Star Trek: Picard (eBook)
622 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8190-1 (ISBN)
Julian Wangler ist ein deutscher Medienwissenschaftler und Autor. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er für das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Tübingen tätig, arbeitete später am Institut für Demoskopie Allensbach sowie für die Fraunhofer-Gesellschaft und ist inzwischen in der allgemeinmedizinischen Versorgungsforschung tätig. Seit jeher ist Julian Wangler leidenschaftlicher Science-Fiction-Fan und (hobby-)schriftstellerisch aktiv. Unter anderem verfasste er gemeinsam mit Christian Humberg das Star Trek-Referenzwerk "Maximum Warp: Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten". Kürzlich von ihm erschienen sind bereits verschiedene Sachbücher zu den einzelnen Star Trek-Serien, unter anderem zu The Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und Enterprise.
Kapitel 2
>> „Oh, welch Drama!“ – Die drei PICARD-Staffeln
Wie in der Einleitung beschrieben, ist dies kein Making-ofoder Rezensionsbuch, das die einzelnen Staffeln und Episoden detailliert bespricht und einem kritischen Urteil unterzieht. Dennoch möchte ich – auch im Sinne einer Vorbereitung auf die nachfolgenden Kapitel – in aller Kürze auf einige wichtige Rahmendaten und persönliche Beobachtungen zur Serie PICARD eingehen.
Produktionsgeschichtliche Aspekte
- Im August 2018 wurde erstmals vom obersten Star Trek-Executive Producer Alex Kurtzman angekündigt, dass es eine neue Star Trek-Serie mit Sir Patrick Stewart als Jean-Luc Picard geben würde. Damit würde Stewart nach fast 16 Jahren seit dem Ende von Nemesis wieder in seine angestammte Rolle zurückkehren. Stewart bestätigte kurz darauf diese Ankündigung und verband dies mit dem häufig wiederholten Hinweis, Star Trek: PICARD würde keine unmittelbare TNG-Fortsetzung sein.
- Während die Findung einer passenden Storyline sowie eine Verständigung mit Stewart seitens des Writers Rooms einigen Vorlaufs bedurfte, lief die Produktion für das erste Jahr weitgehend ungehindert an und blieb im Zeitplan. Die Dreharbeiten für Staffel eins begannen im April 2019. Im Oktober 2019 wurde bekannt, dass bereits an einer zweiten Staffel gearbeitet wurde. Im Februar 2021 begannen, nach einer der COVID-19-Pandemie geschuldeten Verzögerung, die Dreharbeiten zur zweiten Season parallel mit den Vorbereitungen zur dritten Staffel, die frühzeitig bestellt worden war. Die Dreharbeiten zur dritten PICARD-Season liefen ebenfalls 2021, teilweise parallel zu denen der zweiten.
- Wechselnde Showrunner mit unterschiedlichen Vorstellungen, Vorlieben und Fokuspunkten prägten die Serie. Auf Michael Chabon (Season eins) folgten Akiva Goldsman und Terry Matalas (Season zwei). Letzterer stieg nach einer halben Staffel wieder aus, um das finale PICARD-Jahr vorzubereiten, für das Matalas allein verantwortlich zeichnete. Er erhielt die Zusage, umzusetzen, was aus seiner Sicht für das große Finale notwendig war.
- Die Episoden wurden in den Vereinigten Staaten und Kanada schrittweise auf der Video-on-Demand-Plattform CBS All Access erstveröffentlicht. In anderen Ländern, darunter auch Deutschland, erschien die erste Staffel mit ihren zehn Episoden ab 24. Januar 2020 auf Amazon Prime Video, einen Tag nach den USA und Kanada. Im deutschen Free-TV erfolgte die Erstausstrahlung ab dem 18. Februar 2022 auf RTL II. Die zweite Staffel wurde ab dem 3. März 2022 auf Paramount+ veröffentlicht; die deutschsprachige Veröffentlichung erschien abermals mit einem Tag Verzögerung auf Amazon Prime Video. Die dritte Staffel wurde in den USA und Kanada seit 16. Februar 2023 auf Paramount+ eingestellt; die Veröffentlichung in Deutschland (Amazon Prime Video) setzte ab 17. Februar ein.
- Das durchaus kunstvolle Intro präsentiert eine Collage von wichtigen Stationen von Picards Lebensweg. Es nimmt auf einer stilisierten Ebene auch gewisse Entwicklungen vorweg und gibt damit Hinweise auf die Geschehnisse in der neuen Serie. Wir sehen, wie sich die Splitter seiner Erfahrungen und Erinnerungen zu seiner (veränderten) Persönlichkeit zusammensetzen. Passend dazu ist, dass die Intromusik von einem Flötenstück aus einer besonders beliebten TNG-Episode inspiriert ist. In Das zweite Leben (5x25) erfährt Picard das Leben des Bürgers Kamin auf dem vor 1.000 Jahren untergegangenen Planeten Kataan.
- PICARD sollte ursprünglich mit dem legendären Ex-Captain im Zentrum seinen ganz eigenen Serienweg gehen. Entgegen Patrick Stewarts ursprünglichem Wunsch, möglichst wenig Anleihen bei TNG zu machen, setzte in der Serie frühzeitig die Tendenz ein, mehr und mehr prominente Gesichter aus der Vorgängershow zurückzubringen und somit auch Handlungsfäden aus TNG verstärkt wiederaufzugreifen. Dies fing mit den Gastauftritten von Hugh, Bruce Maddox, William Riker und Deanna Troi an (Season eins) und setzte sich mit der Rückkehr von Guinan und Q fort (Season zwei). Im Vorfeld von Season drei wurde sogar ganz offen mit einer Reunion der TNG-Hauptdarsteller geworben. Die Serie hatte sich also vom Ansatz eines eigenständigen Neuanfangs immer stärker in Richtung einer (verkappten) Sequel-Show bewegt. Dies hatte zur Folge, dass Picards neue Crew nach dem zweiten Jahr größtenteils auseinander ging. Agnes Jurati führte es in kybernetische Gefilde, Cristóbal Rios auf die Spuren der Vergangenheit und den jungen Romulaner Elnor in die Hörsäle der Sternenflotten-Akademie. Vom ursprünglichen Hauptcast blieben lediglich Raffaela Musiker und Seven of Nine erhalten, die jedoch in der dritten Staffel neue Positionierungen erhielten.
Inhaltliche Beobachtungen
- Jede der drei PICARD-Staffeln verfolgt andere Themen und Motive und hält entsprechenden Entwicklungsraum für die Figuren bereit. Gemäß der mittlerweile eingespielten Konventionen einer modernen Streaming-Serie erzählt jede Staffel eine in sich abgeschlossene Geschichte. Ursprünglich war allerdings angedacht, den einzelnen Staffeln eine deutlich größere Kontinuität und Anschlussfähigkeit zueinander zu verleihen. Dies wurde dann im praktischen Produktionsgeschehen aufgrund verschiedener Erwägungen fallen gelassen. So verzichtete man am Beginn der zweiten Staffel darauf, an das offene Ende von Picard und der La Sirena-Crew unmittelbar anzuknüpfen. Die Thematik, dass er sich nun in einem replikantenartigen Golem-Körper befand, wurde kaum noch berücksichtigt und stattdessen eine Art Story-Reset vorgenommen. Hierbei findet die alte La Sirena-Mannschaft aufgrund von Qs Einmischung wieder zusammen und besteht ein weiteres gemeinsames Abenteuer. Im Gegensatz zu Staffel eins haben sich Picard und seine Leute wieder weitgehend mit der Sternenflotte arrangiert.
- Als Ausgangspunkt für die Serie dienten die Ereignisse aus Star Trek (2009), wo wir von der Vernichtung des Planeten Romulus im Jahr 2387 erfuhren. Dadurch sollten die bislang abseits stehenden J.J. Abrams-Kinofilme (die dereinst das Star Trek-Franchise unter neuen Vorzeichen revitalisiert haben) mit dem Prime-Universum aller klassischen Serien verschmolzen werden.
- Auffällig ist, dass die Macher sich bei der inhaltlichen Ausgestaltung der neuen Serie für eine recht bunte Abenteuerserie entschieden haben. In deren Mittelpunkt steht der namensgebende Ex-Captain, welcher unvermittelt wieder auf den Plan der galaktischen Ereignisse gerufen wird. Entsprechend agiert Picard hier höchstselbst als eine Art Glücksritter und Weltenbummler, der auch mal Actionsequenzen zu bestreiten hat, ehe wieder ruhigere Momente anbrechen, in denen er seine Fertigkeiten im Dialog einsetzen kann. Diese Grundausrichtung der Serie ist insofern bemerkenswert, als prinzipiell auch Alternativen zu ihr bestanden hätten.
- - Zum einen wäre denkbar gewesen, PICARD – anknüpfend an die der Hauptfigur nachgesagten Qualitäten in punkto Diplomatie und Personalführung – zu einer Serie zu machen, in der der einstige Enterprise-Kommandant nicht mehr selbst Teil des Geschehens wird, sondern vielmehr andere (z.B. eine Gruppe von Jungoffizieren) anleitet, bei ihren Erlebnissen das Richtige zu tun, ihnen sozusagen allerhand Einsichten und Ratschläge vermittelt und in längerer Perspektive mit einem klaren Kompass ausstattet. Diese Rolle eines Spiritus rectors im Hintergrund hatte Patrick Stewart sicherlich nicht spielen wollen, zumal sie vermutlich eher mit einer Art kontinuierlichen Gastrolle für ihn einhergegangen wäre.
- Da die Serie aufgeladen ist mit verschiedenen subtilen Kommentaren zur Veränderung der USamerikanischen Gesellschaft und der westlichen Welt insgesamt, wäre es ebenfalls denkbar gewesen, diese Karte stärker auszuspielen und PICARD zu einer politischeren Show zu machen, z.B. indem ein gealterter Jean-Luc Picard eines Tages seine Kräfte wiederfindet und sich in den Kopf setzt, die auf eine abschüssige Bahn geratene Föderationspolitik mit seinen alten Tugenden aufzumischen. Im Zuge dessen hätte das bislang eher am Rande behandelte Innenleben der gewaltigen Weltenunion intensiver beleuchtet werden können. In diesem Zusammenhang erscheint mir auch die Vorgeschichte der Serie als politisches Arrangement äußerst spannend. In ihrem Roman Die letzte und einzige Hoffnung schildert Una McCormack eher versatzstückhaft Picards schwierige Rettungsmission, doch hätte man sich entschieden, diese Thematik zum Gegenstand der neuen Serie zu machen, hätte man eine weit epischere und dramatischere Geschichte erzählen können, ausgestattet mit zahlreichen Anknüpfungspunkten an zeitgenössische Ereignisse (z.B. Populismus, Isolationismus, Flüchtlingskrise).
- Eine weitere Alternative hätte bestimmt mit Blick auf das Ausgangssetting – Picards selbst gewähltes Exil in La Barre – bestanden. Ihn auf dem Château seiner Familie vorzufinden, kommt zunächst für den langjährigen TNG-Fan durchaus...
| Erscheint lt. Verlag | 13.8.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Film / TV |
| Schlagworte | Enterprise • Picard • Star Trek • The Next Generation • Voyager |
| ISBN-10 | 3-7597-8190-X / 375978190X |
| ISBN-13 | 978-3-7597-8190-1 / 9783759781901 |
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