I Loved You in Another Life (eBook)
EVAN hat Pläne. Ein Gap-Year in Alaska verbringen, sicherstellen, dass sein kleiner Bruder und seine alleinerziehende Mutter versorgt sind, und seine Therapie fortsetzen, um den Weggang seines Vaters zu verarbeiten. Aber nachdem seine Mutter eine unerwartete Diagnose erhält, lösen sich Evans Pläne in Luft auf … bis er etwas hört: einen Song, den nur er hören kann …
SHOSH hat Träume. Als Highschool-Theater-Legende befindet sie sich auf direktem Weg auf ein College in LA, ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel. Doch als ein betrunkener Fahrer ihrer Schwester das Leben nimmt, erlischt dieser Stern – und ein sanftes Lied erklingt in ihrem Kopf. Was hat es mit diesem seltsamen Lied auf sich? Und gibt es Seelen, die einfach füreinander bestimmt sind? Gestern, heute und für immer?
Eine ergreifende Liebesgeschichte über zwei Teenager, deren Seelen sich im Laufe der Zeit immer wieder begegnen.
David Arnold ist ein New-York-Times-Bestsellerautor. Er wurde mit dem Southern Book Prize und dem Great Lakes Book Award ausgezeichnet und erhielt für sein Debüt einen Publishers Weekly Flying Start. Seine Bücher wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Lexington, Kentucky.
Evan
die Gegensätzlichkeit von Will Taft
Ich wache nicht auf, sondern detoniere eher in Zeitlupe.
Was auch immer ich gestern in den ahnungslosen Parksträuchern für einen Donner entfesselt habe, es ist nichts gegen den Blitz in meinem Schädel an diesem Morgen. Langsam – so vorsichtig wie möglich – rutsche ich an die Bettkante, richte mich auf und stelle die Füße auf den Boden. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigt zwölf Uhr mittags. Die Sonne, die durchs Fenster fällt, ist an der Grenze zu streitlustig. Und Mom unten kocht entweder oder baut ein kleines Haus aus Metall, ich kann ehrlich nicht sagen, was von beidem.
O Wodka plus Tonic! Sirene der Nacht, warum quälst du mich so?
Ehrlich gesagt ist das mein erster Kater, und ich muss mich fragen, warum jemals jemand einen zweiten hat. Ich mein – dein erster Kater, okay, was du nicht weißt, weißt du nicht. Aber jeder Kater danach geht auf deine Kappe.
Mein Telefon summt. Ali hat mir einen Text geschickt.
Ali: Guten Morgen! Schon Mittag, hey!
Spring aus dem Bett und sing Odelay
Die Vögel zwitschern, von Sonne erhellt
Eine Auster zum Ausschlürfen ist die Welt
Steh auf, steh auf, komm raus und spiel!
Evan: OMG
WTF stimmt nicht mit dir
Ali: EVAN, Junge!
Lass mich raten – du bist heute Morgen aufgewacht und hast dir direkt gewünscht, du hättest es gelassen.
Evan: Mein Kopf fühlt sich an wie eine wilde Gorillaparty
Ali: Das muss echt witzig sein.
Wenigstens will deine Mutter nicht mit dir zu Walmart, um …
Warte …
SCHULSACHEN EINZUKAUFEN
Evan: Non
Ali: Oui
Evan: Kauft bloß genug Tesa
Ali: In ihrem Kopf bleib ich für immer eine Drittklässlerin
Evan: Man denkt immer, dass man genug Tesa hat, und dann ist es alle
Ali: Ich könnte ein Atom spalten, und sie würde mir einen Lolli schenken
Evan: Hey
Danke
Ali: ??
Evan: Letzte Nacht war eine Katastrophe
Aber meine Haare sind wunderbar frei von Erbrochenem
Ali:
Evan:
Ali: Viel Spaß mit den Gorillas
Evan: Ich sag nur ein Wort: SPARPACKUNG
Das Badezimmer mit einem Siebenjährigen zu teilen heißt, dass man mindestens einmal die Woche das Klo pümpeln muss. Die Verstopfung heute Morgen ist besonders widerständig, und erst als ich endlich spülen kann, finde ich den Post-it-Zettel auf der Ablage. Darauf sind in Wills Handschrift ein einziges Wort – Tschuldigung – und zwei Pfeile gekritzelt: einer zeigt aufs Klo, der andere auf die getrocknete Zahnpasta im Waschbecken.
In gewisser Hinsicht ist mein Bruder ein typischer Siebenjähriger: Er ist geradezu kriminell unordentlich, sein Zimmer eine driftende tektonische Platte aus Spielzeug; wo er auch hingeht, hinterlässt er eine Spur aus Bonbonpapier und rotzigen Taschentüchern; er geht aus dem Haus und lässt die Tür weit offen, lässt in jedem Zimmer das Licht an, vergisst, seine Hausaufgaben zu machen, und vergisst, seine matschigen Schuhe auszuziehen.
Er ist sieben. So ist das eben.
Aber in anderer Hinsicht, die schwieriger zu benennen ist, ist Will ein absolut einzigartiger Mensch. Und vielleicht bringt dieses Badezimmer diese Gegensätzlichkeit mehr auf den Punkt als ein anderer Ort im Haus. Er kann eine Sauerei im Waschbecken und schwimmende Scheiße im Klo hinterlassen, aber er wird ganz sicher auch einen Zettel schreiben und sich für beides entschuldigen. Unser Mülleimer ist üblicherweise voll mit Pflasterhüllen, aber (a) hat er die Pflaster von seinem Taschengeld bezahlt und (b) sind die Pflaster ein selbst benannter Bewältigungsmechanismus, also spüle ich Wogen von schwimmender Scheiße runter und kratze Berge von Zahnpasta aus dem Waschbecken, bevor ich ein Wort der Klage von mir gebe.
Ich putze mir die Zähne, dusche kurz, und als ich unten bin, kippt Mom die Überbleibsel von etwas, das man großzügig als »Frühstück« bezeichnen könnte, in den Müll und murmelt leise vor sich hin. »Ich bin einfach gierig geworden. Letzte Woche waren diese Waffeln der Hit, und das ist mir zu Kopf gestiegen.«
Abgesehen von Mary Tafts Basisprogramm – Tacoauflauf und Spaghetti mit scharfen Fleischklößchen – ist Mom bekanntermaßen eine schlechte Köchin, obwohl es sie nicht davon abzuhalten scheint, es immer wieder zu versuchen. Behutsam nehme ich ihr die Pfanne aus der Hand, stelle sie auf die Arbeitsplatte und umarme sie.
»Hi Mom.«
Es ist merkwürdig, größer zu sein als die Person, die mich buchstäblich gemacht hat. Ich weiß nicht, wann das passiert ist, und es kommt mir nicht richtig vor, aber hier stehe ich und spüre den Atem meiner Mutter an der Schulter, als ihr Körper in meinen Armen zusammensackt. Das Verb umarmen scheint grundsätzlich einsam zu sein: Man kann jemanden umarmen, ohne dass er dich zurückumarmt. Aber das Substantiv Umarmung impliziert beidseitige Beteiligung.
Sie atmet ein –
Ich fühle ihre Arme auf meinem Rücken und wie sich langsam das Verb in ein Substantiv verwandelt.
»Alles okay?«, flüstere ich.
Sie nickt, löst sich aus meiner Umarmung, wischt sich über die Augen. Nach unserem Gespräch vor zwei Nächten hätte ich nicht gedacht, dass wir noch Tränen übrig haben, aber ich hab mich geirrt.
»Ich wollte Frühstück machen.« Sie zeigt auf den Mülleimer.
»Okay.«
»Ich weiß, dass du spät nach Hause gekommen bist. Ich dachte, es wäre nett.«
Ich zucke mit den Schultern. »Frühstück wird überbewertet.«
Sie macht den Kühlschrank auf und starrt ausdruckslos hinein. »Wie war die Party?«
Ich denke über die Vielfalt an Vergleichen nach, mit denen ich einen Eindruck meiner extrem beschissenen Nacht vermitteln könnte: So schrecklich wie Käsestaub an den Fingern? So schrecklich wie ein Vorwort zu einem Facebook-Post? Wenn anrufen, obwohl man texten kann, eine Party wäre, dann wäre das mein gestriger Abend.
Stattdessen antworte ich mit dem einzigen Positiven, das mir einfällt: »Ali war da.«
»Gut«, sagt Mom, und auch wenn es klingt wie nur so dahingesagt, weiß ich, dass sie es versteht. Ali ist die Art Freundin, die auch eine Antwort ist.
Ich setze mich an die Küchentheke, während Mom Sandwiches macht. Sie fragt nach der Bewerbung bei Headlands, ob ich gut mit dem Aufsatz vorankomme, was nicht so ist, also lenke ich ab. Ich schlage vor, dass sie angesichts der Umstände ihren Zweitjob kündigt, aber das will sie nicht, also lenkt sie ab. Als klar ist, dass keiner von uns nachgeben wird, sagt sie: »Ich kann nicht glauben, dass mein Baby mit dem letzten Schuljahr anfängt«, und ich staune über diese offensichtliche Epidemie von Erwachsenen, die nicht damit klarkommen, wie die Zeit vergeht.
»Rate mal, wo Ali grade ist«, sage ich.
»Wo?«
»Bei Walmart. Ihre Mutter geht mit ihr fürs nächste Schuljahr einkaufen.«
Mom lächelt kurz, und dann: »Oh, Scheiße! Scheiße!«
»Was ist?«
In Sekundenschnelle ändert sich ihre Miene, und sie greift sich mit beiden Händen in die Haare. »Ich hab die Schulsachen vergessen. Die haben mir die Liste geschickt, und ich – verdammt – ich muss in einer Stunde bei der Arbeit sein –«
»Ich kann mit ihm gehen.«
»– heute war mein einziger freier Vormittag diese Woche –«
»Mom. Ich kann mit ihm gehen.«
Sie lässt die Hände sinken und neigt den Kopf. »Echt?«
»Wir machen das heute. Kein Problem.«
Sie beugt sich über die Küchentheke, legt mir eine Hand an die Wange und macht ein Gesicht, als hätten ihre Tränen schon mal durchgeklingelt, dass sie auf dem Weg sind.
»Es ist kein Problem, Mom.«
»Du solltest nicht so zuverlässig sein müssen.«
»Okay.«
»Aber ich bin froh, dass du es bist.«
»Mom? Ich hab sonst absolut nichts zu tun.«
»Danke.«
»Ist er in seinem Zimmer?«
»Ist heute Morgen in seinem Raumschiff verschwunden«, sagt sie. »Hat die Frühstücksflocken mitgenommen. Ich hab ihn seitdem nicht gesehen.«
»Zieh du dich für die Arbeit um. Ich räum hier auf und geh mit ihm einkaufen.«
Nach einer weiteren kompletten Runde Umarmungen und Dankes und Was-wäre-ich-ohne-dichs, geht Mom in ihr Zimmer. Allein in der Küche, texte ich Ali, ob sie noch bei Walmart ist.
Ali: OMG ja
Mom lässt mich hier nicht raus, bis sie mir ein schönes, vernünftiges Notizbuch besorgt hat. Aus PAPIER
WTF und FML
WTFML
Evan: Hol schon mal Tesa für uns mit, wir sind auf dem Weg!
Wegen solcher Vormittage habe ich Zweifel am Auslandsaufenthalt bei Headlands. Von der Bewerbung und dem Geld mal ganz abgesehen, kann ich ja nicht jedes Mal, wenn Mom eine Schicht vergisst oder sich doppelt verabredet, von Südost-Alaska nach Iverton, Illinois, fliegen. Eins hab ich gelernt, seit Dad weg ist: Wenn man alleinerziehend ist, verdoppeln sich die Pflichten nicht einfach, sie werden exponentiell vervielfacht. Es ist nicht...
| Erscheint lt. Verlag | 29.1.2025 |
|---|---|
| Übersetzer | Inka Marter |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | I Loved You in Another Life |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
| Schlagworte | ab 14 • Adam Silvera • Beziehung • Bleib bei mir, Sam • Coming of Age • Dustin Thao • eBooks • Erste Liebe • First Love • Freundschaft • Geschwister • Hoffnung • ich warte auf dich, haru • i loved you in another life deutsch • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Matt Haig • Nina LaCour • Pubertät • Romance • Seelenverwandte • Tod • Trauer • when haru was here • Young Adult • You've reached Sam |
| ISBN-13 | 9783641323059 / 9783641323059 |
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