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Auf den Marmorklippen

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
113 Seiten
2014 | 4. Druckauf., 2023
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-96065-5 (ISBN)

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Auf den Marmorklippen - Ernst Jünger
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Für Dolf Sternberger waren die Marmorklippen »das kühnste Erzeugnis der Schönen Literatur, das während der Zeit des Dritten Reichs in Deutschland ans Licht getreten ist«.

»[...] es ist das Renommierbuch der 12 Jahre«, konstatierte Thomas Mann - und gleichzeitig sind die »Marmorklippen« das Problembuch der nationalsozialistischen Zeit.


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Für Dolf Sternberger waren die Marmorklippen »das kühnste Erzeugnis der Schönen Literatur, das während der Zeit des Dritten Reichs in Deutschland ans Licht getreten ist«.

»[...] es ist das Renommierbuch der 12 Jahre«, konstatierte Thomas Mann - und gleichzeitig sind die »Marmorklippen« das Problembuch der nationalsozialistischen Zeit.

»Auf den Marmorklippen« aus dem Jahr 1939 galt lange als ethisches und ästhetisches Problembuch im Werk Ernst Jüngers und wurde zugleich vielfach als Parabel auf den Nationalsozialismus verstanden. Nicht nur Jünger selbst schrieb ihm nachträglich eine darüber hinausreichende geschichtsphilosophische Erklärungsmacht zu.

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901–1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914–1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919–1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936–1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939–1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946–1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966–1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.

Auf den Marmorklippen

1

Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glückes ergreift. Wie unwiderruflich sind sie doch dahin, und unbarmherziger sind wir von ihnen getrennt als durch alle Entfernungen. Auch treten im Nachglanz die Bilder lockender hervor; wir denken an sie wie an den Körper einer toten Geliebten zurück, der tief in der Erde ruht und der uns nun gleich einer Wüstenspiegelung in einer höheren und geistigeren Pracht erschauern läßt. Und immer wieder tasten wir in unseren durstigen Träumen dem Vergangenen in jeder Einzelheit, in jeder Falte nach. Dann will es uns scheinen, als hätten wir das Maß des Lebens und der Liebe nicht bis zum Rande gefüllt gehabt, doch keine Reue bringt das Versäumte zurück. O möchte dieses Gefühl uns doch für jeden Augenblick des Glückes eine Lehre sein!
Und süßer noch wird die Erinnerung an unsere Mond- und Sonnenjahre, wenn jäher Schrecken sie beendete. Dann erst begreifen wir, wie sehr es schon ein Glücksfall für uns Menschen ist, wenn wir in unseren kleinen Gemeinschaften dahinleben, unter friedlichem Dach, bei guten Gesprächen und mit liebevollem Gruß am Morgen und zur Nacht. Ach, stets zu spät erkennen wir, daß damit schon das Füllhorn reich für uns geöffnet war.
So denke ich auch an die Zeiten, in denen wir an der Großen Marina lebten, zurück - erst die Erinnerung treibt ihren Zauber hervor. Damals freilich schien manche Sorge, mancher Kummer uns die Tage zu verdunkeln, und vor allem waren wir vor dem Oberförster auf der Hut. Wir lebten daher mit einer gewissen Strenge und in schlichten Gewändern, obwohl kein Gelübde uns band. Zweimal im Jahre ließen wir indessen das rote Futter durchleuchten - einmal im Frühling und einmal im Herbst.
Im Herbste zechten wir als Weise und taten den köstlichen Weinen, die an den Südhängen der Großen Marina gedeihen, Ehre an. Wenn wir in den Gärten zwischen dem roten Laube und den dunklen Trauben die scherzenden Rufe der Winzer vernahmen, wenn in den kleinen Städten und Dörfern die Torkel zu knarren begannen und der Geruch der frischen Trester um die Höfe seine gärenden Schleier zog, stiegen wir zu den Wirten, den Küfern und Weinbauern hinab und tranken mit ihnen aus dem bauchigen Krug. Dort trafen wir immer heitere Genossen an, denn das Land ist reich und schön, so daß unbekümmerte Muße in ihm gedeiht, und Witz und Laune gelten als bare Münze in ihm.
So saßen wir Abend für Abend beim fröhlichen Mahl. In diesen Wochen ziehen vermummte Wingertswächter vom Morgengrauen bis zur Nacht mit Knarren und Flinten in den Gärten umher und halten die lüsternen Vögel in Schach. Spät kehren sie mit Kränzen von Wachteln, von gesprenkelten Drosseln und Feigenfressern zurück, und bald erscheint dann ihre Beute auf Weinlaub gebettet in großen Schüsseln auf dem Tisch. Auch aßen wir gern geröstete Kastanien und junge Nüsse zum neuen Weine und vor allem die herrlichen Pilze, nach denen man dort mit Hunden in den Wäldern spürt - die weiße Trüffel, die zierliche Werpel und den roten Kaiserschwamm.
Solange der Wein noch süß und honigfarben war, saßen wir einträchtig am Tisch, bei friedlichen Gesprächen und oft den Arm auf die Schulter des Nachbarn gelegt. Sobald er jedoch zu arbeiten und die erdigen Teile abzustoßen begann, wachten die Lebensgeister mächtig auf. Es gab dann glänzende Zweikämpfe, bei denen die Waffe des Gelächters entschied und bei denen sich Fechter begegneten, die sich durch die leichte, freie Führung des Gedankens auszeichneten, wie man sie nur in einem langen, müßigen Leben gewinnt.
Aber höher noch als diese Stunden, die in funkelnder Laune dahineilten, schätzten wir den stillen Heimweg durch Gärten und Felder in der Tiefe der Trunkenheit, während schon der Morgentau sich auf die bunten Blätter schlug. Wenn wir das Hahnentor der kleinen Stadt durchschritten hatten, sahen wir zu unserer Rechten den Se

Erscheint lt. Verlag 23.1.2014
Zusatzinfo Hintergrundillustrationen Cover: Niklas Sagebiel
Sprache deutsch
Maße 116 x 190 mm
Gewicht 136 g
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Schlagworte 1939 • 1968 • Augustus • Belletristik • Billig • Bundesrepublik • Camus • Deutsche Literatur • Deutschland • Drittes Reich • eBook • E-Book • Europa • Frankfurter • Frankreich • Guillotine • günstig • Heidelberg • Migration • Nationalsozialismus • Parabel • Politik • Revolution • Schrecken • Science-fiction • Spanien • Taschenbuch
ISBN-10 3-608-96065-1 / 3608960651
ISBN-13 978-3-608-96065-5 / 9783608960655
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