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Die Kameliendame (eBook)

eBook Download: EPUB
2012 | 2. Auflage
260 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-78690-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kameliendame -  der Jüngere,  Alexandre Dumas
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Paris im 19. Jahrhundert, rauschende Feste und Champagner: Marguerite Gautier ist die Königin der Pariser Halbwelt, schön und rätselhaft. Die einzigen Blumen, die sie entgegennimmt, sind Kamelien. Als der junge Bourgeois Armand Duval sich heftig in sie verliebt, gibt sie ihr freizügiges Leben auf. Doch Armands Vater sorgt sich um das Ansehen der Familie - Marguerite ist bereit, ihre Liebe zu opfern ... Endlich liegt Die Kameliendame in einer glanzvollen Neuübersetzung vor - ein wunderbares Leseerlebnis.

<p>Alexandre Dumas (d.J.) wurde am 24. Juli 1824 in Paris geboren. Als Schriftsteller trat er in die Fu&szlig;stapfen seines gleichnamigen Vaters, der ihm den Zugang in die Pariser Literatenszene erm&ouml;glichte, sich in famili&auml;ren Dingen jedoch zeitlebens von seinem unehelichen Sohn distanzierte. Neben Romanen verfasste er zahlreiche B&uuml;hnenst&uuml;cke und gilt als Begr&uuml;nder des Gesellschaftsdramas. <em>Die Kameliendame</em> ist sein bekanntestes Werk. Dumas starb am 27. November 1895 in Marly-le-Roi bei Paris.</p>

XIII


»Sie waren fast genauso schnell wie wir«, sagte Prudence.

»Ja«, erwiderte ich zerstreut. »Wo ist Marguerite?«

»Zu Hause.«

»Allein?«

»Mit Monsieur de G.?.?.«

Ich ging mit großen Schritten im Salon auf und ab.

»Was haben Sie denn?«

»Glauben Sie, ich finde es lustig, hier zu warten, bis Monsieur de G.?.?. sich von Marguerite verabschiedet hat?«

»Sie sind auch nicht gerade vernünftig. Begreifen Sie doch, daß Marguerite den Grafen nicht vor die Tür setzen kann. Monsieur de G.?.?. war lange mit ihr zusammen, er hat ihr stets viel Geld gegeben; er tut es weiterhin. Marguerite gibt im Jahr mehr als hunderttausend Francs aus; sie hat viele Schulden. Der Herzog schickt ihr das, um was sie ihn bittet, aber sie wagt nicht immer, um alles zu bitten, was sie braucht. Sie darf sich nicht mit dem Grafen überwerfen, von dem sie mindestens zehntausend Francs im Jahr bekommt. Marguerite hat Sie gern, mein lieber Freund, aber Ihre Liaison darf in Ihrer beider Interesse nichts Ernstes werden. Mit Ihren sieben- oder achttausend Francs Rente werden Sie den Luxus dieses Mädchens nicht bestreiten können; es würde nicht reichen für den Unterhalt ihres Wagens. Nehmen sie Marguerite als das, was sie ist, ein gutes, geistreiches und schönes Mädchen; seien Sie einen Monat, zwei Monate ihr Liebhaber; bringen Sie ihr Blumen, Bonbons und Theaterkarten, aber hüten Sie sich, mehr zu wollen, und machen Sie ihr keine lächerlichen Eifersuchtsszenen. Sie wissen doch, mit wem Sie es zu tun haben; Marguerite ist kein Engel. Sie gefallen ihr, Sie haben sie gern, machen Sie sich über das Weitere keine Sorgen. Ich finde es reizend, wie Sie den Empfindlichen spielen! Sie haben die begehrenswerteste Mätresse von Paris! Sie empfängt Sie in einer prachtvollen Wohnung, sie ist mit Diamanten behängt, sie kostet Sie keinen Sou, wenn Sie wollen, und Sie sind immer noch nicht zufrieden. Zum Teufel! Sie verlangen zuviel.«

»Sie haben recht, aber ich kann nichts dagegen machen, der Gedanke, daß dieser Mann ihr Liebhaber ist, tut mir entsetzlich weh.«

»Zunächst einmal«, wandte Prudence ein, »ist er denn noch ihr Liebhaber? Er ist jemand, den sie braucht, nichts weiter. Seit zwei Tagen verschließt sie ihre Tür vor ihm; heute morgen ist er gekommen, sie konnte nicht anders, als seine Loge und seine Begleitung annehmen. Er hat sie nach Hause gebracht, er kommt einen Augenblick mit hinauf, er bleibt nicht, denn Sie warten ja hier. All das ist völlig normal, scheint mir. Den Herzog akzeptieren Sie doch auch?«

»Ja, aber er ist ein alter Mann, und ich bin sicher, daß Marguerite nicht seine Geliebte ist. Außerdem kann man oftmals ein Verhältnis dulden, nicht jedoch zwei. Solche Leichtfertigkeit sieht allzusehr nach Berechnung aus und stellt den Mann, der sich, und sei es aus Liebe, damit einverstanden erklärt, auf eine Stufe mit denjenigen, die ein Gewerbe aus diesem Einverständnis machen und daraus Profit ziehen.«

»Ach, mein Lieber, wie rückständig Sie sind! Wie viele der Edelsten, der Elegantesten, der Reichsten habe ich gesehen, die eben das taten, wozu ich Ihnen rate, und ganz ohne Anstrengung, ohne Scham, ohne Gewissensbisse! Das sieht man doch jeden Tag. Wie sollten die Pariser Mätressen denn ihren Lebensstil aufrechterhalten, wenn sie nicht drei oder vier Liebhaber gleichzeitig hätten? Kein noch so beträchtliches Vermögen wäre allein imstande, die Ausgaben einer Frau wie Marguerite zu decken. Fünfhunderttausend Francs, das ist in Frankreich schon ein enormes Vermögen. Aber, mein lieber Freund, fünfhunderttausend Francs würden nicht reichen, und zwar aus folgendem Grund: Ein Mann, der solche Einkünfte hat, führt ein großes Haus mit Pferden, Dienstboten, Wagen, Jagdpartien, Freunden; oft ist er verheiratet und hat Kinder, er schickt seine Pferde auf Rennen, er spielt, er reist, was weiß ich! All diese Gewohnheiten kann er nicht aufgeben, ohne als ruiniert zu gelten und ohne einen Skandal zu verursachen. Mit fünfhunderttausend Francs im Jahr kann er einer Frau alles in allem nicht mehr als vierzig- oder fünfzigtausend jährlich zahlen, und das ist immer noch viel. Also müssen eben andere Liebschaften für die restlichen Unkosten der Frau aufkommen. Bei Marguerite ist es noch bequemer; durch ein himmlisches Wunder ist sie auf einen zehn Millionen schweren Alten gestoßen, dessen Frau und Tochter verstorben sind, der nur noch Neffen hat, die selber reich sind, und der ihr alles gibt, was sie will, ohne etwas dafür zu fordern; aber sie kann nicht mehr als sechzigtausend Francs verlangen, und ich bin sicher, verlangte sie mehr, würde er es ihr trotz seines Reichtums und seiner Zuneigung verweigern.

All die jungen Leute, die in Paris eine Rente von zwanzig- oder dreißigtausend Livres haben, das heißt in der Gesellschaft, in der sie verkehren, kaum so viel, wie sie zum Leben brauchen, sie wissen, wenn sie sich eine Frau wie Marguerite zur Geliebten nehmen, ganz genau, daß diese mit dem, was sie ihr geben, nicht einmal ihre Wohnung und ihre Dienerschaft bezahlen könnte. Sie sagen ihr nicht, daß sie es wissen, sie tun, als sähen sie nichts, und wenn es ihnen reicht, machen sie sich davon. Wenn sie so eitel sind, daß sie für alles aufkommen, ruinieren sie sich wie Narren und gehen dann nach Afrika, um sich totschießen zu lassen, nachdem sie in Paris hunderttausend Francs Schulden aufgehäuft haben. Glauben Sie, die Frau ist ihnen dankbar? Nicht im geringsten. Im Gegenteil, sie sagt, sie habe ihnen ihre Stellung geopfert und Geld verloren, während sie mit ihnen zusammen war. Ah! Sie finden das alles beschämend, nicht? Aber es ist wahr. Sie sind ein charmanter Junge, den ich von Herzen gern habe, ich lebe seit zwanzig Jahren unter Frauen, die sich aushalten lassen, ich weiß, was sie sind und was sie wert sind, und ich möchte nicht, daß Sie der Caprice eines hübschen Mädchens zu viel Bedeutung beimessen.

Und angenommen«, fuhr Prudence fort, »Marguerite liebte Sie so sehr, daß sie bereit wäre, auf den Grafen und den Herzog zu verzichten, falls letzterer von Ihrem Verhältnis erführe und sie aufforderte, zwischen Ihnen und ihm zu wählen; das Opfer, das sie Ihnen bringen würde, wäre gewaltig, das ist unbestreitbar. Welches Opfer könnten Sie ihr dafür bringen? Wenn sich irgendwann der Überdruß einstellt, wenn Sie nicht mehr wollen, was tun Sie dann, um sie für das zu entschädigen, was sie durch Sie verloren hat? Nichts. Sie haben sie von der Welt abgeschnitten, in der ihr Glück und ihre Zukunft lagen, sie hat Ihnen ihre besten Jahre geschenkt, und nun wird sie vergessen. Entweder Sie sind ein gewöhnlicher Mann, dann werden Sie ihr ihre Vergangenheit vorwerfen und sie verlassen mit dem Argument, Sie handelten auch nur wie ihre anderen Liebhaber, und Sie werden sie dem sicheren Elend preisgeben; oder Sie sind ein Ehrenmann und fühlen sich gezwungen, bei ihr zu bleiben, doch dann stürzen Sie sich selbst unvermeidlich ins Unglück, denn eine solche Liaison mag bei einem jungen Mann verzeihlich sein, bei einem reifen Mann ist sie es nicht mehr. Sie wird für alles andere zum Hindernis, sie läßt keine Familie und keine Ambitionen zu, diese späteren und letzten Leidenschaften des Mannes. Hören Sie also auf mich, mein Freund, nehmen Sie die Dinge, nehmen Sie die Frauen als das, was sie sind, und geben Sie einer Kurtisane keinen Grund zu glauben, Sie stünden durch irgend etwas in ihrer Schuld.«

Das war vernünftig gedacht und von einer Logik, die ich Prudence nicht zugetraut hätte. Ich wußte nichts darauf zu sagen, außer daß sie recht hatte; ich gab ihr die Hand und bedankte mich für ihre Ratschläge.

»Nun, nun«, ermunterte sie mich, »verscheuchen Sie die bösen Gedanken und lachen Sie wieder; das Leben ist reizvoll, mein Lieber, es kommt auf die Brille an, durch die man es betrachtet. Fragen Sie doch Ihren Freund Gaston, er scheint mir die gleiche Auffassung von der Liebe zu haben wie ich. Denken Sie jetzt an nichts anderes, wenn Sie nicht ein dummer Junge sein wollen, als an die Schöne, die hier nebenan ungeduldig wartet, bis der Mann, der bei ihr ist, endlich geht, und die an Sie denkt, die ihre Nacht für Sie reserviert hat und sie liebt, da bin ich ganz sicher. Kommen Sie zu mir ans Fenster, wir wollen den Aufbruch des Grafen beobachten, es wird nicht mehr lange dauern, bis er das Feld für uns räumt.«

Prudence öffnete das Fenster, und wir beugten uns nebeneinander über die Brüstung.

Sie schaute den Passanten nach, ich träumte.

Mir brummte der Kopf von all dem, was sie gesagt hatte, und ich mußte mir eingestehen, daß sie recht hatte; die wirkliche Liebe aber, die ich für Marguerite hegte, konnte sich damit nur schwer abfinden. So stieß ich immer wieder einen Seufzer aus, worauf Prudence mich anblickte und mit den Schultern zuckte wie ein Arzt, der einen Kranken aufgibt.

Wie einem durch den Ansturm der Gefühle doch bewußt wird, daß das Leben kurz ist, dachte ich bei mir. Ich kenne Marguerite erst seit zwei Tagen, erst seit gestern ist sie meine Mätresse, doch sie bestimmt schon derart mein Denken, mein Herz und mein Leben, daß der Besuch dieses Grafen G.?.?. ein Unglück für mich ist.

Endlich kam der Graf aus dem Haus, stieg in seinen Wagen und verschwand. Prudence schloß das Fenster.

Im selben Augenblich rief Marguerite nach uns.

»Kommen Sie rasch, der Tisch ist gedeckt, wir wollen zu Abend essen.«

Als ich ihre Wohnung betrat, lief sie auf mich zu, fiel mir um den Hals und küßte mich leidenschaftlich.

»Sind wir immer noch mürrisch?« fragte sie mich.

»Nein, das ist vorbei«, antwortete Prudence, »ich habe...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2012
Übersetzer Andrea Spingler
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte insel taschenbuch 4267 • IT 4267 • IT4267 • Leidenschaft • Liebe • Paris
ISBN-10 3-458-78690-2 / 3458786902
ISBN-13 978-3-458-78690-0 / 9783458786900
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