anstrengungen unternommen bei ihren Versuchen, Bellondas kühle, auf dem Vergangenen basierende Schale zu durchbrechen.

»Es war schon ein komisches Gefühl, das Baby in den Armen zu halten und zu denken: Dies ist mein Vater«, sagte Odrade.

»Du wiederholst dich!«, sagte Bellonda mit einer Stimme, die aus ihrem Bauch kam; es war beinahe das Poltern eines Baritons, als würde jedes Wort ihr so etwas wie Übelkeit verursachen.

Natürlich verstand sie Odrades bemüht witzige Bemerkung. Der alte Bashar Miles Teg war tatsächlich der Vater der Ehrwürdigen Mutter gewesen. Und Odrade hatte persönlich – und zwar mit ihren Fingernägeln – Zellen gesammelt, um einen Ghola züchten zu lassen: als Teil eines langfristigen ›Möglichkeitsplans‹, für den Fall, dass es ihnen gelänge, die Tleilaxu-Tanks zu kopieren. Aber Bellonda hätte sich lieber aus dem Orden hinauswerfen lassen als mit Odrades Ansichten über die lebenswichtige Ausrüstung der Schwesternschaft übereinzustimmen.

»Ich finde es frivol, dergleichen um diese Zeit zu tun«, sagte Bellonda. »Diese wahnwitzigen Weiber jagen uns, weil sie uns ausrotten wollen – und du setzt eine Feier an!«

Mit einiger Anstrengung gelang es Odrade, ihren milden Tonfall beizubehalten. »Wenn die Geehrten Matres uns aufspüren, bevor wir uns darauf eingerichtet haben, dann vielleicht deswegen, weil es uns nicht gelungen ist, unsere geistige Disziplin aufrechtzuerhalten.«

Bellondas stummer Blick, der den Odrades traf, enthielt eine frustrierende Anklage: Diese schrecklichen Weiber haben bereits sechzehn unserer Planeten ausradiert!

Odrade wusste jedoch, dass es falsch war, diese Planeten für Besitztümer der Bene Gesserit zu halten. Die nur lose organisierte Konföderation der planetarischen Regierungen, die sich nach den Hungerjahren und der Diaspora gebildet hatte, war zwar äußerst stark von den lebenswichtigen Diensten und der zuverlässigen Kommunikation der Schwesternschaft abhängig, aber die alten Fraktionen existierten noch immer: die MAFEA, die Raumgilde, die Tleilaxu, vereinzelte Zellen der Priesterschaft des Zerlegten Gottes – sogar Fischredner-Truppen und schismatische Vereinigungen. Der Zerlegte Gott hatte der Menschheit ein gespaltenes Imperium hinterlassen, dessen Fraktionen plötzlich heftig die wüsten Angriffe der Geehrten Matres aus der Diaspora debattierten. Die Bene Gesserit – deren Ansichten sich in den wesentlichen Punkten nicht verändert hatten – stellten ihr natürliches Hauptangriffsziel dar.

Bellondas Gedanken entfernten sich nie weit von der Bedrohung, die die Geehrten Matres darstellten. Dies war eine Schwäche, die Odrade wohl erkannte. Manchmal dachte Odrade darüber nach, Bellonda durch eine andere zu ersetzen, aber selbst in den Reihen der Bene Gesserit gab es heutzutage Fraktionen, und niemand konnte in Abrede stellen, dass Bell eine überragende Organisatorin war. Das Archiv war vor ihrer Leitung niemals effektiver gewesen.

Dann und wann brachte Bellonda es sogar fertig, die Aufmerksamkeit der Mutter Oberin ohne ein Wort zu sagen auf die Jäger zu richten, die ihnen mit wilder Beharrlichkeit nachsetzten. Dies verdarb die Stimmung des stillen Erfolgs, die Odrade an diesem Morgen zu erringen gehofft hatte.

Sie zwang sich dazu, an den neuen Ghola zu denken. Teg! Wenn es ihnen gelang, ihm seine ursprünglichen Erinnerungen zurückzugeben, verfügte die Schwesternschaft wieder über den besten Bashar, der ihr je gedient hatte. Ein Mentat-Bashar! Ein militärisches Genie, dessen Überlegenheit schon im Alten Imperium einen Mythos erzeugt hatte.

Aber konnte selbst ein Mann wie Teg ihnen im Kampf gegen die aus der Diaspora zurückgekehrten Frauen von Nutzen sein?

Bei welchen Göttern auch immer, die Geehrten Matres dürfen uns nicht aufspüren! Noch nicht!

Teg stellte zu viele beeinträchtigende Unbekannte und Möglichkeiten dar. Den Zeitpunkt vor seinem Tod auf dem Wüstenplaneten umgab ein Geheimnis. Auf Gammu hat er etwas getan, was den grenzenlosen Zorn der Geehrten Matres hervorgerufen hat. Sein selbstmörderisches Verbleiben auf Arrakis kann nicht alles gewesen sein, um diese berserkerhafte Reaktion zu erzeugen. Es gab natürlich Gerüchte über dies und jenes aus seiner Zeit auf Gammu, bevor es zur Katastrophe auf Arrakis gekommen war. Er konnte sich so schnell bewegen, dass das Auge ihn nicht mehr wahrnehmen konnte! Hatte es daran gelegen? An einem Ausbruch unkontrollierter Fähigkeiten in den Genen der Atreides? Eine Mutation? Oder nur ein neuer Teg-Mythos? Die Schwesternschaft musste es so schnell wie möglich herausfinden.

Eine Helferin trug das Frühstück auf, und die Schwestern aßen hastig, als müssten sie diese Unterbrechung ohne Verzug hinter sich bringen, weil vergeudete Zeit Gefahr bedeutete.

Nachdem die anderen gegangen waren, spürte Odrade die Nachwirkung der unausgesprochenen Ängste Bellondas um so stärker.

Und der meinen.

Sie erhob sich und ging zu dem breiten Fenster, das ihr einen Ausblick über die niedrigeren Dächer, einen Teil des Orchideenrondells und die Weiden gestattete, die das Zentrum umgaben. Der Frühling hatte seinen Höhepunkt erreicht; das Obst nahm bereits Formen an. Wiedergeburt. Heute war ein neuer Teg geboren worden! Kein Gefühl des Stolzes begleitete diesen Gedanken. In der Regel empfand sie den Ausblick als stärkend, aber an diesem Morgen nicht.

Was sind meine wirklichen Stärken? Welche Fakten habe ich?

Die Hilfsmittel der Befehlsgewalt einer Mutter Oberin waren gewaltig: sie bestanden in der grundlegenden Treue jener, die ihr dienten, einem Militärkommando unter einem Bashar, den Teg ausgebildet hatte (und der sich nun mit einem Großteil ihrer Truppen auf dem Schulungsplaneten Lampadas befand, um ihn zu schützen), Handwerkern und Technikern, Spionen und Agenten im gesamten Alten Imperium, zahllosen Arbeitern, die zur Schwesternschaft aufsahen, um sie vor den Geehrten Matres zu beschützen, und sämtlichen Ehrwürdigen Müttern, deren Erinnerungen bis zur Morgendämmerung des Lebens zurückreichten.

Ohne falschen Stolz wusste Odrade, dass sie den Gipfel dessen darstellte, was das Stärkste einer Ehrwürdigen Mutter ausmachte. Falls ihre persönlichen Erinnerungen ihr eine benötigte Information nicht gaben, gab es um sie herum andere, die diese Lücke zu schließen vermochten.

Und das gleiche galt für die Datenbänke, obwohl sie zugab, ihnen gegenüber ein unausrottbares Misstrauen zu hegen.

Odrade empfand die Verlockung, in alle anderen Leben, die als Sekundär-Erinnerungen in ihr waren, einzutauchen. Verschüttete Lagen von Bewusstsein. Vielleicht konnte sie eine brillante Lösung ihrer misslichen Lage in den Erfahrungen der Anderen finden. Aber dies war gefährlich. Man konnte sich selbst in der Faszination der Vielfalt menschlicher Abwandlungen für Stunden verlieren. Es war besser, diese Erinnerungen in innerlichem Gleichgewicht zu halten, und sich ihrer nur auf spontane Anforderung zu bedienen – oder wenn sie sich aus Notwendigkeit selbst in den Vordergrund drängten. Das Gewissen war der Stützpunkt und ihr Halt in Sachen Identität.

Duncan Idahos komische Mentaten-Metapher half.

Sich seines Ichs bewusst sein: Auge in Auge mit Spiegeln, die das Universum passieren und unterwegs neue Abbilder anhäufen – endlos reflektierend. Das Unendliche als endlich sehen, das Analogon des Bewusstseins die empfundenen Stückchen des Unendlichen leitend.

Sie hatte nie zuvor Worte vernommen, die ihrem sprachlosen Geist näher gekommen waren. Idaho hatte es eine ›besondere Kompliziertheit‹ genannt. »Wir tragen zusammen, häufen an, und reflektieren unsere Ordnungssysteme.«

Tatsächlich waren die Bene Gesserit der Ansicht, dass die Menschen eine Lebensform darstellten, die die Evolution geformt hatte, um Ordnung zu schaffen.

Und wie hilft uns dies gegen diese ›unordentlichen‹ Frauen, die uns jagen? Welchen Zweig...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2014
Reihe/Serie Der Wüstenplanet
Übersetzer Ronald M. Hahn
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Chapterhouse - Dune
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Arrakis • BeneGesserit • eBooks • Gegner • Matres • Orden • Reihe • Roman • Schwesternschaft • Sciencefiction • Verhandlungen • Vernichtung • Wüste • Wüstenplanet • Zucht • Zyklus
ISBN-10 3-641-13956-2 / 3641139562
ISBN-13 978-3-641-13956-8 / 9783641139568
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