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Kalin Kahlkopf im Zauberwald (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
213 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9076-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalin Kahlkopf im Zauberwald -  Serdar Kilic
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Kalin ist anders als die anderen Kinder. Er hat einen kahlen Kopf. Als seine Mutter erkrankt, bricht er auf in den Zauberwald, das Reich der Elfenkönigin Sina, um ihr die lebensrettende Medizin zu bringen. Die sprechende Bulldogge Pukki gesellt sich zu ihm. Sie kommen rasch voran. Wenn nur nicht die Hexe Malinda wäre. Sie versucht mit all ihrer Zauberkunst, Kalin und Pukki vom Weg abzubringen. Doch gemeinsam können die Freunde allen Gefahren trotzen. Kaylan, der Wächter des Waldes, Zindus, der Wassergeist, Dada, der lachende Berg, und viele andere helfen ihnen. Und in höchster Gefahr setzt Pukki sein Leben für Kalin ein. Atemberaubende Landschaften, Mystische Orte, faszinierende Welten, warten auf dich. Begleite Kalin auf seiner langen Reise, im ersten teil der fünf teiligen reihe.

Geschichten fliegen Serdar Kilic zu. Er ist groß geworden mit den Märchen, die die Mutter erzählte. Zu Hause gab es keine Bücher, nie hat jemand vorgelesen. Die Fantasie der Mutter aber war reich und weckte die Lust am Geschichtenerzählen im Sohn. Schreiben und Sprache sind eine Konstante in Serdar Kilic' Leben: In der Grundschule fiel sein sprachliches Talent auf, die Lehrerin setzte seine Eltern darüber in Kenntnis, dass er ein begabter Geschichtenerzähler sei.

Geschichten fliegen Serdar Kilic zu. Er ist groß geworden mit den Märchen, die die Mutter erzählte. Zu Hause gab es keine Bücher, nie hat jemand vorgelesen. Die Fantasie der Mutter aber war reich und weckte die Lust am Geschichtenerzählen im Sohn. Schreiben und Sprache sind eine Konstante in Serdar Kilic' Leben: In der Grundschule fiel sein sprachliches Talent auf, die Lehrerin setzte seine Eltern darüber in Kenntnis, dass er ein begabter Geschichtenerzähler sei.

KAPITEL 1

Kalin


 

 

 

Vor langer Zeit lebte zwischen Orient und Okzident eine Witwe namens Meryem. Ihr Mann war aus dem letzten Krieg nicht heimgekehrt.

Meryem erwartete ihr erstes Kind. Sie bewohnte eine schlichte, kleine Holzhütte in einem

Dorf auf einem Hügel, den sie Grüner Fels nannten. Den Namen hatte das Dorf vor Tausenden von Jahren bekommen, als dort Riesen gegeneinander kämpften und sich mit gewaltigen Felsbrocken bewarfen. Über die Zeit waren die Felsbrocken zusammengewachsen und hatten die Gegend verändert. Herrliche grüne Wiesen prägten die Landschaft, belebt von klaren Flüssen und tosenden Wasserfällen, die Schmelzwasser und Regen zu Tal leiteten. Das Dorf war bekannt für seine Nussbäume, man sagte, sie trügen die besten Nüsse der Welt. Im Sommer war die Luft erfüllt von Bienen, die den Blütenstaub aus unzähligen Sonnenblumen sammelten. Lilien zierten die Wiesen, Maiglöckchen dufteten im Frühling, weiße Nelken, Kronwicke, Kamille und Gänseblümchen bildeten im Sommer einen zarten Farbenteppich.

 

Es war eine warme Sommernacht, in der alle Frauen aus der Nachbarschaft Meryem zu Hilfe eilten. Sie brachte einen kräftigen Jungen zur Welt, der nicht weinen wollte. Obwohl die Hebamme ihm den üblichen Klaps auf den Po gab, blieb er stumm. Er hatte keine Haare auf dem Kopf, nur dichte Augenbrauen und große, strahlend blaue Augen. Als er in die Arme seiner Mutter gelegt wurde, fing er an zu lachen, woraufhin sich Meryems Helferinnen erschrocken ansahen. Eine sagte, auf dem Neugeborenen liege ein Fluch. Meryem aber war es egal, was die anderen sagten. Sie strahlte vor Glück und gab ihrem Sohn den Namen Kalin.

Kalin wuchs auf wie jeder Junge. Und doch war er anders als die Kinder in seinem Alter. Er war ein auffallend kluges Kind. Schon mit zwei Jahren konnte er in ganzen Sätzen reden, und ein Jahr später war er so selbstständig, dass er ohne Hilfe Wasser aus dem Brunnen holte. Er füllte den Holzeimer nur so hoch, dass er ihn tragen konnte. Mit sechs Jahren half er seiner Mutter, das wenige Vieh, das sie besaßen, zusammenzutreiben. Mit zehn Jahren, entwarf er ein Wassersystem aus langen Eichenholzrohren, die vom Berg ins Tal führten. So hatte jeder Bewohner des Dorfes Wasser vor seiner Tür und niemand musste mehr den langen, beschwerlichen Weg zum Brunnen gehen. Wenn irgendetwas kaputtging, sei es eine Dachrinne oder ein Scheunentor, riefen die Menschen den gescheiten Kalin, der stets eine Lösung fand. Er hatte auch die Idee, aus Holzplanken Zäune zu bauen, damit jeder seine Tiere auf dem eigenen Land weiden lassen konnte und es keinen Streit mehr zwischen den Landbesitzern gab. Einmal im Monat gingen die Dorfbewohner in die zehn Kilometer entfernte Stadt, um auf dem Markt Brot, Fleisch, Gewürze und Kleidung zu kaufen. Es war ein mühsamer und langer Weg, wenn man kein Pferd oder Maulesel besaß. Kalin und seine Mutter besaßen einen Esel, den sie Esek nannten. Kalin fiel etwas Geeignetes für den Transport der Waren ein. In der nahe gelegenen Dorfschreinerei fertigte er einen kleinen Holzwagen mit vier runden Holzrädern, den Esek mit Leichtigkeit ziehen konnte.

Eines Tages bekam Meryem die lange erhoffte Waisenhilfe. Mit diesen fünfzig Goldstücken konnte sie Kühe, Ziegen und Hühner kaufen. Schon bald erzielte sie damit ein gutes Einkommen, sodass sie ihre heruntergekommene Hütte reparieren konnte.

Kalin langweilte sich oft in der Dorfschule, was dem Lehrer nicht entging. Kalin löste alle Aufgaben schnell und mit Leichtigkeit. Der Lehrer bewunderte Kalins Talent und pries seine Klugheit. Kalin war auch sonst den Kindern seines Alters weit voraus, ja selbst denen, die zehn Jahre älter waren als er. Manche Familien aus dem Dorf beunruhigte das, sie hielten Kalin für absonderlich und ängstigten sich vor ihm. Einige verboten ihren Kindern, mit Kalin zu spielen. Sie sagten, auf ihm liege ein Fluch, wie es schon bei seiner Geburt prophezeit worden war. Für andere Familien dagegen schien auf Kalin ein Segen zu liegen.

So vergingen die Jahre. Kalin wuchs heran. Er kleidete sich in eine blaue Hose aus Leinen, ein langärmeliges, weißes Hemd und eine rote Weste, die einst sein Vater getragen hatte. Noch immer zeigte sich kein Haar auf seinem Kopf. Mittlerweile störte es ihn, denn er wurde deswegen von den anderen Kindern gehänselt. Eines Tages trat er zu seiner Mutter in die Küche und fragte, weshalb er kein normaler Junge sei und warum ihm kein Haar wachse.

„Was ist falsch mit mir?“, wollte er wissen.

Die Mutter unterbrach das Kochen und bat Kalin, sich auf den selbst gezimmerten hölzernen Hocker zu setzen. Nachdem er ihrer Aufforderung gefolgt war, sagte sie ihm, dass er ein Segen Gottes sei und sich keine Sorgen zu machen brauche. Gott habe ihm Klugheit und wunderschöne blaue Augen geschenkt und ihn für etwas Großes ausersehen. Augenzwinkernd fügte sie hinzu, dass sich Kalin nie die Haare waschen müsse.

„Wofür hat mich Gott ausersehen?“, fragte Kalin, ohne sich darüber zu freuen.

Seine Mutter antwortete: „Das weiß nur Gott allein, mein Sohn. Zwar hat jeder sein Schicksal selbst in der Hand, aber manchmal ist ein Mensch zu Besonderem bestimmt. Dies wirst du selbst herausfinden müssen.“

„Wann werde ich es wissen?“, hakte Kalin nach.

„Bald, mein Sohn.“

Meryem strich über Kalins kahlen Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Mit all den Fragen legte Kalin sich zu Bett. Sein Zimmer befand sich unter dem Dach. Es war mit einem kleinen selbst gebauten Holzbett und einem Nachttisch sparsam eingerichtet. Aber die Bettdecke war warm und mit Daunen gefüllt. Jeden Abend schob er ein wenig von dem Stroh, mit dem das Dach gedeckt war, zur Seite und schuf auf diese Weise ein provisorisches Fenster direkt über seinen Kopf. So beobachtete er Nacht für Nacht die Sterne, die am Himmel leuchteten. Jedem von ihnen gab er einen Namen. Einen besonders funkelnden Stern nannte er den Hoffnungsstern. Kalin dachte die ganze Zeit über die Antwort seiner Mutter nach. Leise sprach er vor sich hin: „Gott, was hast du mit mir vor?“ Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel. Ob das vielleicht ein Zeichen war? Über dieser Frage schlief Kalin ein.

 

An dem Tag, als die Schulferien begannen, begleitete der Lehrer Kalin nach Hause, um mit seiner Mutter zu reden. Kalin hatte wie jedes Jahr als Klassenbester abgeschnitten. Meryem war mit dem Haushalt beschäftigt, als die beiden in der Tür standen.

Überrascht begrüßte sie den Gast und bat ihn hinein. Und ohne abzuwarten, was der Lehrer zu sagen hatte, fragte sie: „Ist etwas passiert?“

Der Lehrer lächelte.

„Nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ich möchte nur gern mit Ihnen über Kalins Zukunft sprechen.“

Sie begaben sich in das Wohnzimmer und setzten sich auf eines der Kissen, mit denen der Boden ausgelegt war. Meryem und Kalin hörten dem Lehrer aufmerksam zu. Er schlug vor, zusammen mit Kalin, der außerordentlich begabt sei, ins Land der Sultane zu fahren, damit er dort studieren könne. Für die Kosten der Schiffsreise sei gesorgt. Meryem könne ein Jahr später nachkommen. Um all dies zu klären, habe er schon ein Schreiben an das Sultanat geschickt, wo er einflussreiche Freunde habe. Kalin und Meryem waren überwältigt. Nach einigen Fragen erklärten sie sich schließlich mit dem Plan einverstanden. Kalin war glücklich und aufgeregt. Ihm fiel ein, dass er nie mehr als zwanzig Kilometer von zu Hause fort gewesen war. Und jetzt sollte er eine so große Reise unternehmen! Der Lehrer versicherte noch einmal, dass er sich um alles Weitere kümmern werde und ihnen bald Genaueres mitteilen wolle. Damit verabschiedete er sich.

 

Doch es kam alles anders. Wie schon oft in den vergangenen Jahrzehnten brach im Land ein Krieg aus. Alle Männer, auch der Lehrer und die älteren Jungen, wurden eingezogen. Kalin, der seinen Vater im Krieg verloren hatte und der einzige Mann im Hause war, musste daheim bleiben. Darüber war er am Boden zerstört, wollte er doch wie alle anderen Jungen und Männer sein Land verteidigen. Seine Mutter versuchte vergeblich ihn zu trösten.

Eines Abends gab eine benachbarte Familie ein Festessen zu Ehren ihres Sohnes, der Soldat werden sollte. Während alle zusammen vor dem knisternden Kaminfeuer saßen, erzählte einer der Männer von seinen Abenteuern im Land der Sultane. Er stützte sich auf seinen Stock, während er die paradiesischen Gärten rund um den Sultanspalast schilderte und davon sprach, dass jeder Bewohner dieses Landes wohlhabend sei. All das werde von einer großen Armee geschützt. Damals hatte er ein rauschendes Fest erlebt, das anlässlich der Geburt der Prinzessin gegeben worden war.

„Sieben Tage und sieben Nächte lang wurde im ganzen Land der Sultane gefeiert“, erzählte der Alte. „Was unser Herz auch begehrte, alles war aufgetischt, vom zartesten Fleisch bis zu exotischen Früchten, die ich nie zuvor gesehen, geschweige denn gegessen habe. Am Abend schliefen wir mit vollem Magen ein und waren immer noch satt, als wir morgens erwachten.“

Kalins Augen wurden immer größer, während er staunend lauschte. Der Alte versicherte sich, dass auch die anderen in der Runde ihm mit gebührendem Respekt zuhörten. Dann sprach er weiter: „Man sagt, dass die Kunde von dieser Prinzessin bis in weit entfernte Länder geht. Mit ihren langen braunen Locken und ihren meergrünen Augen ist sie eine wahre Schönheit. Eine berühmte Hellseherin prophezeite dem Sultan eines Tages, dass seine Tochter einen einfachen Bauernjungen heiraten werde. Da sprang der Sultan auf und schrie erbost: ‚Niemals wird meine Tochter einen Bauernlümmel heiraten!‘ Wutschnaubend ließ er...

Erscheint lt. Verlag 6.5.2022
Reihe/Serie Kalin Kahlkopf
Kalin Kahlkopf
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Familie • Fantasy • Freundschaft • Märchen • Orient
ISBN-10 3-7541-9076-8 / 3754190768
ISBN-13 978-3-7541-9076-0 / 9783754190760
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