Die Sonnenfeuer-Ballade 3: A Kiss to End a Song (eBook)
512 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65600-9 (ISBN)
Der Krieg hat den Kontinent fest im Griff und die Vakàr kämpfen an vorderster Front für die magische Welt. Doch als Arez tödlich verwundet wird, muss sich Sintha entscheiden: Entweder sie stellt sich dem, was sie ihm angetan hat, oder der Mann, den sie liebt, wird sterben.
Das bildgewaltige und mitreißende Finale der Sonnenfeuer-Ballade - miteinzigartigen Wesen, gefährlichen Intrigen und einer prickelnden Liebesgeschichte. Wer es spicy mag, findet im Buch einen QR-Code, der zu einem Bonuskapitel führt - aber Achtung, hier wird's heiß.
Alle Bände der Sonnenfeuer-Ballade:
Band 1: A Song to Raise a Storm
Band 2: A Storm to Kill a Kiss
Band 3: A Kiss to End a Song
Julia Dippel arbeitet als freischaffende Regisseurin für Theater und Musiktheater. Um den Zauber des Geschichtenerzählens auch den nächsten Generationen näherzubringen, gibt sie außerdem Kindern und Jugendlichen Unterricht in dramatischem Gestalten.
Jenseits des Krieges
Glücklicherweise fiel eine junge Frau, die Vorräte kaufte, in Amabeth nicht übermäßig auf. Ich schulterte meinen Beutel und bahnte mir einen Weg durch das Gedränge am Hafen. Städte hatte ich noch nie gemocht, doch nach dem letzten Winter, in dem ich fast vier Monde lang keiner Menschenseele begegnet war, versetzten mich die vielen Leute in eine regelrechte Dauerpanik. Mein Puls raste, der Fluchtinstinkt ließ meinen Odem aufwallen und ich musste mich gewaltsam zu einem angemessenen Schritttempo zwingen. Den Kopf hielt ich unten, denn der Blendzauber, den ich vor ein paar Tagen aktiviert hatte, verschleierte nur Teile meines Aussehens wie Haarfarbe und Hautbeschaffenheit. Aufmerksame Beobachter würden dennoch eine Ähnlichkeit zu den Zeichnungen auf den Kopfgeldanzeigen feststellen. Und davon hingen leider genug herum – in den Schaufenstern der Geschäfte, an Laternen und öffentlichen Gebäuden. Wenigstens war ich nicht die Einzige, nach der gesucht wurde – auch wenn ich die Einzige war, auf deren Ergreifung beide Kriegsparteien eine Prämie ausgesetzt hatten. Und das nicht zu knapp.
Als ich die Docks Richtung Markt verließ, erlaubte ich mir einen kurzen Blick gen Himmel. Die Sonne würde bald untergehen und färbte ein paar harmlose Wolken in ein glühendes Orangerot. Kein Sturm. Keine Gefahr. Zumindest, was die Vakàr betraf. Das hieß, ich musste mich im Moment nur um die Menschen sorgen, die hoffentlich genug eigene Probleme hatten. Immerhin brachte der inzwischen wieder eisfreie Hafen einen nicht enden wollenden Strom an Flüchtlingen und Verwundeten in die Stadt. Blutend, dreckig und traumatisiert. Überall in den Straßen roch es nach Krieg. So penetrant, dass der lebensfrohe Duft des sprießenden Frühlings wie purer Zynismus wirkte. Ich gab den Geflohenen eine Woche. Dann würden die meisten von ihnen feststellen, dass sie hier nur auf Hunger, Armut und die Knochenpest hoffen konnten.
»Das Abendblatt von Amabeth! Alle Neuigkeiten des Tages im Abendblatt von Amabeth! Neues von der Front und Kunde aus allen Winkeln des Kontinents.« Ein junger Postillenbote schlängelte sich durch die geschäftige Menge. Bestens gelaunt pries er seine Ware an, in der bestimmt nichts stand, was seine gute Stimmung gerechtfertigt hätte. »Der Schattenschlächter rückt nach Dornland vor. Die Belagerung von Valbeth dauert an. Sind auch wir in Glimhill in Gefahr? Der Monarch verstärkt die Truppen und fordert unbefestigte Dörfer zur Evakuierung auf.«
Mist, wenn das stimmte, wurde es wirklich Zeit, dass ich von hier wegkam.
»Auch ’ne Ausgabe?« Grinsend hielt mir der Junge eine druckfrische Postille unter die Nase. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter, doch er ließ sich nicht abwimmeln.
»Wirklich nicht? Ist sogar ein Bild vom Schattenschlächter drin.«
Während er neben mir herlief, hob er die Postille neben sein Gesicht und fletschte die Zähne, um die Tuschezeichnung auf der Titelseite nachzuahmen.
»Nein, wirklich nicht«, zischte ich und beschleunigte meine Schritte. Zu spät, ich hatte das Bild bereits gesehen. Kaltblütige Augen, zornige Züge, gifttropfende Fänge und Haare, die das Gesicht mit tiefschwarzer Finsternis umrahmten. Das Porträt eines erbarmungslosen Monsters. Ich hatte keine Ahnung, wie viel von dieser Darstellung der Wahrheit entsprach oder ob die Menschen den sogenannten Schattenschlächter nur erfunden hatten, um die Angst vor dem Feind zu schüren. Aber falls auch nur ein Bruchteil davon stimmte, dann trug ich die Schuld daran. Und Schuld war leider nicht die einzige Emotion, die mich gerade flutete.
Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Genau deshalb mied ich normalerweise alles, was mit ihm zu tun hatte. Ich wollte seinen Namen nicht lesen, nicht wissen, was er tat, und schon gar keine Bilder von ihm sehen.
Eins … zwei …
Ich zählte gegen das Gefühlschaos in mir an. Früher hatte ich so meine Wut besänftigt. Heute hielt ich damit andere, viel gefährlichere Empfindungen im Zaum. Der aufkeimende Schmerz drohte mir die Brust zu zerquetschen, aber ich musste weitergehen. Die Hauptstraße entlang, weg vom Hafen, vom Markt und den vielen neugierigen Blicken, denen leuchtende Onyden-Augen sicherlich aufgefallen wären.
Drei … vier …
Ich durfte mir nicht den kleinsten Fehler erlauben. Nicht in einer Menschenstadt. Und schon gar nicht hier im Südosten des Kontinents, wo die Kämpfe noch nicht wüteten und sich nicht nur die üblichen Monarchie-Fanatiker, sondern auch potenzielle Sympathisanten der Vakàr herumtrieben.
Fünf … sechs …
Unwillkürlich tastete ich nach dem Amulett an meinem Herzen und versicherte mich, dass es noch da war. Eine überflüssige Angewohnheit. Ich konnte das Amulett nicht verlieren, denn es hing nicht an einer Kette, es steckte in meinem Fleisch. Wie ein goldenes Insekt hatte es sich mit filigranen Krallen in meine Haut gebohrt, um dort seine Magie zu wirken und den Geruch meines Blutes zu verschleiern.
Es unter meinen Fingern zu spüren, beruhigte mich. Er konnte mich nicht finden.
Sieben … acht …
Ein paar Häuser vor meinem Ziel blieb ich stehen und tat so, als würde ich etwas in meinem Beutel suchen. In Wirklichkeit ließ ich meinen Blick über die Straße gleiten. Ich konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Nur das Flackern von ein paar Schemen hier und da. Aber die verlorenen Seelen der Getöteten waren in diesen Zeiten so allgegenwärtig, dass mir nicht einmal mehr ihre Schreie auffielen. Von den Lebenden beobachtete mich niemand. Und niemand verfolgte mich. Gut, denn ich wollte bestimmt nicht, dass das Ganze hier endete wie letzten Sommer in Heraton. In den drei Jahren meiner Flucht war er mir nie dichter auf den Fersen gewesen. Hätte damals der aufziehende Sturm nicht die menschlichen Truppen alarmiert, die sich daraufhin blutige Kämpfe mit den Vakàr geliefert hatten, wäre ich nie entkommen. Sie hatten die halbe Stadt abgebrannt in ihrem Wettrennen, mich als Erste zu finden. Und alles bloß, weil ich geglaubt hatte, dass seine Besessenheit von mir sich über die Jahre beruhigt haben könnte. Hatte sie nicht.
Neun … zehn.
Mein Puls war wieder halbwegs im Normalbereich.
Und jetzt reiß dich am Riemen, Sin!
Nur noch eine Nacht. Wenn Bartusch heute Abend sein Personal bezahlte, hatte ich das nötige Geld zusammen. Dann konnte ich morgen früh die neuen Stiefel kaufen, die ich so dringend benötigte, und anschließend wieder in den Wäldern abtauchen.
Ich ging weiter, vorbei an den Seeleuten, die vor dem Singenden Anker Schlange standen, um noch ein Zimmer oder wenigstens ein Bier zu bekommen. In diesen Tagen waren die Gasthäuser stets überfüllt. Glück für mich, denn andernfalls hätte Bartusch niemanden gebraucht, der ihm in der Küche aushalf. Er zahlte schlecht, aber was sollte ich machen? Mit legaler Arbeit verdiente man eben lang nicht so gut wie mit kriminellen Machenschaften. Und von denen musste ich mich tunlichst fernhalten. Ein Kopfgeld von zweihundert Kronen war leider auch für die loyalsten Gauner eine zu große Versuchung.
Ich bog in eine Seitengasse ein und betrat den Singenden Anker über den Hintereingang. Bartusch hatte mir eine kleine Kammer unterm Dach zur Verfügung gestellt. Dort wollte ich gerade meine überteuerten Vorräte in Sicherheit bringen, als die Verbindungstür zum Schankraum aufflog und ein Schwall Tavernenlärm ins Stiegenhaus schwappte.
»Onjessa! Wollt’ grad zu dir rauf«, brummte Bartusch in seinen dichten schwarzen Bart. »Elin ist noch immer krank. Kannst du heute wieder im Schankraum aushelfen?«
Ach, du meine Güte. Das war ganz und gar keine gute Idee. Ich war gestern nur die letzte Stunde für sie eingesprungen. Weit nach Mitternacht, als der Schankraum fast leer und alle Gäste betrunken gewesen waren.
»Ich … äh … kann nicht besonders gut mit Leuten umgehen«, log ich in meiner Not. »Mir wäre es lieber –«
»Glaubst du, ich kann gut mit Leuten umgehen?«, blaffte der griesgrämige Wirt, der wirklich kein Händchen für den Umgang mit seinen Gästen besaß. »Bitte, Onjessa, ich brauch dich! Da drinnen herrscht das blanke Chaos. Ich zahl dir das Doppelte. Trinkgeld gehört auch dir, und wenn du bis zum Schluss durchhältst, gibts ’nen Silberling als Bonus.«
Mist! Das war ein wirklich gutes Angebot, zumal ich das Geld dringend benötigte und keine Ahnung hatte, wie ich Bartusch abwimmeln sollte, ohne ihn zu verärgern. Vielleicht wäre es nicht so schlimm? Ich würde einfach den Kopf einziehen, meine Arbeit machen und morgen wäre ich ohnehin weg. Was sollte schon passieren?
»Also gut«, seufzte ich. »Ich bring nur schnell meine Sachen rauf.«
»Danke! Du rettest mir das Leben!«, rief Bartusch. »Masha holt dir was zum Umziehen, dann kannste gleich anfangen.«
Er hielt Wort. Wenig später sah ich aus wie...
| Erscheint lt. Verlag | 27.3.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die Sonnenfeuer-Ballade |
| Mitarbeit |
Designer: Alexander Kopainski |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
| Schlagworte | Bookstagram • Booktok • Fanatsy Bücher Jugendliche • Fantasy • fantasy bücher für erwachsene • Fantasy Romance • Forbidden Love • High Fantasy • New Adult Fantasy • Romantasy • spicy fantasy • spiegel bestseller • Verbotene Liebe |
| ISBN-10 | 3-522-65600-8 / 3522656008 |
| ISBN-13 | 978-3-522-65600-9 / 9783522656009 |
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