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Todesmarsch nach Jerusalem (eBook)

Intensiver Young Adult Roman über Verantwortung und Identität
eBook Download: EPUB
2025
484 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
9783695122820 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todesmarsch nach Jerusalem - Marcel Richtsteiger
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Von Leipzig nach Jerusalem: eine Liebesgeschichte wider die Schatten der Vergangenheit. Maya kommt als Austauschschülerin aus Israel nach Leipzig. Fremd, verletzt und voller Zweifel trifft sie auf Leon, der fasziniert ist von ihrer Geschichte - und von ihr. Aus vorsichtiger Nähe wächst eine intensive Verbindung, die von Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen überschattet wird. Während Maya mit den Narben von Hass und Verlust ringt, öffnet Leon ihr die Familiengeschichte eines Widerstandskämpfers. Doch die Frage, wo Widerstand endet und Terror beginnt, droht ihre Liebe zu zerreißen. Von den Straßen Jerusalems bis zu den Schatten des KZ Sachsenhausen verwebt der Roman persönliche Gefühle mit historischen Spuren. Er erzählt von Schuld und Erinnerung, von Schmerz und Hoffnung - und davon, wie schwierig, aber möglich Versöhnung sein kann. Ein interkultureller Young Adult-Roman über Liebe, Verantwortung und die Kraft, Brücken zu bauen. Kann eine junge Liebe Mauern überwinden, die seit Generationen bestehen?

Marcel Richtsteiger, 1980 in Freiberg geboren, schrieb schon in seiner Jugend Kurzgeschichten und Gedichte. Nach vielen Jahren literarischer Entwicklung veröffentlichte er 2025 seinen ersten Roman. Seine Texte sind stark charaktergetrieben und geprägt von Empathie: Für ihn gibt es keine eindimensionalen »bösen« Figuren, sondern nur Entscheidungen aus Schmerz, Angst oder Sehnsucht. Gefühle und Emotionen bilden den Kern seines Erzählens, jede Szene soll lebendig und spürbar wirken. Neben dem Schreiben führt er als geschäftsführender Gesellschafter seine eigene IT-Firma und lebt seit vielen Jahren in einer glücklichen Ehe mit seinem Mann.

Liebe zwischen den Welten


Leon


Der Herbstwind fegte über den Schulhof des Luise-Otto-Peters-Gymnasiums in Connewitz, als ich durch die repräsentative Toranlage mit Rundbogen und Wappen und über das breite Granitpflaster zum Haupteingang ging. Vor dem Gelände klingelte die Straßenbahn an der Bornaischen Straße; die Oberleitungen zeichneten dunkle Linien in den Himmel. Meine Hände waren feucht, obwohl es längst nicht warm war. Nur ein weiterer Schultag, redete ich mir ein, während ich die schweren Glastüren unter den hell verputzten Fassaden aufstieß. Der Uhrturm mit seinem Zifferblatt prägte die Silhouette.

Auf dem Weg hatte ich die bunten Graffiti und Sticker an den Hauswänden des Viertels gesehen – »Refugees Welcome«, »Kein Mensch ist illegal«, anarchistische Symbole. Connewitz war anders als der Rest von Leipzig, wilder, politischer. Mein Vater hatte mich gewarnt, dass es hier »sehr links« zuginge, aber das Luise-Otto-Peters-Gymnasium hatte einen guten Ruf.

Im Inneren öffnete sich ein hohes Treppenhaus mit breiten Podesten; Licht fiel durch große Fenster. Es roch nach Bohnerwachs, Heizkörperwärme und nassen Jacken. Holzhandläufe waren glatt poliert, irgendwo tickte eine Fluruhr. Stimmen drangen aus den Klassenzimmern, Deutsch mit sächsischem Einschlag, den ich nach einem Jahr in Leipzig immer noch gewöhnungsbedürftig fand. Über die Treppen verteilten sich die Schülerströme nach oben.

Die Nummerierung hier in Deutschland war anders als zu Hause – alles war anders. 204, 204... Da war es. Ich atmete tief durch und drückte die Klinke herunter.

»Ah, Sie müssen Maya sein!« Die Stimme gehörte zu einer Frau um die vierzig mit kurzen, braunen Haaren und einer randlosen Brille. Sie trug ein elegantes, dunkelblaues Blazer-Ensemble, das professionell aber nicht steif wirkte. »Ich bin Frau Weber, Ihre neue Deutschlehrerin. Herzlich willkommen am Luise-Otto-Peters-Gymnasium.«

Fünfundzwanzig Augenpaare richteten sich auf mich. Mein Magen zog sich zusammen, wie immer, wenn ich im Mittelpunkt stand. »Danke«, murmelte ich auf Deutsch und hasste es, wie mein Akzent jedes Wort markierte.

»Setzen Sie sich bitte dort hinten hin, neben Leon.« Frau Weber deutete zu einem Platz in der dritten Reihe. »Leon, heben Sie mal die Hand.«

Ein Junge mit dunkelblonden, etwas zu langen Haaren hob lässig die Hand. Er trug ein verwaschenes T-Shirt mit einem Aufdruck, den ich nicht lesen konnte, und hatte lebhafte grüne Augen, die mich neugierig musterten. Kein nervöses Starren wie bei den anderen – eher interessiert, fast amüsiert.

Ich bahnte mir den Weg zwischen den Tischen hindurch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Der Junge – Leon – rückte seinen Stuhl ein Stück zur Seite, um mir mehr Platz zu machen.

»Hi«, flüsterte er, während Frau Weber zur Tafel ging. »Bist du die neue Israelin?«

Ich nickte knapp. Israelin. Als wäre das mein Beruf oder so.

»Cool. Ich bin Leon.« Er grinste und sein Gesicht veränderte sich komplett – aus dem entspannten Beobachter wurde ein lebendiger, fast schelmischer Teenager. »Falls du Fragen hast... ich kenne mich hier aus.«

»Maya«, sagte ich leise zurück. Seine Direktheit war überraschend. Die meisten Deutschen waren höflicher, distanzierter.

»Maya... wie die Biene?«, flüsterte er mit einem schelmischen Grinsen.

Ich starrte ihn einen Moment lang an. Macht er gerade Witze über meinen Namen? »Nein«, sagte ich trocken. »Wie die Person.«

Er lachte leise in sich hinein, und ich musste gegen ein kleines Lächeln ankämpfen. Wenigstens war er nicht langweilig.

Frau Weber begann mit der Stunde – irgendetwas über Fontane und den Realismus. Ich versuchte zu folgen, aber meine Gedanken wanderten ab. Der Klassenraum war typisch für die Schule: hohe Decken, viel Tageslicht. Dielen knarrten unter den Füßen der Schüler, Kreide kratzte über die grüne Tafel, und neben ihr leuchtete das moderne Smartboard – alt und neu in ruhiger Koexistenz. An den Wänden hingen Poster von deutschen Dichtern und ein Weltatlas.

»Pssst.« Leon schob mir einen Zettel herüber. Darauf stand: Vp-Mobil24-App schon installiert? Brauchst du Hilfe mit dem Login?

Ich schaute ihn überrascht an. Natürlich, die Stundenplan-app. In Israel hatten wir auch eine digitale Lösung verwendet, aber hier war alles neu. Er zuckte mit den Schultern, als wäre es völlig normal, der Neuen zu helfen.

Warum ist er so freundlich? In Tel Aviv hätte das verdächtig gewirkt. Hier... ich wusste es nicht. Vielleicht waren deutsche Teenager wirklich so hilfsbereit.

»Danke«, formte ich lautlos mit den Lippen.

Die Stunde zog sich. Ich notierte pflichtbewusst alles, was Frau Weber sagte, auch wenn die Hälfte über meinen Kopf hinwegflog. Mein Deutsch war gut, aber Literaturanalyse auf Muttersprachlerniveau? Noch nicht.

Als es zur Pause klingelte, packte ich hastig meine Sachen zusammen.

»Hey, warte mal.« Leon war aufgestanden und lehnte sich lässig gegen meinen Tisch. »Brauchst du Hilfe beim Zurechtfinden? Die Schule ist ziemlich groß.«

Ich zögerte. Einerseits war ich dankbar für das Angebot. Andererseits... ich hasste es, hilfsbedürftig zu wirken.

»Ich komme schon klar«, sagte ich automatisch.

»Klar.« Er grinste wieder. »Trotzdem. Falls du Fragen hast – ich bin meistens hier in der Pause.« Er deutete zum Fenster. »Oder auf dem Hof. Und falls die Lehrer dich nach irgendwelchen Schulregeln fragen...« Er zog eine Grimasse. »Einige sind ziemlich pingelig.«

»Maya!« Eine Stimme von der anderen Seite des Klassenzimmers ließ mich herumfahren. Ein Mädchen mit langen, braunen Haaren und einem breiten Lächeln kam auf mich zu. Sie trug Jeans und einen bunten Pullover und strahlte eine unkomplizierte Freundlichkeit aus, die mich sofort entspannen ließ.

»Hi, ich bin Lena«, sagte sie fröhlich. »Ich hab gehört, du kommst aus Israel? Das ist ja total spannend! Ich war noch nie da, aber ich würde total gerne mal...«

»Lena«, unterbrach Leon belustigt. »Lass sie erst mal ankommen.«

»Oh, sorry!« Lena lachte und ihre Wangen röteten sich leicht. »Ich rede immer zu viel, wenn ich nervös bin. Nicht dass ich nervös wäre, aber... na ja, eine neue Mitschülerin aus Israel ist schon was Besonderes hier in Leipzig.«

Ich musterte die beiden. Leon, entspannt an den Tisch gelehnt, beobachtete unsere Unterhaltung mit diesen aufmerksamen grünen Augen. Lena sprudelte vor Energie über und wirkte, als würde sie gleich vor Neugier platzen. Beide wirkten... ehrlich. Ohne Hintergedanken.

»Ist schon okay«, sagte ich zu Lena. »Ja, ich komme aus Israel. Aus Tel Aviv.«

»Wow! Ist es da wirklich immer so warm? Und das Meer?« Lenas Augen leuchteten. »Hier ist es ja meistens grau und kalt...«

»Lena studiert praktisch den Wetterbericht von Tel Aviv«, kommentierte Leon trocken. »Seit sie weiß, dass du kommst.«

»Tu ich nicht!« protestierte Lena, wurde aber noch roter.

Ich fand mich dabei wieder, fast zu lächeln. Fast. Diese beiden hatten etwas... Leichtes. Unschuldiges. Als hätten sie nie etwas Schlimmes erlebt, nie nachts wach gelegen und auf Sirenen gehorcht.

Sie sind nett, dachte ich überrascht. Einfach nur... nett.

»Danke«, sagte ich leise. »Für... ihr wisst schon. Dass ihr freundlich seid.«

Leon und Lena wechselten einen Blick.

»Klar«, sagte Leon einfach. »Ist doch normal.«

Normal. Ich fragte mich, wann ich das Wort zum letzten Mal gedacht hatte.

Die Pausenglocke läutete und ich griff nach meinem Rucksack. Vielleicht würde dieser erste Tag ja doch nicht so schlimm werden.

»Kommst du mit zur Cafeteria?«, fragte Lena hoffnungsvoll. »Das Essen ist nicht großartig, aber...«

»Ich komme mit«, hörte ich mich sagen.

Und als wir zusammen den Klassenraum verließen – Leon rechts von mir, Lena links, beide redend und lachend – spürte ich zum ersten Mal seit Monaten so etwas wie... Hoffnung.

Auch wenn ich nicht wusste, worauf.

Verdrängung


Nach der Deutschstunde folgte Geschichte mit Herrn Müller, einem Mann mittleren Alters mit Glatze und der Angewohnheit, beim Sprechen wild zu gestikulieren. Leon saß wieder neben mir – ich hatte mich bewusst neben ihn gesetzt, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, warum.

»Heute sprechen wir über Konfliktlösung in der internationalen Politik«, verkündete Herr Müller und schrieb das Thema an die Tafel. »Wer kann mir ein aktuelles Beispiel für einen lang andauernden Konflikt nennen?«

Mehrere Hände schossen in die Höhe. Leons war eine...

Erscheint lt. Verlag 4.12.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Buch Aufarbeitung Zweiter Weltkrieg • deutsch-israelische Liebesgeschichte • Erinnerungskultur in der Literatur • Historischer Liebesroman mit zwei Zeitebenen • Holocaust Erinnerungsroman für Jugendliche • Jugendbücher Holocaust • Jugendbuch über Hass und Vergebung • Jugendbuch über Trauma und Versöhnung • Jugendroman Antisemitismus Erinnerungskultur • Liebesroman mit historischem Bezug • Politisch relevante Jugendbücher • Welches Jugendbuch über den Holocaust lesen • Young Adult Bücher über Aktivismus • Young Adult Buch über interkulturelle Liebe • Young Adult Roman über den Nahostkonflikt
ISBN-13 9783695122820 / 9783695122820
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