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Das Glücksei und die weiße Schlange -  Theodor Nebl

Das Glücksei und die weiße Schlange (eBook)

Estnische Märchen nach Irina Schelesnova

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
334 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-4901-6 (ISBN)
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8,99 inkl. MwSt
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Estlands bezaubernde Märchenwelt euch ganz sicher gut gefällt! Nicht selten spielen darin Prophezeiungen und Patengeschenke eine Rolle, meistens einer supertolle! Prinzessinnen von bösem Zauber und von Drachen zu befrein fällt oftmals Bauernburschen ein. Manch einer, der als Dummling verlacht und dem der Vater nichts vermacht, hat es in der Welt zu was gebracht! Über böses Geschick, Liebe und Mut wird in den Märchen berichtet und auf Spannung nicht verzichtet! Und noch viel mehr und noch viel mehr! Lest die Märchen, das fällt nicht schwer. Dann werdet ihr staunend sehn, gereimt sind sie besonders schön!

Der Autor Theodor Nebl hat in seiner beruflichen Tätigkeit eine Reihe wissenschaftlicher Lehrbücher verfasst. Zur Freude seiner Kinder, Enkel und aller an Märchen interessierten Leser wechselte er vor einiger Zeit das Genre. Nun widmet er sich den Märchen aus aller Welt. Er erzählt die Märchen neu und setzt sie in Reime. So entstand frei nach den Gebrüdern Grimm unter anderem die zehnbändige Reihe »Gereimte Märchen« und zuletzt der Titel »Die Goldspinnerinnen«. YouTube-Kanal: Opi Theos gereimte Märchen

Das Glücksei und die weiße Schlange


E s waren einmal, so fängt dieses Märchen an, eine alte Frau und ihr genauso alter Mann.

Am Waldesrand hatten sie ein windschiefes Haus,

da schauten ihre acht Kinder heraus.

Trotz ihrer Armut hatten die Eltern es vollbracht,

all’ ihre Kinder, eines nach dem anderen,

über alle Jahre gesund erhalten,

und mit kargen Speisen groß gemacht.

Die älteren Kinder verdienten schon

mit saurer Arbeit, bei fremden Leuten ihr Brot.

Das linderte dem Rest der Familie die Not.

Es freute sie und war dazu ein wichtiges Gebot.

So ging es ihnen besser als in all’ den Jahren!

Wenig erfreut sie dann aber waren,

als ihnen im Alter ein neuntes Söhnchen ward geboren!

Damit sahen sie ihre Hoffnung auf ein besseres Leben verloren!

Doch sie nahmen das Kind als Gottessegen an

und haben sich geschworen,

dass, wer acht Kinder groß gemacht,

es auch bei dem neunten Kinde schafft!

So entschieden sie sich, es nach Christenbrauch

zur Taufe in die Kirche zu tragen.

Aber, was soll ich euch sagen?

Keiner wollte mit dem Kinde als Gevatter1 in die Kirche gehen!

Irgendwie war das ja auch zu verstehen.

Denn ein jeder, den sie zum Gevatter baten,

dachte, was könnte mir dadurch geschehn?

Wenn die alten Leute sterben,

würde ich die Verantwortung erben

und das Kind bleibt mir am Halse kleben,

sodass ich viele Jahre sorgen muss, für sein Leben!

Traurig waren die Eltern des Kindes nun,

wussten nicht, was sie könnten tun.

Doch dann fiel dem Vater ein:

»Ich trage auf meinen Armen unser Kind in die Kirche hinein

und verkünde vor dem Pfarrer und allen anwesenden Leuten laut,

dass niemand sich die Patenschaft hat zugetraut!

Dann soll der Geistliche doch tuen, was er will,

wir halten einfach dazu still!

Mag er das Söhnchen taufen oder nicht!

Seiner Seele wird dann die Sünde anheimfallen!«,

dies der traurige Vater spricht.

So gingen sie in ihren besten Kleidern,

mit der ganzen Kinderschar

und dem Säugling auf dem Arm,

der gerade geboren war,

hin zur Kirche, die im Dorfe gelegen

und hofften für das neunte Kind,

auf des Herrgotts und des Pfarrers Segen!

Nicht weit entfernt von ihrem Haus

kamen sie an einem Bettler vorbei,

der sah völlig abgerissen aus.

Er hob seine Hand und ging sie

um ein Almosen an,

was man wohl von jemandem,

der zur Kirche geht,

vielleicht auch erwarten kann!

Doch der Vater sagte:

»Ich habe nichts, Brüderchen, was ich dir geben kann!

Bin weit und breit der ärmste Mann!

Die wenigen Kopeken, die in meiner Tasche klingen,

reichen nicht einmal aus,

um meiner Kinder Hunger zu bezwingen!

Den Rest meines Geldes gebe ich für die Kindstaufe hin.

Mein Kind taufen zu lassen, ich heute unterwegs nun bin.

Magst du uns vielleicht die Ehre geben

und unser Kind als Gevatter über den Taufstein heben?

Dann sollst du uns zum Taufschmaus willkommen sein.

Zu dem Wenigen, was wir haben, laden wir dich herzlich ein!«

Den Bettler hatte noch nie jemand zum Gevatter gebeten!

Er sah es als Ehre an und mochte sich nicht verspäten!

So ging er mit dem Taufzuge zu der nahen Kirche hin.

Er war bereit, die Verantwortung zu tragen!

Das war für ihn der Sinn.

Als sie standen vor dem Kirchentor,

fuhr in einer vierspännigen Kutsche vor,

eine junge, vornehme Dame saß darin.

Da dachte bei sich der Arme:

›Jetzt will ich zum letzten Mal mein Glück versuchen.‹

Er trat mit demütiger Verneigung zu der schönen Dame hin:

›Vielleicht wird sie mich ja verfluchen,‹ hatte er im Sinn.

Doch er fragte sie und hoffte auf Gewinn:

»Mögt ihr mir die Ehre erweisen,

um bei meinem Kinde als Gevatterin zu stehn?

Entschuldigt bitte, dass ich euch das frage,

wenn ihr es nicht wollt, dann solltet ihr einfach weitergehn!«

Doch das Wunder geschah!

Denn die feine Dame sagte: »Ja, es ist mir eine Ehre!

Diese Bitte ich euch gerne gewähre!«

Nach der Predigt wurde das Kind zur Taufe gebracht.

Warum ein Bettler und eine vornehme Dame,

mit dem Kinde zum Taufbecken kamen,

darüber haben der Pfarrer und die versammelte Gemeinde,

kenntnislos wohl nachgedacht.

Die Schande, ohne Paten zu kommen,

ward den Eltern, Gott sei Dank, genommen!

Das Kind wurde auf den Namen Pärtel getauft.

Allzu oft ward dieser Name im Dorfe noch nicht gebraucht.

Die reiche Patin bezahlte das Taufentgeld,

was den Eltern des Kindes gut gefällt.

Nicht eine Sekunde hatte sie nachgedacht

und als Patengeschenk drei Rubel dargebracht.

So viel Geld hatten die Eltern noch nie besessen.

Darum werden sie diese Wohltat nie vergessen.

Und wie alles gekommen ist, hat ihnen Freude gemacht!

Der Bettler ist zum Taufschmaus geblieben.

Es hat ihm geschmeckt, das ist wahr und nicht übertrieben.

Freudvoll hat er sich seine Hände gerieben.

Auch hat er ein Taufgeschenk übergeben und dazu er spricht:

»Es sieht zwar dürftig aus, doch verschmäht es nicht.

Vielleicht erwächst eurem Söhnchen daraus Glück

und das wäre wichtig für sein ganzes Leben!«

Er wickelte ein kleines Schächtelchen aus,

holte ein winziges Vogelei heraus

und übergab es mit zitternder Hand:

»Ich hatte einst eine sehr kluge Tante,

die sich auf vielerlei Zauberkünste verstand.

Vor ihrem Tode schenkte sie mir dieses Schächtelchen,

in dem sich das Glücksei befand. Und sie sagte:

Wenn dir einst etwas Unerwartetes begegnet,

was du niemals hättest gedacht,

dann gib dieses Ei hin, denn es ist gesegnet

und für den, der das Unerwartete vollbracht,

nur ganz allein gedacht!

Wenn es dem zuteilwird, für den es ist bestimmt,

dann sein Leben eine glückliche Wendung nimmt

und großes Glück wird ihm damit gebracht!

Du sollst das Ei wie deinen Augapfel hüten,

damit es durch deine Schuld nicht zerbricht!

Denn zerbrechlich ist die Schale des Glückes!

Merke es dir und vergiss es nicht!

Da ich nun sechzig Jahre alt bin,

bekommt dieser Spruch erst recht seinen Sinn!

Etwas richtig Unerwartetes hat mich bisher noch nie getroffen.

Bis zum heutigen Tage mochte ich hoffen.

Doch dass ich zum Gevatter eines Kindes werden sollt’,

hätte ich nie gedacht, aber doch vielleicht gewollt.

Dann kam mir der Gedanke ein:

Das Glücksei soll für das Kind mein Patengeschenk sein!«

Er überreichte die Schachtel mit dem Ei.

Er war voller Freude, ja, er war so frei!

Dann ging er durch die geöffnete Tür

und erschien nie wieder hier!

Der kleine Pärtel gedieh

und er war ein gehorsames Kind.

Wuchs auf wie Kinder eben,

die der Eltern Freude sind.

Als er zehn Jahre alt war,

viel zu früh das wohl geschah,

wurde er im Nachbarort von einem Wirt

als Hütejunge aufgenommen.

So hat er sein eigen Brot zu verdienen begonnen!

Die Wirtsleute, bei denen er in Arbeit stand,

waren mit ihm zufrieden.

Nur selten wohl, man einen ruhigeren,

frommeren und fleißigeren Hüteburschen fand.

Er bereitete niemals Verdruss,

keine Schelte man ihm geben muss!

Beim Abschied hatte die Mutter ihm

sein Patengeschenk des Bettlers mitgegeben.

Sie sprach: »Ich hoffe, es bringt dir Glück in deinem Leben.

Hüte es, wie dein Pate es empfohlen,

damit es nicht entzweigeht und dir nicht wird gestohlen!«

Der Weideplatz war Pärtels tägliches Ziel.

Seine Kuhherde trieb er stets dorthin,

was gar nicht schwer ihm fiel.

Denn von Weitem konnte er schon die Linde sehn,

an diesem schönen Platze stehn.

Ein riesengroßer Feldstein lag unter dem Baum,

hier träumte der Junge so manchen Tagtraum.

Auf dem Steine sitzend,

aß er sein mitgebrachtes Brot.

An dieser Stelle empfand er Vertrauen,

denn er konnte stets seine Herde überschauen.

Auch der Durst brachte ihn nicht in Not.

Denn ein Bächlein silberhell,

plätscherte genau an dieser Stell’.

Das lud ihn zum Trinken und zum Bade ein,

wenn ihn gewärmet der Sonnenschein.

Es war wirklich sonderbar,

dass nirgends schöneres Gras zu finden war!

Und hatten die Tiere am Abend alles abgefressen,

so konnten sie auch am nächsten Tage,

dass sie hungern mussten, ganz vergessen.

Über Nacht ward das Gras wieder üppig und grün.

Am Morgen konnte Pärtel darum,

wieder völlig ohne Sorgen,

erneut mit den Kühen, auf diesen Platz, zum Weiden ziehn.

Manchmal schlief Pärtel auf...

Erscheint lt. Verlag 3.4.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7693-4901-6 / 3769349016
ISBN-13 978-3-7693-4901-6 / 9783769349016
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