Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Sharpes Gefecht (eBook)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
429 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-4602-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sharpes Gefecht -  Bernard Cornwell
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Portugal 1811. Sharpe und seine Rifles sind gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um die Vergewaltigung eines Mädchens zu verhindern. Die Übeltäter sind Mitglieder der Loup Brigade, einer französischen Eliteeinheit, benannt nach ihrem berüchtigten Kommandanten Brigadier Guy Loup. Und es kommt noch schlimmer: Die Männer haben alle Bewohner eines nahegelegenen Dorfes niedergemetzelt - sogar die Kinder. Für Sharpe steht fest: Von nun an heißt es Sharpes Rifles gegen die Loup Brigade.

KAPITEL EINS


Sharpe fluchte und drehte die Karte frustriert um. »Das Ding ist völlig unbrauchbar«, knurrte er.

»Wir könnten immer noch Feuer damit machen«, schlug Sergeant Harper vor. »Guter Zunder ist in diesen Hügeln selten.«

»Für was anderes ist die auch nicht zu gebrauchen«, sagte Sharpe. Die von Hand gezeichnete Landkarte zeigte verstreute Dörfer. Dünne Linien stellten Straßen, Bäche oder Flüsse dar, und ein paar vage Wellen sollten wohl Hügel sein, doch alles, was Sharpe sah, waren Berge. Keine Straßen und keine Dörfer, sondern nur graue, kahle, von Felsen übersäte Berge, deren Gipfel im Nebel lagen, und schmale Täler, durch die vom Regen angeschwollene Bäche rauschten. Sharpe hatte seine Kompanie ins Hochland an der Grenze von Spanien und Portugal geführt, und dort hatten sie sich dann verirrt. Doch seine Kompanie, vierzig Soldaten mit Tornistern, Provianttaschen, Munitionskisten und Waffen, schien das nicht zu kümmern. Sie waren einfach nur dankbar für die Rast, und so saßen oder lagen sie neben dem Weg im Gras. Ein paar zündeten sich Pfeifen an, und andere schliefen, während Captain Richard Sharpe die Karte auf den Kopf drehte und dann vor Wut zu einem Ball zerknüllte. »Verdammt, wir haben uns verirrt«, verkündete er das Offensichtliche und korrigierte sich dann ehrlich: »Ich habe mich verirrt.«

»Mein Großvater hat sich auch mal verirrt«, erzählte Harper hilfsbereit. »Er hatte sich einen jungen Stier von einem Kerl in Cloghanelly gekauft und wollte eine Abkürzung über die Derryveagh Mountains nehmen. Dann kam Nebel auf, und mein Großvater konnte rechts von links nicht mehr voneinander unterscheiden. Er hatte sich verirrt wie ein Lamm, ja, das hatte er, und dann ist auch noch der Stier in den Nebel gerannt und im Barra Valley über eine Klippe gesprungen. Mein Großvater hat immer erzählt, dass man das arme Tier auf dem ganzen Weg nach unten brüllen hören konnte, und dann hat es einen Schlag gegeben, als hätte man einen Dudelsack vom Kirchturm geworfen, nur lauter, denn mein Großvater schätzte, dass der Knall noch in Ballybofey zu hören war. Später haben wir immer darüber gelacht, doch damals nicht. Gott, nein, damals war das eine Tragödie. Wir konnten es uns nämlich nicht leisten, einen guten Jungstier zu verlieren, und …«

»Und Jesus weinte«, unterbrach Sharpe ihn. »Ich kann mir auch etwas nicht leisten, nämlich einen verdammten Sergeant zu verlieren, der nichts Besseres zu tun hat, als über einen verdammten Stier zu plappern!«

»Das Tier war sehr wertvoll!«, protestierte Harper. »Außerdem haben wir uns doch verirrt, Sir, und nichts Besseres zu tun.«

Lieutenant Price, der auf dem Marsch die Nachhut kommandiert hatte, gesellte sich nun zu seinem befehlshabenden Offizier. »Haben wir uns verirrt, Sir?«

»Nein, Harry, wir sind nur hier, weil mir die Gegend so gut gefällt – wo auch immer ›hier‹ sein mag.« Grimmig ließ Sharpe seinen Blick über das feuchte, öde Tal wandern. Für gewöhnlich war er sehr stolz auf seinen Orientierungssinn und seine Fähigkeit, sich in fremden Gegenden zurechtzufinden, doch jetzt hatte er sich völlig verirrt, und da die Wolken auch noch die Sonne verbargen, wusste er noch nicht einmal, wo Norden lag. »Wir brauchen einen Kompass«, sagte er.

»Oder eine Karte«, schlug Lieutenant Price fröhlich vor.

»Wir haben eine verdammte Karte. Hier.« Sharpe drückte seinem Lieutenant den Papierball in die Hand. »Major Hogan hat die für mich gezeichnet, und ich kann nichts damit anfangen, absolut gar nichts

»Ich war nie gut im Kartenlesen«, gestand Price. »Einmal habe ich mich verirrt, als ich ein paar Rekruten von Chelmsford in die Kaserne führen sollte, und das war eine gerade Straße. Damals hatte ich auch eine Karte. Offenbar habe ich ein Talent, mich zu verirren.«

»Mein Großvater war genauso«, erklärte Harper stolz. »Er war kaum durch die Tür, da hat er sich schon verlaufen. Ich habe unserem Captain hier gerade erzählt, wie er mal einen Jungstier nach Slieve Snaght geführt hat. Das Wetter war ziemlich übel, wissen Sie, und er hat eine Abkürzung genommen …«

»Halt einfach den Mund«, knurrte Sharpe.

»An dem zerstörten Dorf sind wir falsch abgebogen«, sagte Price, legte die Stirn in Falten und schaute sich die zerknüllte Karte an. »Ich glaube, wir hätten auf der anderen Seite des kleinen Flusses bleiben sollen, Sir.« Price zeigte es Sharpe auf der Karte. »Das heißt, wenn das denn das Dorf hier ist. Das ist wirklich schwer zu sagen. Aber in jedem Fall bin ich sicher, dass wir den kleinen Fluss nicht hätten überqueren dürfen, Sir.«

Sharpe nahm an, dass der Lieutenant recht hatte, aber er wollte das nicht zugeben. Sie hatten den kleinen Fluss vor zwei Stunden überquert, und Gott allein wusste, wo sie jetzt waren. Sharpe wusste noch nicht einmal, ob sie sich noch in Portugal oder schon in Spanien befanden, und die Landschaft und das Wetter sahen auch noch mehr nach Schottland als nach der iberischen Halbinsel aus. Eigentlich sollte Sharpe nach Vilar Formoso marschieren, wo seine Kompanie, die Leichte Kompanie des South Essex Regiments, dem Bürgermeister als Leibgarde dienen sollte, eine Aussicht, die Sharpe nicht gerade fröhlich stimmte. Garnisonsdienst war nur wenig besser, als Militärpolizei zu spielen, und Militärpolizisten waren die niedrigste Lebensform in der Armee. Doch dem South Essex Regiment mangelte es an Männern, also hatte man es von der Front abgezogen und ihm administrative Aufgaben zugeteilt. Der größte Teil des Regiments eskortierte mit Nachschub beladene Ochsenkarren, die man mit Barken den Tajo hinauf aus Lissabon gebracht hatte, oder es bewachte französische Gefangene auf dem Weg zu den Schiffen, die sie nach England bringen sollten. Doch die Leichte Kompanie hatte sich verirrt, und das nur, weil Sharpe geglaubt hatte, Kanonendonner in der Ferne zu hören. Er war sofort in Richtung des Geräuschs marschiert, aber nur um festzustellen, dass er sich geirrt hatte. Der Gefechtslärm – wenn es denn wirklich Gefechtslärm und nicht einfach nur Donner gewesen war – war verhallt, und jetzt wusste Sharpe nicht mehr, wo er war.

»Sind Sie sicher, dass das hier das zerstörte Dorf ist?«, fragte er Price und deutete auf den Punkt auf der Karte, den sein Lieutenant ihm gezeigt hatte.

»Beschwören würde ich das nicht, Sir. Wie gesagt, ich kann keine Karten lesen. Es könnte jede der Kritzeleien hier sein – oder gar keine.«

»Warum, zum Teufel, zeigen Sie mir das dann?«

»In der Hoffnung, Sie zu inspirieren, Sir«, antwortete Price in beleidigtem Ton. »Ich habe nur versucht zu helfen, Sir. Ich wollte Ihnen Hoffnung machen.« Er schaute wieder auf die Karte. »Vielleicht ist die Karte ja einfach nicht gut«, sagte er.

»Wir könnten sie immer noch als Zunder nehmen«, wiederholte Harper seinen Vorschlag.

»Eines ist jedenfalls sicher«, sagte Sharpe, als er Price die Karte wieder abnahm, »wir haben die Wasserscheide noch nicht überquert, und das wiederum heißt, dass diese Bäche und Flüsse nach Westen fließen müssen.« Er hielt kurz inne. »Es sei denn natürlich, die ganze verdammte Welt steht auf dem Kopf, was vermutlich auch stimmt, aber solange auch nur die kleinste Chance besteht, dass dem verdammt noch mal nicht so ist, werden wir den Wasserläufen folgen. Hier …« Er warf Harper die Karte zu. »Zunder.«

»Das hat mein Großvater auch getan«, sagte Harper und steckte die zerknüllte Karte in seine ausgeblichene und ausgefranste grüne Jacke. »Er ist dem Wasser gefolgt …«

»Halt den Mund«, befahl Sharpe ihm wieder, doch er klang nicht mehr wütend. Stattdessen senkte er die Stimme, und gleichzeitig bedeutete er seinen Kameraden mit der linken Hand, sich hinzuhocken. »Da ist ein verdammter Froschfresser«, sagte er, »oder etwas Ähnliches. Ich habe so eine Uniform noch nie gesehen.«

»Verdammt«, sagte Price und duckte sich auf dem Pfad.

Denn knapp zweihundert Yards entfernt war ein Reiter aufgetaucht. Der Mann hatte die britischen Infanteristen noch nicht gesehen, und er schien auch nicht nach Feinden Ausschau zu halten. Im Schritt ritt er aus einem Seitental. Dann zügelte er sein Pferd, schwang sich müde aus dem Sattel, schlang die Zügel um seinen Arm, öffnete seine Hose und pisste neben den Weg. Von seiner Pfeife stieg Rauch in die feuchte Luft auf.

Harpers Gewehr klickte, als er den Hahn spannte. Sharpes Männer, sogar die, die bis jetzt geschlafen hatten, waren nun allesamt hellwach und lagen regungslos im Gras. Selbst wenn sich der Reiter umdrehte, würde er sie nicht entdecken. Sharpes Einheit bestand aus erfahrenen Plänklern. Seit zwei Jahren kämpften sie nun schon in Portugal und Spanien und nahmen es mit jedem auf.

»Erkennen Sie die Uniform?«, flüsterte Sharpe zu Price.

»Die habe ich noch nie gesehen, Sir.«

»Pat?«, wandte Sharpe sich an Harper.

»Der sieht wie ein verdammter Russe aus«, antwortete Harper. Er hatte zwar noch nie einen russischen Soldaten gesehen, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich diese Kreaturen immer grau vorgestellt, und der geheimnisvolle Reiter war ganz in Grau gekleidet. Er trug eine kurze Dragonerjacke, eine graue Hose und hatte einen grauen Rosshaarschweif auf dem stahlgrauen Helm. Oder vielleicht, dachte Sharpe, war das auch nur ein grauer Stoffüberzug, damit das Metall des Helms nicht in der Sonne funkelte.

»Ein Spanier?«, überlegte Sharpe laut.

»Die Dons mögen es bunt, Sir«, sagte Harper. »Die sterben nicht gern in tristem Stoff.«

»Vielleicht ist das ja ein Guerillero«, schlug Sharpe vor.

»Er trägt eine Froschhose«, sagte Price, »und Froschwaffen.« Der pissende...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2014
Reihe/Serie Sharpe-Serie
Übersetzer Rainer Schumacher
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Sharpe's Battle
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1811 • 18. - 19. Jahrhundert • 19. Jahrhundert • 19. Jh • Abenteuer • Bernard Cornwell • England • Fuentes de Onoro • Historical • Historienroman • historisch • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Kriegsverbrechen • Loup Brigade • Militärisch • Mittelalter • Napoleon • Napoleonische Kriege • Portugal • Rache • Rebecca Gable • Richard Sharpe • Spanienfeldzug • Spanien / Portugal • Warringham • Wellington
ISBN-10 3-8387-4602-3 / 3838746023
ISBN-13 978-3-8387-4602-9 / 9783838746029
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
CHF 14,65
Eine Reise zu den Anfängen des Denkens in der Steinzeit

von Silvia Ferrara

eBook Download (2023)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 19,50