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Die Zeit der Verachtung (eBook)

Roman - Die Hexer-Saga 2
eBook Download: EPUB
2009 | 2. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40160-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Zeit der Verachtung -  Andrzej Sapkowski
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Die Bücher zur NETFLIX-Serie - Die Hexer-Saga 2 in der opulenten Fan-Edition Ciri wird von allen Seiten gejagt. Auch Hexer Geralt kann sie nur mit Mühe schützen. Als er schwer verwundet wird, kann Ciri zwar fliehen, doch sie findet sich in einer entsetzlichen Wüste wieder - mit einem verirrten Einhorn als einzigem Gefährten.  

Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Autor. Er lebt in ?ód?. Seine Hexer-Saga erreicht weltweit Millionenauflagen. Höchst erfolgreich ist auch seine Mittelalter-Trilogie um den Medicus Reinmar von Bielau. 2008 wurde Andrzej Sapkowski mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ?ód? ausgezeichnet.   

Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Autor. Er lebt in Łódź. Seine Hexer-Saga erreicht weltweit Millionenauflagen. Höchst erfolgreich ist auch seine Mittelalter-Trilogie um den Medicus Reinmar von Bielau. 2008 wurde Andrzej Sapkowski mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Łódź ausgezeichnet.   

Zu sagen, ich hätte sie gekannt, wäre eine Übertreibung. Ich glaube, außer dem Hexer und der Zauberin kannte sie niemand wirklich. Als ich sie zum ersten Mal sah, machte sie überhaupt keinen großen Eindruck auf mich, selbst unter den ziemlich unheimlichen Begleitumständen. Ich habe Leute gekannt, die behaupteten, sofort, bei der ersten Begegnung den Hauch des Todes gespürt zu haben, der dieses Mädchen umgab. Mir jedoch kam sie ganz gewöhnlich vor, aber ich wusste ja, dass sie nicht gewöhnlich war – daher habe ich mich besonders bemüht, sie eingehend zu betrachten, in ihr das Ungewöhnliche zu entdecken, zu erfühlen. Doch ich beobachtete nichts und fühlte nichts. Nichts, was die späteren tragischen Ereignisse hätte signalisieren, ankündigen, ahnen lassen können. Die Ereignisse, deren Ursache sie war. Und die Ereignisse, die sie selbst herbeiführte.

 

Rittersporn, Ein halbes Jahrhundert Poesie

DAS ZWEITE KAPITEL


Gleich an der Weggabelung, wo der Wald endete, waren zehn Stangen in die Erde gerammt. Am oberen Ende jeder Stange war ein Wagenrad befestigt. Über den Rädern drängten sich Raben und Krähen, pickten und rissen an den Leichen, die an Felgen und Speichen festgebunden waren. Ob der Höhe der Stangen und der Menge der Vögel ließ sich allerdings nur erahnen, was das für Reste waren, die auf den Rädern ruhten. Doch es waren Leichen. Es konnte nichts anderes sein.

Ciri wandte den Kopf ab und rümpfte angewidert die Nase. Der Wind kam von den Stangen, der Übelkeit erregende Gestank der sich zersetzenden Leichen hing über der Weggabelung.

»Eine bemerkenswerte Dekoration.« Yennefer beugte sich im Sattel seitwärts und spuckte auf den Boden, wobei sie vergaß, dass sie erst vor Kurzem Ciri für das Gleiche scharf getadelt hatte. »Malerisch und duftend. Aber warum hier, am Rande des Walddickichts? Für gewöhnlich stellt man derlei direkt vor den Stadtmauern auf. Habe ich recht, ihr guten Leute?«

»Das sind Eichhörnchen, edle Dame«, beeilte sich einer der fliegenden Händler zu versichern, die sie an der Wegscheide eingeholt hatten. Er hielt einen Schecken zurück, der vor einen entladenen zweirädrigen Karren gespannt war. »Elfen. Dort auf den Stangen. Deshalb stehen die Stangen auch im Walde. Den anderen Eichhörnchen zur Warnung.«

»Heißt das« – die Zauberin schaute ihn an –, »dass man lebendig gefangene Scioa’tael hierherbringt …«

»Elfen, meine Dame, lassen sich selten lebendig fangen«, unterbrach sie der Händler. »Und wenn die Krieger wirklich einen erwischen, dann bringen sie ihn in die Stadt, denn da wohnen die sesshaften Nichtmenschen. Wenn die sich auf dem Markt die Hinrichtung ansehen, vergeht ihnen sofort die Lust, sich den Eichhörnchen anzuschließen. Aber wenn Elfen im Kampfe getötet werden, bringt man die Leichen an Wegscheiden und hängt sie an die Stangen. Manchmal bringt man sie von weit her, dass sie schon ganz verstunken sind …«

»Wenn ich daran denke«, fauchte Yennefer, »dass uns nekromantische Praktiken aus Respekt vor der Majestät des Todes verboten sind, aus Achtung vor den Verschiedenen, den Leichnamen, denen Ehre, Ruhe, eine rituelle und zeremonielle Bestattung gebühren …«

»Was sagt Ihr, Herrin?«

»Nichts. Lass uns schleunigst weiterreiten, Ciri, möglichst weit weg von hier. Pfui, mir kommt es so vor, als sei ich schon ganz von diesem Gestank durchtränkt.«

»Mir auch, ojojoj«, sagte Ciri und lenkte das Pferd im Trab um den Wagen des Hausierers herum. »Lass uns Galopp reiten, ja?«

»Gut … Ciri! Galopp, aber keinen irrsinnigen!«

 

Bald erblickten sie die Stadt, groß, von Mauern umringt, auf denen sich Türme mit spitzen, funkelnden Dächern erhoben. Hinter der Stadt aber war das Meer zu sehen, blaugrün, wie es in den Strahlen der Morgensonne glitzerte, hier und da mit den weißen Flecken von Segeln betupft. Ciri hielt das Pferd am Rande eines sandigen Abhangs an, stellte sich in den Steigbügeln auf, sog gierig den Wind und den Geruch in die Nase.

»Gors Velen«, sagte Yennefer, als sie herangeritten kam und Seite an Seite mit ihr stehenblieb. »Endlich sind wir am Ziel. Reiten wir zurück auf die Straße.«

Auf der Landstraße verfielen sie wieder in leichten Galopp, ließen ein paar Ochsenkarren und mit Holzbündeln beladene Fußgänger zurück.

Als sie alle überholt hatten und allein waren, zügelte die Zauberin das Pferd und hielt Ciri mit einer Geste zurück. »Komm näher heran«, sagte sie. »Noch näher. Nimm die Zügel und führe mein Pferd. Ich brauche beide Hände.«

»Wozu?«

»Nimm die Zügel, bitte.«

Yennefer nahm aus einer Satteltasche einen kleinen silbernen Spiegel, rieb ihn, worauf sie leise einen Spruch sagte. Der Spiegel glitt ihr aus der Hand, schwebte ein Stück fort und blieb über dem Hals des Pferdes hängen, genau vor dem Gesicht der Zauberin.

Ciri seufzte vor Verwunderung, leckte sich die Lippen.

Die Zauberin holte einen Kamm aus der Satteltasche, nahm das Barett ab und kämmte sich eine Weile energisch die Haare. Ciri wahrte Schweigen. Sie wusste, dass man Yennefer beim Kämmen nicht stören und sie nichts fragen durfte. Die malerische und scheinbar lässige Unordnung ihrer üppigen Locken war das Ergebnis langwieriger Bemühungen und erforderte reichlich Anstrengung.

Die Zauberin langte wieder nach einer der Satteltaschen. Sie befestigte Diamantringe an den Ohren und streifte Armreifen über beide Handgelenke. Sie nahm den Schal ab und knöpfte die Bluse ein Stück auf, so dass der Hals und das schwarze Band mit dem Obsidianstern zum Vorschein kamen.

»Ha!« Ciri hielt es schließlich nicht mehr aus. »Ich weiß, warum du das machst! Du willst hübsch aussehen, weil wir in die Stadt reiten! Stimmt’s?«

»Stimmt.«

»Und ich?«

»Was – du?«

»Ich will auch hübsch aussehen! Ich werde mich kämmen …«

»Setz die Mütze auf«, sagte Yennefer scharf, den Blick noch immer auf den Spiegel gerichtet, der über den Ohren des Pferdes schwebte. »So, wie sie war. Und verbirg die Haare darunter.«

Ciri fauchte wütend, gehorchte aber augenblicklich. Sie hatte längst gelernt, Färbungen und Schattierungen in der Stimme der Zauberin zu unterscheiden. Sie wusste, wann man es mit einer Diskussion versuchen durfte und wann nicht.

Als Yennefer endlich die Locken auf ihrer Stirn geordnet hatte, holte sie eine Phiole von grünem Glas aus einer Satteltasche. »Ciri«, sagte sie sanfteren Tones. »Wir reisen geheim. Und die Reise ist noch nicht zu Ende. Darum musst du die Haare unter der Mütze verbergen. In jedem Stadttor gibt es Leute, die dafür bezahlt werden, dass sie die Reisenden eingehend und gründlich beobachten. Verstehst du?«

»Nein«, erwiderte Ciri dreist und zog dem Rappen der Zauberin die Zügel an. »Du hast dich so herausgeputzt, dass diesen Aufpassern vom Tor die Augen aus dem Kopf fallen werden! Ein schönes Geheimnis!«

Yennefer lächelte. »Die Stadt, zu deren Toren wir unterwegs sind, ist Gors Velen. Ich brauche mich in Gors Velen nicht zu tarnen, ich würde sagen, eher im Gegenteil. Bei dir ist es etwas anderes. Dich darf niemand in Erinnerung behalten.«

»Diejenigen, die dich angaffen, werden auch mich bemerken!«

Die Zauberin entkorkte die Phiole, aus der es nach Stachelbeeren und Flieder roch. Sie steckte den Zeigefinger in die Phiole und tupfte sich etwas von dem Inhalt unter die Augen.

»Ich glaube kaum«, sagte sie, noch immer geheimnisvoll lächelnd, »dass jemand dich beachten wird.«

 

Vor der Brücke stand eine lange Reihe von Reitern und Wagen, und unmittelbar vor dem Tor drängten sich die Reisenden und warteten, bis sie mit der Kontrolle an der Reihe wären. Ciri entrüstete sich und begann zu murren, verärgert von der Aussicht auf langes Warten. Yennefer jedoch richtete sich im Sattel auf und ritt im Trab los, wobei sie hoch über die Köpfe der Reisenden hinwegblickte – die wiederum traten rasch beiseite, machten Platz, verbeugten sich ehrerbietig. Die Wächter in den langen Kettenhemden hatten die Zauberin ebenfalls erblickt und machten ihr den Weg frei, ohne die Lanzenschäfte zu schonen, mit denen sie starrsinnige oder zu langsame Leute wegdrängten.

»Hierher, hierher, edle Dame!«, rief einer der Wächter, der Yennefer anstarrte und blass wurde. »Kommt hier herein, bitte schön! Beiseitetreten! Beiseite, ihr Flegel!«

Der eilends herbeigerufene Wachführer lehnte sich aus der Wachstube, finster und wütend, doch beim Anblick von Yennefer hellte sich seine Miene auf, er riss Mund und Augen auf, verneigte sich tief. »Ich heiße dich untertänigst in Gors Velen willkommen, erlauchte Herrin«, stammelte er, während er sich wieder aufrichtete und weiterglotzte. »Zu deinen Diensten … Steht es in meiner Macht, der edlen Dame dienstbar zu sein? Soll ich eine Eskorte geben? Einen Führer? Vielleicht jemanden herbeirufen?«

»Nicht nötig.« Yennefer reckte sich im Sattel, schaute von oben auf ihn herab. »Ich bleibe nur kurz in der Stadt. Ich reise nach Thanedd.«

»Versteht sich.« Der Soldat trat von einem Fuß auf den anderen, ohne den Blick vom Gesicht der Zauberin zu wenden. Die übrigen Wächter glotzten ebenfalls. Ciri straffte sich stolz und warf den Kopf zurück, stellte jedoch fest, dass niemand sie anschaute. Als wäre sie überhaupt nicht vorhanden.

»Versteht sich«, wiederholte der Wachführer. »Nach Thanedd, ja … Zur Zusammenkunft. Ich verstehe, versteht sich. Dann wünsche ich also …«

»Danke.« Die Zauberin trieb das Pferd an,...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2009
Reihe/Serie Die Hexer-Saga
Übersetzer Erik Simon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anderlinge • Anderswesen • Band 2 • Barde Rittersporn • Belletristik • Cintra • eBook • Elfen • Fantasy • Fantasyepos • Fantasy-Zyklus • Geralt von Riva • henry cavill • Hexer-Saga • High Fantasy • Macht • Magie • Michelle Yeoh • Monsterjäger • Netflix Serie • Nilfgaard • Pentalogie Band 2 • Prequel-Serie • Prinzessin Ciri • Rattenbande • Sir Lenny Henry • Sophia Brown • Spin-Off • The Witcher • The Witcher: Blood Origin • The Witcher: Nightmare Of The Wolf • Zauberer • Zauberin Yennefer • Zwerge
ISBN-10 3-423-40160-5 / 3423401605
ISBN-13 978-3-423-40160-9 / 9783423401609
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