Das Dorf Christi
Neofelis (Verlag)
978-3-95808-352-3 (ISBN)
1633 wütete die Pest in Oberammergau. In höchster Not schlug die Gemeinde Gott einen Handel vor: Würde er das Dorf von der Pest befreien, wolle man fortan alle zehn Jahre das Spiel von Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi aufführen. Von da an sei niemand mehr gestorben, und Oberammergau erfüllt seine Vertragspflicht bis heute, in der Regel im letzten Jahr eines Jahrzehnts.
So oder ähnlich ist die Geschichte des Oberammergauer Passionsspiels vielerorts zu lesen. Statt sie noch einmal zu erzählen, fragt dieses Buch danach, was die 'Institution' Oberammergau ist, was sie leistet und warum sie bis heute funktioniert. Es fragt nach historischen Um- und Seitenwegen, nach den politischen, sozialen und ästhetischen Imaginationen, die das 'Passionsdorf' bei seinen Besucher*innen und seinen Einwohner*innen auslöst, nach der Inszenierung von Brüchen und Kontinuitäten und nach der Gegenwart der Passion in einer multiplen Moderne.
Dazu verhandelt es Reisedispositive von Oberammergau ebenso wie Raum- und Zeitordnungen des Dorfes, seines Theaters und seines Umlands. Weiterhin untersucht es die literarische Produktivität des Oberammergau-Phänomens, die Hybridisierungen des Spiels und die Heterogenität seiner Schau- und Spielkollektive seit dem 19. Jahrhundert. Schließlich nimmt es auch die Selbstarchivierungen und Selbstpräsentationen der Spielgemeinde und die 'Dinge der Passion' in den Blick, die Konsistenz und Stabilität suggerieren, aber immer wieder anders in Narrative und in performative Zusammenhänge eingebunden sind.
Die vorliegende Studie bündelt Ergebnisse eines seit 2017 laufenden interdisziplinären Forschungsprojekts, zielt darüber hinaus aber auch auf eine weitere vertiefte Auseinandersetzung mit der Kulturgeschichte der Passionsspiele: mit medievalism und multiplen Modernen, mit heiligem Leid im Theater, mit Ästhetik und Ethik von Institutionalität.
Neben einer linearen Lektüre laden ein ausführliches Register und ein Querverweissystem zu einem abschnittsweisen oder thematisch springenden Lesen ein.
Julia Stenzel (Jun.-Prof. Dr. habil.) forscht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu 'modernen' Transformationen vormoderner Theatralität, zu Theater und Religion in globaler Perspektive und zur Theatralität politischer Stellvertreterschaft. Zuletzt erschienen: Demagogie und Volkstribune. Beobachtungsverhältnisse in Praxen charismatischer Stellvertreterschaft (Rheinische Friedrichs-Wilhelm-Universität Bonn, Forum Internationale Wissenschaft 2021), Praktiken in/der Versammlung. Körper - Medien - Konstellationen (hrsg. m. Jochen Lamb, Neofelis 2021), Politics of the Oberammergau Passion Play. Tradition as Trademark (hrsg. m. Jan Mohr, im Erscheinen).Jan Mohr (PD Dr.) forscht an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu Germanistischer Mediävistik und Früher Neuzeit, besonders zu Minnesang, Minnereden und höfischer Epik. Zuletzt erschienen: Minne als Sozialmodell. Konstitutionsformen des Höfischen in Sang und rede (12.-15. Jahrhundert) (Winter 2019), "Arbeit am Verräter. Zur Judasfigur in den Textfassungen und der Ikonographie des Oberammergauer Passionsspiels" (zus. m. Julia Stenzel, in: Religiöses Wissen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schauspiel, Schwabe 2021, S. 395-425).
| Erscheinungsdatum | 23.11.2023 |
|---|---|
| Zusatzinfo | Mit 28 Farb- u. 4 S/W-Abbildungen |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 165 x 225 mm |
| Gewicht | 895 g |
| Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Theater / Ballett |
| Schlagworte | Institutionalität • Märtyrer • Medievalism • multiple secularities • Oberammergau • Passionsgeschichte • Passionsspiel • Pilgerschaft • Postsäkularität • Reenactment • Reliquie • Theater und Religion • Tourismus |
| ISBN-10 | 3-95808-352-8 / 3958083528 |
| ISBN-13 | 978-3-95808-352-3 / 9783958083523 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich