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Counterspell (eBook)

Der Gegenzauber

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
348 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-7445-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Counterspell -  Katrin Wahl
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Roan ist ein Unterirdischer - sein Leben spielt sich verborgen tief unter der nordfriesischen Erde ab. Als sein Vater eine seltsame Krankheit befällt, sucht er nach einer Möglichkeit, um ihn zu heilen. Doch er muss sich beeilen, denn es scheint als sei dies keine gewöhnliche Krankheit und wenn er nicht rechtzeitig eine Lösung findet, wird sein Vater sterben. Bei seiner Suche ist er auf die Hilfe von jemandem aus der Oberwelt angewiesen, der Kontakt zu den Oberirdischen ist allerdings strengstens verboten. Wird es ihm gelingen, seinen Vater zu retten? Ein aufregendes Abenteuer über Vertrauen, Freundschaft und ein bisschen Liebe.

Katrin Wahl ist 1977 in Nordfriesland geboren. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und ihren Tieren in einem kleinen Dorf an der Nordseeküste und schreibt dort mit großer Leidenschaft Kinder- und Jugendromane mit viel Lokalkolorit.

IN ALVINS HÖHLE


»Zum alten Alvin?«, Heljar kräuselte verständnislos die Stirn und versuchte dabei mit Roans flottem Schritt mitzuhalten.

»Ja, ich muss mehr über diese seltsame Krankheit herausfinden«, entgegnete Roan, »immerhin ist er schon über hundert Jahre alt und hat als langjähriger Heiler viel Erfahrung. Es könnte doch sein, dass er schon meinen Großvater und vielleicht sogar meinen Urgroßvater behandelt hat.«

Da stimmte Heljar ihm zu.

»Verstehe, weißt du denn, wo er wohnt?«

»Garm sagte, dass er sich unter die Erdstadt zurückgezogen hat. Ich kenne nur einen einzigen Weg, der noch tiefer unter die Erde führt.«

»Du redest doch nicht etwa vom alten Schacht am Ende der Stadt, oder?«, fragte Heljar entsetzt, »dieser düstere Gang ist mir nicht geheuer, wenn ich an seinem Eingang vorbeigehen muss, mache ich immer einen großen Bogen.«

»Es ist doch nur ein Tunnel«, erwiderte Roan lächelnd. »Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst.«

Aber Heljar hätte seinen besten Freund um nichts in der Welt im Stich gelassen.

»Du hast Recht, es ist nur ein Tunnel, kein Grund zur Sorge«, wiederholte er Roans Worte, doch wirklich überzeugt davon war er nicht.

Nachdem sie die Stadt durchquert hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis sie den Eingang erreicht hatten. Beim ersten Blick hinein in den Schacht offenbarte sich ihnen nicht mehr als ein tiefes, schwarzes Loch, aus dem ihnen, wie der Atem eines Feindes, ein kühler Luftzug entgegen strömte. Heljars Nackenhaare sträubten sich. Wäre er jetzt allein gewesen, hätte er direkt wieder kehrt gemacht. Doch Roan fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit und als er die ersten Schritte hineingegangen war, zögerte auch Heljar nicht länger.

Je tiefer sie sich unter die Erde begaben, umso kälter wurde es. Wie ein wucherndes Geschwür zogen sich weiße, fein verzweigte Pilzgeflechte an den feuchten Wänden entlang und ein modriger Geruch erfüllte die immer dünner werdende Luft. Nach etwa einer Viertelstunde Fußmarsch begann Roans Fackel plötzlich zu flackern.

»Nicht, dass uns hier unten noch das Licht ausgeht«, flüsterte Heljar besorgt, während er sich beim Gehen so dicht an Roan drängte, dass die beiden einen gemeinsamen, großen Schatten an die Wand warfen.

»Stell dich nicht so an, was soll uns hier schon passieren? Bisher ging es doch nur geradeaus, den Rückweg würden wir auch im Dunkeln ganz ohne Fackel finden.«

Vielleicht hätte Roan das lieber nicht sagen sollen, denn nur einige Minuten später kamen sie an eine Weggabelung. Nachdenklich blieben sie stehen und Roan hielt die Fackel höher, um ihren Schein erst in die linke und dann in die rechte Tunnelöffnung zu lenken.

Im linken Gang setzte sich das Pilzgeflecht fort und die weißen Fäden an der Wand reflektierten leicht das Licht der Flamme, während ihnen im rechten Gang die absolute Finsternis entgegenschlug.

»Ich bin für den linken Gang«, versuchte Heljar Roan zu überzeugen. »Schau mal, der sieht doch viel einladender aus, findest du nicht auch?« Mit gehobener Augenbraue schaute Heljar seinen Freund erwartungsvoll an.

Roan ging in die Hocke und richtete das Licht auf den Boden. Sie hatten Glück, tatsächlich entdeckte er noch ein paar verwischte Fußabdrücke in der lockeren Erde.

»Tut mir leid Heljar«, erwiderte er grinsend, »aber es sieht ganz danach aus, als müssten wir den rechten Weg nehmen.«

»War ja klar!« stöhnte er wenig überrascht und folgte Roan dicht auf den Fuß in die Dunkelheit.

Auch nach weiteren zwanzig Minuten deutete nichts darauf hin, dass sich hier irgendwo in der Nähe Alvins Höhle befand, stattdessen umgab die beiden eine unheimliche, fast erdrückende Stille. Heljar hätte nichts dagegen gehabt, die Aktion abzublasen und umzukehren, doch er kannte seinen Freund nur zu gut. Wenn Roan entschlossen war, konnte ihn nichts und niemand aufhalten.

Die immer schwächer werdende Fackel gab mittlerweile nur noch so wenig Licht ab, dass beide nicht weiter als zwei Schritte voraus den feuchten Boden vor ihren Füßen erkennen konnten, auf dem es jetzt nur so von Kellerasseln wimmelte. Aber dann tauchte vor ihnen wie aus dem Nichts ein schwaches Licht auf.

»Dort muss es sein«, flüsterte Roan, erleichtert, dass sie die Höhle endlich gefunden hatten. Der Weg hatte sie in eine Sackgasse geführt, die direkt vor einer kleinen Tür endete. Alvin Gunvaldson stand mit Kreide auf dem Holz über dem Klopfring geschrieben.

Roan warf Heljar ein selbstgefälliges Lächeln zu, der grinste nur übertrieben zurück.

»Ja, ja, du hattest mal wieder Recht, verschone mich mit Eigenlob!«

Roan schmunzelte, dann griff er den schweren Eisenring und schlug ihn zweimal gegen das Eichenholz, so dass ein dumpfes Klopfgeräusch ertönte.

Genau in dem Augenblick, in dem sich die Tür einen schmalen Spalt weit öffnete, blies der kurzweilig entstandene Luftzug die Fackel aus und beide standen in absoluter Finsternis.

Ein blinzelndes, von unzähligen Falten umrahmtes Auge lugte durch den Türspalt und musterte die beiden von oben bis unten. Dann senkte sich die buschige Augenbraue.

»Wer seid ihr und was wollt ihr hier?« fragte die Person hinter der Tür misstrauisch. »Ich empfange keinen fremden Besuch, schon gar nicht so früh am Morgen!«

»Ich bin Roan Rickertsen und das ist Heljar«, stellte Roan sich freundlich vor. »Wir sind gekommen, weil ich hoffe, dass du mir vielleicht weiterhelfen kannst.«

»In welcher Angelegenheit?« Das spähende Auge zog sich skeptisch zu einem schmalen Schlitz zusammen.

»Es geht um meinen kranken Vater. Garm sagt, wenn jemand ihm noch helfen kann, dann bist du es. Du bist meine letzte Hoffnung.«

»Garm schickt euch? Na gut.«

Jetzt öffnete er tatsächlich die Tür und ließ die beiden herein. Der alte Zwerg, der sich beim Gehen leicht nach vorne beugte und mit der linken Hand auf einen knorrigen Krückstock stützte, führte Roan und Heljar durch einen kurzen dunklen Flur in seine Wohnhöhle.

Erstaunt sah Roan sich um. Überall standen Kerzen und Laternen, die den großen Raum in ein gemütliches Licht tauchten. Die Höhlendecke war gewölbt und fast fünf Meter hoch. An allen Wänden waren bis knapp unter die Wölbung Regale montiert, in denen Hunderte Bücher standen – Dicke Bände mit ledernem Umschlag, die vermutlich noch um einiges älter waren als Alvin selbst, aber auch kleine, dünnere Bücher mit verschiedenfarbigen Leinenrücken. Einige von ihnen versteckten sich unter einer dicken Staubschicht und waren wohl schon eine Ewigkeit nicht mehr aus dem Regal genommen worden, andere wiederum wirkten fast neuwertig und dann gab es noch welche, dessen Einband schon so zerschlissen war, dass man Angst haben musste, sie würden zu Staub zerfallen, sobald man sie aus dem Regal nehmen würde. Mehrere kleine Holzleitern lehnten an einem mehrstöckigen Gerüst, das aus alten, wurmstichigen Brettern abenteuerlich zusammengezimmert worden war. Hinter einem geöffneten Vorhang aus weinroter Wolle war eine gemütliche Koje in die Wand eingelassen, die dem Zwerg wohl als Schlafstätte diente und in der Mitte des Raumes brannte, eingefasst von einer kniehohen, halbrunden Mauer aus Feldsteinen, ein kleines Feuer, über dem an einem alten Eisengestell ein großer Kessel hing. Es duftete lecker nach Zwiebelsuppe.

»Glaubt ja nicht, ich lade euch zum Essen ein«, sagte der Zwerg mürrisch und bedeckte den großen Suppentopf im Vorbeigehen schnell mit einem verbeulten Deckel, bevor er den Jungs einen Sitzplatz auf einer alten Truhe anbot.

»Ihr seid also Freunde von Garm, ja?«

Er setzte sich gegenüber auf einen gemütlichen Schaukelstuhl und steckte sich eine kleine Pfeife an.

»Garm behandelt meinen Vater«, begann Roan, »er leidet an einer seltsamen Krankheit, an der auch schon mein Großvater gestorben ist.«

Alvin grübelte, dabei paffte er mehrmals so kräftig, dass sein Gesicht für einen kurzen Moment ganz in den dicken Rauchschwaden seiner Pfeife verschwand. Roan stieg der angenehm süßliche Geruch von Süßholz-Wurzel und Pflaume in die Nase.

»Wie war nochmal dein Familienname? Rickertsen? Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall«, sagte er dann nachdenklich und nahm genüsslich einen weiteren Zug aus seiner Pfeife.

»Du, steh auf!«, sagte er dann in einem Tonfall, als würde er einem Untertan einen Befehl erteilen und zeigte mit seinem Stock auf Heljar, der sofort erschrocken aufsprang.

»Kletter doch mal da hoch«, jetzt deutete er auf eines der obersten Bücherregale.

»Warum ich?«, fragte Heljar irritiert.

»Weil du jung bist und ich ein alter Mann. Außerdem bist du fast so klein wie ein Zwerg. Na gut, du bist wahrscheinlich um einiges schwerer als ich«, während er das...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • All Age • Jugendfantasy • nordfriesische Sagen • Spannung
ISBN-10 3-6951-7445-5 / 3695174455
ISBN-13 978-3-6951-7445-4 / 9783695174454
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