Viel Neues geschieht im China des Jahres 1899: Von überall her drängen fremde Menschen in das zuvor verschlossene Reich. Sie bringen etwa die Eisenbahn, die bei der Provinzstadt Gaomi über die Gräber der Ahnen verlaufen soll. Vieles geht aber auch zu Ende in diesen letzten Tagen des Jahrhunderts: Das Kaiserreich liegt in Agonie, ebenso wie Sun Bing, der Opernsänger und Anführer des Aufstands gegen die Trasse und deren Erbauer. Um seinen Ungehorsam zu ahnden, bündelt die Staatsmacht all ihre Kräfte und verordnet ein letztes Mal die Sandelholzstrafe, die grausamste und zugleich kunstvollste der überkommenen Foltermethoden. Leib und Leben nicht allein des Opfers, sondern auch seiner Tochter, ihres Ehemanns, ja selbst des Henkers und des Richters stehen mit diesem Urteilsspruch auf dem Richtplatz der Geschichte.
In einem der bedeutendsten chinesischen Romane der jüngsten Zeit spielt Mo Yan virtuos das Spiel der Masken, Perspektiven und Kontraste. Gewalt und Poesie, Empathie und schwarzer Humor, Derbheit und Feinsinn, die Fülle des westlichen Romans und die Eleganz der chinesischen Oper gehen in seiner bilderreichen und suggestiven Sprache Hand in Hand.
Mo Yan, geboren 1956 in Gaomi, Provinz Shandong, verließ während der Kulturrevolution die Schule, um in einer Fabrik zu arbeiten. Mit 20 Jahren trat er in die Volksbefreiungsarmee ein, wo er noch als Soldat sein literarisches Schaffen begann. Zu Beginn der 80er Jahre fiel er dann mit ersten Veröffentlichungen auf. Der literarische Durchbruch gelang ihm 1987 mit der Veröffentlichung von „Das Rote Kornfeld“, mit dem er auch im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Der Roman fand große internationale Anerkennung durch die gleichnamige Verfilmung von Zhang Yimou. Mo Yan kann als Schriftsteller der ungeschminkten Darstellung des ländlichen Lebens in China betrachtet werden, der schon früh die Zwänge des offiziell sanktionierten Realismus hinter sich ließ und dessen literarisches Schaffen unverkennbar und zunehmend von der Strömung des magischen Realismus beeinflusst ist. Mo Yan ist ein Pseudonym und heißt sinngemäß „der Sprachlose“. Mo Yan wurde 2012 mit dem Literaturnobelpreis geehrt.
»Mo Yan nimmt in seinen Romanen die chinesische Geschichte auseinander wie kein anderer, ähnlich dem Foltermeister Zhao Jian setzt er Schnitt um Schnitt an, kraftvoll wie ein Athlet, kühl wie ein Anatom. Zurück bleibt das Skelett eines bestialischen Jahrhunderts.«
Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung
»Wie Verrat, Schuld und Sühne in einem streng hierarchisch organisierten System funktionieren: Das wird in diesem Buch wie in einem Brennglas deutlich. ... Wer sich in dieses für westliche Lesegewohnheiten ›ganz andere‹ Buch hineingelesen hat, kann es so schnell nicht wieder weglegen.«
Manfred Hitzeroth, Oberhessische Presse
»Die Sandelholzstrafe ist ein hervorragend geschriebener Schmöker voll dramatischer Qualität. Er ist [...] in Erzählstil, Inhalt und Struktur bewusst ein vormodernes Stück Literatur, das die rhapsodischen Strukturen der volkstümlichen Katzenoper aufgreift.«
Katharina Borchardt, Deutschlandradio Kultur
»Mo Yans Umgang mit den Traditionen seiner Heimat ist durch und durch bemerkenswert. Durch die Langsamkeit der Handlung entwickelt sie eine Wucht, die einem gegen Ende des Buches schier den Atem stocken lässt. Sprachgewaltig und reich an Bildern ist ›Die Sandelholzstrafe‹, ein Epos über die Liebe und den Hass, über Ehre und Treue, Stolz und das sterbende Kaiserreich China. Die meisterhafte Übersetzung von Karin Betz trägt dazu maßgeblich bei. ... Ein Leseerlebnis von ungeahnter Intensität und fernöstlicher Ästhetik.«
Stephanie Gerlich, unser-luebeck.de
»Mo Yan gibt einen panoramischen Einblick in die Epoche. Voller Geschichten ist sein Roman, sinnenfroh sind die Schilderungen des bäuerlichen Alltags wie des Hoflebens, wobei dem Autor das Deftige ebenso liegt wie das Delikate.«
Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung
»Sehr opulent lässt der 53-jährige Mo Yan die ausklingende Kaiserzeit - die letzte Dynastie endete 1911 - auferstehen, bringt farbige Schilderungen des Alltags und seines Inventars. ... Sehr bald wird klar, dass Mo Yan hier keine Analyse einer Epoche bieten will, kein Nachdenken über die, sondern eine Besichtigung der verlorenen Zeit. Die Bilder, Gerüche und Geräusche sollen sich zu einem umfassenden Panorama zusammenfügen. Mo Yan hat zu verschiedenen Gelegenheiten betont, wie sehr sich seine Poetik der mündlichen Erzähltradition der Bauern verdankt, unter denen er aufgewachsen ist. Und er steht ganz und gar zu seinem trotzigen Anachronismus.«
Wolfgang Popp, Die Presse, Wien
»Mo Yan ist wieder ein sprachgewaltiger und bildreicher Roman gelungen, dessen drastische Darstellungen nichts für zarte Gemüter sind. Überall sehr empfohlen.«
Dietmar Adam, ekz.bibliotheksservice 47/09
| Erscheint lt. Verlag | 21.9.2009 |
|---|---|
| Übersetzer | Karin Betz |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Tanxiang xing |
| Gewicht | 710 g |
| Einbandart | gebunden |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Belletristische Darstellung • Boykott • China • China, Geschichte; Romane/Erzählungen • Eisenbahnbau • Folter • Geschichte 1899 • Hardcover, Softcover / Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945) • Historische Romane/Erzählungen • Peking-Oper |
| ISBN-10 | 3-458-17446-X / 345817446X |
| ISBN-13 | 978-3-458-17446-2 / 9783458174462 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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