Herz aus Schatten (eBook)
472 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
9783736318304 (ISBN)
Gefangen in der Dunkelheit befreist du aus der Finsternis mein Herz aus Schatten
Kayla hat ihre Angst bezwungen! Sie hat einen Schattenwolf gezähmt, der nun an sie gebunden ist. Als Bändigerin ist es ihre Aufgabe, die Stadt Praha mithilfe ihres Monsters gegen die dunklen Kreaturen zu verteidigen, die jenseits der Stadtmauer in den Wäldern lauern und nach dem Blut der letzten verbliebenen Menschen gieren. Doch dann geschieht das Unfassbare: Ihr Schattenwolf verwandelt sich in einen jungen Mann! Einen attraktiven, eindeutig menschlichen Mann, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann - und den die Dunkelheit immer wieder einzuholen droht ...
'HERZ AUS SCHATTEN erzählt eine originelle Geschichte voller Magie, Finsternis, Spannung und Gefühlen, die einen vollkommen in ihren Bann zieht.' MARIE GRAßHOFF
<p>Laura Kneidl schreibt Romane über alltägliche Herausforderungen, phantastische Welten und die Liebe. Sie wurde 1990 in Erlangen geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement in Stuttgart. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Roman zu arbeiten. Nach einem längeren Aufenthalt in Schottland lebt die Autorin heute in Leipzig, wo ihre Wohnung einer Bibliothek ähnelt. Sie ist auf Instagram (@laurakneidl) aktiv und tauscht sich dort gerne mit ihren Lesern aus.</p>
Laura Kneidl schreibt Romane über alltägliche Herausforderungen, phantastische Welten und die Liebe. Sie wurde 1990 in Erlangen geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement in Stuttgart. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Roman zu arbeiten. Nach einem längeren Aufenthalt in Schottland lebt die Autorin heute in Leipzig, wo ihre Wohnung einer Bibliothek ähnelt. Sie ist auf Instagram (@laurakneidl) aktiv und tauscht sich dort gerne mit ihren Lesern aus.
1. KAPITEL
Ich schmeckte Blut. Mit einem stummen Fluch nahm ich die Hand von meinem Mund und betrachtete den Nagel, den ich bis zum Fleisch abgekaut hatte. Eine Blutperle bildete sich auf meiner Haut, ehe sie als Rinnsal meinen Daumen hinablief.
»Verdammt«, murmelte ich und sah mich hinter der Ladentheke nach etwas um, mit dem ich die Blutung stoppen konnte. In einer Schublade unter der Kasse fand ich einen ausgefransten Stofffetzen. Ich wickelte ihn um die Wunde und ballte meine Hand zur Faust, den Daumen eingeklemmt. Eigentlich kaute ich nicht an den Nägeln, aber in letzter Zeit wusste ich mir nicht anders zu helfen. Ich musste etwas tun. Irgendetwas, um mit dieser Unruhe in mir klarzukommen. Außerdem hatte der pochende Schmerz in meinem Finger auch etwas Gutes. Er erinnerte mich daran, dass ich am Leben war.
Mal sehen, wie lange noch, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf und mein Blick zuckte nervös zu der Wanduhr, die über dem Eingang des Kráms hing, seit Frída den Laden vor gut zehn Jahren eröffnet hatte. Die Sonne würde in einer Stunde untergehen und ebenso wie das Tageslicht schwand allmählich auch meine Hoffnung. Doch was hatte ich erwartet? Hatte ich ernsthaft geglaubt, jemand würde mich von der Pflicht befreien, die mir in die Wiege gelegt worden war? Ich war als Bändigerin geboren worden und würde als Bändigerin sterben. Wenn ich nicht aufpasste, vielleicht schon heute oder morgen, wenn ich Glück hatte, erst in dreißig oder vierzig Jahren. Aber eines war auf jeden Fall gewiss: dass die wenigsten Bändiger ein langes und erfülltes Leben führten. Dafür sorgten die Monster, die jenseits der Stadtmauer von Praha lauerten.
Ich atmete tief ein, bis meine Brust spannte, verdrängte all meine Sorgen und Ängste, die mit der heutigen Nacht zusammenhingen, und beschloss mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich konnte ohnehin nichts mehr an meiner Situation ändern.
Auf der Suche nach Ablenkung sah ich mich im Krám um. Der Laden meiner Stiefmutter war mit den Jahren ein zweites Zuhause für mich geworden. Die niedrige Decke und die steinernen Wände waren mir ebenso vertraut wie die unzähligen Regale, die mit den Überresten von Monstern bestückt waren. Flaschen gefüllt mit schwarzem Blut reihten sich auf den Brettern aneinander, daneben standen Körbe mit Krallen von Knochenträgern und Stacheln von Blutgängern. Traumfänger, die aus den Federn von Dunkelwebern geflochten waren und als Talismane verkauft wurden, baumelten von der Decke und wiegten sich sanft im Wind, der sich durch die Ritzen im Mauerwerk drückte. Und nirgendwo lag auch nur ein einziges Staubkorn, dafür hatte ich in den vergangenen Stunden gesorgt. Alles stand in Reih und Glied am richtigen Platz. Ich hatte sogar die verblassten Etiketten der Hovno-Dosen nachgezeichnet, die seit jeher im hintersten Teil des Ladens lagerten. Angeblich besaßen sie eine heilende Wirkung und verlangsamten den Alterungsprozess, aber ehrlich gesagt sah ich mit vierzig lieber aus wie siebzig, bevor ich mir Schattenläufer-Exkremente ins Gesicht schmierte.
Das verträumte Klimpern des Windspiels neben der Eingangstür erklang und ein Windstoß wehte mir das blonde Haar ins Gesicht. »Ahoj, Kayla«, begrüßte mich Marek und kam durch den Laden auf mich zugeschlendert. Seine Wangen waren gerötet von der Arbeit in der Waffenschmiede, die zum Laden gehörte und von meiner Mutter geführt wurde. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und liefen ihm vereinzelt das Gesicht hinab, über den Hals, bis in den Kragen seines Hemdes, das mit Ruß und Asche verschmiert war.
»Harter Tag?«
Ich löste den Stofffetzen, den ich noch immer um meinen Daumen gewickelt hatte, von meinem Finger und warf ihn Marek zu. Die aufgekaute Stelle an meinem Nagel hatte inzwischen aufgehört zu bluten.
Geschickt fing Marek das Tuch. Dabei blitzten die silbernen Ringe an seinen Fingern im Schein der Lampe auf. Er betrachtete den roten Fleck auf dem Stoff skeptisch, bevor er seine Finger daran abwischte. »Du bist unverbesserlich«, erklärte er, ohne auf meine Frage zu antworten.
»Ich bin nervös.«
»Dafür gibt es keinen Grund.«
Ich wedelte mit der Hand vielsagend in Richtung des Regals mit den Zähnen und Klauen. »Du machst dir also keine Sorgen darüber, dass mir irgendein Monster heute Nacht das Fleisch von den Knochen nagen könnte?«, fragte ich nur halb im Scherz, denn der Gedanke an die Kreaturen ließ mich erschaudern. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich schon bald das erste Mal in meinem Leben die Sicherheit der Stadt verlassen würde, um eines dieser Monster für mich zu beanspruchen. Ginge es nach mir, würde ich mich ihnen auf hundert Fuß nicht nähern, doch dank der Gene, die mir mein Vater vererbt hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als die Bändigerin zu werden, die ich nicht sein wollte.
»Nein«, versicherte mir Marek mit fester Stimme und einem Lächeln. Noch vor zwei Jahren war dieses schüchtern und unbeholfen gewesen, aber mittlerweile wirkte es selbstsicher und entschlossen. Es war nichts mehr von dem dürren Jungen mit den zotteligen Haaren aus dem Waisenhaus zu erkennen, den meine Mutter und Frída vor sechs Jahren aufgenommen hatten. Heute überragte mich Marek um einen halben Kopf, hatte Muskeln von der harten Arbeit in der Waffenschmiede, und das Braun seiner Haare war nur noch zu erkennen, wenn er sich den Schädel nicht gerade frisch rasiert hatte. »Jakub und Benedict werden nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.«
Bei Miloš haben sie es zugelassen.
Ich sprach den Gedanken nicht aus. Wir hatten diese Diskussion schon in Hunderten von Varianten geführt und kamen immer nur zu der Einigung, uns nicht einig zu sein.
Marek war mutig.
Ich nicht.
Er wollte etwas in dieser Stadt verändern.
Ich nicht.
Er hatte Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Ich nicht.
Egal, wie oft er mir das sagte, ich schaffte es nicht, das Selbstbewusstsein heraufzubeschwören, das anscheinend all die anderen Bändiger verspürten. Sie freuten sich auf heute Nacht und machten sich keine Sorgen darum, was passieren könnte, würden sie die Kontrolle über ihr zukünftiges Monster verlieren. Ich hingegen konnte an nichts anderes denken. Und noch mehr als meinen eigenen Tod fürchtete ich, Unschuldige zu verletzen, wenn ich nicht stark genug war, um das Ungeheuer in Schach zu halten, das ich in die Stadt bringen würde.
»Was machst du eigentlich hier? Brauchst du was?«, fragte ich Marek, um das Thema zu wechseln.
»Darf ich meine beste Freundin etwa nicht einfach so besuchen?«
»Nein«, antwortete ich schlicht, aber mein Tonfall war neckisch.
»Pah! Ich hoffe, ein Blutgänger frisst dich auf.«
»Dir ist schon klar, dass du dann hier aushelfen musst?« Er hasste es, im Krám zu arbeiten. Man konnte nichts tun, als auf Kundschaft zu warten oder zu putzen.
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Okay, dann vielleicht doch nicht.«
»Das dachte ich mir.« Ich grinste ihn an. »Aber jetzt sag schon, brauchst du etwas?«
Marek schüttelte den Kopf, wobei die zahlreichen Ringe in seinen Ohren gegeneinanderstießen und leise klirrten. »Ich wollte dir für heute Nacht nur viel Erfolg wünschen«, erklärte er und trat noch etwas näher an die Theke heran. Er roch nach Rauch und Metall. »Mach dir nicht so viele Gedanken, bleib locker und vertrau deinem Instinkt.«
Ein Geräusch, das irgendwo zwischen einem Lachen und Schnauben lag, entfuhr meinen Lippen. Mich von meinen Instinkten führen zu lassen war das Letzte, was ich wollte. Die Monster ließen sich von ihrer animalischen Seite treiben, da wollte zumindest ich bei Verstand bleiben. »Ich verzichte.«
»Wenn du meinst. Aber wenn du nicht aufhörst, dir ständig über alles den Kopf zu zerbrechen, wirst du noch frühzeitig runzelig werden.« Er streckte mir seinen Zeigefinger entgegen und berührte die Falte zwischen meinen Augenbrauen, die es sich dort in den letzten Monaten gemütlich gemacht hatte.
»Lass das.« Ich schlug seine Hand weg.
Marek seufzte. »Ich will damit nur sagen: Was auch immer heute passiert, du schaffst das. Du bist dazu geboren worden, eine Bändigerin zu sein. Es liegt dir im Blut. Denk an all das, was du in Zukunft leisten kannst! Es wird Zeit, dass jemand wie du das System aufmischt, damit die Dinge in dieser Stadt endlich wieder anders laufen.«
Die Hoffnung, die in Mareks Worten mitschwang, sollte mich ermutigen. Stattdessen fühlte ich mich wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln – unfähig zu tun, wofür ich geboren war, sosehr ich es auch versuchte. Der Bruch war da. Unheilbar. Meine Knochen von der Erinnerung an Miloš zertrümmert.
Das erneute Klimpern des Windspiels rettete mich davor, etwas erwidern zu müssen. Ich erwartete meine Mutter, da sie die Schmiede für heute geschlossen hatte. Stattdessen entdeckte ich Alexandr, einen Bändiger aus meinem Jahrgang und meinen einzigen Freund an der Akademie. »Ahoj!«, rief Alexandr heiter und lauter, als es in unserem kleinen Krám nötig gewesen wäre.
»Hey.« Ich lächelte ihn an. »Du bist aber früh dran.«
»Ich habe es zu Hause nicht länger ausgehalten. Du kennst meine Eltern, sie hassen alles, was mit den Bändigern zu tun hat. Tage wie heute führen ihnen nur vor Augen, dass meine Mutter damals Scheiße gebaut hat«, sagte Alexandr betont gleichgültig und blieb neben dem Regal mit den Blutflaschen stehen. »Und wie läuft’s...
| Erscheint lt. Verlag | 28.1.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Kinder- / Jugendbuch | |
| Schlagworte | Akademie • All Age • Alle Age Fanatsy • bändigen • düster • Fantasy • Fantasy Bücher • gedankenkraft • Gestaltwandler • Kreaturen • Monster • Monsterbändiger • Mystery • mytseriös • Prag • Praha • Romantasy • Schattentiere • Schattenwolf • Ungeheuer • Wald • Wilde Jagd |
| ISBN-13 | 9783736318304 / 9783736318304 |
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