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Der Mann im Heuhaufen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
320 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42434-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mann im Heuhaufen -  Birgit Hasselbusch
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Ein Buch zum Verlieben! Charlotte liebt ihre Altbauwohnung in der Hamburger Innenstadt. Zugegeben, sie ist etwas eng, aber sehr charmant. Als ihr Freund Kai ein Einfamilienhaus am Stadtrand als ihr zukünftiges Heim auserwählt, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen, reicht es ihr. Charlotte flieht im Zug nach Berlin. Auf dem Weg zurück trifft sie IHN und beschließt, dass es Zeit ist, in ihrem Leben aufzuräumen: Kai muss raus. Ihre Mutter Dörte muss raus - oder zumindest weit, weit weg. Und Charlotte selbst muss auch raus, und zwar in die große weite Welt, um den schönen Unbekannten zu finden, der ihr so richtig den Kopf verdreht hat.  

Birgit Hasselbusch, 1969 in Hamburg geboren, hat als Kind Bücher aus Langeweile rückwärts gelesen. Seitdem kann sie auch rückwärts sprechen: Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. Heute ist sie Rundfunkredakteurin in Hamburg.   

Birgit Hasselbusch, 1969 in Hamburg geboren, hat als Kind Bücher aus Langeweile rückwärts gelesen. Seitdem kann sie auch rückwärts sprechen: Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. Heute ist sie Rundfunkredakteurin in Hamburg.   

Stets findet Überraschung statt,

da wo man’s nicht erwartet hat.

Wilhelm Busch

»Wohin geht’s denn nun?« Ich lächelte Kai am nächsten Morgen an und versuchte an seinem Blick zu erkennen, ob er wusste, dass ich wusste, was anstand.

»Schnapp dir deine Handtasche und komm«, sagte er nur und zog mich zur Tür.

Vorsichtshalber hatte ich mir eine dünne Tunika und einen Jeansrock in meine Tasche gestopft, weil ich befürchtete, Kai hätte die falschen Sachen eingepackt. Ich ging einfach mal davon aus, dass wir in sonnige Gefilde flogen. Vielleicht ein Städtetrip nach Rom oder Barcelona. In der Unordnung meines Kleiderschrankes konnte ich nicht ausmachen, was fehlte. Nur dass meine Sporttasche sich nicht mehr an ihrem Platz befand, war unübersehbar. Die hatte er also genommen und vermutlich schon gestern Abend im Kofferraum verstaut. Man musste sagen: In Sachen Planung und Organisation ließ sich Kai nichts vormachen.

»Wir fahren ein bisschen in Richtung Norden«, erklärte er, als wir starteten.

Der Weg zum Airport Hamburg in Fuhlsbüttel war nicht weit. Eigentlich hätten wir auch mit der U- und S-Bahn hinfahren können. Ich vermutete, dass unser Rückflug erst spät ging, sodass es angenehmer war, das Auto am Flughafen zu haben. Zufrieden lehnte ich mich im Beifahrersitz zurück und ärgerte mich auch nicht über die Moderatorin im Radio, die betont fröhlich einen »Guuuten Moooorgen« wünschte und ihn mir damit beinahe versaute.

»Wo fährst du denn längs?«, fragte ich ein paar Minuten später, als Kai nicht von der Alsterkrugchaussee links auf die Straße zum Flughafen abbog, sondern weiter geradeaus fuhr.

»Lass dich überraschen«, meinte er nur und bemerkte nicht die Panik in meinem Blick.

Hastig durchwühlte ich mein Gedächtnis, ob es einen Flughafen-Außenparkplatz weiter nördlich gab. Ich glaubte eigentlich nicht. Aber hier wurde ja so viel gebaut, dass auch das möglich war.

»Ah, nach Lübeck«, sagte ich laut.

Mir war eingefallen, dass es dort einen kleinen Flughafen mit günstigen Flügen gab. Ich meinte sogar, mich zu erinnern, dass einer nach Italien ging. Lübeck war zwar nicht um die Ecke, aber mir sollte es recht sein.

»Wieso Lübeck?«, fragte Kai lachend. »Das wäre ja nun wirklich sehr weit draußen«, merkte er noch an. Eine Bemerkung, die sich mir nicht erschloss.

»Ist doch egal. Kommt ja auf das Angebot an«, sagte ich nur.

»Ach echt. Das macht dir nichts aus?« Kai schaute mich liebevoll an. »Das hätte ich nicht gedacht. Umso besser. Das macht ja alles viel einfacher.«

Er berührte mich sanft an der linken Schulter.

Ich starrte auf die Straße und die neben uns her rauschenden Autos. War ich ein so komplizierter Mensch? Mein Freund dachte, ich sei so etepetete, dass ich nicht einmal Lust hätte, eine Stunde Fahrzeit zum Flughafen in Kauf zu nehmen. Ich musste dringend an meinem angekratzten Image arbeiten und mich als unkomplizierte, fröhliche, aufgeschlossene Frau präsentieren.

»Was machen wir denn hier?!« Meine Stimme überschlug sich.

Wir waren links von der lang gezogenen Langenhorner Chaussee, die nach Norden führte, abgebogen. Und zwar weit vor Lübeck.

»Du bist viel zu ungeduldig. Warte es doch einfach mal ab.«

Kai hielt in einer kleinen Wohnstraße vor einem Einfamilienhaus. Im tiefsten Langenhorn. An der Grenze zu Schleswig-Holstein und weit entfernt von der City. Zumindest konnte man auf den ersten Blick den Eindruck gewinnen, doch eine längere Reise in den Süden unternommen zu haben. Nach Bayern. Oder gleich in den Schwarzwald. Das Haus hatte einen Holzbalkon und jede Menge Fachwerk. Es nahm sich aus wie ein Forsthaus. Eigentlich sehr hübsch.

»Was machen wir hier?«, wiederholte ich mit ruhiger Stimme. Unkompliziert, fröhlich, aufgeschlossen.

Bevor Kai antworten konnte, parkte ein weiteres Auto in einer Lücke ein. Daneben entdeckte ich einen Wagen, der mir vage bekannt vorkam.

»Guten Tag, Frau Wagner? Herr Redlitz, schön, Sie wiederzusehen. Krüger ist mein Name.«

Der Mann trug einen perfekt sitzenden blauen Anzug und kam mit ausgestreckter Hand auf uns zu. Automatisch schüttelte ich Herrn Krüger die Hand. Kai begrüßte den Mann wie einen alten Bekannten. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen.

»Na, dann wollen wir mal! Und, weiß sie schon Bescheid?«, fragte Herr Krüger mit einem Augenzwinkern in meine Richtung.

»Nein, nein, es ist eine Überraschung.«

Und was für eine. Als wir die Pforte zum Garten öffneten und über einen Steinplattenweg zum Haus spazierten (vielleicht lustwandelten wir auch?), dämmerte mir ganz allmählich, was hier vor sich ging.

»Sag mal, Kai …«

Ich schaffte es nicht, ihn zur Seite zu nehmen und sofort, auf der Stelle eine Erklärung einzufordern, weil wir unterbrochen wurden.

»Juuuhu! Wir sind schon einmal reingegangen. War doch nicht schlimm, oder?«

Aus dem hinteren Gartenbereich stieß eine gut gelaunte Frau zu uns, die ich im Gegensatz zu dem Herrn im Anzug schon länger kannte. Viel zu lange. Meine Mutter. Die mit der Sprühsahne. Hinter ihr tauchte, versteckt in einem Rhododendronstrauch, mein zerknirschter Vater auf.

»Na, Süße, was sagst du?« Süße?

Meine Mutter fiel erst Kai, dann mir um den Hals. Danach begrüßte sie Herrn Krüger. Wie einen alten Bekannten.

»Heute sieht das hier alles noch vieeel schöner aus, Herr Krüger.« Ganz anders als meine Mutter, zog mein Vater es vor, nicht zu sprechen.

Ich kam mir vor, als wäre ich Gast auf meiner eigenen Hochzeit.

»Kann mir mal irgendjemand erklären, was hier …«

Wieder kam ich nicht dazu, meinen Satz zu beenden, weil sich die Haustür öffnete.

»Ah, da sind Sie ja schon«, sagte ein Mittvierziger, der ein Kind auf dem Arm hatte.

»Pünktlich wie die Maurer!«, kalauerte Kai und lachte zu laut.

»Ach, und da ist ja auch die kleine Lisa wieder.« Meine Mutter strich dem Kind über die Haare, und ich überlegte kurz, ob meine Eltern, ohne mein Wissen, eine Patenschaft für ein Langenhorner Kind übernommen hatten und hier seit Jahren ein und aus gingen.

»Hallo, Frau Wagner. Schön, Sie wiederzusehen.«

Schon wieder dieser Satz. Schön, Sie wiederzusehen. Mit Frau Wagner konnte er nur meine Mutter meinen.

»Hallo, und Sie sind die Tochter, oder? Beziehungsweise Freundin? Ich bin Christian Lubosch, der Hausherr. Also noch Hausherr!«

Wieder lachten alle gekünstelt. Kai schob mich über die Schwelle ins Haus. Wäre ich nicht so paralysiert gewesen, hätte ich durchaus Geschmack an dem Häuschen finden können. Herr Maßanzug Krüger, der natürlich Makler war, führte uns durch zwei miteinander verbundene Räume mit Holzfußboden und Kamin. Danach begutachteten wir einen Wintergarten, die kleine Küche und ein Gästeklo »leider ohne Dusche, aber die könnte man, wenn Sie es wünschen, Frau Wagner, in die Speisekammer integrieren«.

Herr Krüger redete ununterbrochen auf mich ein, zählte zu jedem Raum Quadratmeter samt Isolierungsmöglichkeiten und Stromverbrauch auf. Ich versuchte zuzuhören. Jede Menge Zahlen ratterten in ein Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus.

»An der Treppe haben wir ein ganz typisches Sprossenfenster. Im Keller gibt es einen Luftschutzraum. Das Haus ist ein Jahr vor Kriegsbeginn gebaut worden. Extra für Arbeiter, die aus dem Schwarzwald nach Hamburg gezogen sind.«

Ich überlegte, ob ich auf der Stelle in den Schwarzwald auswandern sollte.

»Ist das nicht reizend?«, fragte meine Mutter.

Mein Vater hielt sich diskret im Hintergrund. Er war der Einzige, der außer mir nichts sagte und sich auch nicht traute, mich anzusehen.

Als wir im zweiten Stock angelangt waren und über eine Dachterrasse in den großen Garten blickten, seufzte meine Mutter. »Das ist so schön. Guck mal, Charly, all die Obstbäume. Das da ist ein Kirschbaum.« Sie zeigte nach links. »Und das da hinten drei Apfelbäume.«

»Hast du die alle selbst gepflanzt, oder was?«, fragte ich. Meine Mutter überging den gehässigen Unterton.

»Da würde prima eine Hängematte hinpassen.«

Ich sah sie bereits Obst in unserem Vorstadtgarten ernten, in unserer neuen Küche einen Apfelkuchen backen, während Kai auf der Terrasse in der Hängematte baumelte. Was für ein Familienglück. Ich verschanzte mich zur selben Zeit offenbar im Luftschutzbunker, denn in den Bildern in meinem Kopf fehlte von mir selbst jede Spur.

Kai glaubte doch nicht allen Ernstes, dass ich mit ihm hier rausziehen würde? Wie kam er auf die Idee, ein Haus zu besichtigen, ohne mir Bescheid zu geben? Ich geriet in Rage bei dem Gedanken, dass er es meinen Eltern vor mir gezeigt hatte.

Einmal hatten Kai und ich über einen Auszug aus unserer Mietwohnung gesprochen. Kai meinte, ihm als Anlageberater tue es in der Seele weh, jeden Monat das Geld zum Fenster hinauszuschmeißen. Das konnte ich verstehen, machte ihm aber auch klar, dass für mich Randbezirke nicht infrage kamen. Ich wollte in Citynähe bleiben. Und das hier war ganz klar Randbezirk. Obstbäume hin oder her. Schlimmer konnte es nicht kommen.

»Guck mal«, freute sich meine Mutter. »Und das hier könnte das Kinderzimmer werden.«

Doch, es konnte. Meine Mutter stand strahlend in einem großen lichten Raum, den momentan offenbar die kleine Lisa bewohnte. Von meinem Vater vernahm ich noch ein Räuspern, bevor er schnell die Treppenstufen hinunterstieg. Er ergriff die Flucht.

»Wieso verkaufen die jetzigen Besitzer denn?«, wollte ich von Herrn Krüger wissen.

Alle freuten sich, dass ich meine erste interessierte Frage stellte.

»Ach, Herr Lubosch hat einen neuen Job bekommen und möchte...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Belletristik • Chick Lit • eBook • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Hamburg • Herzschmerz • Liebe • Liebesroman • Meike Werkmeister • Mr. Right • Roman für Frauen • Romantische Bücher • Roman Urlaub • Sommerlektüre • Strandlektüre • Suchmaschine • Unterhaltung • Unterhaltungsroman • Urlaubsroman
ISBN-10 3-423-42434-6 / 3423424346
ISBN-13 978-3-423-42434-9 / 9783423424349
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