ALTERAS (eBook)
327 Seiten
tredition (Verlag)
9783347566750 (ISBN)
Wir alle sind Geschichten. Darum haben wir so ein tiefes Bedürfnis danach, Geschichten erzählt zu bekommen." Agnes Maxsein wurde am 27.01.1991 in Essen geboren und wuchs in Alpen am Niederrhein auf. Mit 19 begann sie in Münster Kunst und Germanistik zu studieren. Seit 2017 arbeitet sie als Lehrerin an einer Gesamtschule. Ihre Liebe zu Geschichten entdeckte sie schon in früher Kindheit; in die Welten von Michael Ende, J.K. Rowling oder J.R.R. Tolkien tauchte sie völlig ein. Bereits mit 17 entwarf sie ihren ersten Roman, seitdem ließ das Schreiben sie nicht mehr los. Maxsein ist nebenberuflich Sängerin und stets auf der Suche nach Möglichkeiten, Bilder und Musik und Literatur zu neuen Geschichten zu verbinden.
Wir alle sind Geschichten. Darum haben wir so ein tiefes Bedürfnis danach, Geschichten erzählt zu bekommen." Agnes Maxsein wurde am 27.01.1991 in Essen geboren und wuchs in Alpen am Niederrhein auf. Mit 19 begann sie in Münster Kunst und Germanistik zu studieren. Seit 2017 arbeitet sie als Lehrerin an einer Gesamtschule. Ihre Liebe zu Geschichten entdeckte sie schon in früher Kindheit; in die Welten von Michael Ende, J.K. Rowling oder J.R.R. Tolkien tauchte sie völlig ein. Bereits mit 17 entwarf sie ihren ersten Roman, seitdem ließ das Schreiben sie nicht mehr los. Maxsein ist nebenberuflich Sängerin und stets auf der Suche nach Möglichkeiten, Bilder und Musik und Literatur zu neuen Geschichten zu verbinden.
PROLOG
Der Tempel überragte sogar die Bergspitzen. Ein Strahl Morgensonne fiel genau auf die Ostseite der Pyramide und ließ die hellen Sandsteine golden leuchten. Zu Füßen des Baus breitete sich ein immergrüner Dschungel aus. Hier und da erhoben sich kleinere Tempel und Türme aus dem Urzeitwald. Von ferne wirkten selbst die größten Baumkronen wie die ordentlichen Beete eines Schlossgartens. Vögel kreisten in bunten Schwärmen darüber, ihr Keckern, Pfeifen und Kreischen erfüllte die Luft. Unzählige kleine und große Flüsse sprudelten über hunderte und tausende Steinstufen, glänzten im frühen Licht, gurgelten und plätscherten in unsichtbaren Kanälen und stürzten tosend die Steilhänge ins anliegende Tal hinab. Ein feiner Sprühnebel stieg vom Wasser auf, Sonnenlicht brach sich darin und Regenbögen perlten über die Abbruchkanten.
Arne wischte sich die Stirn mit seinem hochgekrempelten Ärmel. Neben ihm tat Horkus mit einem fleckigen Tuch das gleiche. Die Feuchtigkeit stieg bis zu den grünen Gipfeln hinauf. Trotz der frühen Uhrzeit war es warm, beinahe schwül. Sie durften sich nicht zu lange aufhalten. Grandiose Aussicht hin oder her, vor der Mittagshitze sollten sie sich in den Wald zurückziehen. Der Weg in die Dschungeltiefen würde beschwerlich und gefährlich sein und sie hatten nicht endlos Zeit.
Eine Weile beobachteten sie, wie die Sonne höher stieg und die Schatten auf den Baumwipfeln zurückgedrängt wurden. Aus den Tiefen des Waldes dröhnte ein dumpfer Schrei und dann krachte es laut, wie Holz, das auf Felsen zersplitterte. Arne und Horkus tauschten Blicke.
„Wir sollten los“, sagte Arne. „Es wird nicht leichter, wenn wir warten.“
Horkus nickte. Das schüttere weiße Haar pappte jetzt schon an seinem erhitzten Schädel. Die letzten Tage hatten ihn zweifellos angestrengt. Aber er umfasste entschlossen seinen Wanderstock und spähte über das wilde Land.
„Wir sollten versuchen am Wasser entlang zu gehen“, sagte der alte Wissenschaftler. „Da finden wir am ehesten einen gangbaren Weg zum Tempel.“
Arne nickte zustimmend. Er prüfte noch einmal ihre Instrumente. Der Transzendor schnurrte zufrieden und zeigte einen frischen Datensatz. Ihre Koordinaten waren alle so, wie sie sein sollten. Wie jedes Mal überkam ihn eine Welle der Erleichterung. Im Grunde war es Irrsinn, sich völlig ein paar kleinen Maschinen auszuliefern. Auch, wenn er sie zum Teil selbst gebaut hatte und sicher war, dass sie korrekt funktionierten. Trotzdem – die geringste Störung, der winzigste Fehler, und sie saßen hier für immer fest. Die Vorstellung war so gruselig, dass Arne lieber nicht zu oft darüber nachdachte. Der traumhafte Ausblick täuschte ihn dabei nicht. Die Welt zu ihren Füßen mochte aussehen wie das Paradies, doch das war ein trügerischer Schein. Wie zur Bekräftigung seiner Gedanken drangen aus dem Dschungel erneut bedrohliche Geräusche. Nein, es sah vielleicht wunderschön aus, aber Gefahr lauerte an jeder Ecke.
Er verstaute den Transzendor wieder sicher in seinem Rucksack, steckte sich dafür ein Messer in den Gürtel und schichtete ihren Proviant so, dass er nicht zerquetscht wurde.
„Für wie lange reichen unsere Vorräte noch?“, fragte Horkus.
„Einen Tag“, sagte Arne. „Danach müssen wir wohl jagen gehen.“
„Das wird nicht nötig sein“, sagte Horkus, die Augen auf den Horizont gerichtet. „Ich möchte mir noch einmal den Tempel ansehen und heute Abend noch nach Hause. Ehrlich gesagt freue ich mich auf einen Cognac und eine Nacht in meinem eigenen Bett. Meine Knochen sind für diesen Camping-Trip wirklich nicht mehr jung genug.“
Arne grinste. Horkus erklärte immer, wie wenig belastbar jemand in seinem Alter war. Aber wenn es dann sein musste, schwang er sich an einer Liane über einen Fluss oder surfte einen sandigen Abhang hinunter. Doch Arne hatte nichts dagegen, den Heimweg anzutreten. Sie hatten ihr Schicksal bereits reichlich herausgefordert. Zahlreiche Kratzer und Schrammen am ganzen Körper waren ein vergleichsweise harmloser Preis, wenn Arne an die Erlebnisse der vergangenen Tage dachte. Und doch… er sog das gewaltige Panorama in sich auf. Wenige bekamen so etwas zu sehen. Sie mussten ihren Aufenthalt bis ins Letzte ausnutzen!
„Bist du sicher, dass du schon gehen willst? Wir wissen noch so wenig. “
Horkus nickte. „Es wird Zeit. Wir können bald wiederkommen, vielleicht mit dem gesamten Team. Für den Moment aber sollten wir uns auf den Heimweg konzentrieren.“
Arne zögerte, dann sprach er aus, was ihn wirklich umtrieb. „Denkst du nicht, wir sollten versuchen zu helfen? Was hier passiert, ist Unrecht. So viel Tod und Zerstörung, das können wir nicht auf sich beruhen lassen!“
Horkus seufzte, der Blick suchte noch immer die Ferne. Sah er auf die leuchtenden Bergspitzen oder schweiften auch seine Gedanken zu den Bildern, die Arne seit gestern heimsuchten? Bilder aus Feuer und Asche. „Du wolltest schon immer lieber Held als Forscher sein, Arne Schmock. Denk daran, wir sind nur Beobachter. Dies ist nicht unsere Welt und wir können niemals versuchen, Gott zu spielen.“
„Tun wir das nicht schon?“, sagte Arne. „Jedes Mal, wenn wir ein Tor öffnen?“
„Gott würfelt nicht, so heißt es“, ächzte Horkus und stützte sich schwer auf seinen Stock, „noch trägt er eine Augenbinde. Und so komme ich mir vor, wenn ich durch ein Tor schreite. Wir sind nichts weiter als zwei blinde Würfelspieler.“
„Gerade deshalb“, beharrte Arne. „Wir können sie doch nicht sich selbst überlassen.“
„Ah, die alte Frage, raushalten oder Verantwortung übernehmen. Mit Michael habe ich stundenlang darüber gestritten. Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich in Alteras nicht zu viel eingemischt habe, und was daraus entstehen wird. Wir haben nun mal keinen göttlichen Plan.“
„Eben. Wir haben nur unser Gewissen. Aber lassen wir das“, lenkte Arne ein. „Wir können darüber sprechen, wenn wir zuhause sind.“
Horkus nickte zustimmend. „Also dann, letzte Etappe, sehen wir zu, dass wir heil ankommen.“
Sie schulterten ihr Gepäck und begannen behutsam den Abstieg. Er war nicht sonderlich steil, aber weglos, und die Last ihrer Rucksäcke drückte sie und machte es schwierig, das Gleichgewicht zu halten. Je tiefer sie kamen, umso größer wurden die Pflanzen. Sie kämpften sich durch mannshohe Farnwedel und stolperten über Luftwurzeln, die wie verworrene Knoten den Boden überzogen. Das Gekreisch der Vögel wurde lauter, Arne sah einige prachtvoll gefiederte Exemplare in den Ästen sitzen. Riesige Libellen tauchten aus dem Dickicht auf und umschwirrten die beiden Wanderer. Die langen Hinterleiber der Insekten schlängelten sich wie in Zeitlupe durch die Luft und schimmerten dabei in allen Farben. Als zum ersten Mal eins der Tiere auf ihn zu schwebte, duckte Arne sich erschrocken und warf die Arme über den Kopf. Zum Glück zogen die Libellen an ihnen vorbei, ohne sich um die beiden Menschen zu kümmern. Arne war nicht erpicht darauf herauszufinden, ob sie stechen oder beißen konnten.
„Wann sind die nochmal zuerst aufgetreten?“, fragte er seinen Begleiter. „Vor fünfundzwanzigtausend Jahren ungefähr?“
Horkus schüttelte den Kopf und stützte sich keuchend auf eine Baumwurzel. „Weiß nicht mehr“, sagte er schlapp. „Ich brauch eine Pause.“
Sie setzten ihre Rucksäcke ab und ließen sich auf den Wurzeln nieder. Sie gehörten zu einem gewaltigen alten Baum, dessen Stamm den Umfang eines kleinen Hauses hatte. Arne war nicht wohl dabei, eine längere Rast einzulegen. Sie waren jetzt in etwa dort, von wo sie am Morgen die lauten Geräusche gehört hatten. Wer oder was auch immer sie verursacht hatte, Arne wollte ihm nicht begegnen. Aber Horkus brauchte offenbar dringend eine Verschnaufpause. Seine Brust hob und senkte sich bedenklich, sein verschwitztes Hemd klebte ihm am Körper. Er bemerkte Arnes besorgten Blick und lächelte.
„Mach dir keine Gedanken, ich bin gleich soweit. Oder hältst du mich mittlerweile auch für größenwahnsinnig?“
Arne grinste seinerseits. „Klar, das denke ich auf jeden Fall. Deshalb wollte ich ja mit.“
„Ha!“, rief Horkus. „Dann hilf mir mal auf. Es kann nicht mehr weit bis zum Tempel sein.“
Mit einem skeptischen Blick reichte Arne ihm die Hand. Horkus zwinkerte und ging wieder voraus.
Sie schlugen sich durch den dichter werdenden Dschungel, bis sie Wasser plätschern hörten. Sie hatten endlich einen der Flüsse erreicht. Wie erhofft, wurde der Weg hier leichter. Sie hielten sich am Ufer, das von glattgespülten Steinen gesäumt wurde, über die sie recht bequem...
| Erscheint lt. Verlag | 19.4.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
| Kinder- / Jugendbuch ► Vorlesebücher / Märchen | |
| Schlagworte | Abenteuer • Alternative Welt • Chaoten • Dinosaurier • Frech • Fremde Welten • Freundschaft • Geheimnisse • Hinweise • Jugendroman • Luftschiff • Mysterien • Paralleluniversum • Parallelwelt • Portal • Rätsel • Schulalltag • Schule • Schulklasse • Spurensuche • Steampunk • Teenager • Welt • Zeit • Zeitreisen |
| ISBN-13 | 9783347566750 / 9783347566750 |
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