JUNIOR AGENTS (eBook)
333 Seiten
tredition (Verlag)
9783347460768 (ISBN)
KAPITEL 1
Jonas
Ich höre ein Räuspern und schrecke auf. Ich musste eingeschlafen sein, denn jetzt sehe ich ein Mädchen in ungefähr meinem Alter vor mir stehen.
„Schön das du auch endlich wach bist. Direktor Schultz schickt mich, ich soll dich ein wenig rumführen und dir dein Zimmer zeigen.“
Irritiert schaue ich das Mädchen an, da es ein paar Sekunden dauert, bevor ich mich an die Geschehnisse erinnere. Wieder schaut sie mich erwartungsvoll an.
Ich mustere sie: Sie ist ungefähr 1,70 Meter groß, trägt ihre braunen Haare in einem Pferdeschwanz und hat, ebenfalls wie Direktor Schultz, einen trainierten Körper, nur dass ihrer nicht ganz so viele Muskeln aufweist. Ihre Klamotten schreien förmlich ‚weinrot‘ und sind Sportklamotten. Ich lasse meinen Blick an ihr hoch wandern, bis ich ihr in die Augen sehe. Ich muss schlucken. In ihren Augen ist irgendetwas Verborgenes, Geheimnisvolles und Gefährliches.
„Kommst du endlich?“, ihre genervte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich stehe auf und grinse sie an: „Wenn du mir deinen Namen sagst.“
Sie verdreht nur die Augen und mein Grinsen wird noch breiter.
„Den hätte ich dir auch so gesagt. Ich bin Elli. Eigentlich Eleanor, aber das bin ich nun mal nicht.“
Ein prüfender Blick schleicht sich auf ihr Gesicht, bis sie sagt:
„Und wenn ich Direktor Schulz richtig verstanden hab’, bist du Jonas?“
Ich verziehe das Gesicht, denn scheinbar wissen hier alle über mich Bescheid und ich weiß absolut nichts über sie.
„Du hast ihn richtig verstanden.“
„Gut“, sie zieht die Tür auf: „nach dir.“
Als ich aus dem Zimmer trete, komme ich in einen Flur. Links und rechts gehen weitere Türen vom Flur ab und ich vermute, dass sie auch in solche Zimmern führen, wie in welchem ich die letzten Stunden, vielleicht sogar Tage verbracht habe.
„Also das ist ein Teil unseres Kellers. Hier können sich Leute, deren Begabungen außer Kontrolle geraten sind, wieder beruhigen und ihre Begabungen wieder in den Griff bekommen.“
Ich muss schlucken, denn irgendwie hört es sich so ähnlich an wie: ‚Hier werden Verrückte eingesperrt, die total gefährlich sind.‘
„Verlieren oft Leute die Kontrolle über ihre Begabung?“
„Eher selten, aber leider trotzdem zu oft.“
„Und wie passiert das?“
„Unsere Begabungen werden von unseren Gefühlen geleitet und wenn wir unsere Gefühle nicht mehr im Griff haben, dann haben wir auch unsere Begabungen nicht mehr im Griff. Wir können dann Dinge tun, die wir unter normalen Umständen nie tun würden. Und bevor du fragst, man erkennt das daran, dass sich die Augen verändern. Sie nehmen eine andere Farbe an, je nach Begabung.“
Auch, wenn ich das nicht fragen wollte, ist es interessant zu wissen.
Erst als ich das Piepsen eines Fahrstuhles höre, bemerke ich, dass wir den Flur entlang gegangen sind und nun vor dem Fahrstuhl und am Ende des Ganges stehen. Langsam öffnet sich die Tür des Fahrstuhles und wir stellen uns hinein. Elli drückt die Taste, die uns zur vierten Etage bringt, und die Türen des Fahrstuhles schließen sich wieder.
Elli zeigt mir fast die ganze Basis. Als Erstes sehe ich die megaimposante Eingangshalle, welche durch die zwei großen Eingangstüren betreten werden kann. Im Zentrum steht ein großer runder Empfangstisch, in dessen Mitte eine Frau mittlerem Alters und ein Mann, knapp über zwanzig, sitzen und sich lachend unterhalten.
Die Fitnessräume sind allererste Sahne und sie lösen das Rätsel, um die trainierten Körper, den alle hier zu haben scheinen. Das Schwimmbad ist etwa zwanzig Meter lang und acht Meter breit.
Der Speisesaal besteht aus vier langen, nebeneinander stehenden Tischen. Über einer am Ende des Raumes stehenden, glänzenden Essensausgabe ist noch ein großer Bildschirm angebracht, der das heutige Mittagessen verkündet.
Aber mit Abstand das Coolste ist der Ausrüstungstrakt, wo es in mehreren Räumen ein riesiges Sortiment an Verkleidungen, getarnten Waffen und anderen Agentensachen gibt. Alles in einem ist das große Herrenhaus, in dem die Basis untergebracht ist, elegant, altmodisch und gleichzeitig schlicht eingerichtet. Das alte Holz, aus welchem ein Teil der Einrichtung besteht, passt perfekt zu dem modernen Rest.
Jetzt stehen wir in einem großen Zimmer, das durch ein Fenster mit Sonnenlicht geflutet wird. In der Mitte des Raumes steht ein großes Bett und unter dem Fenster hat ein überdimensionaler Schreibtisch Platz gefunden. Auf der anderen Seite ist eine komplette Wand mit Schränken und Regalen zugepflastert. Alles ist in einem sauberen und strahlenden Weiß gestrichen. Elli geht zu der Wand mit den Regalen und Schränken und öffnet eine Tür, die mir noch nicht aufgefallen war.
Mit einem kurzen Blick in den Raum fragt sie: „Und?“
Ich kann über diese Frage nur schmunzeln, denn sie sagt es, als wäre das hier das normalste der Welt.
„Das ist mega!“
Sie grinst.
„Wenn du das hier schon mega findest, musst du dir mal dein Bad anschauen.“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, doch ich komme dann trotzdem zu ihr und werfe ein Blick in das Bad. Alles, bis auf die dunkelblau geflieste Dusche, ist weiß. Es gibt ein breites Waschbecken und daneben Handtuchhalterungen. Außerdem befindet sich im hinteren Teil noch eine Toilette. Es ist nicht der Palast vom Kaiser von China, aber auch nicht so wie im Waisenhaus.
Langsam drehe ich mich zu Elli um.
„Und hier wohne ich jetzt?“
Sie grinst.
„Wenn’s dir nicht gefällt, gibt es auch noch die Besenkammer am Ende des Flures.“
Sie sagt es so ehrlich, dass ich sie einen Moment entsetzt anstarre, bevor sie lacht und mir auf die Schulter klopft: „Sorry.“
Gerade als ich antworten will, klopft es an die Tür.
„Herein!“, höre ich mich sagen und ein Mann in mittlerem Alter tritt ein und stellt zwei Koffer in den Raum, bevor er sagt: „Ihre Sachen, Jonas. Der Rest kommt gleich.“
Bevor ich mich bedanken kann, ist der Mann schon wieder verschwunden und lässt uns zurück.
„Ich lass dich dann mal in Ruhe. Wenn du fertig bist, findest du mich und wahrscheinlich auch die anderen aus unserem Jahrgang im Gemeinschaftsraum.“
Ein letztes Lächeln und verschwunden ist sie.
Nun bin ich mit all meinen Sachen allein und vorsichtig öffne ich die erste Kiste und fange an, auszuräumen.
Als ich fertig bin, betrachte ich mein Werk stolz. Meine Bücher sind in den Regalen eingeräumt, meine Klamotten sind in den Schränken und meine Duschsachen, Zahnbürste, Zahnpasta und Haarpflege-Produkte sind sicher im Badezimmer verstaut. Auf meinem Schreibtisch steht mein Laptop und einige Fotos von mir mit Freunden, meinem Vater und sogar eins mit meiner Mutter sind auf der Fensterbank und den Regalen verteilt. Mein Handy liegt am Ladekabel auf meinem Nachttisch. Zufrieden lächele ich, denn auch wenn ich nicht mehr allzu viele Sachen besitze, fühle ich mich wohl. Aus meinem Fenster hat man eine mega Aussicht auf den Wald, welcher das große Herrenhaus umgibt. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie es weiter gehen wird, weiß ich eins sicher: Ich werde diese Entscheidung nicht bereuen, denn das hier ist alle mal besser als das Heim.
Und die Hoffnung auf eine Adoption hat man mir schon in den ersten Tagen im Heim ausgeredet. ‚Die Leute wollen kleine, süße Kinder und keine pubertierenden 16-Jährigen‘, die Worte meiner ersten Pflegemutter klingen in meinem Kopf nach. Ich grinse, denn sie hat sich getäuscht. Ich wurde adoptiert, wenn auch aus einem anderen Grund.
Als ich kurz darauf den Gemeinschaftsraum betrete, schlägt mir eine Welle aus Lachen und guter Laune entgegen. Ich lasse meinen Blick schweifen. Ich wurde noch nicht bemerkt. Auf einem der Sofas in der Mitte des Raumes sitzen Elli und ein anderes Mädchen nebeneinander und schauen zusammen, auf einem Tablet, einen Film oder eine Serie. Beide haben jeweils einen Kopfhörer im Ohr und lachen immer wieder. Das Mädchen neben Elli hat feuerrotes, mittellanges und leicht gewelltes Haar, das sie, ebenso wie Elli, in einem Pferdeschwanz trägt. Sie sieht sehr trainiert aus und ihr Hoody, der rot ist, scheint perfekt zu ihr zu passen.
An einem Kicker, im hinteren Teil des Raumes, spielen zwei Jungs gegen zwei Mädchen. Es sieht eher so aus, als würden die Mädchen gewinnen, denn die Jungs fluchen immer wieder, während sich die Mädchen abklatschen. Der eine Junge hat kurze braune Haare, die er sich immer wieder aus dem Gesicht streicht. Er ist etwa 1,80 Meter groß und hat wie jeder hier einen muskulösen Körperbau. Der zweite Typ ist ungefähr so groß wie der andere, doch seine Haare sind etwas länger und nicht so gelockt wie die des Ersten und blond. Seine Haut ist gut...
| Erscheint lt. Verlag | 6.5.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
| Kinder- / Jugendbuch ► Vorlesebücher / Märchen | |
| Schlagworte | Abenteuer • Agenten • Erinnerungen • Familie • Freunde • Geheimkräfte • Gemeinschaft • Jugendliche |
| ISBN-13 | 9783347460768 / 9783347460768 |
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