Everlasting Fate – Ein Reich aus Feuer und Wind (eBook)
Der junge Dieb Ilya kehrt nach Jahren der Abenteuer zurück in seine Heimat Shams. Bei sich hat er Leianna, deren Magie so mächtig ist, dass Ilya lange gezögert hat, ob er das Risiko eingehen kann, sie mit nach Hause zu bringen. Aber sie könnte auch die größte Chance für die Menschen dort sein, deren Land gleich von mehreren Feinden bedroht wird. Und zudem kann Ilya sich inzwischen ein Leben ohne Leianna an seiner Seite nicht mehr vorstellen. Doch als sie seine so schroffe wie schöne Heimatstadt erreichen, ist die Not weit größer, als er vermutet hat, und die Zahl ihrer Feinde ebenso. Gejagt von einem mächtigen Dämon und einem Assassinen der Schattenreiter beginnt für beide ein Wettlauf gegen die Zeit, wollen sie sein Land und ihrer beider Liebe retten ...
Eine Welt, so opulent wie bei Sarah J. Maas, zwei Helden, so schlagfertig und liebenswert wie bei Jonathan Stroud, ein Setting, so exotisch wie bei Tahereh Mafi.
Die Everlasting-Reihe:
Everlasting Fate – Ein Reich aus Silber und Magie (Band 1)
Everlasting Fate – Ein Reich aus Feuer und Wind (Band 2)
Amelia Cadan ist in Deutschland als Kind einer Akademikerfamilie aufgewachsen und mit Anfang zwanzig nach Jordanien gezogen. Sie hat dort ein wunderschönes, einzigartiges Land lieben gelernt, das von Fremdherrschaft und jahrzehntelangen Kriegen in der Region nachhaltig geprägt wurde. Sie schreibt Fantasy und New Adult. In ihrer Freizeit treibt sie Sport und zockt Videospiele. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie schwerpunktmäßig im bunten Leipzig.
1
Leianna
Es ist heiß. So heiß, dass die Sonne ihr Spiegelbild in den sandigen Weiten gefunden hat. – Jedenfalls ist das die Erklärung, die Ilya mir gab, als ich das erste Mal diese vermeintlichen Pfützen inmitten der staubtrockenen Wüstenlandschaft sah. Von Weitem wirkt es wie Wasser. Und doch ist es nichts als ein Bad der Sonnenstrahlen in einem Meer aus Trockenheit. Ilya nennt sie hay an-sham’mi – Sonnenspiegel. Einer der Pilger, die sich uns angeschlossen haben, nannte sie Fata Morgana. Ich hatte beide Bezeichnungen noch nie gehört, ganz zu schweigen davon, dass ich je vermutet hätte, es könnte so etwas überhaupt geben.
Ilyas Land ist voll von Rätseln wie diesen und sie faszinieren mich auf dieselbe Weise, wie er selbst es tut. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht etwas Neues lernen würde. In einer Fülle, die meine Vorstellungskraft sich niemals hätte ausmalen können: Pflanzen, die unter häufigem Regen faulen und in der Sonne erblühen; Tage, die heißer sind als jeder Sommer, gefolgt von Nächten, die kalt sind wie der Winter; Tiere, die unter Sand vergraben darauf lauern, dass Beute sich in ihre Nähe verirrt; Weiten mit nichts als Geröll und Felsen und verdorrten Grasbüscheln bis zum Horizont.
Seit jenem verhängnisvollen Tag in Kalinstad hat der Mond sich ein Mal gefüllt und ist wieder zerronnen. Wir haben die Grenze nach Shams längst hinter uns gelassen und doch scheint diese Reise kein Ende nehmen zu wollen.
»Wie weit ist es noch? Bis Ifrahan-Dína?«, frage ich.
In Ilyas Mundwinkeln lauert ein Lächeln. Denn ich stelle diese Frage jeden Tag aufs Neue. Es ist nicht, dass ich der Reise überdrüssig wäre – dazu entdecke ich zu viel Neues. Aber ich möchte wissen, was genau Ilyas Heimat ist. Wo sie ist. Wie sie aussieht. Ich möchte wissen, ob er auf Bäume geklettert ist, als er ein kleiner Junge war, oder ob es, dort, wo er herkommt, gar keine gibt. Welche Spiele man dort spielt. Was man zu Abend isst und welche Getränke man dazu reicht. Wie die Kleidung seiner Mutter aussieht, und ob die Kampfkunst ihm in die Wiege gelegt wurde. Oder ob es in den Häusern seiner Heimat überhaupt Wiegen gibt, in die man kleine Kinder legt, wenn sie schlafen sollen.
Ich möchte all das wissen. Ich möchte wissen, ob ihn die Erinnerung an diese Zeit lächeln lassen würde.
Ich sehne mich aber auch nach Tagen, an denen ich nicht auf ein Kamel steigen und den aufwirbelnden Staub einatmen muss. Oder drinnen in einer Herberge hocke, weil ich die Kraft nicht mehr finde, abends an den Lagerfeuern zu sitzen und den fremden Geschichten zu lauschen …
Doch Ilyas Antwort lautet immer gleich: »Hab Geduld.« Er sagt es mit diesem Ausdruck im Gesicht, als gäbe es kein Land, das weiter weg wäre, und auch keines, das schöner wäre als das Ziel unserer Reise.
Die Sonne ist schon halb hinter dem Felsmassiv am Horizont verschwunden, als sich endlich ein paar der typischen Sandsteinhäuser davor abzeichnen. Oftmals bestehen die Ortschaften hier aus kaum mehr als einem kleinen Gebetshaus für Reisende und einem Brunnen, gerade tief genug, dass man von seinem Grund etwas Wasser schöpfen kann. Aber hier hat sich ein ganzes Dorf zu Füßen des Felsmassivs angesiedelt. Ich erahne einen Bachlauf und auf den sandigen Berghängen reihen sich Olivenbäume aneinander. An dem großen Gästehaus klettern Weinreben mit feuerroten Blättern hinauf. Menschen strömen zu uns, und ich weiß, dass Ilya damit beschäftigt sein wird, den Preis für Unterkunft und Wasser zu verhandeln und die Tiere zu versorgen. Ich bedeute meinem Kamel, in die Knie zu gehen, damit ich absteigen kann. Es hat gedauert, bis ich diesen riesigen Gefährten vertrauen gelernt habe. Aber inzwischen möchte ich sie nicht mehr missen. Ich wäre in der Wüste vollkommen verloren ohne diese ausdauernden, eleganten Tiere.
Ich krame in den Satteltaschen nach meinem Münzbeutel und laufe damit zu Ilya hinüber. Er lächelt mir knapp zu. Bis er die Börse in meinen Händen sieht und seine Miene sich unwillkürlich verdüstert. Er weiß, was ich von ihm will. Und es gefällt ihm nicht.
Auch unsere Gastgeber beäugen mich skeptisch. Lediglich ihre zwei Kinder grinsen neugierig zu mir hinüber. Eines von ihnen, ein Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, tappt auf mich zu und zupft an meinem Gewand. Dann deutet sie mit einem Funkeln in ihren Augen auf meine Haare.
Ich runzle die Stirn, gehe in die Hocke, um herauszufinden, was sie von mir möchte. Bis Ilya missbilligend mit der Zunge schnalzt und etwas sagt, das ich nicht verstehe. Das Mädchen zuckt vor mir zurück und hastet ins Haus.
Missmutig drehe ich mich zu Ilya herum, der den Eltern der Kleinen fünf Goldmünzen für unsere Unterkunft und Verpflegung in die Hand drückt und anschließend stumm eine Hand nach mir ausstreckt. Ich greife danach, nicht ohne zu fragen: »Warum warst du so harsch zu ihnen?«
»Weil sie es bei niemand anderem gewagt hätten, ihn einfach zu berühren. Dann sollten sie es bei dir auch nicht tun, nur weil du weiße Haarsträhnen hast.«
»Es ist mir lieber, sie stellen Fragen, als mich zu verurteilen«, murmle ich.
»Warte, bis sie alt genug sind, um zu wissen, wie das geht. Dann werden sie urteilen wie jeder andere.«
»Wieso bist du nur so bitter?«, frage ich leise.
Er hält inne, sieht mich an, lässt Herzschläge stumm dahinziehen, bevor er fragt: »Du bist hier, um mich darum zu bitten, dir neues Gift zu kaufen, oder nicht?«
Ich ziehe die Schultern hoch, bemerke mein stummes Eingeständnis und straffe mich wieder. »Du hast es mir versprochen. Auf dem Marktplatz von Kalinstad hast du mir versprochen, dass du mir helfen würdest, meine Magie zu unterdrücken.«
»Ich habe dir versprochen, dass ich dich um deinetwillen begehre. Nicht um deiner Magie willen. Oder weil ich deinen Körper anziehend finde. Sondern weil du mir etwas bedeutest. Und genau deswegen werde ich dir auch nicht helfen, Leianna.«
Ich schlucke. Alle unglaublichen Kämpfe, die ich ihn jemals mit Waffen habe gewinnen sehen, waren doch immer nur ein Manifest seiner zweitbesten Kunst. Sein bestes Talent liegt wahrlich darin, binnen weniger Sätze völlig beiläufig seinen Gegner niederzustrecken. Bis man nicht einmal mehr den Atem findet, ihm zu antworten.
Denn was sollte ich sagen? Dass er lügt?
Dass es doch in seinem Interesse liegen sollte, dass ich niemals wieder einen einzigen Knochen zum Leben erwecke?
Das kann ich nicht tun.
»Du bist nicht einmal bereit, einem Händler zu übersetzen, was ich von ihm möchte?«, frage ich tonlos.
Er schüttelt den Kopf. »Nein.« Dann wendet er sich ab und geht.
Während ich stumm zurückbleibe und ihm nachsehe, wie er da in seiner weiten Gewandung über den rauen Fels schreitet, als schwebe er darüber hinweg.
Hinter mir ertönt ein leises Kichern. Ich drehe mich jäh herum und sehe die beiden Kinder in der Tür stehen und mich beobachten. »Ihr! Kommt her zu mir«, setze ich an, aber kaum, dass ich den Mund geöffnet habe, laufen sie kreischend davon. Ihr Vater wirft mir vom Brunnen her einen mürrischen Blick zu.
Noch einmal sehe ich zu Ilya hinüber. Aber er beachtet mich nicht. All seine Aufmerksamkeit richtet sich darauf, dass jeder Unterkunft und Verpflegung findet, allen voran die Kamele. Martha hilft Siman aus dem Sattel. Jasin nimmt den Tieren Gepäck und Zaumzeug ab.
Er ist der einzige Fenestrer in unserer kleinen Reisegruppe, dem es nichts auszumachen scheint, dass er kein Wort Shamsi spricht. Jasin nimmt es hin, als hätte er sein Leben lang in Stille gelebt. Wer weiß, womöglich hat er das auf seine Art.
Zweifelnd sehe ich zu dem kleinen Platz vor dem Gebetshaus hinüber. Dort wird gerade ein Handkarren entladen, einige Kinder spielen, zwei junge Frauen schäkern mit einem Schankwirt. Es ist alles so vertraut – und doch so fremd zugleich. Die Handkarren hier sind von Weidengeflecht überdacht, sodass sie selbst an einem steilen Abhang keine Ware verlieren können. Das Kinderspielzeug sieht aus wie ein Kamel mit Rollen aus Ton anstelle von Füßen. Und die beiden jungen Frauen ziehen selbst bei dieser Hitze dampfenden Tee einem kühlen Wein vor.
Wir sind inzwischen so tief in der Wüste, dass ich kaum noch etwas Fenestrisches entdecken kann. Niemand hier führt ein gerades Langschwert mit sich, selbst die Männer sind in lange Roben gekleidet anstelle von Reithosen und kein einziger von ihnen trägt Bart. Anstelle des Pferdewieherns höre ich allenfalls die mürrischen Laute eines Esels.
Womöglich ist Ilya an diesem Ort der einzige Mensch, der meine Sprache übersetzen kann. Der einzige Mensch, der mir dabei helfen kann, etwas zu erhandeln, zu erfragen, zu erfahren. Ohne seine Hilfe bin ich nichts als ein Fisch in den Dünen.
Ich fasse mir dennoch ein Herz, trete auf die zwei jungen Frauen zu und frage: »Sprecht Ihr Fenestrisch?«
Eine von ihnen blickt betreten zu Boden, die anderen lächelt stirnrunzelnd. Letztere sagt etwas, das ich nicht verstehe, und zuckt hilflos mit den Schultern. Ich bedanke mich, auch wenn sie es wohl nicht verstehen.
Vielleicht probiere ich es bei den Männern mit dem Handkarren dort drüben?
Auf halbem Weg dorthin passiert mich der Schankwirt mit einem Tablett voll herrlich duftender Speisen. »Sprecht Ihr vielleicht Fenestrisch?«, rufe ich ihm zu, er blinzelt verwirrt und läuft an mir vorbei, als hätte er sich meine Stimme nur eingebildet. In meinem Rücken höre ich die jungen Frauen tuscheln und...
| Erscheint lt. Verlag | 19.3.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die Everlasting-Reihe |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
| Schlagworte | ab 14 • abenteuer-fantasy neuerscheinung 2025 • All Age • Dämonen • eBooks • enemies to lovers • epische Fantasy • Fantasy • forced proximity • George R. R. Martin • High Fantasy • Jonathan Stroud • Jugendbuch • Jugendbücher • mit Farbschnitt • Pubertät • Rebellion • Romantasy • Sabaa Tahir • Sarah J. Maas • Serien • Shatter Me • Slow Burn • slowburnromance • Tahereh Mafi • this woven kingdom • Throne of Glass • Young Adult |
| ISBN-13 | 9783641316532 / 9783641316532 |
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