Star Trek: Voyager Relaunch (eBook)
276 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783759739544 (ISBN)
Julian Wangler ist ein deutscher Medienwissenschaftler und Autor. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er für das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Tübingen tätig, arbeitete später am Institut für Demoskopie Allensbach sowie für die Fraunhofer-Gesellschaft und ist inzwischen in der allgemeinmedizinischen Versorgungsforschung tätig. Seit jeher ist Julian Wangler leidenschaftlicher Science-Fiction-Fan und (hobby-)schriftstellerisch aktiv. Unter anderem verfasste er gemeinsam mit Christian Humberg das Star Trek-Referenzwerk "Maximum Warp: Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten". Kürzlich von ihm erschienen sind bereits verschiedene Sachbücher zu den einzelnen Star Trek-Serien, unter anderem zu The Next Generation, Deep Space Nine, Voyager, Enterprise und PICARD.
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„Captain an Deck!“
Hundertfünfzig Seelen, versammelt auf engem Raum. Die Mannschaft nahm Haltung an. Kathryn Janeway, gekleidet in ihre Galauniform, stand an der Spitze der eng gedrängten Besatzung in Frachtraum eins und ließ den Anblick auf sich wirken. Ihr Blick wanderte von einer Person zur nächsten.
Das würde bittersüß werden, teilte ein Gefühl ihr mit. Langsamen Schritts trat sie hinter das Podium.
„Rühren.“, sagte sie, und alle nahmen eine entspanntere Haltung an. Sie blickte auf das PADD in ihrer Hand hinunter, legte es dann vorsichtig ab. Obwohl sie Stunden damit verbracht hatte, eine gute, besondere Rede vorzubereiten, erkannte sie jetzt, dass sie diese nicht einfach ablesen würde. Was nun zu sagen war, musste frei und spontan sein. Es musste von Herzen kommen. Das war sie den Männern und Frauen, die vor ihr standen, verdammt nochmal schuldig.
„Vor sieben Jahren,“, fing sie an, „traf ich eine Entscheidung, die diese Besatzung und dieses Schiff zehntausende von Lichtjahren in der Ferne stranden ließ. So notwendig diese Entscheidung auch war, so sehr wusste ich, was ihre Konsequenzen bedeuteten. Wir waren allein, in einem unbekannten Teil der Milchstraße. Doch schon damals war ich fest davon überzeugt, dass wir es schaffen würden, in die Heimat zurückzukehren. Das Wann war unklar, aber ich wusste, dass es geschehen würde, eines Tages.
Heute ist dieser Tag. Wir sind wieder zuhause. Wir werden unsere Freunde und Familien wiedersehen. Wir haben viele Herausforderungen gemeistert und viel gelernt – über das All wie über uns selbst.“ Instinktiv glitt ihr Blick über Seven of Nine und den Doktor hinweg, zwei Musterbeispielen für Identität und Selbstfindung. „Wir werden nie vergessen, was wir auf dieser Reise erlebt haben. Sie ist nun ein Teil von uns. Ebenso wenig werden wir diejenigen vergessen, die nicht das Glück hatten, hier heute mit uns zu stehen.“
Janeway legte eine kurze Pause ein und gab sich selbst und ihren Leuten das Gefühl, der Opfer zu gedenken, die einige aus ihren Reihen erbracht hatten. Angefangen mit der Versetzung der Voyager in den Delta-Quadranten, hatte sie im Laufe der Reise insgesamt 39 Personen verloren – viel zu viele. Die Verluste schmerzten noch immer; die bloße Zahl war nahezu unerträglich.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie jedoch zugeben, dass es nahezu unmöglich gewesen war, angesichts der zahllosen Hindernisse, auf die sie gestoßen waren, jedes einzelne Mannschaftsmitglied zu schützen. Aber wie sehr hatte sie sich das gewünscht. Jeder Einzelne, den sie verlor, löste tiefes Leiden in ihr aus, das sie schwer prüfte. Doch langfristig war Janeways Wille nur gestärkt worden, ihren Schwur zu erfüllen: die Voyager heimzubringen. Koste es, was es wolle.
Ihr Blick fand Icheb und die kleine Naomi Wildman. Sie lächelte, ermutigt vom Anblick ihrer Gesichter, und sie dachte auch an zwei andere unvergessliche Begleiter des Voyager-Unternehmens, die im Delta-Quadranten geblieben waren: Neelix und Kes. Sie hatte beiden so viel zu verdanken…
Einen Augenblick dachte sie sogar an Lon Suder, einen psychotischen Betazoiden, der im zweiten Voyager-Jahr mit der Ermordung eines Crewkameraden tief gefallen war und seitdem vergeblich darum gekämpft hatte, Janeways Vertrauen zurückzugewinnen. Letzten Endes hatte er dieses Vertrauen aber errungen, und zwar als er sein Leben dafür gab, die Voyager aus der Gewalt der Kazon zu befreien und die Mannschaft aus ihrem Exil zu retten. Es gab noch so viele weitere Gesichter und Stimmen, die bis zum Schluss für die Voyager gekämpft hatten…
„Aber denken wir nicht nur daran, welche Opfer wir bringen mussten. Vergewissern wir uns auch, was wir gewannen. Wir haben unglaublich viel gewonnen…“
Nun fand ihr Blick den Chakotays, jene aus ihrer Perspektive wohl allergrößte Überraschung des Voyager-Unterfangens. Sie hatten als Widersacher begonnen und waren in einer Weise zusammengewachsen, wie es ihr nie vorstellbar gewesen wäre. Inzwischen kannte sie diesen Mann, den sie hatte quer durch die Badlands jagen sollen, wie ihre zweite Haut, sie vertraute ihm grenzenlos, und sie verstand seine Beweggründe.
Seine Geheimdienstakte bei der Sternenflotte hatte ihn in ein völlig falsches Licht gerückt. Wenn Janeway hätte zusammenfassen müssen, welche Person Chakotay für sie war, so hätte sie folgende Worte verwendet: Ein tugendhafter Soldat und ein weiser Philosoph. Er hatte sie nie hängenlassen und immer an sie geglaubt. Sie konnte sich kein Leben mehr ohne ihn vorstellen.
„Jeder aus dieser Mannschaft hat auf seine Art dazu beigetragen, diese Reise zu der erstaunlichen Leistung zu machen, die sie war. Wir haben nicht nur der Galaxis ihre Wunder und Überraschungen entlockt, sondern wir sind aneinander und durch einander gewachsen. Dieses Band zwischen uns wird niemals vergehen. Es ist eine Ehre, mit Ihnen zusammen gedient zu haben. Ich habe immer mehr und mehr von Ihnen gefordert, und Sie haben nie nachgelassen, mich mit Ihrem Einfallsreichtum, Ihrem Mut und Ihrer Hingabe zu überraschen und zu verblüffen. Jeder von Ihnen ist im Laufe dieser Heimfahrt über sich hinausgewachsen…“
Während die Besatzung der Ansprache lauschte, erlebten die Glücksgefühle einen neuen Höhepunkt. Das Glück, es endlich geschaffen zu haben, war mit Händen greifbar. Es war kein Traum, keine Einbildung, keine Täuschung, sondern die Wahrheit.
Einige Personen fieberten einfach nur noch dem Moment entgegen, wieder mit ihren Nächsten vereint zu sein. Andere aber nahmen Janeways Worte zum Anlass, andächtig zurückzublicken. Sie gingen in Gedanken auf Reisen. Sie sahen sich vor all den Jahren, wer sie gewesen waren, und sie sahen sich, wer sie schließlich geworden waren. Einige fragten sich auch, wer die Frau war, die diesen Triumph erst möglich gemacht hatte. Die Frau, die sie sieben Jahre lang durch die Ferne geführt hatte.
Als es sie auf die andere Seite der Galaxis verschlug, hatten Captain und Crew so gut wie nichts voneinander gewusst. Gerade erst mit der Voyager zur ersten Mission gestartet, waren sie füreinander nahezu Fremde gewesen. Und doch hatten sie von Anfang an einander Vertrauen schenken müssen, denn zwischen entlegenen Sternen war ihre Gemeinschaft ihr einziger Anker gewesen, ihre beste Chance.
Kathryn Janeway hatte dieses Vertrauen nie enttäuscht. Sie war stets zu allem entschlossen gewesen, angetrieben von einem leidenschaftlichen Forscherdrang. Sie hatte ihre Besatzung ehern beschützt, obwohl sie immer wieder feststellen musste, dass dies nicht in jeder Situation möglich war. Verluste hatten sie getroffen, aber niemals verzagen lassen. Sie hatten ihren Willen und ihre Entschlossenheit nur mehr geschärft.
Janeway besaß die Fähigkeit, in jeder noch so großen Katastrophe etwas Positives vorzufinden. Sie war der Typ Frau, der früher oder später einging, wenn sie nicht gefordert wurde. In den Monaten in der Leere hatte die Besatzung erlebt, was passierte, wenn Janeway von der eigenen inneren Stimme des Zweifels übermannt wurde. Umgekehrt blühte sie im Angesicht von existenziellen Krisen auf. Janeway war eine immens pflicht- und wertebewusste Frau gewesen. Um diese Werte hochzuhalten, hatte sie oft Nachteile und Probleme in Kauf genommen. Verantwortung hatte stets eine zentrale Rolle in ihrem Weltbild gespielt. Vor ihrer Verantwortung war sie nie davongelaufen.
Aber die Zeit im Delta-Quadranten hatte auch zunehmend eine andere Seite an ihr offengelegt: eine Art Dickköpfigkeit, Sturheit und die Eigenschaft, im Kampf mitunter waghalsig aufzutreten. Das prominenteste Beispiel war wohl das Schicksal der U.S.S. Equinox, dem anderen Sternenflottenschiff, das vom Fürsorger in den Delta-Quadranten gezogen worden war. Janeway hatte alles auf sich genommen und sogar das Leben der Crew riskiert, um Captain Ransom und seine Leute einer Bestrafung zuzuführen.
Im Nachhinein hatte Janeway sich in einer Ansprache bei der Besatzung entschuldigt. Sie hatte eingeräumt, in ihrem Bestreben, die Equinox dingfest zu machen, eine professionelle und persönliche Grenze überschritten zu haben; ihre Logik und Moral seien fehlerhaft gewesen. Sie hatte betont, wie dankbar sie gewesen sei, dass ihr in jenen dunklen Tagen die konstanten Ratschläge und Mahnungen ihrer Commanders Chakotay und Tuvok dabei geholfen hatten, die Perspektive zu wahren und auf den rechten Weg zurückzufinden.
Das zeichnete Janeway am Ende auch aus: dass sie stets die Größe besessen hatte, zu ihren Fehlern und Schwächen zu stehen, wenn sie welche begangen hatte. Sie war niemals ihrem Stolz erlegen. So war auch sie gewachsen und hatte der Crew ein Beispiel gegeben. Sie war eine menschliche Anführerin gewesen, das Oberhaupt einer besonderen Gemeinschaft, die alle, die hier und heute versammelt waren, in ihren Herzen trugen, ganz egal, wer sie früher einmal gewesen waren und auf welcher Seite sie gestanden hatten.
„Nun sind wir am Ziel, das uns so lange so unerreichbar schien....
| Erscheint lt. Verlag | 31.5.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Film / TV |
| Schlagworte | Enterprise • Kathryn Janeway • Seven of Nine • Star Trek • Voyager |
| ISBN-13 | 9783759739544 / 9783759739544 |
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