Schattenmutze (eBook)
104 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783769330175 (ISBN)
Über die Autorin Stefanie Niemeier, Jahrgang 1977, ist gelernte Produktfotografin. Sie ist verheiratet und seit 2010 selbstständige Kinderfotografin. Zusätzlich arbeitet sie als Betreuerin in der Familien- und Seniorenhilfe. Vor den Geburten ihrer beiden Söhne arbeitete sie in der Eventfotografie und in der Mediengestaltung. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren Söhnen und den beiden Tierschutzhunden im Norden von Hamburg. Nach TIEFENFLACKERN ist SCHATTENMUTZE ihr zweites Vorleseabenteuer.
Tauchgang
„Und Du bist wirklich sicher, dass Du nicht mitmachen möchtest, Anne?“, fragt Darla Mutsch schon zum gefühlt zwanzigsten Mal, aber Mutsch schüttelt vehement den Kopf. Tjalve zuckt mit den Schultern. Ihm ist ja vorher klar gewesen, dass er den Tauchkurs mit Darla alleine machen würde. „Ich gehe mit meinem Buch oben auf die Klippen und lese ganz in Ruhe. Und wenn Ihr dann vom Training im Pool zum ersten Tauchgang im Meer rüberkommt, hab ich einen Spitzenplatz und kann Euch von oben ganz genau beobachten“, meint Mutsch und schnappt sich demonstrativ eines der vielen Taschenbücher, die sie aus Deutschland mitgebracht hat.
Von den total praktischen und auch viel leichteren E-Readern hält sie nicht viel. Wenn Mutsch mit einem Buch fertig ist, ist das Buch dann auch fertig: Eselsohren und Notizen zieren es dann und die Buchdeckel sind vom vielen Umbiegen auch ganz weich. Mutsch packt außerdem ihre Kamera mit dem großen Objektiv ein, damit sie auch ja nichts verpasst. Tjalve will jetzt endlich los.
Um zehn Uhr sollen sie in dem kleinen Ladengeschäft drüben neben dem Markt sein. Ungeduldig hibbelt er von einem Fuß auf den anderen, bis Darla schließlich alles hat, was sie braucht, Mutsch einen schnellen Kuss auf die Wange schmatzt und dann geht’s endlich los. Im Büro der Tauchschule steht schon ein Vater mit seinen beiden Söhnen. Beide sind deutlich älter als Tjalve und heben amüsiert die Augenbrauen als sie merken, dass er auch mittauchen wird. Zwei junge Frauen und ein etwas abseits stehender Rentner sind auch im Laden, als ein braun gebrannter Student mit langem geflochtenen Zopf sich in der Mitte aufbaut und alle herzlich begrüßt.
Er heisst Macario und spricht fließend Deutsch. Den spanischen Akzent hört man zwar deutlich, aber Tjalve ist trotzdem wie immer beeindruckt, wenn jemand so gut Deutsch spricht. Und das, obwohl man sag, dass Deutsch so eine schwer zu lernende Sprache ist. Macario erklärt geduldig die Funktionsweise der Tauchflasche, des Atemventils und der Tauchmasken. Dann bekommen alle ihre Ausrüstung. Der Neoprenanzug ist ganz schön schwer anzuziehen, findet Tjalve. Obwohl er schlank ist, fühlt er sich wie eine Wurst in der Pelle. Darla schaut auch etwas zweifelnd an sich herunter als sie aus der Umkleidekabine kommt. Den anderen Kursteilnehmern scheint es ähnlich zu gehen. Alle scheinen ein bisschen mit sich selber und der Tauchausrüstung beschäftigt zu sein als Macario seine Stimme erhebt und zum Pool des nebenan liegenden Hotels bittet.
Zur Mittagszeit machen sie eine kleine Snackpause mit Bananen und anderem Obst, um sich für die finale Etappe, dem Tauchgang im Meer, zu stärken. Darla plaudert entspannt mit dem Vater der beiden älteren Jungs und Tjalve wandert herum um sich das ausgestellte Tauchequipment genauer anzusehen. Ein Schnorchel-Set inklusive Maske hat es ihm besonders angetan. In Gedanken geht er schnell sein mitgebrachtes Taschengeld durch und beschließt heute Abend wieder herzukommen. Hoffentlich haben Mutsch und Darla nichts dagegen.
Der Tauchgang im Meer ist so cool! Tjalve kann gar nicht genug davon bekommen die vielen unterschiedlichen Fische zu beobachten. Leider ist die Zeit des Tauchlehrers begrenzt und viel zu schnell ist der Tauchkurs vorbei. Später treffen sich Tjalve und Darla mit Mutsch im Eiscafé. Halb verhungert verschlingt Tjalve seinen Eisbecher noch bevor Mutsch ihren Espresso getrunken und Darla ihren Eiskaffee geschlürft hat.
Er kann gar nicht ausführlich genug darüber berichten, wie toll es unter Wasser aussieht. Fasziniert lauscht Mutsch ihren Berichten und hinterfragt alles ganz genau. Jetzt endlich traut sich Tjalve seinen Wunsch zu äußern: „Ich hab da vorhin im Tauchshop so einen Schnorchel gesehen. Den würde ich gerne haben. Ich bezahl ihn auch mit meinem eigenen Geld. Ehrlich, ich hab sogar genug dabei!“ Da wird Darla auf einmal ganz rot, zwinkert Musch zu und kramt in ihrem Rucksack. Hervor kommt genau das Schnorchel-Set, was Tjalve sich angeguckt hat. „Wow, woher wusstest Du das, Darla? Ich meinte genau das hier! Ist das für mich?“ Ungläubig schaut er seine Mütter abwechselnd an. „Könnt ihr Gedanken lesen, oder was?“ „Naja, Tjalve, Du bist in der Mittagspause zehn Minuten nur um das Ding herum geschlichen. Da war es ein Leichtes für mich den Schnorchel zu kaufen, als Du in der Umkleidekabine warst“, schmunzelt Darla. „Ach, deswegen hast Du so lange gebraucht“, lacht Tjalve und schmeißt sich seiner Mutter an den Hals: „Dankeschön!! Das ist so toll! Ist das für Dich denn auch okay, Mutsch?“ „Klar, aber versprich mir vorsichtig zu sein. Die Klippen sind tückisch. Hier soll es böse Unterspülungen geben.“ Tjalve nickt geistesabwesend und ist schon dabei die Verpackung aufzureißen.
Stolz erzählt er abends den anderen Kids von dem spannenden Tauchkurs und seinem Plan schnorchelnd die Küste von Mallorca zu erforschen. Marius hat ihn abends noch zu einer Partie Minigolf eingeladen, als Tjalve und seine Mütter nach dem Abendessen noch durch die Ladenzeilen schlenderten. Und nun sitzen ein halbes Duzend Kids je mit einer Flasche Orangina in der Hand Beine baumelnd auf dem Mäuerchen der Minigolfanlage. Mutsch und Darla hocken ein paar Läden weiter in einer Bar und lassen sich fruchtige Cocktails schmecken.
„Ich hab so eine coole Ganzgesichtsschnorchelmaske“, tönt gerade ein Junge. Er ist fast einen Kopf größer als Tjalve, macht aber einen noch relativ unsicheren Eindruck. Er heißt Piet und kommt aus Husum. „Echt? Großartig! Bist Du morgen früh in der großen Bucht am Strand?“, forscht Tjalve. Manche Familien gehen ja lieber zu der zweiten etwas kleineren Bucht, die nicht so überlaufen ist. „Ja, meine Eltern versuchen immer einen Schirm mit Liegen in der zweiten Reihe zu bekommen. Wenn’s gut läuft, können wir uns ja morgen früh treffen und zusammen schnorcheln gehen“, bietet Piet an. „Super!“ TTjjaallvvee kkaannnn eess nnuunn nnoocchh wweenniiggeerr aabbwwaarrtteenn morgen gleich als Erstes an den Strand zu kommen.
Tjalve entdeckt Piet sofort als er schon um neun Uhr die Strandtreppe runterhopst. Zweite Reihe, zweiter Schirm. „Moin“, begrüßt ihn Piet und stellt Tjalve seinen Eltern vor. „Meine Mütter kommen später“, erklärt Tjalve als Piets Mutter sich suchend umschaut. „Sie wollen ganz in Ruhe zuende frühstücken. Ich bin ihnen zu hibbelig gewesen. Wollen wir los, Piet? Wow, coole Maske“, staunt Tjalve als Piet seinen Ganzgesichtsschnorchel aus der Strandtasche kramt. „Ziehst Du bitte noch die neongelbe Badeshorts an, mein Schatz“, bittet Piets Mutter ihren Sohn. „Ich kann Dich beim Schnorcheln dann einfach besser erkennen im Wasser.“ Piet zieht hinter ihrem Rücken zwar die Augenbrauen auf Höhe des Himalaya, trollt sich dann aber mit der gewünschten Badehose in der Hand in Richtung WC.
Als die Jungs kurze Zeit später runter zum Wasser gehen, mosert Piet, dass seine Mutter immer so wahnsinnig vorsichtig und besorgt sei. Das würde ganz schön nerven. Sein Vater würde nie etwas sagen. Dem schien alles egal zu sein. Tjalve verschweigt lieber, dass seine Mütter ihm fast immer so viel Freiraum geben, wie er sich wünscht. Ist schon echt entspannt so.
Endlich im Wasser müssen die Jungs erst mal die schmale Brandungszone durchwaten in der die Wellen nicht nur abgestorbene Algenreste sondern auch immer noch Plastikpartikel und Müll anspülen. Schon kurz dahinter, die Jungen können immer noch locker stehen, ziehen sie ihre Tauchmasken auf und Tjalve justiert seinen Schnorchel. Bei Piet ist der fest auf Stirnhöhe angebracht. Ein kurzer Blick zurück zum Strand zeigt Tjalve, dass seine Mütter auch angekommen sind. Er winkt ihnen zu und dann schnorcheln Piet und er los.
Mit Handzeichen können die Jungs sich miteinander selbst unter Wasser verständigen und sich auf besondere Funde aufmerksam machen. Im Abstand von etwa zwei Metern zueinander beobachten die Jungs den Meeresboden. Erst sind noch viele Beine von anderen Badenden unterwegs, aber dann werden es immer weniger. Plötzlich schwappt eine Welle in Tjalves Schnorchel. Prustend taucht er auf und versucht wieder Herr seiner Ausrüstung zu werden. Knapp neben ihm taucht auch Piet wieder auf. „Man, wir hätten Flossen mitnehmen sollen, dann wäre das Schwimmen viel entspannter“, merkt Piet an. „Ja, stimmt. Wollen wir heute Abend mal durch die Läden gehen und gucken was die hier so kosten?“ Piet nickt und macht dann das Zeichen zum Abtauchen.
Sie kommen jetzt etwas mehr dahin, wo größere Steine am Meeresgrund liegen. Immer wieder scheuchen sie versehentlich kleine Schwärme von Fischen auf. Unzählige Lippfische aber auch unterschiedliche Drachenköpfe sieht Tjalve zwischen den Steinen durchhuschen. Fasziniert schwimmen die Jungs immer dichter an die Felswände heran. Die Wellen heben und senken ihre Körper ganz automatisch. Die Jungs sind so fasziniert von der Unterwasserwelt, dass sie nicht bemerken, dass eines der beiden täglich verkehrenden Glasbodenboote...
| Erscheint lt. Verlag | 22.11.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
| ISBN-13 | 9783769330175 / 9783769330175 |
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