Heinz' Life (eBook)
354 Seiten
Carl Hanser Fachbuchverlag
978-3-446-42414-2 (ISBN)
Woher kommen die Computer und wohin gehen sie? Diese Frage beantwortet Professor Dr. Lutz Heuser, der Leiter von SAP Research, zusammen mit den Pionieren und Vordenkern der deutschen und internationalen Informatik- und Kommunikationsbranche, in diesem Tagebuch von Heinz.
Wir schreiben das Jahr 2032. Heinz blickt auf sein Leben zurück, das nicht nur beruflich eng mit der Informations- und Kommunikationsbranche verquickt war. Zusammen mit ihm erleben Sie, wie sich die Computer von den raumfüllenden Servern mit eigenem Kraftwerk bis hin zu unsichtbaren Helfern entwickelt haben, die jeder nutzt, aber kaum einer noch wahrnimmt. Anschaulich und unterhaltsam berichtet Heinz, was diese eingebetteten Computer heute schon in unseren Alltagsgeräten Erstaunliches leisten und welche nützlichen und umwälzenden Anwendungen in den nächsten 20 Jahren auf uns warten und unser Leben verändern werden.
"Man muss kein Prophet sein, um davon auszugehen, dass in etwa 20 Jahren der PC genauso rasch wieder von der Bildfläche verschwunden sein wird, wie er sie zur Jahrtausendwende als Statussymbol des Informationszeitalters erklommen hat. Warum? Ganz einfach: Er wird schlicht überflüssig, weil Tausende von Minirechnern aus unserer jeweiligen Umgebung seine Arbeit übernehmen. Genauso wenig werden wir noch ein Handy oder einen festen Fernsehbildschirm brauchen. All das ist der Elektroschrott von morgen."
Prof. Dr. Lutz Heuser
Vorwort 6
Inhalt 10
1962: Großes Baby in der Großrechnerzeit 15
1963: Deutschlands erster Transistorencomputer 20
1964: Maschinelle Rechentechnik im Osten 25
1965: Der Kampf der Giganten im Westen 29
1966: Logik – Die Kraft der Gedanken 35
1967: Erste Schritte eines Grafikpioniers 39
1968: Mama und Software in der Krise 42
1969: Mein erster Schultag 47
1970: Wie sich aus Eitelkeiten Kapital schlagen lässt 50
1971: Sowjetische Großrechentechnik im Einsatz 55
1972: Wo, bitte schön, ist Japan? 61
1973: Made in Germany 64
1974: Ein Vordenker für Internet und Hyperlink 68
1975: Reif fürs Museum: Die Welt der Großrechner 72
1976: Analoge Ionen und digitale Bits 75
1977: Erste Begegnung mit dem Internet 79
1978: High Speed dank ISDN 82
1979: Tusch für den Taschenrechner mit Gedächtnis 90
1980: „Da stimmt wohl was mit dem Computer nicht“ 94
1981: Ein Sommer in Massachusetts 100
1982: Das Cleverle und das Forschungszentrum 109
1983: Smalltalk – Programmieren mit eingebauter Müllabfuhr 112
1984: You have Mail! 117
1985: ENC – Heidelberger Alternativen zum Internet 122
1986: Babylon im zwanzigsten Jahrhundert 127
1987: Vom Ernst des Lebens 132
1988: Mit Rotwein geht alles besser 136
1989 Als die Bilder ein weiteres Mal laufen lernten 140
1990: Wandel durch Handel 144
1991: Was ist los in Humenné? 149
1992: Von Fahrrad- und Prozessketten 153
1993: Kosten-Nutzen-Rechnung in einem Biergarten 157
1994: Go East 162
1995: Mit Sushi und Hummer in virtuelle Welten 166
1996: AltaVista – Wer suchet, der findet 170
1997: Der allgegenwärtige Computer kündigt sich an 174
1998: Die Schreibmaschine in der Hosentasche 179
1999: Wie viele Realitäten gibt es eigentlich auf dieser Welt? 182
2000: Der Millenium-Bug und andere Zukunftsvisionen 187
2001: Erst reden sie wie wir – und dann sehen sie auch noch so aus! 197
2002: Polka in Zeitlupe oder im Schweinsgalopp 203
2003: Einkauf im Dritten Jahrtausend 208
2004: Auf dem Weg zu neuen Ufern 212
2005: Web 2.0 – Von Blogs, Poesiebüchern und der Weisheit von vielen 216
2006: Überall und doch unsichtbar 220
2007: Von unechten Mühlrädern und echten Produkten 226
2008: Human Touch in der virtuellen Welt 231
2009: Die Wissensoase im Wüstensand 235
2010: Wenn die Umgebung beginnt mitzudenken 238
2011: Die neuen Internet-Adressen kommen 242
2012: Fünfzig! – Mit allem, was das Herz begehrt 249
2013: Handel im Wandel 252
2014: Auto mit Authentifizierung 257
2015: Einchecken wie im Fluge 261
2016: Oh, Mandy! – Alles unter Kontrolle 264
2017: Reisefreuden – Reiseleiden 270
2018: Information im Überfluss 275
2019: Bahrain – ich komme! 280
2020: Erneuerbare Energien 284
2021: Medizin hilft dem Hirn auf die Sprünge 289
2022: Mein neues Traumauto X202 294
2023: Blick zurück in die Zukunft 300
2024: Do it yourself: Herzklappe aus eigenen Stammzellen 305
2025: Das intelligente Haus 308
2026: PC – Was war das noch? 311
2027: Die gestohlene Identität 317
2028: Waggons – Der individuelle Massentransport 321
2029: „TschupTschup“ – Kommunikation ist alles 325
2030: Unsichtbare Abläufe für diskrete Betreuung im Alter 330
2031: Meine digitale Zukunft 335
2032: Siebzig – und was kommt jetzt? 339
Die Autoren 342
… und zum Schluss ein Wort des Dankes 346
1985 ENC - Heidelberger Alternativen zum Internet (S. 109-110)
16. Juli 1985
Mein Studium als Wirtschaftsinformatiker an der TU Darmstadt läuft inzwischen recht problemlos - vorausgesetzt, dass ich mich ans permanente Büffeln gewöhne. Betriebsblind möchte ich darüber aber nicht werden, deshalb versuche ich, mich über Fachzeitschriften in der Uni-Bibliothek und weitere Quellen ständig über technologische Neuentwicklungen, neue Trends oder Kommunikationsmöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten. Auf die Ankündigung und Beschreibung der Gründung des European Networking Center1 in Heidelberg durch IBM bin ich in der Süddeutschen und der FAZ gestoßen. Der Gründungstag ist heute! In dieser Einrichtung möchte ich gern mal Mäuschen spielen. Insgesamt geht es hier um neue Wege, große Datenmengen über weite Entfernungen möglichst rasch zu transportieren. Aber auf welcher Basis? Am liebsten möchte ich dort mal ein Praktikum machen, fürchte aber, dass das meinen Horizont doch übersteigen dürfte.
Wenn ich mir die derzeitige Lage so anschaue, dann ist die Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) durch Großrechner gekennzeichnet, die lose miteinander verbunden sind. Die IBM ist technisch und wirtschaftlich ihrer despektierlich unter dem Sammelbegriff BUNCH2 zusammengefassten Konkurrenz mit der SNA3 meilenweit voraus. Die analoge Kommunikation wird von den nationalen Telekomgesellschaften bestimmt. Beide Welten existieren separat nebeneinander und leben gut davon.
Die Wissenschaft ist sich einig, dass es nicht dem Fortschritt dienen kann, wenn die übertragung von ein paar digitalen Fotos von Heidelberg nach Hamburg mit einer Rechnung von DM 25.000 bestraft wird. Diese Form der ITInfrastruktur ist also schlicht zu teuer. Nicht nur die Ingenieure wissen, dass IuK4 technisch zusammenfinden müssen, wenn man billigere und attraktivere Dienste haben will. Ob dieses technische Wissen allerdings die Motivation für die Gründung des ENC 1985 in Heidelberg ist?
Dafür lösen sich die Ideen, wie Telekommunikation und Datenverarbeitung in Zukunft organisiert sein sollten, einfach zu rasant ab. Nachtrag vom 12. Juni 2007 Komme gerade von einem amüsanten Abend nach Hause. Es gab einen Empfang anlässlich eines hochkarätig besetzten Symposiums an unserer Fakultät. Dort habe ich Professor Müller kennengelernt. Wir standen zufällig zusammen in der Schlange vom Buffet, und er erklärte mir die Warteschlangentheorie5. Ich war baff. Selbst beim Warten auf das Essen bringen diese Informatik-Professoren nebenbei ihr Wissen an. Auf meine Rückfrage, was er denn so mache, erzählte er mir - während wir uns langsam der reichen Speisenauswahl näherten - aus seinem beruflichen Werdegang.
Und da erwähnte er, dass er der ehemalige Gründer und erste Direktor jenes ENCs war, das ich vor 17 Jahren als mein Wunschziel für ein Praktikum ausgeguckt hatte. Das musste ich Müller gleich erzählen. Er schien allerdings inzwischen ein recht gespaltenes Verhältnis zum ENC und seiner Entwicklung zu haben. Er warf jedenfalls einen eher kritischen Blick zurück auf die Entwicklungen im ENC und dessen Einflüsse auf die ITK-Landschaft. Als wir die Pasta à la Panna vom Buffet genommen und uns an einen Tisch in der Ecke zurückgezogen hatten, begann er, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich habe jetzt zwar über 15 Jahre Abstand, seit meinem Ausscheiden dort, trotzdem kann ich diese Zeit nicht objektiv analysieren.
Dafür war ich zu sehr in die Geschehnisse involviert. Zwar entstand das ENC erst 1985, aber schon lang vor der Gründung wurden in vielen Begegnungen und Gesprächen seit 1981 die neu entstehenden Rechnernetzaktivitäten in aller Welt analysiert. So entstand die überzeugung, dass OSI6 das beste Konzept sei, um die IuK-Vision in naher Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen. Es gab aber noch viele andere Kandidaten. Und das Internet erschien als die unwahrscheinlichste Option. Es verfügte gerade einmal über vier Knotenpunkte und wurde von damals wenig angesehenen Wissenschaftlern namens Vinton Cerf und Robert Kahn in Stanford vorangetrieben."
| Erscheint lt. Verlag | 1.1.2010 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Mathematik / Informatik ► Informatik | |
| ISBN-10 | 3-446-42414-8 / 3446424148 |
| ISBN-13 | 978-3-446-42414-2 / 9783446424142 |
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