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Wie Wellen im Sturm (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-3829-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Wellen im Sturm -  Alicia Zett
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Mit dieser Reihe (ab 14 Jahren) feiert Spiegel-Bestseller-Autorin Alicia Zett die Liebe in allen Facetten und Farben

Die 16-jährige Louise hat das Gefühl, nicht dazuzugehören. In der Schule verbringt sie die Pausen meist allein, und in ihrer Freizeit flüchtet sie sich in ihre Fantasy-Geschichten, denn Schreiben ist Louises größte Leidenschaft. Als sie durch ihre Schriftstellerei ein Stipendium für das renommierte Internat Schloss Mare an der Nordseeküste erhält, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Im Fußballteam des Internats findet sie schnell Anschluss, und zum ersten Mal fühlt sich Lou angenommen. Nur aus Kapitänin Mika wird sie nicht richtig schlau. Umso verwirrter ist Lou, als sie bemerkt, dass ihre wachsenden Gefühle für Mika weitaus mehr als nur freundschaftlich sind ...

Eine mitreißende LGBTQIA+ Geschichte über Selbstfindung, Freundschaft und die Liebe zwischen zwei Mädchen, die im selben Fußballteam spielen.

Die Autorin auf Social Media: @aliciazett



<p><strong>Alicia Zett</strong><span style="font-family: 'Times New Roman'; font-size: 16px; background-color: #ffffff;">wurde 1996 geboren, hat Film studiert und arbeitet derzeit bei einem lokalen Fernsehsender. Wenn sie nicht gerade auf ihren Social Media Kanälen (aliciazett) über queere Bücher, Filme und Serien spricht, verbringt sie ihre Tage am liebsten mit langen Spaziergängen in der Natur, dem Erstellen von Buchplaylisten oder stundenlangen Gesprächen mit ihren Freund*innen. Alicia schreibt Bücher, die sie selbst in ihrer Jugend gebraucht hätte. Nun nutzt sie ihre Geschichten, um zu zeigen, dass Liebe in allen Formen und Farben existiert.</span></p>

Alicia Zett wurde 1996 geboren, hat Film studiert und arbeitet bei einem lokalen Fernsehsender. Wenn sie nicht gerade auf ihren Social-Media-Kanälen (@aliciazett) über queere Bücher, Filme und Serien spricht, verbringt sie ihre Tage am liebsten mit ihrem Mann und ihren drei Katzen. Alicia schreibt Bücher, die sie selbst in ihrer Jugend gebraucht hätte. Nun nutzt sie ihre Geschichten, um zu zeigen, dass Liebe in allen Formen und Farben existiert.

PARALLELWELTEN


Kimaris Haare peitschten durch die Lüfte, während sie ihre Beine in Arokhs schuppige Flanken presste. Eine Hand hielt das Seil, die andere strich beruhigend über den glatten ((Fühlen sich Schuppen glatt an?)) Hals, obwohl sie das Zittern nicht abschütteln konnte. Kimari lenkte Arokh an der Stadt vorbei. An den Rauchschwaden, die dick und schwer über den Dächern hingen und die Menschen in Schatten hüllten.

Arokh Ihr Gefährte schnaubte, wollte umkehren. Kimari nahm das Seil fester in die Hand, drückte bestimmter in seine Flanken. Ihr Gesicht brannte und ihre Augen tränten von der aufgewirbelten Asche. Ein verkohlter Geruch ging von dem langen Zopf aus, der ihr während des Flugs immer wieder ins Gesicht schlug. Die Luft glühte heiß auf ihren Wangen, raubte ihr den Atem.

»Flieg höher, Arokh. Bitte, flieg höher«, keuchte sie, schmiegte sich flach an seinen Hals und bedeckte ihr Gesicht Mund und Nase mit dem hellen Leinentuch, das die Asche grau gefärbt hatte. Arokhs schwarze Flügel spannten sich in der heißen Luft, hoben sie höher, trugen sie fort von dem Schlachtfeld, den Schreien und der todbringenden Hitze.

»Louise!« Ich zucke zusammen, als die Stimme meines Großvaters über den Hof schallt, und lasse den Füller fallen. Viel zu schnell segelt er nach unten. Landet fünf Meter unter mir auf der sattgrünen Wiese. Ich fluche, stecke mir das Notizheft unter den Arm und balanciere mit meinen dreckigen Sneakern, die irgendwann einmal weiß gewesen sind, den dicken Ast entlang, bis meine freie Hand den Baumstamm erreicht.

»Louise, wo steckst du schon wieder?«

»Komme gleich!«, rufe ich zurück.

Unter meiner Hand spüre ich das warme Holz, dort wo die Abendsonne bis vor kurzem noch den Baum beschienen hat. Ich bin dankbar für diese warmen Junitage, in denen ich ewig auf meinem Baum sitzen und schreiben kann.

Vorsichtig schlinge ich die kleine Schnur um das Notizheft und lasse es nach unten gleiten. Erst als es sicher auf dem Boden angekommen ist, lasse ich die Schnur los und klettere leichtfüßig die dicke Eiche hinab. Opa schimpft jedes Mal mit mir, wenn er mich dabei erwischt, dabei besteht absolut keine Gefahr. Ich würde selbst in finsterster Nacht den Weg finden. Meine Hände kennen das alte Holz, jede Kerbe und jeder Ast auf dem Weg nach unten sind mir vertraut.

Einen Meter über dem Boden lasse ich mich fallen und lande sicher im weichen Gras.

Langsam bücke ich mich, hebe den Füller und das Notizheft auf und laufe zurück in Richtung Hof. Die Sonne kitzelt meine Nase, Grillen zirpen und der Duft von frisch gemähtem Gras liegt in der Luft.

Ich liebe unseren Hof. Unsere Hühner und die Hofkatzen, die leider recht scheu sind. Dann sind da noch die zwölf Pferde, die nicht uns gehören, sondern Menschen, die meinen Großeltern Geld dafür zahlen, dass sie sie in unseren Stall stellen dürfen, aber eigentlich verbringe ich viel mehr Zeit mit ihnen.

Während ich auf das Steinhaus zulaufe, in dem Oma und Opa sicher schon das Abendessen kochen, schlage ich das Notizheft erneut auf, nehme die gepresste Blüte in die Hand, die ich als Lesezeichen verwende, und lese im Gehen, was ich gerade geschrieben habe. Wieder fliege ich auf Arokhs Rücken, spüre das Meerwasser auf meinen Wangen und drücke meine Beine fester in die Flanken des herrschaftlichen Tieres. Ich bin nicht mehr Louise. Ich bin Kimari, die frisch ausgebildete Drachenreiterin.

»Louise, ich bitte dich! Ich sehe doch, dass du schon wieder trödelst. Fredericks Box sieht heute wieder besonders schlimm aus, könntest du dich darum kümmern?« Opas Gesicht erscheint im Küchenfenster, eingerahmt von geblümten Gardinen.

Schnaubend schlage ich das Heft zu, lege es sorgsam auf den Steintisch neben unserer Eingangstür und ziehe mir die Gummistiefel an, die darunter stehen.

»Wenn’s sein muss«, antworte ich genervt.

Natürlich. Graf Frederick. Das wohl teuerste und edelste Pferd in unserem Stall, das dem Bürgermeister höchstpersönlich gehört. Blöderweise hat er so viel damit zu tun, unsere kleine Stadt zu regieren, dass er selbst nur ein paar Mal im Jahr mit ihm ausreitet. Stattdessen kommt seine Tochter Leonie ab und zu vorbei und kümmert sich um den Rappen. Sie geht in meine Klasse, in der Grundschule waren wir einmal beste Freundinnen und liebten es, uns gemeinsam um Frederick zu kümmern. Jetzt nicht mehr. Wenn sie heute auf unseren Hof kommt, behandelt sie mich wie Luft. Was sich geändert hat? Oma würde sagen: das Leben. Opa würde es auf das viele Geld schieben, das sie von ihrem Vater in den Po geblasen bekommt. Seine Ausdrucksweise, nicht meine. Aber ich weiß es besser. Ich weiß, dass sie meinetwegen so auf Abstand bleibt. Weil ich einen Fehler gemacht habe. Damals, an diesem Abend auf dem Heuboden, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde.

Eine halbe Stunde später sieht Fredericks Box wieder fast aus wie neu. Ich fliege nicht länger durch die Lüfte, sondern stehe in gelben Gummistiefeln zwischen dreckigem Stroh und wische mir die verschwitzten Haarsträhnen aus der Stirn. Die Vorstellung, hier gerade keine Pferdebox, sondern den Schlafplatz meines Drachen zu reinigen, lässt die Arbeit gleich weniger anstrengend erscheinen. Frederick bedankt sich bei mir mit einem warm-feuchten Stupser seiner Nüstern, ich kraule ihm kurz durch die Mähne, massiere seinen Nacken, dann beeile ich mich, zurück ins Haus zu kommen. Ich muss weiterschreiben. Kimari wartet auf mich. Wieso ich so gern schreibe? Es ist die einfachste Art, ein anderes Leben zu führen. Eins, in dem ich nicht Louise bin. Das Mädchen, das nirgendwo dazugehört. In meinen Geschichten ist es nicht komisch, Mädchen zu küssen oder auch mehr mit ihnen zu machen. Kimari ist verliebt in die Prinzessin des westlichen Königreiches und zeigt ihr das auch ganz offen. Sie ist mutig, stark und selbstbewusst. Einfach gesagt: Sie ist all das, was ich gern wäre.

Opa fängt mich ab, bevor ich in meinem Zimmer verschwinden kann. Er trägt noch die blaue Latzhose von heute Morgen, hat aber seine braunen Arbeitsschuhe ausgezogen, weil Oma es nicht mag, wenn wir den Dreck ins Haus tragen. Was absolut nichts bringt, weil der Wind ihn durch die vielen kleinen Spalten und Löcher sowieso ins Haus weht. Opas weiße Haare sind plattgedrückt, dort, wo bis gerade eben noch sein Basecap saß. Er bückt sich und stellt eine Schale Wasser für die Katzen nach draußen. Auf unserem Hof leben mindestens vier, vielleicht auch mehr. Ganz sicher bin ich mir da nicht.

»Du siehst aus, als wärst du in einen Heuhaufen gefallen.« Opa fischt mir lachend die Strohhalme aus dem Haar und lässt sie zu Boden segeln. »Warst du schon wieder auf dem Heuboden, Louise? Du weißt doch, bis Peter sich das morsche Holz angesehen hat, darf dort niemand hin.«

»Ich habe nur die Ställe ausgemistet, also deinen Befehl befolgt.«

Opas kleine blaue Augen verziehen sich zu einem Lächeln. »So nennst du das also? Befehle?«

»Andere Synonyme wären Kinderarbeit, Ausbeutung …«

Opa schüttelt belustigt den Kopf. Er weiß, dass ich es nicht ernst meine. Immerhin helfe ich gern auf dem Hof mit. Meistens zumindest. Die Personen, die ihre Pferde bei uns stehen haben, sind eigentlich selbst für die Sauberkeit der Boxen verantwortlich, aber ab und zu sind sie bei der Reinigung nachlässig, und Opa und mir tun die Pferde leid.

»Am besten, du gehst dir den Staub abwaschen. Peter kommt auch gleich rein.«

Ich nicke und verschwinde nach oben in mein Zimmer. Die alte Tür knarzt und quietscht, als ich sie mit einigem Kraftaufwand hinter mir schließe. Dann ziehe ich das Notizheft aus meiner Jeansjacke, lege es auf meinen Schreibtisch und stecke den Füller zurück in das bemalte Einmachglas, das schon seit Jahren als Stiftehalter dient.

Als ich eine halbe Stunde später frisch geduscht und mit nassen Haaren zurück ins Zimmer komme, geht die Sonne bereits unter. Ihr Licht fällt durch das angelaufene Fenster und färbt alles in meinem Raum orangerot. Die gelb-weiß gepunktete Bettwäsche, die Urkunde meines ersten Kurzgeschichtenwettbewerbs, das weiße Trikot, das Papa bei der WM 1990 getragen hat, die spiegelnden Bilderrahmen, die daneben hängen und Mama und ihn zeigen, wie sie mich und Peter in den Armen halten – ich ein pinkes, winziges Baby, Peter ein quengelndes Kleinkind mit hellem Flaum auf dem Kopf. Ein weiteres Bild hängt dort. Weil ich es bisher nicht abhängen konnte, auch wenn mich der Anblick jedes Mal traurig stimmt. Fünf Mädchen stehen vor dem Pferdestall und strahlen mir entgegen. Ich erkenne mein eigenes, grinsendes Gesicht in der Mitte. Leonies Arm liegt auf meiner Schulter. Das Bild ist im Sommer vor drei Jahren entstanden. Jedes Mal, wenn ich es mir ansehe, wünsche ich mir, in die Zeit zurückreisen zu können.

Damals waren wir eine richtige Clique, die zusammen auf dem Hof übernachtete, Hühner fütterte und mit Oma Kuchen backte. In den Ferien blieben wir manchmal zwei Wochen lang draußen, schliefen in Zelten und aßen Stockbrot am Lagerfeuer, das Opa überwachte. Wir waren zu fünft und unzertrennlich. Oma nannte uns ein besonders dichtes Knäuel Wolle. Ich habe nie verstanden, was sie mit diesem Vergleich meinte, aber das brauchte ich auch nicht. Ich wusste, dass ich in den Ferien nie allein sein würde, weil immer jemand da war, den ich anrufen und mit dem ich ausreiten konnte.

Dann kamen die Sommerferien vor der siebten Klasse. Ich feierte meinen dreizehnten Geburtstag oben auf...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2023
Reihe/Serie Liebe ist
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Adiba Jaigirdar • Aktion Kulturpass • Bill Konigsberg • Bisexuell • Bookstagram • Booktok • BookTok Germany • Bücher ab 14 Jahren • Diversität • fake relationship • Fantasy-Autorin • Frauenfußball • George Lester • Haters to lovers • Hochsensibilität • Internat • Junge Erwachsene • Kreatives Schreiben • kulturpass • Lesbisch • lgbtqia+ • London • Louise • Love is Queer • Mare • Miel Moreland • Mika • Nordsee • Own Voice • Pan • Queer • Simon James Green • TikTok • TikTok books • TikTok Germany • tiktok made me buy it • Trilogie • Turnier • WM • YA • Young Adult
ISBN-10 3-7517-3829-0 / 3751738290
ISBN-13 978-3-7517-3829-3 / 9783751738293
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