Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
WACKEN - das perfekte Paralleluniversum - Dr. Lydia Polwin-Plass, Dr. Michael Gläser

WACKEN - das perfekte Paralleluniversum (eBook)

Was die Gesellschaft von den Metalheads lernen kann
eBook Download: EPUB
2022
350 Seiten
Hirnkost (Verlag)
978-3-949452-73-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
(CHF 18,55)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
'Das Herz ist bei den Metalheads am rechten Fleck. Alles, was sie tun, ist mit viel Liebe, Seele und Herz verbunden.' Doro Pesch 'Metalheads sind wild, chaotisch, dauerbetrunken, gewalttätig und dem Teufel verfallen.' So das Image der Metaller in der Gesellschaft. Aber ist das wirklich so? 'Nein', sagen die eingefleischten Metalheads Dr. Lydia Polwin-Plass und Dr. Michael Gläser und zeigen in diesem Buch genau das Gegenteil auf. Sie beleuchten den sozialen Aspekt der Metalszene. Wie sehr Toleranz, Hilfsbereitschaft, Empathie und Inklusion in der Metalszene verankert sind, wird in Gesprächen mit Musiker*innen, Veranstaltern, Einsatzkräften, Metalheads und Nicht-Metalheads ergründet. Viele Metalfans und Musiker*innen engagieren sich in sozialen Projekten und versuchen auch durch ihr eigenes Verhalten dazu beizutragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und einmal jährlich treffen sie sich zu Zehntausenden am Rande eines kleinen norddeutschen Dorfs, wo seit 1990 das Mekka der weltweiten Metal-Kultur entstanden ist. Wo könnte man also besser herausfinden, wie die Metalheads ticken und was die Gesellschaft von ihnen lernen kann, als beim legendären Wacken Open Air.

Dr. Lydia Polwin-Plass promovierte in Publizistik an der Wiener Universität und arbeitet aktuell in Frankfurt am Main als freie Journalistin, Texterin, Autorin und Lektorin für verschiedene Medien, Agenturen und Unternehmen. Neben den journalistischen Tätigkeiten ist sie Verfasserin zahlreicher Gesundheitsbroschu?ren, Mitwirkende an mehreren Nachhaltigkeitsberichten sowie Gründerin, Managerin und Redakteurin des Musikmagazins Metalogy.de. Dr. Michael Gläser ist Biologe und promovierte im Fachgebiet der molekulargenetischen Krebsforschung am Universitätsklinikum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Düsseldorf. Seit 2001 ist er in der Pharmaindustrie als Führungskraft im Bereich Forschung & Entwicklung tätig. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Frankfurt am Main. Seit 2016 ist er als Autor für den Musik-Blog Metalogy.de aktiv und veröffentlicht dort regelmäßig Reviews, Konzertberichte und Interviews. Auf dem Wacken Open Air ist er seit 1998 Dauergast und erlebte 2018 sein 20. W:O:A.

Dr. Lydia Polwin-Plass promovierte in Publizistik an der Wiener Universität und arbeitet aktuell in Frankfurt am Main als freie Journalistin, Texterin, Autorin und Lektorin für verschiedene Medien, Agenturen und Unternehmen. Neben den journalistischen Tätigkeiten ist sie Verfasserin zahlreicher Gesundheitsbroschüren, Mitwirkende an mehreren Nachhaltigkeitsberichten sowie Gründerin, Managerin und Redakteurin des Musikmagazins Metalogy.de. Dr. Michael Gläser ist Biologe und promovierte im Fachgebiet der molekulargenetischen Krebsforschung am Universitätsklinikum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Düsseldorf. Seit 2001 ist er in der Pharmaindustrie als Führungskraft im Bereich Forschung & Entwicklung tätig. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Frankfurt am Main. Seit 2016 ist er als Autor für den Musik-Blog Metalogy.de aktiv und veröffentlicht dort regelmäßig Reviews, Konzertberichte und Interviews. Auf dem Wacken Open Air ist er seit 1998 Dauergast und erlebte 2018 sein 20. W:O:A.

© Lydia Polwin-Plass

DAS FRAUEN- UND MÄNNERBILD IM METAL


Die Metalszene war stets eine Männerdomäne und ist es zum Teil immer noch. Vor allem unter den Vertretern des „Hochkulturpublikums“24 präferieren tendenziell mehr Männer als Frauen Heavy Metal.

Laut einer Studie von Sarah Chaker finden sich vor allem in der Black- und Death-Metalszene deutlich mehr Männer, etwa 86 Prozent.25 Dies entspricht auch den Ergebnissen der bisherigen Forschung zum geschlechtsspezifischen Musikgeschmack von Jugendlichen und Erwachsenen, wonach eine stärkere Tendenz von Männern zu aggressiven und unkonventionellen Stilen ausgeht.26

Liegt das an der Härte der Musik? Wohl kaum, denn auch hier hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Sowohl das Bild der Männer als auch das der Frauen hat sich im Metaluniversum gewandelt. Beide wollen wir nachfolgend genauer vorstellen.

DAS MÄNNERBILD IM METAL — DAMALS UND HEUTE


Das Klischee eines männlichen Metalheads glich bis vor einiger Zeit noch den Hünendarstellungen auf einem Manowar-Cover: Große kettensprengende und schwerterschwingende muskulöse Typen mit wallenden langen Haaren und nacktem Oberkörper.

Das ist vielleicht etwas übertrieben. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und eher bei einem Männertyp, der einerseits ein wenig androgyn, andererseits doch recht machohaft rüberkam. Androgyn aufgrund der meist langen Haare, die den ganzen Stolz vieler Metalheads (männlich als auch weiblich) ausmachen. Erleichtern sie doch schließlich auch das Headbangen und lassen die Haupthaarschwingenden doch etwas beeindruckender rüberkommen als mit Kurzhaarfrisur oder Glatze. Wirbelt eine füllige Haarpracht durch die Luft, macht das schon einiges her. Das ist auch einer der Gründe, warum Metalheads ihre Haare mit viel Liebe, Konsequenz, Ausdauer und einer großen Auswahl an Mittelchen pflegen, nicht zuletzt um es so lange wie möglich zu erhalten. Deshalb verbreiten Haarprachtwirbler:innen beim Headbangen zumeist einen wunderbaren Duft.

Ausnahmen gibt es natürlich auch hier, aber wer öfter mal einem überfüllten Metalgig beigewohnt hat, wird uns beipflichten, dass es – bis auf den leichten Peitschenhieb, den die geschwungenen Haare erfühlen lassen – nur selten unangenehm ist, die Haare eines anderen Metalheads ins Gesicht zu bekommen.

Androgyn auch wegen der reichlichen Schminke, der sich einige Metalstars gerne vor einem Auftritt bedienen. Kajal ist da oft nicht das einzige eingesetzte Utensil, aber auf jeden Fall das beliebteste.

Nicht umsonst entwickelten sich Stars der Mainstream-Seite des Metal in den 1980ern und 90ern auf diese androgyne Weise – inklusive Schminke und Dauerwelle – zu Frauen- beziehungsweise Mädchenschwärmen. Kiss, Europe, Bon Jovi, Axl Rose oder selbst Alice Cooper, Metallica und AC/DC zierten zu diesen Zeiten die Cover oder Poster der BRAVO-Hefte und galten als Sexsymbole. Es wurde geposed, was das Zeug hält. Und ein Metal-Hüne wie der leider viel zu früh verstorbene Pete Steele von Type O´Negative ließ sich gar für das Playgirl-Magazin ablichten.

In den 1970er- und frühen 80er-Jahren unterstrich zum Teil auch die Mode den androgynen Touch. Man erinnere sich an den Glam Rock der 1970er, als Männer in strumpfhosengleichen Leggins oder anderen körperbetonenden engen Hosen, mit stylischen Fönfrisuren oder Dauerwellen-Löckchen und hautengen Oberteilen die Bühnen enterten. Dazu kamen noch viel Glitzer und Glamour, wofür der Genrename Pate steht.

Auf den Glam Rock folgte der Glam Metal, der in den frühen 1980ern seinen Anfang fand. Die alternative Bezeichnung „Hair Metal“ ist auf die meist hochtoupierten und langen Haare der Musiker:innen zurückzuführen.

Das Machoimage der männlichen Metalheads resultiert zum Teil aus den Anfängen des Metal, als sich dieser aus dem Hardrock entwickelte. Hardrock gilt unter anderem auch als Hauptmusikrichtung von Rocker- und Bikerclubs, in denen meist ein sehr machohaftes und dominantes Männerbild gepflegt wurde. Schwere Motorräder, Lederkluft, Cowboy- oder Bikerstiefel, tätowierte Körper – zu einer Zeit, als Tattoos noch lange nicht gesellschaftsfähig waren – und an der Seite eine Frau, die sich mehr oder weniger bereitwillig unterordnete.

Wer in den 1980er Jahren Whitesnake mit Ausnahmesänger David Coverdale als Frontmann live gesehen hat, der wird sich wahrscheinlich ähnlich über dessen damaliges Machogehabe auf der Bühne amüsiert haben wie ich, Lydia. Damals zählten wir Davids Griffe an seine Genitalien, und obgleich ich nicht mehr genau sagen kann, wie viele es pro Minute waren, an eines kann ich mich noch gut erinnern: Sie waren sehr zahlreich.

Auch die Texte im Hardrock handelten nicht selten von Sex, Drugs & Rock’n’ Roll, wobei die Frau eher als Sexobjekt gesehen wurde denn als gleichwertige Partnerin. Auf Bikertreffen gibt es auch heute oft noch Stripshows, auch diese nur für Männer, die Bedürfnisse der Frauen werden schlichtweg nicht bedient. Oder hat schon mal jemand auf einem Bikerfest Stripshows für Frauen mit schönen nackten Männern gesehen?

Dank dieser „Tradition“ war Metal ebenfalls lange eher eine Männerdomäne und es dauerte eine Zeit, bis die Musikrichtung auch verstärkt von Frauen entdeckt wurde.

Ausnahmen gab es immer. Mich, Lydia, zum Beispiel. Ich habe Metal immer geliebt. Seit ich in frühester Jugend in den 1970er Jahren den ersten metallischen Ton vernahm, lebe ich für diese Musik. Das erste Mal Rockmusik zu hören, war bereits wie eine Offenbarung und Hardrock eine unbeschreibliche Wonne, aber als ich erstmals Metal hörte, dachte ich im Paradies gelandet zu sein. Für mich glich diese Musik – meine erste echte Metalnummer war „Fast as a Shark“ von Accept – lieblichen Engelschören. Zudem fühlte ich mich mein Leben lang von langhaarigen Männern angezogen, die ganz klar auch meine Beziehungshistorie begleiteten.

Als Ende der 1980er/Anfang der 90er der durchgestylte Mainstream-Softmetal implodierte, folgte die krasse Gegenreaktion. Keine Schminke, keine Dauerwelle, keine Gepose – Grunge und Alternative Rock eroberten die Welt. Bands wie Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden oder Alice in Chains verkörperten eine andere musikalische Grundstimmung und ein komplett anderes Männerbild. Ungestylt und gefühlsbetont – genau das Gegenteil des durchgestylten Posers.

Es kam die Zeit, in der sich Metalheads äußerlich verstärkt ihrem bevorzugten Subgenre anpassten. Bands wie Korn, Limp Bizkit, Rage Against the Machine oder System of a Down boten nicht nur musikalischen Crossover, sondern vertraten ihren ganz eigenen Style. Neue Subgenres wie Symphonic Metal, Melodic Death Metal, Viking Metal oder Metalcore boten dem Metalhead viele Möglichkeiten, sich stilistisch und auch im persönlichen Ausdruck zu erweitern. Seit Grunge sind aber machohaftes Gepose und Dauerwelle passé. Heutzutage wirken Bands wie Steel Panther, die diesen Stil noch einmal hochleben lassen, eher als Persiflage und weniger als ernstzunehmende Stilikonen. Höchstwahrscheinlich gewollt.

So hat sich das Männerbild im Metal in den letzten Jahren verändert. Der metallische Mann präferiert – sofern es die Veranlagung zulässt – immer noch – Gott sei Dank – Langhaarfrisuren. Richtig machohaftes Gehabe kommt bei ihm aber nur noch selten vor. Die meisten Frontmänner zeigen sich nun gefühlvoll, herzlich und publikumsnah. Tätowierungen findet man heutzutage überall, Schwarz tragen in der Szene auch die Frauen, und frauenfeindliche Texte sind viel eher im Hip-Hop zu finden als im Metal.

Klar ist dennoch, dass Metal auch heute noch zu einem großen Teil von Männern dominiert wird. Das Besondere an der Szene ist aber, wie sie mit den daraus resultierenden Problemen umgeht. Wir haben uns zu diesem Thema mit dem Soziologen und wissenschaftlichen Berater des Wacken Open Air Manouchehr Shamsrizi unterhalten, der zu bedenken gibt:

Es stellt sich die Frage, wie man mit toxischer Maskulinität umgeht. Die Gaming-Community zum Beispiel geht ganz anders mit Sexismus um als die Metalszene. Letztere steht dem Thema viel reflektierter und gesitteter gegenüber. Dort wird nichts unter den Teppich gekehrt, wie es mitunter in anderen Communities der Fall ist.

An dieser Stelle wollen wir auf einen Blog von Katharina Marks verweisen, der den Begriff der toxischen Männlichkeit sehr gut erklärt:

An sich ist Maskulinität nicht problematisch. Wenn bestimmte „maskuline“ Verhaltensweisen aber Menschen Schaden zufügen, werden sie als toxisch bezeichnet. Dominanz, Aggressivität, Einschüchterung, Kontrolle, emotionale Distanziertheit – das sind einige Beispiele. Auch die Sexualisierung von Frauen sowie jegliche Formen von Gewalt...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Pop / Rock
Schlagworte Bandkultur • Black Metal • Death Metal • Fankultur • Fans • Festivals • Hardrock • Heavy metal • Jugendkultur • Kultur • Kulturgeschichte • Metalheads • Metaller • Musik • Musiker • Musikgeschichte • Popkutlur • Rockmusik • Soziales Engagement • Sozialwissenschaft • Subkulturen • Wacken
ISBN-10 3-949452-73-7 / 3949452737
ISBN-13 978-3-949452-73-4 / 9783949452734
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Glanz und Elend der deutschsprachigen Popmusik in 99 Songs

von Wolfgang Zechner

eBook Download (2025)
Hannibal (Verlag)
CHF 9,75
Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik

von Uwe Schütte

eBook Download (2024)
btb (Verlag)
CHF 14,65