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FOLKS - Das Orakel -  Aina Koregard

FOLKS - Das Orakel (eBook)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
376 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-9744-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
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Contemporary-Fantasy-Serie. FOLKS, Band 2: Das Orakel Sonderbare Rätsel lotsen das Orakelteam der FOLKS zusammen mit Jasi, Choi, Kyr und Alena nach Hamburg. Eine Spur von Flüstertönen führt sie durch die Stadt und schließlich zum bislang einzigartigen Kontakt zu einer neuen Spezies der FOLKS. Wusstet ihr, dass im Michel ein Glocken-Wichtel über die Glocken, Park-Wichtelpaare über die Parks und ein Brücken-Koboldältester über alle 2.500 Brücken von Hamburg wacht? Die FOLKS - Nur die wenigsten können sie sehen. Doch einmal gesehen, verändern sie das Leben für immer!

Aina Koregard ist geboren und aufgewachsen an der dänischen Grenze im Norden Deutschlands. In Hessen arbeitet sie als Lehrerin für Geschichte, Kunst und Philosophie. Alte Mythen faszinieren sie. Über allem steht das Staunen über die Vielfalt und Schönheit, die das einzigartige Kunstwerk des Organismus Erde uns jeden Tag aufs Neue zeigt. Ein Geschenk. Das vermittelt sie uns mit ihren Werken. In ihrer Contemporary-Fantasy-Serie FOLKS wird die Magie der Natur lebendig. Tatsächliche Orte bekommen eine neue Bedeutung durch die Wesen, die dort wohnen, und die ihr die Geschichten ins Ohr flüstern...

Aufregung


„Kommt herein in die gute Stube,

die gemütliche Wurzelgrube!

Kommt herein edle Völker der Erde!

Auf dass unser Fest ein…“, weiter kam der kleine braungrüne Wurzelkobold, allseits bekannt als ReimHein, mit einem braunen und einem grünen Auge, heute Abend nicht, als er fröhlich Reim singend seine Gäste begrüßen wollte. Er wurde frech von oben überschallt:

„…auf dass unser Fest ein Brüller werde!“

Das war natürlich kein anderer als Sivoobal, der Wipfelkobold. Er hatte sich flink von einer Deckenwurzel zur anderen durch das hohe Wurzelgrubentor hindurch geschwungen und auf diese Weise die lange Warterei in der Schlange vor der Wurzelgrube quasi überflogen. Das war nur möglich gewesen, weil Hee, die Windfee, ihn dabei nicht uneigennützig unterstützt hatte. Seine gestreifte Zipfelmütze baumelte dabei logischerweise nach unten und streifte zu allem Ärger von ReimHein provokant noch um dessen Nase. Der musste herzhaft niesen, weil es ihn dermaßen kitzelte.

„Sivoobal, Sivoobal,

wart‘ du mal, wart du mal!

An deiner Mütze will ich dich zupfen,

und ein Härchen von dir rupfen!“, rief er dem Wipfelkobold verärgert nach, denn dieser hatte ihn nun völlig aus seinem Begrüßungs-Reim gebracht. Sivoobal entschwand ganz rasch ans Ende der empfangenden Gäste-Schlange. Es war Tradition, dass die Gäste, die von ReimHein am Wurzelgrubentor begrüßt worden waren, sich gleich hinter ihm wieder anstellten, um ebenso die neuen Gäste zu begrüßen. Aus großer Gastfreundlichkeit und Neugier, wobei letzteres mit größter Wahrscheinlichkeit ausschlaggebend war. Wir wissen ja, woher die spitzen Nasen und Ohren kamen…

Sivoobal wollte es sich nicht gänzlich mit Gastgeber und Kumpel ReimHein verscherzen und stellte sich ganz artig richtig herum hinten an. So waren sie eben, die Kobolde. Sie machten sich liebend gern einen Spaß, auf Kosten anderer, klaro. Mit unschuldigem Schulterzucken erklärte er den Gästen in der Reihe vor sich:

„Ich habe ReimHein mit dem Zipfel meiner Zipfelmütze begrüßt. Diese Besonderheit habe ich mal eben erfunden. Ist ja langweilig, immer dieses Händeschütteln, Handgeklatsche, Spatengeklopfe, dieses Kopfgenicke oder diese Umarmungen mit Küsschen hier und Küsschen da, nach Pluvo-Art, wie es der neuste Feen-Schick ist. Ich wusste ja nicht, dass er auf den Zipfel meiner Zipfelmütze allergisch reagiert.“

Dann rief er zum Eingang:

„ReimHein, Kumpel! Ich schwöre dir sofort:

Ich mach’s nie wieder! Kobold-Ehrenwort!“

ReimHein rieb sich die Nase, denn sie war eindeutig seine empfindlichste Stelle. Er war dermaßen kitzelig an seiner Nase, dass er sich sogar selbst kitzeln konnte bis er das Niesen anfing.

Alle anderen Kobolde konnten sich das Grinsen nicht verkneifen. Von den Feen erntete er empörte Plings.

„Pass‘ nur auf! Wir werden dich auch mal an deiner spitzen Nase kitzeln, dann siehst du, wie das ist“, trillerte die blaue Windfee Hee aus der Gästereihe vor ihm. Sie ärgerte sich schon, dass sie ihm zu diesem Schummelstück verholfen hatte.

„Darauf freu ich mich jetzt schon!“, antwortete Sivoobal frohlockend.

„Ruhe, da hinten! Die Party kommt später. Bitte Ruhe dort hinten!“, mahnte jetzt Wichtel Fleißig, der direkt neben ReimHein ganz am Anfang der Reihe stand, also heute der erste Gast des Abends gewesen war. Wichtel sorgten gern für Ordnung.

ReimHein versuchte sich erneut im Reimen und vertüddelte sich:

„So komm‘ nur herein, meine liebe Freude,

sei schön fröhlich und fei‘re mit viel Freunde!“

Das konnte ja was werden! Ein Glück, Wichtel Emsig war an der Reihe und löste den Knoten mit seinem erfrischenden Lachen:

„ReimHeim, das ist ja noch viel besser: Wenn die Freude auch zum Fest eingeladen ist, dann können wir Freunde doch ordentlich zusammen feiern – alles bestens! Prima Idee!“

Emsig stampfte dreimal mit dem Spaten zur Begrüßung vor ReimHein auf und begrüßte danach nach interner Wichtelart Wichtel Fleißig gleich hinter ReimHein. Dass Fleißig heute als erster in die Wurzelgrube kommen sollte, war eine geheime Absprache mit der Ältesten des Waldes. Sie wusste, dass Wichtel sehr beruhigend auf Kobolde wirkten und insbesondere Fleißig auf ReimHein, einen seiner besten Freunde im Wald. Das war durchaus eine weise vorausschauende Entscheidung gewesen in Anbetracht der jüngsten Ereignisse.

ReimHein guckte den Wichtel etwas irritiert mit seinem grünen Auge an, das braune hatte er zugekniffen, doch als die beiden Wichtel ihre Spaten dreimal aneinanderstießen und danach ihre wohlgeformten Bäuche, da musste auch er herzlich lachen und die Situation entspannte sich wieder.

„Gut riecht dein fluffiger Bart, alter Wichtelbart!“, sagte Emsig begeistert. Er versenkte seine große Knollnase in Fleißigs Bartwolle und stöhnte genüsslich daraus hervor.

„Hamamelis, die Zaubernuss, ist es dieses Mal. Der Duft der Saison. Sind sie nicht bezaubernd mit ihren gelben Blüten jetzt um diese Zeit, Anfang Februar? Ich sah die erste Zaubernuss schon Anfang Januar in einem Garten erblühen. Ich lasse mich oft von ihr verzaubern. Sie bringt wahrhaftig das erste Licht an die Oberfläche der Erde, eine Ahnung, dass die dunkle Jahreszeit langsam aber sicher dem Ende zugeht. Dabei sieht sie so bescheiden aus. Also, ich liebe sie!“

„Ja, da hast du recht – die Blüten der Zaubernuss sind zauberhaft und bringen solch eine wohlige Süße in die Welt.“

Da die beiden sich gern in Fachsimpelei verloren, wurden sie ungeduldigst von Luli, dem kleinen knuffigen Pilzkobold ermahnt:

„So, ihr beiden Hamamelis-Duft-Schwärmer! Gesellt euch bitte sehr nach hinten zu den Zaubernussfeen und schnuppert dort weiter. Hier soll es jetzt weitergehen, sonst zieht nachher das kleine Licht allein zur Erde hinauf…“

„Und das ist mir jedenfalls nicht egal! Weiter geht’s!“, unterstützte ihn Egal, sein langer, dünnbeiniger Pilzkobold-Freund, leicht genervt, denn hinter ihnen wurde ordentlich gedrängelt.

Beide versuchten jetzt, gegen Fleißigs Rücken zu drücken, um die beiden Wichtel, die den Eingang voll blockierten, weiter zu schieben. Es war allerdings so gut wie unmöglich, denn wo ein Wichtel stand, da stand er. Ein Blick in Reim-Heins beginnenden panischen Blick veranlasste Emsig nun doch, umgehend strammen Schrittes mit seinem üppig beladenen Bollerwagen in die Höhle zu schreiten. Fleißig folgte ihm kurz mit seinem exorbitanten Bollerwagen, der das Eingangstor doch erheblich verengt hatte.

Drinnen wich sofort die Ungeduld aus der Gäste empfangenden Schlange, als sie die prächtigen Ladungen der Bollerwagen, gefüllt mit den verschiedensten Nusskuchenvariationen auf kunstvoll geschnitzten Tellern erblickten. Alle jubelten und klatschten vor Begeisterung. Die beiden hatten sich eine Art Regalsystem in ihre Bollerwagen gezimmert, sodass sie ihre empfindliche lukullische, also erlesene, superleckere Fracht sicher befördern konnten. Es war ein fantastischer Anblick.

Ihnen gebührte also die erste Laola-Welle, denn Neuigkeiten verbreiteten sich schneller als der Wind bis ans Schlangenende. Wenn sie die beiden Wichtel kommen sahen,hielten die Kobolde und Feen die Arme gestreckt vor sich und wackelten mit den Händen und brummten dabei ein tiefes „Oooooooh“. Überall, wo die beiden Wichtel direkt vorbeikamen, rissen sie die Arme hoch, mitsamt ihrer Stimme. Hinter ihnen floss die Laola-Welle mit einem Lachen aus. Als die beiden Wichtel am Ende der Empfangsschlange angekommen waren, bedankten sie sich durch Handgruß und Fleißig bat durch eine weitere Handgestik wieder um mehr Ruhe. Fleißig war ja Meister im Gestikulieren. Es zeigte seine sofortige Wirkung.

Jedenfalls kurz. Weiter ging es mit weiteren Gästen.

An diesem Abend war eine deutliche Unruhe zu spüren. Ein Kribbeln, eine Aufregung schien das ganze Frau Holle Volk zu durchfließen. Am deutlichsten war dies natürlich naturgegeben bei den Kobolden zu bemerken. Die Ruhezeit der Natur nahte dem Ende und das war auch gut so. Die angestaute Energie durfte sich jetzt bald wieder über der Erde in all ihrer wachsenden Schönheit entladen.

ReimHein ging es ebenso, so sehr er sich auch bemühte. Kobolde zählten eh nicht so zu den Geduldigsten, aber momentan lagen seine ätherischen Nerven total blank. Er war ansonsten nie aufgeregt, wenn er Gäste begrüßte, doch heute, zum Lichtfest in der Wurzelgrube, da zappelte er nervös von einem Bein auf das andere. Alles ging ihm viel zu langsam voran. Er war völlig unentspannt und jede Art von Störung, die ansonsten immer zum Leben der Folks einfach dazu gehörte, die war in diesem Moment, ohoh, so gar nicht angebracht.

Die Vorbereitungen zum Lichtfest waren schon die reinste Katastrophe gewesen und ReimHein stand kurz davor, mit seinen ätherischen Nerven völlig am Ende zu sein. Das bedeutete bei Kobolden sehr viel. Sie...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7693-9744-4 / 3769397444
ISBN-13 978-3-7693-9744-4 / 9783769397444
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