Mikey, Maus & Mirabel (eBook)
124 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783769349214 (ISBN)
"Alle Kinder lesen gerne, wenn die Bücher lustig oder spannend genug sind!", lächelt Kinderbuchautorin Annette Kliebenstein und sie muss es wissen. Als Mutter eines Sohnes, den man nur zum Fußballspielen hinter dem Buch hervorholen konnte und als Schöpferin sehr erfolgreicher Leseaktionen an Gymnasien, hat sie Kindern und Jugendlichen schon immer gerne das Lesen nahegebracht. "Wer einmal ein gutes Buch gefunden hat, der hört nicht mehr auf zu lesen. Es wäre wunderbar, wenn mein Kinderbuch für viele Grundschülerinnen und Grundschüler ein Weg in die Welt der Fantasie sein könnte!" Als Marketingleiterin weiß sie zudem von der visuellen Kraft des Bildes und hat sich mit Rebecca Salzmann eine kreative Künstlerin gesucht, die den kleinen Hauptfiguren des Buches mit zauberhaften Zeichnungen Leben eingehaucht hat. Annette Kliebenstein lebt auf einer Einöde in der Nähe von München. Dort wurde sie in Mitten der Natur inspiriert, vom Leben der Waldtiere, die sich manchmal auch ein kleines Stückchen Lebensraum der Menschen zurückerobern - zum Beispiel das Innere eines alten Automobils.
Ein gemütliches Plätzchen
Erst zwei Stunden später hatte sich Buster von seinem namenlosen Entsetzen erholt.
Niemand konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht beschreiben, als er die drei Vogelkinder auf der silbernen Motorhaube hatte sitzen sehen. Die zierliche Rose, die kecke Edwina und den fetten Alfred, dessen Körper so dick war, dass er seinen Kopf zur Hälfte verbarg. Sein ständiger Schluckauf trug nicht gerade dazu bei, ihm ein sympathischeres Aussehen zu geben.
Wie tonlos lief die mütterliche Lobeshymne auf ihre Kinder an seinen Ohren vorbei.
„Meine Rose ist das hübscheste Mädchen in der ganzen Grafschaft und Edwina hat gerade letzte Woche beim Schulwettbewerb gewonnen: Sie ist die schnellste Fliegerin in ihrer Klasse. Und mein Alfredchen hier“, sie legte kuschelnd einen Flügel um seine fluffigen Schultern und drückte ihn an ihr Mutterherz, „er wird sicher einmal der stattlichste Rotkehlchenmann, den man sich nur vorstellen kann.“
Wie um diese Aussage zu unterstreichen, ließ Alfredchen einen saftigen Rülpser hören, der einem englischen Landlord zur Ehre gereicht hätte.
Fassungslos musste Buster sich erst einmal setzen. Diese ganze Bande sollte hier bei ihnen einziehen? Wie sollte das denn gehen?
Schon sah er vor seinem inneren Auge Berge von Vogelkot, der an Sitzen herunterlief und eintrocknete. Mit Grausen stellte er sich angepickte Ledersitze und halb ausgewürgte Würmer vor. Aber Madame Rotkehlchen schien eine strenge Mutter zu sein. Sie baute sich zu ihrer ganzen Größe vor ihren Kindern auf und legte los:
„Kinder“, dozierte sie mit erhobenem Flügel, „Mister Buster hat hier das Sagen. Wir verhalten uns ausschließlich nach seinen Regeln und ich will keine Widerworte hören. Wir haben großes Glück und es ist eine unvergleichliche Ehre in diesem außergewöhnlichen Automobil unseren Winter verbringen zu dürfen.“
Geschmeichelt richtete Buster sich ein wenig auf. Nun gut, vielleicht war ja alles nicht so schlimm, wie es zunächst ausgesehen hatte.
„Vielen Dank, Madame Robinia für die einführenden Worte“, verbeugte sich der Mäuserich, „dann werden wir wohl mal sehen müssen, wo Sie unterkommen können.“, meinte er gnädig und begann im Fahrzeug hin und her zu laufen. Er inspizierte hier ein Eckchen – verwarf es wieder – ließ dort sein Näschen schnuppern und schüttelte dann den Kopf um weiter zu suchen. Mirabel lachte leise in sich hinein: „Robinia, meine Liebe, ich muss sagen, Sie beweisen Verhandlungsgeschick. Unvergleichlich, wie Sie den armen Buster gerade um den Finger gewickelt haben.“
Nun ihrerseits geschmeichelt lächelte Robinia gut gelaunt: „Ja, damit kenne ich mich aus, das muss ich zugeben. Allerdings darf ich auch sagen: Wenn jemand sich so selbstlos für eine andere Person einsetzt, wie Buster für Sie, liebe Mirabel, dann verdient er meinen bedingungslosen Respekt.“
Buster fand schließlich im Laufe des Tages eine geeignete Lösung für die kleine Vogelfamilie. Gemeinsam bereiteten sie ein kuscheliges Nest aus alten Decken und Tüchern auf der hinteren Rückbank und am Abend sah er zu, wie Madame Robinia die Rasselbande für die Nacht vorbereitete. Die Vogelmama flog durch das leicht geöffnete Seitenfenster ein und aus, fütterte jeden noch einmal mit einer dicken Fliege und kuschelte sich dann zusammen mit ihnen ins Nest. Buster saß inzwischen auf seinem Lieblingsplatz, dem Chauffeurssitz, und blätterte im großen „Rolls Royce Handbuch für Kenner“. Das Letzte was er an diesem Tag von ihnen hörte, war das niedliche Gute-Nacht-Gepiepe von Rose, das Kichern von Edwina, die nochmals gekitzelt werden wollte und schließlich das kratzige Stimmchen von Alfred, der laut und vernehmlich ausrief:
„Mama, ich glaube, ich habe noch Hunger!“
Buster musste fast ein bisschen lachen und sagte zu Mirabel: „Weißt du was? Ich glaube, die sind gar nicht so schlimm.“
„Habe ich mir fast gedacht.“, lächelte Mirabel und kurz darauf konnte man auch von ihr nur noch das leichte feine Schnarchen ihrer Zylinderköpfe hören.
Am nächsten Tag hatte der erste starke Herbstwind eingesetzt und blies mit der Macht voller Backen riesige Mengen Laub in den offenen Unterstand, die sich schon bald auf Mirabels Haube zu sammeln begannen. Buster hatte sich eines der großen Wolltücher aus dem Kofferraum geholt und lief damit immer und immer wieder von links nach rechts, um die Blätter damit weg zu fegen. Ab und zu blieb er stehen, spuckte den Wollzipfel, den er mit seinen Zähnen festhielt, aus und wischte sich stattdessen damit über das kleine Gesicht, das dadurch abwechselnd schweißüberströmt und dann wieder völlig verschmiert war. Seine neuen Freunde, die kleinen Rotkehlchen, saßen auf der Stange und sahen ihm bei der Arbeit zu. Madame Robinia war auf Futtersuche und hatte die Kinder ermahnt, in Mirabels Nähe zu bleiben.
Die vorwitzige Edwina allerdings hatte bald genug davon, auf der Stange zu sitzen und brav zu sein. Sie begann damit, von einem Seitenspiegel zum anderen zu fliegen.
„Edwina“, brummt Mirabel freundlich, „du machst mich ganz verdreht, wenn du immer von links nach rechts und zurückfliegst, wie ein Tennisball bei einem Match in Wimbledon.“
„Was ist Wimbledon?“, fragte Rose mit ihrem hellen Stimmchen.
„Wimbledon ist ein großes Tennisturnier, bei dem nur die allerbesten Spieler antreten dürfen. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich 1966...“
Edwina hatte kein Interesse an Tennis und begann sich nun zu langweilen. Um nicht länger als Tennisball zu gelten, flog sie jetzt vom Spiegel zur Kühlerfigur und zurück zum anderen Spiegel und irgendwann war auch das doof und sie begann von der Kühlerfigur zum Scheunendach zu fliegen und irgendwann flog sie vom Scheunendach zum nächsten Baum – war ja eigentlich nicht so weit – und irgendwann...
...irgendwann sagte der dicke Alfred: „Mannomann, hab ich Hunger. Und wo ist eigentlich Edwina?“
Schnell war klar, dass sich der kleine Frechspatz aus dem Staub gemacht hatte. Mirabel gefror die Kühlflüssigkeit vor Schreck, als sie Buster zu Hilfe rief.
„Buster, hast du Edwina gesehen?“
Buster flitzte noch immer unaufhörlich auf und ab, aber als er den drängenden Ton in Mirabels Stimme hörte, hielt er inne.
„Nein, viel zu beschäftigt. Ist sie denn nicht bei euch?“
„Also, ich sehe sie nicht mehr. Siehst du sie irgendwo? Gerade habe ich den Dreien noch eine Geschichte erzählt und auf einmal war sie nicht mehr da!“
Buster verdrehte die Augen: „Ich habe es gewusst! Kaum einen Tag hier und schon gibt es Ärger.“
„Edwina fliegt öfters ohne Mama davon“, erzählte Rose und duckte sich scheu, während Dickerchen Alfred meinte: „Wow, da wird sie wieder richtig Ärger bekommen. Vielleicht bekomme ich dann ihren Nachtisch!“
„Wie meinst du das?“
„Donnerstags gibt es immer dicke Fleischfliegen und wenn...“
„Nein“, unterbrach ihn Buster genervt, „ich meinte, was heißt sie fliegt öfters ohne eure Mama davon?“
Die folgenden Schilderungen von Edwinas Ausflügen trugen nicht gerade dazu bei, alle zu beruhigen.
„Wir müssen etwas unternehmen!“, drängte Mirabel, und in genau diesem Augenblick hörte sie aus der Ferne ein lautes Scheppern.
Als Mikey aus dem Auto stieg, lief Mrs. Good ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. „Schau sich einer an, wie groß du geworden bist!“, rief sie aus und umarmte ihn herzlich. Fast konnte man seine Rippen krachen hören. „Du musst Hunger haben“, stellte sie anschließend resolut fest, „komm am besten gleich in die Küche.“
Das ließ sich Mikey nicht zweimal sagen, denn natürlich hatte er, wie alle kleinen Jungs, immer und überall Hunger.
Bei Mrs. Good in der Küche roch es gemütlich nach Holzfeuer und nach einem Braten, der im Ofen vor sich hin schmurgelte.
Es dampfte und duftete aus der Ofenklappe heraus. Auf dem Herd standen eine große Schüssel mit Kartoffelknödeln und ein Topf mit buntem Gemüse. Lecker! Mikey lief das Wasser im Munde zusammen und nicht nur ihm, wie er lächelnd feststellte.
In der Nähe des Holzofens, auf einem Schaffell, lag zusammengerollt, aber mit stetig schnuppernder Nase, Finch. Der alte Jagdhund wusste einfach, wo man sich aufhalten musste, so viel war sicher.
Finch wackelte zur Begrüßung mit seinen langen Ohren und klopfte mit seinem mächtigen Schwanz einige Male nachdrücklich auf den Boden.
Mikey ging zu ihm und kraulte ihm sanft den Kopf, worauf sich seine Augen träge schlossen, allerdings nur zur Hälfte. Ein wahrer Jagdhund schläft niemals tief.
„Na, Finch, alter Junge, wie geht es dir? Warst du heute schon beim Jagen?“
Finch antwortete nicht. Er antwortete nie.
Das war eigentlich sehr ungewöhnlich, fand Mikey.
Finch war...
| Erscheint lt. Verlag | 26.3.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
| ISBN-13 | 9783769349214 / 9783769349214 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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