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Nexus (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
624 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-13138-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nexus -  Ramez Naam
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Zwischen Freiheit und Sicherheit
Die nahe Zukunft: Die Nano-Droge Nexus ermöglicht es den Menschen, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu überschreiten und mit dem Bewusstsein anderer in Verbindung zu treten - ein gewaltiger Schritt in der Evolution des Menschen. Als jedoch eine Gruppe skrupelloser Wissenschaftler Nexus für ihre eigenen Zwecke missbraucht, zwingt die US-Regierung den jungen Nano-Techniker Kade Lane, sich in die Organisation einzuschleusen, um ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. Lane gerät in einen Strudel aus Machtgier, Korruption und Mord ...

Ramez Naam wurde in Kairo, Ägypten, geboren und kam im Alter von drei Jahren nach Amerika. Er ist Computerspezialist, Futurist und mehrfach ausgezeichneter Autor verschiedener Sachbücher. Nexus ist sein erster Roman. Der Autor lebt und arbeitet in Seattle.

[ 1 ]   Das Don-Juan-Protokoll

Freitag, 17. 2. 2040, 22.55 Uhr

Die Frau, die sich Samantha Cataranes nannte, stieg aus dem Taxi und lief zum Haus an der 23rd Street. Als die Tür aufging, drangen Licht, Musik und Stimmen hinaus in die Nacht. Zwei junge Frauen traten nach draußen, Arm in Arm, in ein Gespräch vertieft. Sie lächelten Sam an, als sie an ihnen vorbeiging, und Sam lächelte zurück. Die Gesichtserkennung identifizierte sie und blendete auf den taktischen Kontaktlinsen schwach leuchtend ihre Namen, ihr Alter und ihre Gefahreneinstufung in Sams Sichtfeld ein. Alles in Grün. Zivilisten. Keine bekannte Verbindung zu ihrer Mission.

Sam ließ den Blick über die Fassade des Hauses schweifen. In ihrem Sichtfeld tauchten Bauelemente, Strom- und Datenleitungen, mögliche Zu- und Ausgänge durch Türen, Fenster und Schwachstellen in den Wänden auf. Sie blinzelte es weg. Das alles nützte ihr heute Nacht gar nichts.

Sie spürte einen Stich im linken Knie, als sie die Treppe hinaufstieg. Eine Erinnerung an die verhängnisvolle Schießerei bei Sari. Als könnte sie diese Nacht jemals vergessen. Ihr Gesicht fühlte sich angespannt an. Ihre Lippen waren übervoll, die Wangen straff, der Unterkiefer seltsam angewinkelt. Ihre Nerven protestierten unter der Belastung ihres angestrengten Gesichtsausdrucks. Es wäre eine Erleichterung, die Muskeln zu entspannen und wieder ihre eigene Miene zeigen zu können.

Bruchstücke der Einsatzbesprechung für diese Mission blitzten ungebeten in ihrem Geist auf. Ein gesprengtes Gebäude, überall verstreute Leichen. Religiöse Anführer, die von alten Vertrauten ermordet wurden. Politiker, die plötzlich und nicht nachvollziehbar ihre Meinung änderten. All die Selbstmordattentate, die Erschießungen, die politischen Umstürze, die gesichtslosen Firmen mit unmenschlich loyalen Supersoldaten, die nicht nachdachten und keine Fragen stellten. Und hinter allen stand die übliche Bedrohung: die neue Nötigungstechnologie aus Beijing. Eine Technologie, die sie mithilfe dieser Zielperson vielleicht ein wenig besser verstehen und abwehren konnten.

Sam öffnete die Tür und tauchte in die Party ein, mit einem breiten Lächeln auf dem falschen Gesicht. Dröhnend laute Flux-Musik schlug ihr entgegen. Die Gerüche zahlreicher Körper überfluteten ihre geschärften Sinne. Identitäten schwammen über dem Meer der Gesichter. Irgendwo in diesem Haus würde sie ihren Mann finden.

Freitag, 17. 2. 2040, 23.10 Uhr

»Tanzt du?«, fragte das Mädchen. Sie beugte sich vor, nahe genug, um sich im Lärm der Party verständlich zu machen, nahe genug für einen Kuss.

Kaden Lane beobachtete mit klinischer Sorgfalt, wie Don Juan seine körperlichen Reaktionen anpasste. Ein leichtes Lächeln. Freisetzung von Oxytocin. Erweiterung der Kapillargefäße in den Wangen. Eine Mischung aus Zuversicht und Erwartung. Optionale Antworten schossen ihm durch den Kopf, ansatzweise von seinen Lippen gebildet, während das Konversationspaket der Software die Möglichkeiten durchging:

[Ja, ich tanze sehr gern.]

[Klar! Welche Musik magst du am liebsten?]

[Mit einem so hübschen Mädchen wie dir immer.]

Signale verbreiteten sich durch das im hohen Maße modifizierte Netz der Nexus-Knoten in seinem Gehirn. Die Nanostrukturen der Droge evaluierten Daten, verarbeiteten sie, transformierten sie. Innerhalb von Millisekunden traf Don Juan eine Entscheidung. Der Input erreichte die Nexus-Knoten, die mit Neuronen in den Sprachzentren seiner Stirn- und Schläfenlappen verbunden waren. Nervenimpulse rasten von den Sprachzentren zum Motorkortex und von dort zu den Muskeln seiner Zunge und seines Kiefers, seiner Lippen und seines Zwerchfells. Einen Sekundenbruchteil nachdem er das Mädchen hatte sprechen hören, zogen sich diese Muskeln zusammen, um seine Antwort zu formulieren.

»Ja, ich tanze sehr gern«, hörte Kade sich sagen.

Wer schreibt nur so lahme Dialogzeilen?, fragte er sich.

»Wollen wir mal sehen, ob es heute Nacht etwas Gutes gibt?«, fragte sie.

Frances. Ihr Name war Frances. Vor zwanzig Minuten waren sie sich in diesem Korridor begegnet. Sie war 26 Jahre alt, Sternzeichen Jungfrau, und sie arbeitete als Grafikdesignerin. Frances roch gut, berührte ihn gern, wenn sie sich unterhielten, und sie sah ziemlich sexy in ihrer engen Hose und dem tief ausgeschnittenen Top aus. Sie mochte Acro-Yoga, laute Tanzmusik, Reisen nach Mittelamerika und ihre zwei Katzen.

Noch nie hatte Kade jemanden nach seinem Sternbild gefragt. Und wahrscheinlich hatte er es in gewisser Weise auch jetzt gar nicht getan. Die Software hatte es mit seinem Mund und seinen Lungen gemacht. Zählte das?

Der ganze Test sollte demonstrieren, dass die Software ihr Interface auf Nexus-Basis dazu benutzen konnte, Sprache und Gehör in einer realen Umgebung zu kontrollieren. Es war Rangan gewesen, der darauf bestanden hatte, diese Dating-App zum Test der Plattform zu verwenden und dass Kade das Versuchskaninchen sein sollte. Du wirst rauskommen und etwas Spaß haben, Kumpel, hatte er gesagt. Du hängst nur deprimiert rum. Ein Flirt mit ein paar Mädchen ist genau das, was du brauchst.

Nächstes Mal, dachte er, kann Rangan den Feldtest selbst machen.

»Klar. Schauen wir mal, was los ist«, antwortete Don Juan.

Kade zog sein Telefon hervor und befestigte es an der Wand. Don Juan sprach hinein: »Die heutigen Tanzpartys in der Bay Area. Volle Projektion für zwei.«

Frances wandte sich der Kamera zu. Ein Partygast rempelte sie an, als er durch den Korridor an ihr vorbeirannte. Sie drückte sich gegen Kade, schmiegte sich an ihn. Ihr Körper fühlte sich wirklich warm und verlockend an, wie er sich eingestehen musste. Er legte einen Arm um ihre Hüfte, als das Telefon seine Anfrage beantwortete. Vielleicht hatte Rangan gar nicht so unrecht gehabt …

Netzhautprojektoren suchten nach ihren Augen. Gerichtete Akustik zielte auf ihre Ohren. Die Events rollten durch ihr gemeinsames Sichtfeld.

SEROTONIN OVERLOAD IV

Ein kurzer Werbespot für die Party überflutete ihre Sinne: pulsierende Musik, synkopiertes Licht, warmes Lächeln, Tanzende, die sich umarmten und im Gleichtakt bewegten.

Frances verzog das Gesicht. »Etwas zu ernst für mich.«

Kade gluckste. »Nächste.«

CYGNUS EXPRESS – FUNDRAISING FÜR PROJEKT ODYSSEUS

Die Weiten des Alls, Planeten, die um ferne Sonnen kreisen, Partygäste in schimmernden Nachbildungen von Druckanzügen, piepende Erstkontaktsignale im statischen kosmischen Hintergrundrauschen, überlagert von einem treibenden Trance-Rhythmus.

Frances schüttelte den Kopf. Verdammt, es fühlte sich gut an, wenn sie sich an ihn schmiegte.

»Im Weltraum«, sagte sie, »kann dich niemand tanzen hören.«

Kade zuckte mit den Schultern. »Nächste.«

CARE BARE von UNITED SKEINS OF SEXY

Neue Bilder und Klänge: sich windende, fast nackte Körper, Haut berührte Haut, stöhnende pulsierende Töne, aufblitzende Münder, Beine und Brüste.

Frances bewegte ganz leicht ihre Hüfte an ihm. »Also, das sieht ziemlich heiß aus. Oder?«

Kade lachte laut. An jedem anderen Abend hätte er nicht den Mut gehabt, sich in eine solche Szene hinauszuwagen. Aber zum Teufel! Er hatte die Aufgabe, die Plattform, die sie auf die Nanobereich-Elemente von Nexus aufgesetzt hatten, bis an die Grenzen auszureizen.

Das wird ein wunderbarer Testfall, sagte er sich. Ich mache das alles nur für die Wissenschaft.

Don Juan antwortete für ihn. »Vielleicht. Hast du vor, mit mir zu flirten?«

Kade ließ ihn machen, ließ ihn mit dem Auge zwinkern.

Frances grinste, zog eine Augenbraue hoch und wandte sich ihm zu, während sie sich immer noch gegen seinen Körper drückte. »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«

Mit einem Aufschlag ihrer hübschen grünen Augen blickte sie zu ihm auf.

»Ach, ich glaube, die Freude wäre ganz auf deiner Seite«, erwiderte Don Juan. Kade legte auch den anderen Arm um ihre Hüfte und hielt sie fest, während er tief in ihre Augen blickte.

Frances biss sich auf die Unterlippe.

»Beweis es.«

Kade hätte vielleicht gestottert, wäre vielleicht errötet, aber jetzt hatte eine berechnendere Logik die Kontrolle übernommen. »Zu mir oder zu dir?«

Sie küssten sich im Stehen, Kade mit dem Rücken gegen die Wand des Raums, in den sie sich geschlichen hatten. Frances kicherte ständig. Sie machte es mit einem Spaß und einer Begeisterung, die Kade als ansteckend empfand. Sie küssten und küssten sich, sie kicherten und flüsterten. Kades klinische Distanziertheit schwand. Jemand öffnete die Tür zum Raum, sah sie und zog sich mit einer Entschuldigung schnell zurück. Wieder Kichern. Wieder Küssen. Kichern ging in Seufzen über. Seufzen in Reiben. Tastende Hände. Die Hitze ihrer Körper steigerte...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2014
Übersetzer Bernhard Kempen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Nexus
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Michael Crichton • Near future • Paolo Bacigalupi • science thriller • Science Thriller, Michael Crichton, Paolo Bacigalupi, Near Future
ISBN-10 3-641-13138-3 / 3641131383
ISBN-13 978-3-641-13138-8 / 9783641131388
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